Emilia und das Flüstern von Liebe - Angelika Lauriel

  • Titel: Emilia und das Flüstern von Liebe 51js9EYVZeL._SX311_BO1,204,203,200_.jpg


    Autorin: Angelika Lauriel


    Verlag: Books on Demand
    Erschienen: 06.03.2019
    Seitenzahl: 408

    ISBN-10: 3749421684

    ISBN-13: 978-3749421688

    Preis Taschenbuch: 12,99 €

    Preis E-Book: 4,99 €


    Kurzbeschreibung (Quelle: www.amazon.de)

    Eine verträumte Protagonistin wie in "Die fabelhafte Welt der Amelie", eine umwälzende Veränderung der Lebensumstände, ein Traummann, der in Wahrheit gar keiner ist. "Emilia und das Flüstern von Liebe" ist ein Roman der leisen Töne und der tief ausgeloteten Emotionen.

    Theatersouffleuse Emilia Canotti lebt am liebsten unbemerkt. Deshalb liebt sie ihre Arbeit, die es ihr erlaubt, sich vor der Welt im Souffleurkasten zu verstecken. So kommt es, dass nicht einmal die Schauspieler sie kennen, deren professionelle Stütze sie doch ist. Doch dann dreht sich Emilias Leben plötzlich auf den Kopf. Sie muss aus ihrer gewohnten Umgebung heraus, als das für ein Eigenheim gehaltene Haus vom Vermieter gekündigt wird und ihre Mutter in eine Seniorenresidenz zieht. Von heute auf morgen soll Emilia ihr Leben allein in den Griff bekommen.

    In dieser unsicheren Lebenssituation ist sie ausgerechnet auf die Hilfe des Schauspielers Antoine angewiesen, von dem doch alle im Theater wissen, dass er ein skrupelloser Frauenheld ist, und den Emilia verachtet. Dabei verkörpert er auf der Bühne das Idealbild eines Mannes. Bald fragt sie sich, wo er mehr schauspielert - im Theater oder im realen Leben?

    Über die Autorin (Quelle : www.amazon.de)

    Bridget Collins hat an der London Academy of Music and Dramatic Art studiert. Sie hat bisher mehrere Romane geschrieben sowie zwei Stücke, die beim Edinburgh Festival uraufgeführt wurden. »Die verborgenen Stimmen der Bücher« wurde in mehrere Länder verkauft.

    Mein Leseeindruck

    Emilia… Hach, ja, nachdem die letzte Buchseite umgeblättert war, fand ich es schwierig, sie verlassen zu müssen. Für mich gehört sie zu den Protagonistinnen, die man als Leser sofort ins Herz schliesst und nach beenden der Lektüre dann tatsächlich erstmal vermisst. Aber der Reihe nach…


    Man könnte Emilia als bunten Vogel beschreiben – wobei ich finde, dass Vögelchen viel besser zu ihrem sanften Wesen passt. Sie kleidet sich am liebsten kunterbunt und ohne ihren grünen Einkaufstrolley mit den lila Blumen, der farblich perfekt zu ihrem Hut passt, verlässt sie so gut wie nie das Haus. Sie arbeitet als Theater-Souffleuse – aber für sie ist das nicht einfach nur ein Job. Sie liebt das Theater, das sie bereits durch ihren Vater, der ein berühmter Schauspieler war, im Kindesalter kennenlernte, und sie kann so gut wie jede Rolle der grossen Klassiker auswendig, so dass sie eine unverzichtbare Stütze für die Schauspieler geworden ist. Der Souffleuse-Kasten am Rande der Bühne ist ein wichtiger Bestandteil ihrer eigenen, kleinen Welt, in der sie sich vor dem wahren Leben verstecken kann. Daher wundert es auch nicht, dass die Schauspieler zwar nicht auf sie verzichten können, sie aber nicht wirklich kennen.


    Als Leser spürt man schnell, dass Emilia jedoch in ihrer eigenen Welt und vor allem in ihren Träumen gefangen ist. Ihr bester Freund ist ihr Tagebuch, dem sie auch alles anvertraut. Mit fast 40 Jahren lebt sie immer noch bei ihrer Mutter und denkt nicht daran, in ihrem Leben etwas zu ändern. Ihr genügen ihre Arbeit und ihre Träumereien, in denen Antoine, ein heimlich umschwärmter Schauspieler, eine grosse Rolle spielt. Umso grösser ist dann ihr Schock, als ihre Mutter verkündet, dass sie das Elternhaus verlassen und in eine Altersresidenz umziehen würde. Für Emilia bricht ihre Welt zusammen und der Gedanke, sich eine eigene Wohnung zu suchen, überfordert sie. Wird sie es schaffen, sich im wahren Leben, in das sie ihre Mutter reinschubst, zurecht zu finden?


    Die amüsante Erzählweise der Autorin hat mich rasch gepackt und so bin ich sehr leicht in die Lektüre rein gekommen. Genauso rasch hatte sich dann Emilia in mein Herz hinein geschlichen. Einerseits bewunderte ich es, dass sie sich so kleidete, wie sie sich wohlfühlte und sich keine Gedanken darüber machte, wie sie auf die anderen wirkte. Gleichzeitig zeigte sie mir als Leser auch schnell ihre sehr sensible und verletzliche Seite, die ihr das Leben so schwer machten.


    Hin und wieder empfand ich Emilia auch als recht anstrengende Protagonistin. Manchmal hatte ich wirklich Lust sie ein bisschen zu schütteln, damit sie die Augen endlich aufmacht. Aber gerade das macht sie so lebendig und auch liebenswert.


    Für mich ist dieses Buch nicht einfach nur eine Liebesgeschichte – es ist die Geschichte über das sich selber finden, sich selber kennenlernen und vor allem sich selber lieben lernen. Es ist auch eine Geschichte über Vorurteile und wie man über seinen Schatten springen kann. Angelika Lauriel hat wieder einmal ihr Erzähltalent mit ihrem lockeren, angenehmen Schreibstil unter Beweis gestellt - in diesem Buch stellenweise ein klein wenig schnörkelig (was perfekt zu Emilia passt), aber immer ohne kitschig zu werden.

    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und wie bereits zu Beginn erwähnt, Emilia nur ungern zwischen den Buchdeckeln zurück gelassen. Wenn es Emilia noch nicht gäbe, müsste sie glatt erfunden werden.

  • Vielen Dank für die Rezi und das Du mich darauf aufmerksam gemacht hast, dass es ein neues Buch von Angelika Lauriel gibt:-]

    Mir hat ja letztes Jahr "Der Duft der Stille" wahnsinnig gut gefallen. Und auch die Leserunde dazu war sehr schön.

    Ich muss mir ihren neuen Roman gleich besorgen und lesen. Ach wie schön. Das klingt nach einem richtigem Wohlfühlbuch. Sowas kann ich gerade gut brauchen

  • "Emilia" ist mit "Der Duft der Stille" nicht zu vergleichen. Aber ja, man kann es sehr gut ein Wohlfühlbuch nennen. :-)


    Wahrscheinlich wird es später im Jahr eine LR dazu geben. Sobald ich mehr weiss, gebe ich gerne Bescheid. :wave

  • Wahrscheinlich wird es später im Jahr eine LR dazu geben. Sobald ich mehr weiss, gebe ich gerne Bescheid.

    Das ist ja schön, dass es zu dem Buch eine Leserunde geben wird. Allerdins weiß ich nicht, ob ich mit dem Lesen so lange warten kann. Das Buch reizt mich gerade sehr.:)

  • Ich durfte das Buch im Rahmen der Leserunde lesen, vielen Dank nochmal an Ayasha fürs Organisieren und an AngelikaLauriel für das Buch und die nette Begleitung der LR! :blume


    Für mich ist "sperrig" das Wort, das für mich am besten zu diesem Buch passt - und ich kann im Nachhinein auch verstehen, warum es keinen Verlag gefunden hat, auch wenn ich das sehr schade finde, denn die Geschichte ist auf jeden Fall lesenswert! Aber sie passt eben nicht in den Mainstream, sie ist anders als das, was man derzeit massenweise in den Buchläden findet, und sie verlangt vom Leser, sich auf die Charaktere und auf die Handlung einzulassen, was mir nicht immer leicht gefallen ist. Denn auch Emilia ist "sperrig", sie wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, ist einerseits hochintelligent und auch sehr tatkräftig, wenn sie sich mal zu etwas entschlossen hat, ist andererseits aber oft komplett hilflos und mit ihren fast 40 Jahren noch total unselbstständig und von den einfachsten Dingen des alltäglichen Lebens überfordert.


    Aber auch ihr Gegenpart Antoine ist "sperrig" - Antoine, der gutaussehende Star des Ensembles, der Macho, der einen Panzer um seine verwundete Kinderseele gebaut hat und niemanden wirklich an sich ranlässt, und der sich deswegen manchmal so dämlich verhält, dass man ihn am liebsten schütteln möchte - ähnlich übrigens wie auch Emilia, die man als Leser manchmal auch am liebsten gepflegt in den Hintern treten möchte, damit sie endlich in die Gänge kommt.

    Und so vollführen die beiden einen Tanz wie zwei Magnete, die sich einerseits anziehen und dann doch wieder abstoßen, wenn ihre "gleichpoligen" Seiten aufeinandertreffen. Das Ende der Geschichte ist stimmig, nicht zu happy, aber doch so, dass es den Leser optimistisch zurücklässt.


    Gut gefallen hat mir übrigens auch das Motiv der Schnecken, das sich durch den ganzen Roman zieht: Antoine, der sich diese Tiere als Haustiere hält, weil sie er sich vielleicht unbewusst in ihnen wiederfindet, und auch Emilia, deren ganze Entwicklung der einer Schnecke gleicht: sie muss ihr (Schnecken-)haus verlassen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, und auch sie braucht dafür sehr, sehr lange, muss erstmal ihre Fühler ausstrecken, zieht sie wieder zurück, streckt sie wieder aus, um sich dann langsam aber sicher auf den Weg hinaus ins Leben zu machen.


    Ich habe "Emilia und das Flüstern von Liebe" sehr gern gelesen - zum einen, weil die Autorin einen Schreibstil hat, der mir sehr zusagt, und zum anderen, weil es eben kein Mainstream-Buch ist, das man zwar gern und locker wegliest, das man aber auch genauso schnell wieder vergessen hat, sondern weil es einen zwingt, sich mit den Charakteren auseinanderzusetzen und auch noch eine Weile in einem nachhallt.


    Für mich eine klare Lese-Empfehlung für alle, die ruhige Geschichten mit Tiefgang mögen! :-)


    LG, Bella

  • Vielen Dank, liebe Bella!


    Du hast auf den Punkt gebracht, was wie auf dich gewirkt hat. Mir tun deine Worte sehr gut. Mir wurde ja gesagt, dass das Buch unter einem berühmten Namen vermutlich problemlos laufen würde - oder als Lizenz aus dem Ausland. Insofern passt das alles zusammen. :-)


    Nochmals ein Dankeschön an dich, dass du mitgemacht hast und dich auf Emilia und Antoine eingelassen hast.


    Ganz herzliche Grüße

    Angelika

  • belladonna Tolle Rezi, du sprichst mir aus der Seele! :writeHier noch meine eigenen Gedanken dazu:


    Das Cover deutet es schon an: hier geht es um eine Geschichte im Theaterumfeld. Dieses Setting fand ich sehr gelungen, die Atmosphäre des Kleinen Theaters wurde immer wieder spürbar und durch die eingestreuten „Intermezzos“ (einzelne Kapitel, die als Theaterstück geschrieben sind) wurde auch textlich die Sprache des Umfelds aufgegriffen. Es wird auch immer wieder Bezug auf klassische Theaterstücke genommen und überhaupt spielt das Theater eine große Rolle im Leben von Emilia.


    Der Titel weist auf eine Liebesgeschichte hin. Die gibt es – ganz klar, aber viel entscheidender war für mich die Entwicklungsgeschichte von Emilia. Aus einer völlig von der Welt abgekapselten, lebensunfähigen Frau wird nach und nach eine selbstbewusste Dame, die sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst ist. Dabei gibt es allerdings auch den für mich größten Kritikpunkt: ich fand Emilia und teilweise auch Antoine – den männlichen Hauptdarsteller – zu überzogen. So war die (schnelle) Wandlung für mich stellenweise nicht glaubwürdig, denn Emilia wird am Anfang sehr extrem geschildert, so dass ich an eine so große Lebensumstellung nicht glauben kann. Schade, denn das hat für mich das Lesevergnügen doch gemindert.


    Erzählt wird dabei abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven, so aus dem Blick von Antoine oder Hausmeister Emil in der 3. Person, aber auch von Emilia in Form von Tagebucheinträgen. Das ist nicht nur ein gelungene Abwechslung, sondern der Autorin ist es auch wunderbar gelungen, jedem Protagonisten seine eigene Stimme zu geben und dadurch ihren Charakter zu unterstreichen.


    Fazit: Ich kann mich auch hier belladonna nur anschließen: kein mainstream, sondern ein besonderes Buch, das auch „besondere“ Leser braucht, die sich auf die ruhige Geschichte einlassen mögen. Von mir gibt’s dafür 8 Eulenpunkte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021