'Shirley' - Seiten 454 - 538

  • Ab: Drittes Buch, Kapitel 1 „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal“ bis Kapitel 4 „Der erste Blaustrumpf“

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mrs. Pryor ist also doch Carolines Mutter, wie schon erwartet. Es freut mich,

    dass die beiden sich wieder gefunden haben und glücklich miteinander sind. Was ich allerdings nicht so ganz verstanden habe ist, warum erst so ein großes Geheimnis daraus gemacht worden ist? Warum konnte Mrs. Pryor nicht gleich von Anfang an Caroline sagen, dass sie iher Mutter ist?

    Die Krankheit von Caroline ist ja auch etwas merkwürdig. Ist sie nur von dem Liebeskummer wegen Mr. Moore so schlimm krank geworden? Denn anscheinend fehlt ihr ja körperlich gar nicht so viel, außer das sie nichts essen möchte und sich schwach und krank fühlt.

    Die Erkenntnis, das sie ihre Mutter wieder gefunden hat lässt sie dann auf jeden Fall wieder schnell gesund werden.


    Bei den letzten zwei Kapiteln, in dem es vor allem um den Hausunterricht und den Lehrer Louis geht habe ich mir die Frage gestellt wie alt eigentlich Shirley wohl ist? Wird das irgendwo in dem Buch erwähnt? Vielleicht habe ich es überlesen. Irgendwie kann ich sie nicht mehr so recht einschätzen, nachdem sie ja anscheinend erst vor Kurzem noch zusammen Unterricht mit Herny genossen hat. Dann müsste sie eigentlich viel jünger sein als ich sie geschätzt hatte. Urspünglich war sie mir wie Anfang 20 vorgekommen.


    Das Verhätlnis zwischen ihr und dem Hauslehrer empfinde ich auch als etwas merkwürdig und angespannt. Ich vermute, zumindest der Lehrer sieht mehr in ihr als nur seine ehemalige Schülerin.

  • Also hatte ich recht, Mrs. Pryor ist Carolines Mutter. Die ganze Geheimniskrämerei verstehe ich auch nicht, zumal Shirley es auch gewusst bzw. geahnt hatte.

    Hinter Carolines Krankheit vermute ich eine depressive Episode, die Symptome sind klassisch. Kaum hat sie ihren Lebensinn gefunden, in dem Fall ihre Mutter, schwupps ist wieder alles ins Ordnung.

    Diesen Abschnitt empfand ich eher wieder als langweilig...Ich bin ehrlich gesagt froh wenn ich die letzten beiden Abschnitte "geschafft" habe und das Buch ad Acta legen kann. Selten hat mich ein Buch so zwiegespalten...

  • Beim Lesen von Büchern frage ich mich immer wenn neue Charaktere auftauchen, wie ich diese in die Handlung einbinden kann. In diesem Buch ist es auch etwas vorhersehbar, warum eine Mrs. Pryor auftaucht und ich habe auch schon eine Vermutung für den zweiten Mr. Moore. Aber Jessy beschäftigt mich immer noch. Ich finde noch keinen Zusammenhang mit ihrer Figur und der Geschichte. Selbst Mrs. Ainley wurde eine Rolle zugewiesen, aber Jessy?

  • Auf der S. 291 Manesse- Ausgabe steht in einem Dialog zwischen Caroline und Shirley, dass erstere achtzehn Jahre und sechs Monate alt ist und letztere einundzwanzig.

    Danke schön. Das hatte ich dann wohl überlesen. Dann war meine Einschätzung von ihrem Alter also ganz richtig.

    Wobei mir gerade Shirley zeitweise viel reifer und erwachsener vorkommt als nur 21. Aber das war wohl damals generell so üblich, dass man viel früher Verantwortung übernehmen musste als heute.

  • Übers Wochenende war ich nicht online; hatte andererseits aber viel Lesezeit, weswegen ich diesen und den nächsten Abschnitt durch habe. Jetzt muß ich aufpassen, daß ich nichts durcheinander bringe.


    Caroline wird krank, und dabei kommt es dann heraus: Mrs. Pryor ist ihre leibliche Mutter. Etwas erstaunt hat mich, daß Mr. Helstone seine Schwägerin anscheinend nicht erkannt hat. Auch wenn sich das Aussehen eines Menschen verändert, so bleibt doch die Stimme über lange Jahre ziemlich dieselbe.


    Es kommt wieder mal so recht zum Vorschein, daß das eine ganz andere Zeit war. Will man Musik hören, muß man die selbst machen, denn eine wie auch immer geartete Tonaufzeichnung gab es noch nicht. Desgleichen kein Radio, kein Fernsehen, und Internet schon gar nicht. Kein Wunder, daß man sich so oft besuchte (weil Telefon gab es ja auch nicht) oder so viele Handarbeiten erledigte. Irgendwie mußte die Zeit ja herumgebracht werden, war man nicht gerade ein Bauer oder Fabrikarbeiter, der von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang schuften mußte.


    Etwas irritiert hat mich (S. 624 Manesse) der nicht vollendete Satz von Mrs. Pryor: „Mir gegenüber saß... o Gott! Ich habe gelitten!

    Ob sie „der leibhaftige Teufel“ sagen wollte? Überhaupt bleiben die Aussagen über Carolines Vater und was er eigentlich getan hat relativ vage (oder war das im nächsten Kapitel?).


    S. 671 (Manesse) im Kapitel 3 „Alte Schulheft“ mußte ich leicht grinsen, als es hieß: „Und nach der Hochzeit widmen Sie sich dann der angenehmen Aufgabe, das Maisfeld Ihres Eheherrn umzugraben, während er sein Pfeifchen schmaucht oder Feuerwasser trinkt.

    Die Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau war bei den Indianern recht klar geregelt (und teilweise von Stamm zu Stamm anders), aber zu der Zeit, da das hier angesiedelt ist (um 1812) war das „Feuerwasser“ noch kein Problem für die Indianer. Das war es um die Zeit, als das Buch niedergeschrieben wurde, insofern wurde hier anscheinend aus Brontes Gegenwart in die Vergangenheit projiziert (was für die Handlung allerdings unerheblich ist).


    Später (S. 687ff, Manesse, Kapitel,4 „Der erste Blaustrumpf“) wird Louis Moore krank. Shirley möchte unbedingt etwas für ihn tun Sehr verdächtig. :chen


    Gleiches Kapitel, S. 706: „Er wälzte ihn in seinem Gehirn herum, gründlich und bedächtig wie ein Deutscher, der über die Metaphysik nachdenkt.

    Jetzt wissen wir also, welchen Ruf die Deutschen damals in England hatten. :grin

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Krankheit von Caroline ist ja auch etwas merkwürdig. Ist sie nur von dem Liebeskummer wegen Mr. Moore so schlimm krank geworden?

    Das habe ich so verstanden.




    Ich finde noch keinen Zusammenhang mit ihrer Figur und der Geschichte. Selbst Mrs. Ainley wurde eine Rolle zugewiesen, aber Jessy?

    Was die für eine Rolle spielt, außer dem traurigen Ausblick in die Zukunft, weiß ich auch noch nicht. Aber anders gefragt: muß jede in einem Roman erwähnte Person unbedingt eine Rolle spielen?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was die für eine Rolle spielt, außer dem traurigen Ausblick in die Zukunft, weiß ich auch noch nicht. Aber anders gefragt: muß jede in einem Roman erwähnte Person unbedingt eine Rolle spielen?

    Das ist eine gute Frage. Ich will es mal so sagen: Nach meinem Empfinden wäre mir das lieber, wenn jede erwähnte Person eine Rolle spielen würde, denn dann könnte ich die einzelnen Handlungsfäden für mich besser zusammenführen. Aber wenn die Autorin so vorgeht, kann ich es nicht ändern :/

  • Aber Jessy beschäftigt mich immer noch. Ich finde noch keinen Zusammenhang mit ihrer Figur und der Geschichte. Selbst Mrs. Ainley wurde eine Rolle zugewiesen, aber Jessy?

    Dazu ein Zitat aus dem Nachwort meiner Ausgabe (S. 948, Manesse):

    "Die Eingangspassage über den wahren Kuratenregen, der sich seit damals über Yorkshire ergossen hat, und die Hinweise über das spätere Schicksal der kleinen Jessie Yorke, die einen zunächst befremden, zeugen von der großen Leichtigkeit, mit der Charlotte Brontë jedes Dozieren über den Wandel der Zeiten vermieden hat."

    Sie wollte - so habe ich das verstanden - "einfach" darstellen, nicht belehren.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")