Kalte Wasser – Melanie Golding

  • · Broschiert: 400 Seiten

    · Verlag: HarperCollins; Auflage: 1 (9. Juli 2019)

    · Sprache: Deutsch

    · ISBN-10: 3959672969

    · ISBN-13: 978-3959672962


    Kurzbeschreibung:

    Lauren ist gerade Mutter von Zwillingen geworden, als der Alptraum beginnt. Eine Frau steht nachts an ihrem Krankenhausbett und schlägt ihr einen grausamen Deal vor: Eines von ihren Kindern gegen eines von Laurens. Lauren kann sich retten und die Polizei rufen. Dort wird der Vorfall zuerst nicht ernst genommen. Nur die junge Polizistin Harper glaubt ihr. Und dann nimmt Lauren eine verstörende Veränderung wahr: Etwas stimmt mit ihren Kindern ganz und gar nicht. Wird sie langsam verrückt, oder weiß sie etwas, das sonst niemand weiß?


    Über die Autorin:

    Melanie Golding hat in Bath Kreatives Schreiben studiert. Im Jahr 2017 gewann sie einen Preis für ihre Kurzgeschichte beim Mid Somerset Festival sowie den Evelyn-Sanford-Preis. Sie lebt in Bath und schreibt bereits an ihrem nächsten Roman.


    Mein Eindruck:

    Als Mysterythriller gehandelt ist das Debüt der britischen Schriftstellerin Melanie Goldings strukturell wie ein typischer Psychothriller aufgebaut. Als Leser weiß man lange nicht, wem kann man glauben.

    Die junge Autorin hat ein großes Interesse an Folklore und schöpft daraus den Mythos der dämonischen Wesen, die den Menschen untergeschoben wird. Ein Aberglauben, den die etwas labile Lauren für möglich hält. In ihrem offenbar fremdgehenden Ehemann hat sie kaum Unterstützung und dann verschwinden die Babys eines Tages tatsächlich. Die engagierte Polizistin Jo Harper findet die Kinder, doch Lauren glaubt nicht, dass es die richtigen sind.


    Verschiedene Möglichkeiten kann man annehmen, doch das die 2 Babys der jungen Mutter Lauren wirklich Wechselbälger im Sinne von kleinen Kobolden sind, ist die unwahrscheinlichste.


    Melanie Golding zieht das Buch nach der guten altmodischen Art des klassischen Psychothrillers durch, schreibt ansonsten natürlich modern und das ergibt einen guten Roman, ohne die im Psychothriller üblichen Gewaltszenen. Dafür leidet man mit, wenn Lauren immer verwirrter wird.

    Erfreulich, dass der subtile Roman (Originaltitel Little Darlings) so erfolgreich war und sogar schon die Filmrechte verkauft sind.


    ASIN/ISBN: 3959672969

  • Lauren hat nach der schon recht traumatischen Geburt ihrer Zwillinge ein erschreckendes Erlebnis im Krankenhaus. Völlig fertig und übernächtigt hat sie nachts das Gefühl, das in ihrem Mehrraumzimmer eine weitere Frau mit Zwillingen ist. Diese seltsame Frau schlägt ihr vor, eines ihrer Kinder zu tauschen. Und falls Lauren mit diesem Deal nicht einverstanden ist, würde sie sich beide Kinder holen. Lauren verschanzt sich im Bad und kann Hilfe holen. Aber niemand hat eine weiter Frau gesehen oder etwas bemerkt. Da Lauren eine wirre Geschichte erzählt, glaubt ihr niemand und schiebt es auf postnatale Probleme und Schlafmangel. Doch Lauren ist von da an von einer tiefen Angst um ihre Kinder erfüllt. Zurück zu Hause verlässt sie das Haus nicht und verschanzt sich im Bad. Ihr wenig hilfreicher Mann und Freundinnen aus dem Vorbereitungskurs beginnen sich Sorgen zu machen um ihren geistigen Zustand. Schließlich lässt sich Lauren nach einigen Wochen dazu bringen, mit den Kindern einen Ausflug zu einem nahen See zu machen. Doch gerade bei ihrem ersten Ausflug passiert etwas, was ihre Ängste bestätigt.


    „Kalte Wasser“ erzählt eine leicht unheimliche Geschichte. Lauren hat das Gefühl, das ihre Kinder von einem unheimlichen Wesen ausgetauscht wurden und nicht mehr ihre Kinder sind. Stattdessen hat sie zwei Wesen, die aussehen wie ihre Kinder und alle anderen Menschen täuschen können. Aber wenn sie mir ihnen alleine ist, verhalten sie sich merkwürdig. Das ist eine unheimliche Geschichte und in weiten Teilen kann man Laurens Schrecken auch nachvollziehen. Der Autorin gelingt es, es lange in der Schwebe zu halten, ob Lauren tatsächlich eine unheimliche Begegnung hat oder ob sie sich das ganze einbildet. Leider ist das Buch aber recht langsam erzählt und gerade zu Anfang wird viel über die Geburt und die aufreibende Versorgung der Zwillinge geschildert. Das ist etwas ermüdend und ich hätte diese ausschweifenden Erläuterungen in dem Ausmaße nicht gebraucht. Auch wenn man so mitverfolgen kann, wieso Lauren so eine unzuverlässige Erzählerin ist, wirkt es sich auf die Spannung und den Lesefluss ausbremsend aus. Es wird oft einfach viel zu ausführlich erklärt und berichtet. Einzelheiten, etwa wie schwer es ist, Zwilling gleichzeitig zu stillen, sind vielleicht für den ein oder anderen interessant, mir waren sie zu ausführlich geschildert.


    Trotz meiner Kritik ist das Buch leicht und flüssig zu lesen. Die Autorin hat immer mal wieder kurze Zitate am Anfang ihrer Kapitel gesetzt, die aus Geschichten über Zwillinge oder Wechselbalge sind. Ihr gelingt es wirklich gut, es für uns Leser offenzuhalten, ob Lauren nun psychisch krank ist oder tatsächlich ein unheimliches Wesen ihre Kinder ausgetauscht hat. Es hätte nur ein wenig gestraffter und spannender erzählt werden können.


    Ich habe die englische Originalausgabe "Little Darlings" gelesen.

  • Obwohl ich im Grunde eine zartbesaitete Seele bin, grusele ich mich hin und wieder doch sehr gerne. Daher hatte mich die Kurzbeschreibung von „Kalte Wasser“ sofort angesprochen. Umso überraschter war ich dann, als sich die Geschichte ganz anders als erwartet entwickelte.


    Ich muss gestehen, dass mich die Erwähnung der Polizistin Harper in der Inhaltsangabe dazu verleitete anzunehmen, es handele sich hier um einen klassischen Psychothriller. Dass diese Geschichte doch viel mehr als das war, konnte ich erst mit der Zeit erkennen. Allerdings brauchte das seine Zeit, da gerade zu Beginn des Buches die Autorin weit ausholte und Laurens Entbindung und die darauffolgenden Komplikationen bis ins kleinste Detail schilderte. Für meinen Geschmack war das etwas zu viel des Guten und eine zeitlang musste ich mich zwingen weiter zu lesen.


    Alleine die Neugierde, was es mit der geheimnisvollen Gestalt wirklich auf sich hatte und auch wie die Polizistin Harper in die Geschichte rein passen sollte, hielten mich zu dem Zeitpunkt bei der Stange. Auch der angenehme Schreibstil hat mich dann doch durchhalten lassen und am Ende wurde ich für das Durchhalten belohnt.


    Die Bezeichnung Mysterythriller ist meiner Meinung nach hier unerlässlich, um enttäuschte Leser zu vermeiden. Schlussendlich hat für mich der Mysteryanteil jedenfalls überwogen, was meinem Lesegeschmack jedoch sehr entgegen kommt. Reine Krimi- und Thrillerleser könnten eventuell enttäuscht werden. Aber für mich ist dieses Buch weit mehr als ein Thriller und die Autorin hat mich mit dieser subtilen Geschichte – gerade auch durch ihr Schlusswort – doch auch tief innen berührt. Es war für mich keine leichte Lektüre und man kann sie auch nicht einfach in ein Schema packen. Die Stärke dieses Buches erlebe ich vor allem im Nachhall und schlussendlich bin ich froh, dass ich das Buch gelesen habe.

  • Lauren Tranter hat gerade in einer Klinik in Großbritannien entbunden. Doch kaum sind die Zwillinge, die Jungen Riley und Morgan, auf der Welt, beginnt ihr ganz persönlicher Alptraum. Noch im Krankenhaus erscheint eine Frau mitten in der Nacht an ihrem Bett und will ihr einen schrecklichen Deal aufzwingen: Lauren soll eines ihrer Kinder gegen eines der Frau austauschen. Zwar kann sich Lauren mit ihren Zwillingen noch in die Toilette retten und dort die Polizei rufen. Dann jedoch werden ihre Kinder entführt. Niemand nimmt Laurens Aussagen ernst. Nur eine junge Polizistin, Detective Sergeant Joanna Harper, glaubt ihr. Aber hat sich wirklich alles so zugetragen und was hat es dann damit auf sich? Will man Lauren bewusst in den Wahnsinn treiben? Oder wird sie tatsächlich allmählich verrückt?


    „Kalte Wasser“ ist der Debütroman von Melanie Golding.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 43 Kapiteln, denen ein spannender Prolog vorangestellt ist. Erzählt wird vorwiegend aus der Sicht von Lauren, aber auch der von Harper. Die Handlung umfasst einen Zeitraum zwischen dem 13. Juli und dem 10. Oktober. Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung. Ab und an sind Zitate aus literarischen Werken, Mythen, Märchen und Liedern eingefügt. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.


    Der Schreibstil ist anschaulich und detailliert. Nach dem Prolog braucht die Geschichte ein wenig Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Dann aber konnte mich der Roman packen.


    Die Protagonisten bleiben insgesamt ziemlich undurchsichtig, was die Spannung aufrechterhält. Niemand außer der Polizistin kommt sehr sympathisch rüber, was mich allerdings nicht gestört hat.


    Die recht kreative Grundthematik der Geschichte hat mir gut gefallen. Zwar wird hier mit Ängsten vieler Leser gespielt, zum Beispiel vor einer Kindesentführung. Dennoch werden auch alltäglichere Probleme wie postnatale Störungen und die psychische Gesundheit thematisiert, was durchaus Denkimpulse geben kann.


    Der Autorin gelingt es, einige falsche Fährten auszulegen. So wird die Spannung größtenteils bis zum Schluss erhalten, obwohl auf blutige Grausamkeiten und derartiges bewusst verzichtet wird. Nur streckenweise ist mir der fast 400 Seiten umfassende Roman ein wenig zu langatmig. Die Auflösung wirkt schlüssig, aber das Ende lässt auch noch Raum für eigene Interpretationen und Überlegungen. Interessant ist in diesem Zusammenhang das mit „Liebe Leserin, lieber Leser“ beginnende Nachwort der Autorin, in dem sie erklärt, was sie dazu bewegt hat, dieses Buch zu schreiben.


    Das ansprechend gestaltete Cover passt gut. Die deutsche Version weicht bei Optik und Titel von der britischen Originalausgabe („Little Darlings“) ab, was ich in diesem Fall jedoch nachvollziehen kann.


    Mein Fazit:

    „Kalte Wasser“ von Melanie Golding ist ein mystisch angehauchter Spannungsroman, der für fesselnde Unterhaltung sorgt. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die nicht viel Blutvergießen brauchen, um auf ihre Kosten zu kommen.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.