Rebecca Gablé – Teufelskrone

  • König John in neuem Licht betrachtet


    Buchmeinung zu Rebecca Gablé – Teufelskrone


    „Teufelskrone“ ist ein Historischer Roman von Rebecca Gablé, der 2019 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der sechste Band der Waringham Saga.


    Zum Autor:

    Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute ist sie freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca.


    Klappentext:

    England 1193: Als der junge Yvain of Waringham in den Dienst von John Plantagenet tritt, ahnt er nicht, was sie verbindet: Beide stehen in Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Doch während Yvain und Guillaume of Waringham mehr als die Liebe zur selben Frau gemeinsam haben, stehen die Brüder John Plantagenet und Richard Löwenherz auf verschiedenen Seiten - auch dann noch, als John nach Richards Tod die Krone erbt. Denn Richards Schatten scheint so groß, dass er John schon bald zum Fluch zu werden droht ...


    Meine Meinung:

    Dies war mein erster Waringham und meine Erwartungen waren riesig. Rebecca Gables Schreibstil überzeugt durch Klarheit und atmosphärischen Touch. Sie schildert Szenen und überträgt dabei viele Gefühlseindrücke. Neben einem mehrseitigen Personenverzeichnis gibt es ein umfangreiches Nachwort, in dem reale und fiktive Geschehnisse abgegrenzt werden. Auch ist das Werk sehr gut geplottet. Die Brüder Yvain und Guillaume Waringham dienen unterschiedlichen Königen und sind diesem jeweils treu verbunden. Yvain, die Hauptfigur des Buches, dient erst dem Prinzen und dann dem König John. Er erlebt John oft aus der Nähe und zeichnet ein komplexes Bild Johns. Zugleich ist Yvain eine gelungene Figur, die moderne Ansichten mit Ansichten seiner Zeit verknüpft. Trotz einiger Schwächen ist er sehr sympathisch, aber seine Treue zu John ist kaum nachvollziehbar. John behandelt ihn manchmal sehr schlecht, aber für Yvain gibt es nur John als König. Eine komplizierte Liebesgeschichte zieht sich durch das ganze Buch und sorgt für reichlich Aufregung. Die historischen Belange sind gründlich recherchiert und fließen unauffällig ein. Auch die Schilderung des damaligen Lebens findet einen angemessenen Raum und der Leser bekommt eine gute Vorstellung vom Leben der damaligen Zeit, sowohl im Umfeld des Königs, der Bewohner einer Burg, der Ritter, aber auch der einfachen Leute. Rebecca Gable verzichtet fast vollständig auf die Beschreibung von Kampfszenen und unnötiger Gewalt. Viele Grausamkeiten werden indirekt geschildert und wecken dennoch Abscheu. Gegen Ende des Buches gibt es doch mehrere dieser Kampfszenen, aber ihre Beschreibung ist keine Kernkompetenz der Autorin. Auch das gewählte Ende hat mich nicht mitgenommen.


    Fazit:

    Ein umfangreiches Werk über König John, dass ihn mit einem komplexen Charakter darstellt. Rebecca Gable glänzt mit einem gelungenen Plot und glaubhaften Figuren mit Stärken und Schwächen. Kampfszenen sind nicht so ihre Stärke und auch das Ende hat mich nicht mitgenommen. So gibt es diesmal nur vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Den Freunden historischer Romane kann ich das Buch aber uneingeschränkt empfehlen.


    ASIN/ISBN: 3785726600

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Es gibt Bücher, denen fiebert man schon Tage vor ihrem Erscheinen entgegen, genau so ging es mir mit dem neuen Roman von Rebecca Gablé. Sie ist einer meiner absoluten Lieblingsautorinnen und sie wird absolut zurecht von vielen treuen Leserinnen und Lesern „Die Königin des historischen Romans“ genannt.

    Das Cover ist mal wieder erste Klasse, der Verlag bleibt sich treu und ich finde die Covergestaltung der Reihe einfach gelungen. Der Klappentext macht definitiv Lust auf mehr und eigentlich möchte man sofort anfangen zu lesen. Er stellt aber auch die beiden großen Bereiche in den Mittelpunkt: die beiden Brüder im Kampf um die Krone und die beiden Waringham-Brüder.

    Eigentlich ist dieser sechste Band zeitlich gesehen, der erste Band der Waringham-Reihe. Warum fragen Sie sich? Rebecca Gablé hat dies in einem Interview (Podcast auf der Lübbe Homepage) wie folgt beantwortet, die nächste Epoche sei einfach nicht die Ihre (Barock) und Männer mit Perücken ginge (bei ihr) gar nicht, außerdem habe das Mittelalter noch so viel zu bieten und es sei schließlich ihre Kernkompetenz, also habe sie sich dem freien Zeitfenster vor dem Lächeln der Fortuna zugewandt. Richard Löwenherz und sein Bruder John Ohneland bieten natürlich für eine Autorin historischer Romane genügend Stoff. Richard, stellt die Autorin Guillaume of Waringham zur Seite und John ohne Land, den jüngeren Yvain of Waringham. Beide Brüderpaare haben einiges gemeinsam und dennoch ist jeder für sich sehr unterschiedlich, so dass der Leser einen facettenreichen Potpourri an männlichen Protagonisten durch die Zeiten begleiten darf. Als weiblichen Gegenpart haben die beiden Herrscher-Brüder ihre Mutter Eleonore von Aquitanien, einer der wohl berühmtesten und beeindruckendsten Frauen des Mittelalters. Die Waringham Brüder begleiten Amabel (Guillaumes Frau) und Beatriz (Yvains Frau). Sodass sowohl weibliche als auch männliche Leser genug Identifikationsfiguren zur Verfügung stehen, um mit ihrer Heldin oder seinem Helden mit zu fiebern. Themen des Romans sind natürlich einmal der historische Hintergrund, also die Geschichte der Plantagenets. Aber auch andere Themen, die Menschen durch alle Zeiten hindurch beschäftigen: die Liebe (zwischen Mann und Frau), die Rolle der Frauen in der Gesellschaft, die Verantwortung gegenüber der Familie. Zudem gibt es bei Yvain dem Hauptprotagonisten Wesenszüge die eingefleischte Waringham-Fans wieder erkennen werden: die Seekrankheit, die Gabe mit den Pferden „zu reden“ oder auch das teilweise vorlaute Mundwerk. Der Roman wird chronologisch erzählt, es gibt einige Zeitsprünge, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen, da Orts- und Zeitangaben vor jedem Abschnitt zu finden sind.

    Der Schreibstil der Autorin ist wie eh und jeh süffig und die Seiten fliegen nur so dahin, ich habe die über 900 Seiten als solche nie wahrgenommen und war am Ende ein wenig wehmütig, wie schnell das langersehnte Buch, dann doch wieder zu Ende war.

    Zum Ende hin fällt der Roman leider etwas ab, sodass ich leider nicht die absolute Punktzahl vergeben kann. Das Warum verrate ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht, denn sonst würde ich zu viel vom Ausgang des Romans verraten. Aber vielleicht ist es auch Meckern auf ganz hohem Niveau, denn Rebecca Gablé hat mit Sicherheit einen der historischen Romane dieses Jahres geschrieben und andere Fans werden das Ende vielleicht anders sehen. Wobei ich, soviel sei verraten, vor allen Dingen das Benehmen oder bzw. das Verhalten Yvains of Waringham kritisiere. Umfangreiches Zusatzmaterial runden wie gewohnt bei Rebecca Gablé den Roman ab.

    Ich bedanke mich sehr, bei der Lesejury für die Auswahl, dass ich als eine der wenigen Rezensentinnen im Rahmen einer Leserunde diesen Roman vor allen anderen lesen durfte. Mein Dank gilt natürlich auch Rebecca Gablé, dass sie uns mit genommen hat auf eine außergewöhnliche Reise und dass sie das Experiment gewagt hat, in der Zeit zurück zu springen. Trotz meiner Kritik würde ich mich natürlich auch über einen siebten Waringham-Roman freuen. Ich vergebe für diesen Roman 9 von 10 möglichen Eulenpunkten.

  • Rebecca Gablé nimmt uns wieder mit nach Waringham. Nachdem wir im letzten Band Königin Elisabeths Zeit erleben durften, folgt nun der Sprung zurück in die Zeit von Richard Löwenherz und John Ohneland. In Waringham ist Jocelyn der Baron und seine beiden Söhne dienen unterschiedlichen Plantagenets. Guillaume, der Ältere, war mit König Richard auf dem Kreuzzug und bringt die Nachricht von dessen Gefangennahme auf der Rückreise nach England. Sein jüngerer Bruder Yvain tritt kurz darauf als Knappe in Prinz Johns Haushalt ein. Das Verhältnis zwischen den Brüdern ist daher etwas angespannt, kann Guillaume John doch gar nichts abgewinnen. Doch im Gegensatz zu den Plantagenet Brüdern, schaffen es die Waringhams sich nicht zu entzweien. Ihr Verhältnis bleibt Zeit ihres Lebens freundschaftlich.


    Yvain bleibt trotz vieler Zweifel John lange treu, auch wenn es immer wieder zu Zerwürfnissen kommt. Doch irgendwann bricht das Verhältnis und Yvain muss sich entscheiden, wen er in Zukunft unterstützen will.

    Rebecca Gablé gelingt es in ihrem Roman eine Seite von König John zu zeigen, die in den meisten anderen historischen Romanen eher nicht zu finden ist. John ist durchaus taktisch begabt und auch im Krieg erfolgreich. Allerdings leidet er immer wieder darunter, mit seinem großen Bruder verglichen zu werden. Und im Gegensatz zu seinem Bruder ist er kein Glückspilz. Am Ende zeigt sich dann das grausame Gesicht, das alle Welt kennt. Diesen Wandel hat die Autorin wirklich toll beschrieben und anhand der Figur von Yvain lässt sich auch gut nachvollziehen, wie sehr diese Wandlung auch seine Bundesgenossen beschäftigt haben muss.


    Wie immer ist dieser Roman auch ein Ausflug in die Zeit, man lernt viel über das Leben bei Hofe, im Krieg und auf dem Land. Ich hatte immer das Gefühl einen guten Blick auf diese Zeit zu haben und das Kopfkino lief von Anfang an. Generell hatte ich von der ersten Seite an das Gefühl nach Hause zu kommen. Yvain und sein Bruder sind typische Waringhams, inklusive der familiären Seekrankheit, dem Gespür für Pferde und dem vorlauten Mundwerk. Und auch die seherischen Fähigkeiten, die in den späteren Generationen immer wieder auftauchen, sind hier schon Teil der Familie. Beatriz, Yvains Frau, hat sogenannte gläserne Träume. Ihre Figur war zusammen mit Richard und Guillaume eine meiner Lieblingsfiguren.


    Es bleibt zu hoffen, dass Rebecca Gablé nun die Lücke zwischen den Generationen schließen wird. Zwischen dem Ende diesen Buches und dem Auftritt der nächsten Waringham-Generation liegt doch gut ein Jahrhundert und aus dieser Zeit gibt es sicher noch einiges zu erzählen.


    Mit leisem Bedauern habe ich das Buch geschlossen und kann es allen Fans von gut recherchierten historischen Romanen empfehlen. Für langjährige Waringham Fans ist das Buch sowieso ein Muss.


    Bleibt zu hoffen das es bald wieder Nachschub gibt. Bis dahin werde ich wohl noch den ein oder anderen Band der Reihe ein weiteres Mal lesen.


    10 von 10 Punkte

  • Rebecca Gablé springt in ihrem neuen Buch rund um die fiktive Familie Waringham ein paar Jahrhunderte zurück. Genau das war der Grund, warum ich nach längerer Abstinenz mal wieder einen historischen Roman lesen mochte. Gerade die Zeit der Plantagenets finde ich sehr interessant. Hier steht diesmal John Ohneland, vielen nur wegen Robin Hood bekannt, im Mittelpunkt.


    Die Handlung des Buches kann man in ähnlicher Form bei Wikipedia nachlesen. Anschaulicher und menschlicher liest man es natürlich bei Frau Gablé. Diesmal ist es Yvain Waringham, der in die Nähe des Königshofs kommt und aus dessen Sicht wir die Geschichte erleben. Er ist immer dicht dran am späteren König John und ist ihm treu ergeben, erlebt aber auch immer wieder seine Willkür und sein unberechenbares Temperament.


    Das Rebecca Gablé gut und flüssig schreiben kann und ihre Geschichten sich angenehm weglesen lassen, steht außer Frage. Sie ist eine sichere Bank, wenn man zu einem unterhaltsamen und auch informativen historischen Roman greifen möchte. Als ich vor bestimmt 15 Jahren oder mehr „Das Lächeln der Fortuna“ las, war ich sofort begeistert ob ihrer Fähigkeit, ihre fiktiven Figuren in die historischen Ereignisse einzubetten. Ich habe danach fast alle ihre Bücher gelesen. Mein Interesse an dem Genre ist allerdings abgeflacht, und leider hatte auch das letzte Buch, das ich von ihr las, „Der Dunkle Thron“, mich nicht mehr begeistern können. Nun habe ich grundsätzlich ein Problem mit Serienfiguren. Sie gehen mir irgendwann auf die Nerven. Viele Leser fühlen sich bei vertrauten Figuren wohl und wollen mehr von ihnen erfahren. Mich langweilen sie eher. Auch wenn in ihren Büchern die Waringham-Protagonisten immer wechseln, sind sie sich doch alle sehr ähnlich. Und beim Stichwort „ähnlich“ komme ich zu meinem Kritikpunkt: trotz wechselnder Jahrhunderte und historischer Ereignisse erzählt Rebecca Gablé immer die gleiche Geschichte. Ein junger Mann gerät in den Kreis eines Königs und muss sich seinen Launen stellen. Er wird zu einer Schlüsselfigur bei wichtigen Ereignissen und fällt oft in Ungnade. Zudem liebt er immer eine Frau, die er nicht haben kann und macht sich schon sehr früh im Buch einen Mann zum Feind, der ihm bis zum Schluss das Leben schwermacht. Sie setzt leider ihre Bücher immer nach dem gleichen Schema zusammen. Sie ist eine begnadete Geschichtenerzählerin, aber leider erzählt sie immer nach dem gleichen Handlungsmuster. Bei ihren Büchern weiß man immer schon im Voraus, was man bekommt.

    Ich habe die „Teufelskrone“ gerne und zügig gelesen, aber ein richtiger Lesesog wollte sich bei mir nicht einstellen. Ich hätte das Buch auch jederzeit zur Seite legen können. Ein wenig Straffung hätte der Geschichte gutgetan, vor allem gegen Ende. Die gefühlt ewig lange Belagerung zum Schluss hätte so in der epischen Breite für meinen Geschmack nicht sein müssen. Ich habe da eigentlich nur aufs Ende gefiebert. Es gab auch so zwischendurch mal dem einen oder anderen Hänger und über die etwas peinlichen Sexszenen habe ich schnell hinweggelesen. Zum Glück sind es nur wenige. Wie alle Waringhams ist auch Yvain kein Lüstling. Trotz meiner Kritikpunkte ist das Buch aber durchaus lesenswert und unterhaltsam. Ich würde auch wieder ein Buch von Frau Gablé lesen. Es käme halt immer darauf an, um welcher Zeit und um welche historische Figur es geht.

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    England 1193: Als der junge Yvain of Waringham in den Dienst von John Plantagenet tritt, ahnt er nicht, was sie verbindet: Beide stehen in Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Doch während Yvain und Guillaume of Waringham mehr als die Liebe zur selben Frau gemeinsam haben, stehen die Brüder John Plantagenet und Richard Löwenherz auf verschiedenen Seiten – auch dann noch, als John nach Richards Tod die Krone erbt. Denn Richards Schatten scheint so groß, dass er John schon bald zum Fluch zu werden droht ...


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war.

    Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.


    Allgemeines

    Sechster Band der Waringham-Reihe

    Erschienen am 30. August 2019 bei Bastei Lübbe als HC mit 928 Seiten
    Gliederung: Personenverzeichnis – Prolog – drei Teile, Kapitel jeweils mit Orts- und Zeitangaben überschrieben – Autorennachwort – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person, größtenteils aus der Perspektive von Yvain of Waringham

    Handlungsorte und -zeit: Diverse Orte in England und Frankreich, 1193 bis 1216


    Inhalt

    Der sechste Band der Waringham-Reihe ist chronologisch vor der Handlung der zuvor erschienenen Romane angesiedelt und spielt während der Regierungszeit von Richard Löwenherz und seinem jüngsten Bruder John Lackland. Den zahlreichen historischen Persönlichkeiten steht die fiktive Familie Waringham gegenüber. Guillaume of Waringham ist Gefährte und Anhänger von König Richard Löwenherz, der sich kaum jemals in England aufhält. Auf dem Rückweg vom Heiligen Land ist Richard in Österreich gefangen genommen worden. Im Auftrag seiner Mutter Aliénor von Aquitanien müssen die Engländer Unsummen an Lösegeld für Richards Freilassung aufbringen, was zu großem Unmut führt. Richards jüngerer Bruder und Erbe John versucht derweil, die Macht in England zu übernehmen.

    Guillaumes Bruder Yvain of Waringham steht in Johns Diensten und ist als Master of the Horse immer an seiner Seite – sowohl am Hof als auch in Kriegen und blutigen Schlachten. Seine Loyalität zu John wird jedoch mehrfach auf die Probe gestellt, denn John ist ein machtbesessener, rücksichtsloser und grausamer Mann…


    Beurteilung

    Der sechste Band der Reihe überzeugt – wie schon seine Vorgänger – durch einwandfreie Recherche und überaus flüssige, anschauliche und gegen Ende des Romans auch hochspannende Erzählweise.

    Der Leser bekommt einen intensiven Einblick in Leben und Politik in England um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der Erzählung steht neben dem fiktiven Yvain of Waringham der berüchtigte König John, genannt „Lackland“ da er erstens keine größeren Ländereien von seinem Vater König Henry II erbte und zweitens die von England beherrschten Gebiete in Frankreich verlor. König John gilt allgemein in der Geschichtsschreibung als Scheusal, da er cholerisch und unter Alkoholeinfluss – er war höchstwahrscheinlich Alkoholiker – äußerst grausam, skrupellos und unberechenbar sein konnte. Seine Willkür führte letztlich dazu, dass die Barons (Adeligen) gegen seinen Regierungsstil revoltierten und die Festlegung verbriefter Rechte forderten, die in der Magna Carta Libertatumniedergeschrieben wurden – eine Entwicklung, die letztlich zur Einsetzung des Parlaments führte und der schrankenlosen Alleinherrschaft der englischen Könige ein Ende bereitete.

    Eine besondere Gabe der Autorin besteht neben dem fesselnden Erzählstil in der überaus gründlichen und ausgewogenen Ausgestaltung der Charaktere ihrer Romanfiguren. Weit von jeglicher Schwarzweiß-Malerei entfernt, zeichnet sie sogar König John als einen Menschen mit (vielen) Schwächen, aber auch (nicht so vielen) Stärken, was die Loyalität, die ihm von einigen Menschen entgegengebracht wird, zumindest teilweise nachvollziehbar macht. Auch die fiktiven Romanfiguren sind charakterlich differenziert ausgearbeitet.

    Der Roman kann ohne Kenntnis der übrigen Bände gelesen werden, das Zusatzmaterial (vorangestelltes Personenverzeichnis und informatives Nachwort) erleichtert auch dem Leser ohne vertieftes Wissen zur englischen Geschichte das Verständnis.


    Fazit

    Ein historischer Roman der „Oberliga“, ebenso unterhaltsam wie informativ – uneingeschränkt empfehlenswert!

    10 Punkte

    Anbei ein Foto der Magna Carta, leider aufgrund der Glaseinfassung und der Beleuchtung nicht in bester Qualität. Man kann sie im "Treasure Room" der British Library in London besichtigen.


  • Danke wampy für den Tipp! Aber man sollte die Reihe schon von Anfang an lesen, oder? Sind ja jedes Mal immer ziemlich dicke Schmöker..:gruebel

    Die Bücher kann man alle völlig unabhängig voneinander lesen. Jedes ist ein eigenständiger Roman.

    In diesem Fall handelt "Teufelskrone" ja sogar zeitlich vor allen anderen Waringham-Romanen.

  • Ich habe ja die Robin Hood Reihe von Mac P. Lorne gelesen und da kam ja auch die Geschichte von Richard Löwenherz vor.. lohnt sich dieses Buch dann trotzdem?:gruebelVerlockend klingt es nämlich schon..:lesend

    Ich finde, es ist nochmal etwas ganz anderes als die Robin Hood Reihe. Es gibt zwar die historischen Eckpunkte, an denen kommen natürlich beide Autoren nicht vorbei, aber gerade die Könige hatten mir bei Gablé noch mehr Tiefe und es gab noch einiges zu sagen, was mir neu war oder was Rebecca einfach anders beleuchtet hat. Ich habe auch die Lorne-Bücher gelesen und finde Teufelskrone muss man gelesen haben.


    Und wie Saiya schon sagt, kann man alle unabhängig voneinander lesen. Liegen meist ein oder eher mehr Generationen zwischen den Büchern, so dass die Protas der Waringham-Familie sselten persönlich nochmal auftauchen und man auch nicht wirklich Vorwissen braucht. Ich kann es Dir gerne leihen. Oder auch jedes andere von Rebecca. ;)

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mit „Teufelskrone“, dem mittlerweile sechsten Band der Waringham-Saga, liefert Rebecca Gablé wieder einmal einen spannenden historischen Roman ab. Eingebettet in ein Stück englische Geschichte begleitet der Leser ein Mitglied der Familie Waringham durch die Höhen und Tiefen seines Lebens.

    Dieses Mal handelt es sich um Yvain of Waringham, der zu Anfang seinen Dienst als Knappe am Hof von Prinz John antritt und diesem über Jahrzehnte, trotz vieler Zweifel, treu ergeben ist.

    Rebecca Gablé schreibt wie gewohnt mitreißend und spannend, und vermittelt ihre Leserschaft dabei auch einen tiefen Einblick in ein wichtiges Stück englischer Geschichte. Hierbei stellt sie den als besonders grausam bekannten König John aus verschiedenen Blickwinkeln dar, die den meisten neu sein dürften.

    Mir hat dieser Roman gut gefallen, auch wenn das Grundgerüst, nachdem die Autoren ihre Geschichten um die Waringhams aufbaut, immer das gleiche ist.

    Die soll aber auch mein einziger Kritikpunkt bleiben, denn die Helden der Familie Waringham sind doch alle sehr sympathisch mit ihren Stärken und liebenswerten Schwächen.


    Fazit: Wo Waringham drauf steht ist auch Waringham drin…

  • Ein Wiedersehen mit Waringham zu meiner Lieblingszeit, der Plantagenets, was will man mehr. Gewohnt sehr gute Unterhaltung der Autorin, das Buch viel zu schnell ausgelesen. Zum Inhalt wurde schon ausführlich geschrieben.


    Nun beginnt wieder das Warten auf ein neues Meisterwerk der Autorin, zum Glück werde ich nie müde, mal wieder das ein oder andere Buch von ihr zu lesen.

  • England 1193. Richard Löwenherz ist König von England und ewige Streit mit seinem jüngeren Bruder John spaltet das Land. Richard, geboren in Frankreich, sieht England nur als Geldquelle für seine ehrgeizigen Feldzüge in Frankreich und den Kreig im Heiligen Land. In seiner Abwesenheit versucht John die Macht in seinem Vaterland an sich zu reißen. Während Guillaume of Waringham an der Seite von König Richard in den Heiligen Krieg zieht und ein treuer Anhänger ist, tritt sein jüngerer Bruder Yvain in den Dienst des berüchtigten Prinzen John, auch um der unglücklichen Liebe zu Guillaumes Verlobten zu entfliehen. Vom Knappen schafft er es bis zum Ritter. Als Richard stirbt, erbt John die Krone und Yvain schwört auch dem neuen König weiter die Treue. Aber dann lädt John eine schwere Schuld auf sich und macht Yvain zum Mitwisser einer Tat, die ihrer beider Leben verändern soll.


    Zitat: "Wenn du einem König deine Freundschaft schenkst, läufst du immer Gefahr, an seinen Taten zu verzweifeln."


    "Teufelskrone" ist der sechste Teil der Waringham-Saga, aber sie spielt vor allen anderen Teilen, erzählt also die Vorgeschichte derer von Waringham.

    Im Mittelpunkt steht der oft hitzköpfige Yvain, dessen Zunge meistens schneller ist als sein Verstand, was ihn häufig in Schwierigkeiten bringt. Besonders im Dienst des Königs.

    Er beginnt seinen Dienst als Knappe im Haushalt von John "Ohne Land", wie Richards Bruder genannt wird, und wir begleiten ihn über 20 Jahre durch Hochs und Tiefs, durch Kriege und Schlachten, durch Siege und Verluste, für das Land als auch für Yvain selbst.


    Wie immer gelingt es Rebecca Gablé perfekt, historische Personen und Ereignisse mit Fiktion zu vermischen und die "weißen Flecken" in der Geschichte passend zu füllen, so dass man am Ende denkt: Ja, so könnte es gewesen sein. Warum soll nicht ein Ritter aus Johns Gefolge ihn bei seiner schrecklichen Tat gesehen und anschließend bei der Vertuschung geholfen haben? Und natürlich ist es doch denkbar, dass jemand, der selbst der Willkür des Königs ausgesetzt war, später die treibende Kraft war, diesen Punkt in die Magna Charta aufzunehmen, damit so etwas nie wieder passieren kann.

    Bei einer Rundreise durch Südengland habe ich übrigens in der Kathedrale von Salisbury selbst ein Exemplar der Charta sehen können, von der noch 3 existieren. Das war schon etwas Besonderes, wenn man bedenkt, welche Nachwirkungen diese Verfassung hatte.



    Auf den rund 900 Seiten passiert wieder sehr viel, wir lernen diverse Charaktere kennen, historische und fiktionale. Am Ende gibt es eine neue Generation und ich hoffe, es wird eine Fortsetzung geben, denn zwischen "Teufelskrone" und "Das Lächeln der Fortuna" gibt es noch viele Jahrzehnte, die man mit wunderbaren Geschichten über Könige, Prinzen, Ritter, Familie, Liebe und Freundschaft, Treue, Ehre und Loyalität füllen könnte.


    Übrigens habe ich bei der Erwähnung von Prinz John und Nottingham immer mal wieder auf den Auftritt von Robin Hood gewartet, Aber nein, er ist nicht aufgetaucht. *g* Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und war fast enttäuscht, als ich am Ende war. Ich mag alle Teile der Reihe, aber bisher war Band 2 mein Favorit. Jetzt muss ich sagen, dass "Teufelskrone" sich den Platz eins mit "Die Hüter der Rose" teilen muss.