'Die Rückkehr' - Seiten 001 - 038

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  • Über Felix Alter haben wir im folgenden Kapitel nachgedacht :)


    Die Verwendung einiger Wörter hat sich doch sehr geändert. Ich kann mich nicht erinnern, in meiner Kinderzeit überhaupt einen anderen Begriff als "Neger" gehört zu haben.

    Die ersten lebenden schwarzen Menschen überhaupt habe ich bei der US Army gesehen, die in Südhessen stationiert war, da war ich vielleicht sechs oder sieben.

  • S. 25: „Du musst dich entschließen, Felix. Nicht weil du heut etwas unterschrieben hast, sondern weil du sonst nicht weiterkannst.“

    Über den Satz werde ich wohl noch eine Weile nachdenken.

    Für mich heißt das, dass eine Unterschrift oder auch ein Pass nur eine Formalie ist. Wichtiger ist die innere Einstellung, die maßgeblich daran beteiligt ist, wie man die Weichen für sein weiteres Leben stellt. Kaufe ich mir in meiner neuen Heimat eine Immobilie oder gehe ich in Miete, weil im Hinterkopf der Gedanke an eine Rückkehr schwebt? Unternehme ich Anstrengungen, um beruflich weiterzukommen, oder begnüge ich mich mit einfachen Jobs, da sich der Aufwand nicht lohnt?


    Felix hängt irgendwie noch zwischen den Stühlen. Sein Seelenfrieden kehrt erst wieder ein, als seine Großmutter ihm den Vorschlag macht, Österreich zu besuchen. Und ich frage mich, ob es ihm wirklich darum geht, einen Schlussstrich unter Österreich zu ziehen oder einfach nur darum, wieder in der Heimat zu sein.


    Erstaunlich finde ich, dass Felix' Mutter als einzige in Österreich geblieben ist.

  • Beim Wort "Neger" allerdings gibt es mir jedesmal einen Stich. Dabei kann ich mich schon noch daran erinnern, dass dieser Ausdruck für mich als Kind völlig neutral war.

    Das Problem habe ich nun eher umgekehrt: wenn ältere Texte "auf Teufel komm heraus" auf den heutigen politisch korrekten Sprachstil getrimmt (um den Begriff "zensiert" zu vermeiden) werden, stört es mich gar sehr - bis hin zur Ablehung. (Deshalb kommt mir eine neue Fassung etwa von Michael Endes "Jim Knopf" nicht ins Haus.) Es würde überhaupt nicht zum Roman passen, wäre der in heutiger Sprache geschrieben.



    Die Verwendung einiger Wörter hat sich doch sehr geändert. Ich kann mich nicht erinnern, in meiner Kinderzeit überhaupt einen anderen Begriff als "Neger" gehört zu haben.

    Die ersten lebenden schwarzen Menschen überhaupt habe ich bei der US Army gesehen, die in Südhessen stationiert war, da war ich vielleicht sechs oder sieben.


    Eben, oder manchmal auch "Mohr" (bei uns in der Volksschule - so hieß das damals noch - konnte man in der Pause "Mohrenkopfbrötchen" kaufen - und niemand hat sich etwas dabei gedacht).


    Da wir in meiner Heimatstadt eine sehr starke amerikanische Garnision hatten, waren Schwarze im Stadtbild mehr oder weniger normal (zumindest meiner Erinnerung nach).




    Für mich heißt das, dass eine Unterschrift oder auch ein Pass nur eine Formalie ist. Wichtiger ist die innere Einstellung, die maßgeblich daran beteiligt ist, wie man die Weichen für sein weiteres Leben stellt.


    :write In diese Richtung gingen meine Gedanken. Eigentlich selbstverständlich, denkt man bewußt im "normalen Leben" doch eher selten darüber nach.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • und niemand hat sich etwas dabei gedacht

    genau das könnte ja made s Stich verursachen. Es wird durch das Lesen erst bewusst, was wir früher gedankenlos verwendet haben. Wir wussten früher gar nicht, dass es einen rassistischen Kontext hat und werden heute auf unser damaliges Verhalten gestoßen.


    Das Problem habe ich nun eher umgekehrt: wenn ältere Texte "auf Teufel komm heraus" auf den heutigen politisch korrekten Sprachstil getrimmt (um den Begriff "zensiert" zu vermeiden) werden

    Ich verstehe Dein Argument und kann es nachvollziehen. Übertrage das aber mal auf Diskriminierungen anderer Gruppen. Wie würdest Du es bspw. emfinden, heutzutage Nazi-Sprache der 40er in Büchern zu lesen?

  • Bei alten Büchern denke Ich, es kommt darauf an, ob man eine Originalausgabe aus einem andern Jahrhundert liest oder ob es eine irgendwie überarbeitete, redigierte Fassung ist.

    Und um welche Sorte Buch es sich handelt.

    Grimms Märchen sprachlich zu "aktualisieren" empfinde ich als völlig unmöglich. Als Ausnahme kann ich noch Bilderbücher für Vorschulkinder gelten lassen.


    Wenn man heute Bücher aus der Nazi Zeit wieder veröffentlicht, tut man das in seriösen Verlagen nur als kommentierte Ausgabe. Wie die Ausgabe von "Mein Kampf" beim Institut für Zeitgeschichte in München. Alles andere ist sowieso verboten oder erscheint im Ausland.


    Viel wichtiger finde ich, auf unterschiedlichen Sprachgebrauch hinzuweisen, nachzudenken, warum man das heute anders schreiben würde.

  • Wie würdest Du es bspw. emfinden, heutzutage Nazi-Sprache der 40er in Büchern zu lesen?

    Ein solches Buch würde ich vermutlich entweder erst gar nicht beginnen oder abbrechen.



    Im Übrigen schwieriges Thema.

    Wir wussten früher gar nicht, dass es einen rassistischen Kontext hat und werden heute auf unser damaliges Verhalten gestoßen.

    Daß das einen "rassistischen Kontext" hat, mußte mir (und vielen anderen) erst mal jemand sagen, weil es den im damaligen Sprachgebrauch schlicht nicht hatte. Im Übrigen habe ich mich kürzlich sehr gefreut, daß der diesjährige Jacob-Grimm-Preis an den Linguisten Peter Eisenberg vergeben wurde. In der hiesigen Zeitung wurde aus seiner Dankesrede zitiert - und das sprach mir sehr aus dem Herzen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")