Meet The New Dawn (Savage Destiny 6) - Rosanne Bittner

  • But if it is like the other treaties, the white man will find a way to break it. (S. 65)*




    Meine gelesene Ausgabe:

    477 Seiten, kartoniert

    Verlag: ZEBRA Books, Kensington Publ. Corp. New York NY 1986

    ISBN-10: 0-8217-5471-8

    ISBN-13: 978-0-8217-5471-9


    ASIN/ISBN: 1940941660

    Lieferbare Ausgabe:

    423 Seiten, kartoniert

    Verlag: DCA Inc., New York NY, 2015

    ISBN-10: 1940941660

    ISBN-13: 9781940941660



    Hinweis

    Inhaltsangabe wie Meine Meinung spoilern zwangsweise Ereignisse der vorherigen Bände!



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Anschließend an den vorherigen Band wird die Geschichte der Monroes durch die nächsten rund achtzehn Jahre, von 1869 bis 1887 erzählt. Die Monroe-Kinder werden erwachsen und beginnen ihr eigenes Leben. Inzwischen über mehrere Orte Amerikas verteilt, müssen sie ihr Schicksal meistern - ob sie sich nun ihrem Erbe stellen oder nicht, glücklich oder unglücklich.

    Doch in diesen für die Indianer entscheidenden Jahren holt das Schicksal einen jeden ein - mal mit guten, mal mit üblen Folgen. Und während die Monroes versuchen, so gut wie möglich zu leben, zu überleben, während Zeke und Abigail unweigerlich altern, geht die alte Lebensweise der Indianer unter dem Ansturm und der Gier der Weißen unter Tränen endgültig unter.



    Über die Autorin


    Rosanne Bittner wurde 1945 geboren und begann schon während der Schulzeit zu schreiben. Ihr erstes Buch verkaufte sie 1983; bisher sind über sechzig Romane von ihr erschienen. Sie ist seit 1965 verheiratet und zweifache Mutter. Sie lebt in der Nähe des Lake Michigan.


    Informationen im Internet:

    - Die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)

    - Serienaufstellung der Reihe




    Meine Meinung


    Abbie hörte nichts. Sie erinnerte sich an ein junges Mädchen und ihren frisch angetrauten Ehemann, die auf Pferden durch die Rockies Richtung Arkansas Fluß reiten, wo sie die Cheyenne-Familie des Ehemanns treffen und für immer glücklich und zufrieden leben würden.“** (S. 425f) Meine Güte, wie lange ist das her - ein ganzes Menschenleben lang. Rund dreiunddreißig Jahre sind seither vergangen; „Meet The New Dawn“ sollte eigentlich der letzte Band der Reihe sein, daher verstärkt sich dieses „langsame Abschiednehmen“, wie ich zum fünften Band geschrieben habe, immer mehr, je weiter dieser Roman voran schreitet.


    Voller zurückhaltender Melancholie beschleicht einen schon bald das Gefühl, daß das Buch nicht gut enden kann. Die Vorzeichen mehren sich und deuten von Beginn an darauf hin, daß sich eine der Prophezeiungen Zekes aus dem ersten Band in diesem sechsten erfüllen wird. Immer wieder taucht ein Adler auf, und alle Vorzeichen scheinen eindeutig: letztlich wird der einsame Adler die Flügel ausbreiten und davon fliegen.


    Wie klein die Menschen doch waren! Sie hatte achtundvierzig Jahre gelebt, die ihr manchmal wie nur ein Tag erschienen, und eines Tages würde sie im Himmel mit Zeke sein und nichts davon würde mehr zählen.“*** (S. 364) Manches Mal hatte ich das Gefühl, daß es der Autorin fast selbst leid tut, was sie da schreibt und beschreibt. Doch der Ablauf der (historischen) Geschichte, in die die Erzählung eingebettet ist, steht unerbittlich fest. Und so kann die Handlung nur so voranschreiten, wie sie es denn tut. Bis zum bitteren Ende, das allerdings schon im ersten Band fest stand, und zu dem es hier, je weiter die Erzählung voranschreitet, immer mehr eindeutige Hinweise gibt.


    Ein Zeichen, daß Zeke und Abby älter werden, ist sicherlich auch, daß es immer wieder Rückblicke auf frühere Zeiten gibt, Erinnerungen an längst verstorbene Weggefährten hochkommen. Olin Wales - der alte Haudegen. Jason Trent, LeeAnn Trent, Jeremy Trent, Deer Slayer, Gentle Woman, Red Eagle, Yellow Moon, Black Elk, Tall Grass Woman und wie sie alle hießen - wer erinnert sich noch an sie, wer weiß noch, wie sie aussahen? Und immer wieder düstere Ausblicke und Andeutungen. Und nicht alle, die am Beginn des Romans am Leben sind, sind das auch am Ende noch.


    Das Schicksal geht manchmal seltsame Wege, das fällt sogar einer der Figuren auf, als sie in einem ruhigen Moment darüber nachdenkt, wie verschlungen die einzelnen Menschenschicksale doch sind (vgl. S. 385). Vielleicht mögen manche „Zufälle“ zu groß erscheinen, doch was macht das schon? Wer weiß, ob der Lebensweg nicht schon bei der Geburt fest steht und die Lebensaufgabe darin besteht, aus den Ereignissen und Begegnungen das Beste zu machen? Neben solchen Gedanken mag man auch sinnieren, ob nomen nicht tatsächlich ein omen ist; schon früher fand ich es nicht unbedingt glücklich, daß eine der Monroe Töchter den Namen LeeAnn bekam. Wiederholt sich die Geschichte etwa?


    Überaus deutlich wird vor allem in diesem Band auch, wodurch die Kultur der Indianer letztlich zum Untergang verurteilt wurde. Auf Seiten der Weißen fehlte es an jeglichem Verständnis für eine andere Lebensweise als die eigene. Nicht mal der geringste Versuch zu verstehen wurde unternommen - wie auch heute noch die (weißen) Amerikaner sich für die größten halten und sich keine Mühe geben, andere zu verstehen. Auch eine Erklärung für die Politik eines Donald Trump, der in „bester amerikanischer Tradition“ steht. Ein Zusammenleben wäre möglich gewesen, hätte man etwas guten Willen gehabt. Doch was sind Verträge wert, wenn man nur nach Wegen sucht, diese zu brechen (vgl. S. 65)? Und so war denn die Historie wie auch die hier erzählte Geschichte unerbittlich und unvermeidbar.


    Es gibt zahlreiche beeindruckene Szenen im Buch; eine der schönsten und ergreifendsten ist jedoch, wenn Abigal Trent Monroe alleine auf einen unbenannten Berg in den Rocky Mountains steigt und dort auf ihre „Vision“ wartet (vgl. S 364ff). Nicht erst hier ist der Rat angebracht, eine ausreichende Anzahl von Taschentüchern bereit zu halten. Möglicherweise wird man sie brauchen...


    Wie gesagt, ursprünglich sollte das der letzte Band der Reihe sein, weshalb am Ende vieles auserzählt und dennoch, wie das im Leben so ist, vieles offen bleiben muß. Dieses Buch habe ich mit einem seltsamen Gefühl beendet, denn es wurde so geschrieben, daß es am Ende endgültig von den Figuren Abschied nehmen heißt. Zum Glück für uns Leser hat die Autorin die Geschichte dann doch noch im siebten Band weiter erzählt.


    Nichts lebt lang. Nichts bleibt bestehen. Außer der Erde und den Bergen. (vgl. in „Ride The Free Wind“ - Band 2 - S. 208 und weitere, Todeslied der Cheyenne).



    Mein Fazit


    Zeke, Abby und ihre Familie in den Jahren, da die indianische Kultur endgültig unter geht. Unvergeßliche, starke Figuren in aufgewühlten Zeiten. Selten wurde so eindrucksvoll aus Sicht der und mit Verständnis für Indianer erzählt wie hier. Hart und unerbittlich. Großartig.



    Originaltexte / Sinngemäße Übersetzung


    * = Doch wenn es wie mit den anderen Verträgen ist, wird der Weiße Mann einen Weg finden, ihn zu brechen.

    ** = Originaltext: Abbie did not hear. She was remembering a young girl and her new husband riding on horses through the Rockies and toward the Arkansas River, where they would meet her husband’s Cheyenne family and live happily ever after.

    *** = Originaltext: What small things humans were! She had passed through forty-eight years of life in what sometimes seemed a day, and someday she would walk the heavens with Zeke and none of it would matter.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")