Hakan Nesser - Der Verein der Linkshänder

  • Ein Meisterwerk


    Buchmeinung zu Hakan Nesser – Der Verein der Linkshänder


    „Der Verein der Linkshänder“ ist ein Kriminalroman von Hakan Nesser, der 2019 bei btb in der Übersetzung von Paul Berf erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet „De vänsterhäntas förening“ und ist 2019 erschienen.


    Zum Autor:

    „Lesen ist großartig, aber schreiben ist vielleicht noch großartiger“, sagte Håkan Nesser einmal. Den deutschen Lesern ist er besonders durch die Reihe mit Kommissar Van Veeteren bekannt sowie durch die „Gunnar-Barbarotti“-Krimis. In Schweden sind seine Werke so anerkannt, dass zwei seiner Bücher zu Schulliteratur wurden: „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“ sowie „Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla“. Das freut den Autor besonders, weil er bis 1998 als Lehrer tätig war. Der 1950 in der schwedischen Gemeinde Kumla geborene Schriftsteller hat Geisteswissenschaften studiert und Englisch und Schwedisch unterrichtet. Er lebt heute mit seiner Familie in London und auf Gotland.


    Klappentext:

    Kommissar Van Veeteren - mittlerweile im Ruhestand, aber so legendär wie eh undje - bereitet sich innerlich darauf vor, seinen 75. Geburtstag zu feiern, als ein früherer Kollege auftaucht, um ihn von einem alten Fall zu berichten. Damals waren in einer Pension in Oosterby vier Menschen ums Leben gekommen, die nur eines gemeinsam hatten: die Mitgliedschaft in einem "Verein der Linkshänder". Da das fünfte am Treffen teilnehmende Mitglied verschwunden war, wurde der Mann schnell als Täter identifiziert, aber niemals gefunden. Nun ist überaschend nach Jahren seine Leiche aufgetaucht, offensichtlich wurde er zur selben Zeit ermordet wie die anderen. Mit anderen Worten: Van Veeteren und seine Kollegen haben damals versagt, der Mörder ist weiter auf freiem Fuß. Bald danach wird eine weitere Männerleiche gefunden - mit den Ermittlungen hier betraut: ein gewisser Inspektor Barbarotti...


    Meine Meinung:

    Das Zusammentreffen der Krimifiguren van Veeteren und Barbarotti deutete auf einen besonderen Kriminalroman hin. Meine Erwartungen waren riesig und sie wurden erfüllt. Der Kriminalroman spielt auf drei Zeitebenen, zwischen denen der Autor permanent wechselt. In der Zeitebene, die Ende der sechsiger Jahre spielt, beginnt die Geschichte des Vereins, der sich nur aus linkshändigen Schülern rekrutiert. In der zweiten Zeitebene zu Beginn der neunziger Jahre werden mehrere Mitglieder ermordet und in der Jetztzeit ermitteln die Kommissare in einem neuen Mordfall. Van Veeteren erfährt von einem ehemaligen Kollegen, dass sie bei den Ermittlungen zum Mehrfachmord den falschen Täter überführt haben. Van Veeteren nutzt die Flucht vor den Feierlichkeiten zu seinem 75. Geburtstag um mit seiner Lebensgefährtin in dieser Sache zu ermitteln. Beide tauschen dabei meist eher philosophische Überlegungen aus, kommen aber trotzdem auch in der Sache voran, Durch eingefügte Abschnitte aus den früheren Zeitebenen werden die Überlegungen des Lesers immer wieder in eine falsche Richtung geleitet. Alles klingt plausibel und man glaubt, den Täter überführt zu haben, aber dann tauchen neue Ermittlungsergebnisse auf, die dem widersprechen. Dieses Vorgehen wiederholt sich einige Male. Dann wird Barbarotti in einem aktuellen Mordfall zu Ermittlungen nach Maardam geschickt. Er ist mit einer Kollegin unterwegs und auch sie pflegen Unterhaltungen, die ofr nur bedingt mit dem Fall zu tun haben. Bei einem gemeinsamen Abendessen wird dann der Fall gelöst. Dessen sind sich beide Ermittler sicher.

    Hakan Nesser ist ein begnadeter Erzähler, der mich fesselt ohne das es die Spannung braucht. Er beschreibt die Menschen so, dass ich eine genaue Vorstellung ihrer Persönlichkeit habe. In diesem Buch kommt dem Leser ganz automatisch die Rolle eines Ermittlers zu und mehrfach hatte ich einen Täter überführt, der es dann doch nicht war. Der Autor spielt mit dem Leser auf eine besondere Weise. Am Ende hatte ich volles Verständnis für den Fehlgriff van Veeterens, zumal er mit allen Fakten und der Mithilfe seiner Partnerin doch noch den richtigen Täter erkennt.


    Fazit:

    Mir hat dieses Werk unheimlich viel Vergnügen bereitet, auch wenn oder gerade weil mir mehrfach eine vollständige Lösung suggeriert wurde, die dann mit einer weiteren Information hinfällig wurde. Ich kann nur applaudieren, die Höchstnote fünf von fünf Sternen vergeben (100 von 100 Punkten) und eine Leseempfehlung aussprechen.


    ASIN/ISBN: 3442758157

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • "Der Verein der Linkshänder" von Hakan Nesser erschien (HC, gebunden) im btb-Verlag, 2019 und das Besondere dieses außergewöhnlichen Kriminalromans (obgleich Roman auf dem Cover steht) ist für viele Fans des schwedischen Bestseller-Autors mit Sicherheit, dass hier sowohl Van Veeteren (aus der gleichnamigen Reihe vielen bekannt) als auch Barbarotti (dito) gemeinsam ermitteln und recherchieren, wenn auch erst am Ende des Buches, das in drei Teile gegliedert ist und mich wie bereits zuvor "Der Fall Kallmann" zu begeistern und aufs Trefflichste zu unterhalten wusste....

    (Sowohl auf die Van Veeteren-Romane als auch die Barbarotti-Romane des Autors darf ich mich noch größtenteils freuen, da ich sie noch nicht kenne).


    Inhalt:


    "Kommisar Van Veeteren - mittlerweile im Ruhestand, aber so legendär wie eh und je - bereitet sich innerlich darauf vor, seinen 75. Geburtstag zu feiern, als ein früherer Kollege auftaucht, um ihm von einem alten Fall zu berichten. Damals waren in einer Pension in Oosterby vier Menschen ums Leben gekommen, die nur eines gemeinsam hatten: Die Mitgliedschaft in einem "Verein der Linkshänder". Da das fünfte am Treffen heimlich teilnehmende Mitglied verschwunden war, wurde der Mann schnell als Täter identifiziert, aber niemals gefunden. Nun ist überraschend nach Jahren seine Leiche aufgetaucht, offensichtlich wurde er zur selben Zeit ermordet wie die anderen. Mit anderen Worten: Van Veeteren und seine Kollegen haben damals versagt, der Mörder ist weiter auf freiem Fuß. Bald danach wird eine weitere Männerleiche gefunden - mit den Ermittlungen hier betraut: Ein gewisser Inspektor Barbarotti...."

    (Quelle: Klappentext)


    Meine Meinung:


    Dieser stilistisch ganz unaufgeregt und dennoch sehr spannende Roman entführt den Leser ins schwedische Oosterby Ende der 60er Jahre: Marten Winkelstroop und Rejmus Fiste, beide Linkshänder, die in der Schule mit einem sog. "Korrekturhandschuh" dazu gezwungen werden, mit der rechten Hand zu schreiben, gründen einen "Verein der Linkshänder", dem später noch Quintus Maasenegger und Kuno Blavasky sowie die Zwillinge Clara und Birgitte Behrens beitreten werden. Wer diese Zeit erlebte, findet sich selbst in Erinnerungen wieder - oder so wie ich, Erinnerungen an den "Clubkeller" meiner älteren Geschwister und von Jugendlichen jener Zeit, in dem Musik gehört, Feste gefeiert und auch Marihuana konsumiert wurde. Nesser gelingt es, die Protagonisten sehr lebendig darzustellen und ihre Gedankengänge offenzulegen, auch die Zweifel und Ungereimtheiten. Clara und Birgitta (äußerlich so gut wie nicht voneinander zu unterscheiden, sehr wohl jedoch von ihrer unterschiedlichen Charakteristik; während Clara stark und mutig ist, erscheint Birgitte eher zurückhaltend und ängstlich) betreuen die Kinder eines reichen Ehepaars, das in der Filmbranche arbeitet, um sich ihr Taschengeld aufzubessern. Eines Tages entwickeln einige in der Gruppe einen Plan, um endlich mehr Geld für Schallplatten und andere Träume zur Verfügung zu haben - wird er gelingen?


    Der Krimi spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen; Ende der 60er, im Jahre 1991, als alle Mitglieder des "Vereins der Linkshänder" eingeladen werden, um sich erneut in Oosterby zu treffen, und in der Gegenwart bzw. 2012, als Van Veeteren nicht umhin kommt, sein damaliges Versagen als leitender Ermittler mit einem erfolgreichen Finden des wahren Mörders ad acta zu legen; seine Ehre als lebende Legende wäre sonst angekratzt. Nesser erzählt die Geschichte des VdL, des Treffens über 20 Jahre später und die Arbeit der Polizisten und Ermittler in der jetzigen Zeit sequenzgemäß, in den drei Zeiten immer wieder wechselnd, so dass trotz ruhiger Erzählweise (oder gerade deswegen?) immer mehr Spannung aufgebaut wird. Auf literarisch hohem Niveau versteht es der Autor, den Leser miträtseln zu lassen und die Hauptprotagonisten sehr detailliert zu zeichnen. Ich bin von diesem Stil sehr fasziniert und freue mich bereits auf weitere Werke von ihm!


    Auch trockener Humor, der Van Veeteren zu eigen ist und auch die liebevolle Beziehung zu Ulrike, die dem fast 75jährigen ermittlungstechnisch und psychologisch zur Seite steht (und selbst großen Gefallen an dieser Aufgabe hat), durchzieht den Roman auf positive Weise, besonders was die eigene Vergänglichkeit betrifft. Im letzten Teil trifft man auf Barbarotti und Backman, die ebenfalls verliebt ineinander sind und mehr als Kollegen (nach außen hin jedoch schon). Der Kriminalroman lebt durch seine, teils auch humorvollen, Dialoge, die sehr viel Lebendigkeit in die jeweilige Person transportieren. Es wird klar, dass bei einer Person die Fäden letztendlich zusammenlaufen - und den Ermittlern wenig Zeit bleibt, einen weiteren Mord noch zu verhindern... Nesser lässt schlussendlich den Mörder selbst zu Wort kommen, der emotionslos, kalt und abgebrüht ist, dessen Motivation jedoch nicht im Unklaren bleibt.

    Dank Barbarottis "Intuition" kommen sie ihm gemeinsam auf die Schliche; der Plot ist stimmig - und offene Fragen sind geklärt. Ein wahres Lesevergnügen für jeden Fan guter Kriminalromane!


    Fazit:

    "Der Verein der Linkshänder" liest sich wie das Zurückspulen eines Tonbandes (in den 60er in jedem Clubkeller vorhanden wie auch der Schallplattenspieler) oder auch einer Musikcassette, wobei immer mehr Details der Verbrechen sowohl 1969 als auch 1991 offenkundig werden, wenn auch die Lösung lange auf sich warten lässt und nicht vorhersehbar ist. Nesser zu lesen ist von tiefgründiger, subtiler Spannung erfüllte Lesewonne! Mich konnte sowohl der Autor als auch "Der VdL" vollkommen überzeugen und ich empfehle ihn absolut weiter! 5* und 100° auf der "Krimi-Couch".