Das Geheimnis von Shadowbrook - Susan Fletcher

  • Das Geheimnis von Shadowbrook, Susan Fletcher

    Insel-Verlag, 1. Auflage Berlin 2019, Hardcover

    Aus dem englischen übersetzt von Marieke Heimburger

    Originalausgabe 2018 House of Glass, Virago Press London


    ASIN/ISBN: 3458178163


    Inhaltsangabe (Buchrückseite)

    Die junge Botanikerin Clara Waterfield wird 1914 aus London auf ein Anwesen nach Gloucestershire gerufen, um dort ein Palmenhaus einzurichten. Sie findet einen üppigen, verwunschenen Garten vor - doch das clematisbewachsene Haus und sein Hausherr, Mr Fox, scheinen etwas zu verbergen. Je tiefer Clara sich in die Geschichte Shadowbrooks verstrickt, desto mehr sieht sie sich mit ihrer eigenen konfrontiert ...


    Ein fesselnder Roman um eine unerschrokene junge Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist, ein atmosphärischer, bildreicher Pageturner am Vorabend des Ersten Weltkriegs - aber auch ein Roman über das, was von uns bleibt.


    Die Autorin und die Übersetzerin (Buchklappentext)

    Susan Fletcher wurde 1979 in Birningham geboren und lebt in Stratford-upon-Avon. Sie hat mehrere Romane geschrieben, gleich für ihren ersten, Eve Green, erhielt sie 2004 den Whitbread First Novel Award. Auf Deutsch erschien neben Eve Grenn 2007 ihr Roman Austernfischer.


    Marieke Heimburger studierte in Düsseldorf "Literaturübersetzen" für Englisch und Spanisch. Seit 1998 übersetzt sie aus dem Englischen, seit 2010 auch aus dem Dänischen. Sie war mehrfach Stipendiatin des Deutschen Übersetzerfonds und erhielt merhere Förderungen von der dänischen Kulturbehörde.


    Meine Meinung

    Ein tolles, ganz besonderes Buch, in dem eine junge Frau nach der Wahrheit sucht und im Laufe des Buches wesentlich mehr als diese findet. Sie bekommt einen viel weiteren Blick auf sich selbst und das Leben.


    Clara Waterfield ist eine ganz besondere Protagonistin. Sehr gebildet, aber absolut ungeübt im Umgang mit Mitmenschen, da sie durch eine Krankheit während ihrer Kindheit ihr Elternhaus nicht verlassen konnte. Sie ist eigenwillig, unkonventionell und sehr direkt. Eigenschaften, die am Vorabend des 1. Weltkrieges bei einer Frau nicht gern gesehen wurden, doch gerade deshalb geht sie ihren ganz eigenen Weg. Mich hat Clara mit ihrer frischen Herangehensweise und dem Hinterfragen von allem, was ihr begegnet, begeistert und von Anfang an in den Bann gezogen.


    Ich-Erzählerin Clara kommt durch ungewöhnliche Umstände auf ein ländliches Anwesen im südlichen England, in dem es spucken soll. Naturwissenschaftlich gebildet wie sie ist, will sie dieses Phänomen möglichst schnell aufklären. Es passiert so einiges, was Clara ihre vorgefassten Meinungen überdenken lässt. Im Laufe des Buches wandelt sich ihre Einstellung und diese Entwicklung fand ich sehr nachvollziehbar und glaubwürdig. Für mich steht im Mittelpunkt des Buches Clara und ihr Erleben, die Geschehnisse in Shadowbrook, so der titelgebende Name des Anwesens, sind nur der Aufhänger dafür.


    Das Buch ist ein eher stilles Buch, es lebt vor allem von den detailliert gezeichneten Personen und ihren Dialogen. Mich hat dieser Schreibstil überzeugt, denn ganz unaufgeregt, aber trotzdem sehr fesselnd, mitreißend und kurzweilig wird von den Geschehnissen auf Shadowbrook und Claras Erlebnissen erzählt. Begeistert hat mich die ländliche, sehr englische Landhausatmosphäre kurz vor dem 1. Weltkrieg, die sehr gut transportiert wird.


    Fazit: Ein ganz tolles Buch, das ich mit großer Begeisterung gelesen habe. Ohne große Action, aber mit viel Gefühl, erzählt es vom Wachsen einer starken Persönlichkeit. 9 Eulenpunkte und eine große Leseempfehlung für alle, die an Menschen und nicht an Handlungen interessiert sind.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich habe das Buch auch sehr gerne gelesen und kann mich deiner Meinung im Prinzip nur anschließen, Lese-rina  :-)


    Einleitung/ Info


    Susan Fletcher

    Das Geheimnis von Shadowbrook

    Originalsprache: englisch

    Gebundenes Buch, 443 Seiten; 22,00 €

    Insel Verlag

    ISBN: 978-3458178163


    Susan Fletcher, 1979 in Birmingham geboren, hat bereits mehrere Romane geschrieben. Gleich für ihren ersten, „Eve Green“ (auf deutsch im Berlin Verlag), erhielt sie 2004 den Whitbread First Novel Award. Auf Deutsch erschien außerdem noch ihr Roman „Austernfischer“.


    Handlung


    Im Sommer 1914 reist die junge Botanikerin Clara Waterfield von London nach Gloucestershire um dort auf „Shadowbrook“, einem englischen Landsitz, ein Gewächshaus mit exotischen Pflanzen aus den Kew Gardens zu bepflanzen.

    Der Garten, in dem das Gewächshaus stehen soll, ist überwältigend groß und fantastisch angelegt.

    Das Wohnhaus selber und auch der eigenbrötlerische Hausherr Mr. Fox bergen jedoch düstere Geheimnisse und es geschehen seltsame Vorkommnisse, die Clara, bedingt durch ihr neugieriges und wissenschaftlich-forschendes Wesen, zu ergründen versucht.


    Covergestaltung und Buchtitel


    Das Cover wirkt im gebundenen Buch noch einmal wertiger als nur auf dem Bildschirm. Das goldene „S“ glänzt in mattem Gold und wirkt mit den blau-weißen floralen Ornamenten stimmig zusammen. Gleichzeitig passt das Cover gut zum Thema der Botanik. Der Buchtitel weckt die Neugier des Lesers und beginnt den Spannungsbogen noch vor Beginn der Lektüre.


    Meinung


    Allein die schönen Schilderungen des verwunschenen Gartens, der zu dem Anwesen gehört, haben mir gefallen. Mir hat der botanische Aspekt des Buches Freude bereitet noch bevor ich von der Geschichte richtig gefesselt war.


    Clara ist eine emanzipierte, und für die Zeit ungewöhnliche, junge Frau, die in mir sofort Sympathie geweckt hat. Ich habe gerne verfolgt, wie sie in ihr Leben aufbricht und zum ersten Mal London verlässt und in ein Abenteuer aufbricht.


    Die Rätsel um Shadowbrook haben mich schnell interessiert und mich in Agatha-Christie-Manier rätseln lassen.


    Als Leser zweifelt man genauso wie Clara es mit der Zeit tut, ob es natürliche Erklärungen gibt oder nicht doch Geister am Werk sind – vor allem weil man sich das in einem Roman ja durchaus vorstellen kann. Gerade dieser Aspekt ist gut umgesetzt. Am Anfang ist man ganz bei Clara und denkt, dass Geister nicht existieren und es rationale Erklärungen geben muss. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr zweifelt man und zieht am Ende doch eine übernatürliche Erklärung in Betracht, einfach weil man sich die Geschichte anders nicht erklären kann.


    Fazit


    Das Buch war spannend und hat mich gefesselt. Ich habe lange nicht gesehen in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt und was „des Rätsels Lösung“ ist. Gerade für botanisch interessierte Leser, die das Flair englischer Gärten und Landschaften mögen und einem kleinen „Rätsel-Fall“ nicht abgeneigt sind, empfehle ich das Buch gerne.


    9/10 Eulenpunkte.

  • Das Lesen von "Das Geheimnis von Shadowbrook" hat perfekt in den düsteren und trüben November gepasst, denn das Buch ist ebenso düster, schaurig und undurchsichtig. Ich fand schon den Einstieg total gelungen, als die Ich-Erzählerin dem Leser so intensiv und eindringlich erzählt, dass sie an der Glasknochenkrankheit leidet. Das hat dem Buch das gewisse Etwas gegeben und war für mich etwas Neues in der Reihe von Schauerromanen aus dem England des frühen 21. Jahrhunderts, die ich bisher kannte. Dazu kommen ein Herrenhaus, in dem nachts Unheimliches geschieht, ein Hausherr, den man kaum zu Gesicht bekommt, und eine Gespenstergeschichte, die in genau diesem Herrenhaus ihren Schauplatz hat. Die Protagonistin des Buches glaubt im Gegensatz zu den Bediensteten, die in Shadowbrook ihren Dienst verrichten, nicht an derlei Geschichten und macht sich daran, zu erforschen, was an diesen Schauermärchen dran ist. Daher dreht es sich in diesem Buch sehr um das Erkunden der Umgebung und ihrer Bewohner. Mehr noch als eine Schauergeschichte ist "Das Geheimnis von Shadowbrook" eine Charakterstudie und die Auflösung am Ende fasst alle losen Enden zusammen und ergibt ein Gesamtbild, das bodenständiger ist als sämtliche Gerüchte um das mysteriöse Herrenhaus.

  • Ich freue mich sehr, dass das Buch hier bei den Eulen so gut ankommt. :thumbup:Manche Bücher liegen mir einfach am Herzen und das ist so eins. :)


    Rouge : Schön, dass ich dich auch dieses ganz bersondere Buch aufmerksam machen konnte. :knuddel1Ich denke, du wirst es mögen. Bin gespannt auf deinen Eindruck.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Als Kind ist es recht still um Clara Waterfield. Sie wächst behütet, aber auch isoliert in London auf, denn aufgrund der Glasknochenkrankheit darf sie nicht nach draußen. Doch als ihre Mutter stirbt, öffnet sich für die junge Frau eine völlig neue Welt. Im Sommer 1914 wird sie als Botanikerin nach Gloucestershire gerufen: Sie soll auf einem Landsitz namens Shadowbrook den Aufbau eines Gewächshauses mit exotischen Pflanzen betreuen. Der dortige Garten ist üppig bewachsen und überwältigend. Doch das alte Wohnhaus wirkt seltsam abweisend, die meisten Räume stehen leer oder sind verschlossen. Mr. Fox, der Eigentümer, ist viel auf Reisen. Und nachts scheint es im Haus zu spuken. Doch Clara glaubt nicht an Geister und macht sich daran, die Geheimnisse zu ergründen. Dabei muss sie feststellen, dass dort nichts so ist, wie es scheint.


    „Das Geheimnis von Shadowbrook“ ist ein Roman von Susan Fletcher.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 17 jeweils recht langen Kapiteln. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Clara. Die Handlung umfasst einige Jahre und endet im Februar 1918. Der Aufbau funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist anschaulich, bildhaft und sehr atmosphärisch, aber zum Teil auch ausschweifend. Der Einstieg fiel mir nicht schwer. Die Geschichte nimmt jedoch nur sehr langsam Fahrt auf.


    Mit Clara gibt es eine reizvolle Protagonistin, die durchaus authentisch dargestellt wird, aber mir nicht auf Anhieb sympathisch war. Auch die übrigen Charaktere sind größtenteils interessant gestaltet.


    Thematisch hat der Roman einiges zu bieten: eine seltene Krankheit, die Botanik, mutmaßlicher Geisterspuk und andere rätselhafte Dinge, eingebettet in die Kulisse der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.


    Alles in allem ist die Geschichte abwechslungsreich und unterhaltsam. An einigen Stellen ist der mehr als 400 Seiten umfassende Roman jedoch etwas langatmig, weil die Handlung zwischendurch an Tempo verliert. Auch die Auflösung der Geheimnisse konnte mich nicht ganz überzeugen.


    Die optische Gestaltung der gebundenen Ausgaben wirkt hochwertig und spricht mich sehr an. Der deutsche Titel weicht zwar stark vom englischsprachigen Original ab („House of Glass"), gefällt mir aber sehr gut.


    Mein Fazit:

    „Das Geheimnis von Shadowbrook“ von Susan Fletcher ist ein Roman mit vielen Stärken, aber auch einigen Schwächen. Eine ungewöhnliche Lektüre, die meine Erwartungen nicht voll erfüllen konnte, aber mich trotzdem gut unterhalten hat.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Den vorhergehenden positiven Bewertungen kann ich mich leider nicht anschließen, aber die Geschmäcker sind nun mal zum Glück verschieden. Ich hätte es fast nicht bis zum Ende geschafft, obwohl ich den Anfang gar nicht soooo schlecht fand.

    Für mich war das insgesamt gesehen ein schreckliches Buch mit abstrusen Figuren und einer irrealen Handlung, an das ich keinen weiteren Gedanken verschwenden und auch nicht bewerten möchte.

    Davon wird sich aber hoffentlich niemand abhalten lassen, es zu lesen, und sich selber eine Meinung zu bilden. Einer Freundin von mir hat es auch gut gefallen. Wir teilen fast immer denselben Lesegeschmack, aber wenn einmal nicht, dann trennen uns gleich Welten.