Anna Tell - Nächte des Zorns

  • Sehr spannend, aber die Hauptfigur wirkt überzeichnet


    Buchmeinung zu Anna Tell – Nächte des Zorns


    „Nächte des Zorns“ ist ein Kriminalroman von Anna Tell, der 2019 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Ulla Ackermann erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet „Med ont Fördrivas“ und ist 2019 erschienen. Die leicht gekürzte Lesung durch Svenja Pages ist 2019 im Audiobuch Verlag erschienen. Dies ist der zweite Band in der Reihe um die schwedische Unterhändlerin Amanda Lund.


    Zum Autor:

    Anna Tell lebt in Stockholm und ist Politologin und Kriminalkommissarin. Sie verfügt über zwanzig Jahre Polizei- und Militärerfahrung und war sowohl in Schweden als auch im Ausland im Einsatz.


    Sprecher:

    Svenja Page überzeugt. Sie gibt jeder Figur eine erkennbare Stimme und verzichtet auf übertriebene Darstellungen, so dass das Buch auch unterwegs gut verständlich ist. Ihre Stimme ist angenehm und ihre Aussprache lässt keine Wünsche offen.


    Klappentext:

    Gerade aus der Elternzeit zurück und wieder im Team des schwedischen Sondereinsatzkommandos, muss Kommissarin Amanda Lund zu einer Mission auf dem Balkan. Ein schwedischer Polizist ist dort verschwunden. Er wurde entführt. Amanda, die bereits in der Region im Einsatz war, übernimmt die Verhandlungen im Kosovo. Zur gleichen Zeit untersuchen Amandas Stockholmer Kollegen den Hintergrund des Entführungsopfers. Was hat den Polizisten zur Zielscheibe gemacht? Schon bald stellt sich heraus, dass es um weit mehr geht als um schnell erbeutetes Geld. Die Gründe sind persönlicher: Es geht um Rache.


    Meine Meinung:

    In weiten Teilen kann ich das wiederholen, was ich zum ersten Band geschrieben habe.

    Dieses Buch ist sehr spannend und gut konstruiert, aber was die Heldin aushalten muss, ist mir einfach zu viel. Amanda Lund ist eine hochqualifizierte Polizistin, die sich der Wahrheit verpflichtet fühlt und sich auch durchsetzen kann. Sie ist intelligent und gut vernetzt, so dass sie viele Informationen erhält und diese auch in einen Zusammenhang stellen kann. Es werden viele Punkte thematisiert und auch hier war mein Eindruck, weniger wäre mehr gewesen. Entführung, Rauschgift, sexuelle Ausrichtung, private Sicherheitsdienste, Probleme mit dem Vater ihrer Kinder, beruflicher Wiedereinstieg, Erinnerungen an einen total misslungenen Einsatz und …

    So entsteht ein Bild einer unwirklichen Protagonistin, die mehr einer Comicfigur als einer realen Ermittlerin gleicht. Amanda arbeitet in einem dunklen Loch und doch lässt sie sich nicht einschüchtern und ermittelt furchtlos weiter. Das Bild der schwedischen Gesellschaft ist dunkel und der Kosovo ist noch mehr als eine Spur dunkler. Die Handlung wechselt zwischen ruhigen Phasen und Kommandoeinsätzen ohne dabei an Spannung zu verlieren. Mühsam lüftet Amanda die Geheimnisse und am Ende ist vieles anders als gedacht.

    Ein Erzählstrang um eine ehemalige Polizistin, die als Mitarbeiterin für einen privaten Sicherheitsdienst tätig ist, bringt frischen Wind in das Geschehen. Er zeigt aber auch, welche Probleme sich allein aus der Stellung dieser Figur für Amanda Lund und ihre Kollegen ergeben.


    Fazit:

    Es ist ein überaus spannender Thriller, der aber unter den vielen Problemen der Hauptfigur leidet. Andererseits wirkt er auch sehr realistisch, deshalb bewerte ich das Werk mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3958625231

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln