Weihnachtswünsche sind wie Schneeflocken - Jenny Hale

  • „Ich weiß, es tut weh, aber wenn du immer schön dranbleibst und offen dafür bist, dann wird dein Schicksal dich finden.“ (Seite 110)


    ASIN/ISBN: 3404178971

    397 Seiten, kartoniert

    Originaltitel: We’ll Always Have Christmas

    Aus dem Amerikanischen von Frauke Meier

    Verlag: Bastei Lübbe AG, Köln 2019

    ISBN-10: 3-404-17897-1

    ISBN-13: 978-3-404-17897-1



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Da Noelle Parker ihren Arbeitsplatz verloren hat, muß sie kurzfristig einen neuen finden; später einmal will sie die familieneigene Bäckerei übernehmen. Doch zunächst wird sie für Alex Harrington arbeiten, dessen Großvater William sie betreuen soll. Widerstrebend nimmt sie die Stelle an und zieht in die Villa ein - denn Alex Harrington ist schuld daran, daß die Bäckerei geschlossen werden muß. Aber sie braucht das Geld, auch um für ihren kleinen Sohn Lucas sorgen zu können. Dumm nur, daß Alex gar nicht der Immobilienhai ist, für den sie ihn gehalten hat, sondern ein freundlicher und besorgter junger Mann. Auch wenn beide sich dagegen wehren, beginnen Gefühle eine Rolle zu spielen. Doch kann eine Beziehung zwischen ihnen, die aus sehr verschiedenen Welten kommen, überhaupt funktionieren? Zumal das Damoklesschwert der Schließung der Bäckerei, für die sie Alex verantwortlich macht, über ihnen hängt? Da hilft wohl nur noch ein Weihnachtswunder...



    Über die Autorin


    Es gibt nicht viele Informationen zur Autorin. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder (viel mehr gibt ihre eigene Webseite auch nicht her).
    Informationen im Internet:

    - Die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)
    - Die Seite zum Buch beim Verlag mit Leseprobe


    Meine Meinung


    Das zweite Buch der Autorin hatte mich nicht so überzeugt (im Gegensatz zu ihrem ersten und dritten), so war ich gespannt, ob dieses vierte es nun zum „gut : nicht so gut = 2 : 2 unentschieden“ bringt oder ob es „gut : nicht so gut = 3 : 1“ heißen wird. Um es vorwegzunehmen: mit diesem Buch steht es für mich 3 : 1, will sagen, es hat mir ausnehmend gut gefallen. Zwar wird das Rad nicht neu erfunden, die Konstellation erinnert entfernt an das erste Buch „Winterzauber im Kerzenschein“ (was mich aber nicht gestört hat), es hat einen gewissen Schmalzfaktor und manches geht doch sehr problemlos und unkompliziert - aber was solls: das ist ein Weihnachtsbuch, kein hochdramatischer und literaturpreisverdächtiger Roman. Als „romantische Komödie“, die unterhalten, ein paar unbeschwerte Lesestunden bescheren und am Ende den Leser das Buch zufrieden und glücklich zuklappen zu lassen will, funktioniert das Buch jedoch hervorragend. Insofern bot der Roman genau das, was ich von ihm erwartete - paßt also.


    Die Geschehnisse kommen in Gang, als Noelle Parker nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes William Harrington, den Großvater von Alex, betreuen soll. Andere Stellenangebote gibt es nicht, die Bezahlung ist sehr gut. Alex hat die Miete für die Bäckerei der Parkers erhöht, so daß sie deswegen aufgeben müssen - keine guten Voraussetzungen also. Aber „Geld stinkt nicht“ - sie muß ihre Rechnungen bezahlen und für ihren Sohn Lucas sorgen; wohl oder übel beginnt sie also beim Feind Nummer 1 der Familie zu arbeiten. Sehr bald stellt sie fest, daß Alex kein „böses Monster“ ist, sondern sich im Gegenteil sehr gut mit ihrem Sohn versteht. Und auch Noelle beginnt, Gefallen an Alex zu finden - etwas, was auf Gegenseitigkeit beruht. William, der zunächst skeptisch und der Meinung war, er brauche keine Betreuung, sieht jedoch ein, daß er - fast erblindet - nicht mehr alleine zurecht kommt, und taut langsam auf. Großvater wie Enkel haben ein gutes Verhältnis zu Noelle, so daß diese bald beide Seiten kennt. Denn Alex und William reden kaum miteinander.


    Wie schon im ersten Buch, gibt es hier eine Art „Kulturzusammenstoß“, denn Alex kommt aus einer sehr alten und vor allem immens reichen Familie, während Noelle aus der Mittelschicht kommt und nichts für selbstverständlich nimmt. Alex’ Familie ist eher dysfunktional, während die von Noelle sehr harmonisch ist und zusammen hält. Also auch auf dieser Ebene krasse Gegensätze. Nachdem solche reichen Familien sowohl in anderen Büchern wie auch „einschlägigen“ Filmen vorkommen, frage ich mich langsam, ob es diese in Wirklichkeit auch gibt, also heute im 21. Jahrhundert. Denn in diesen Villen geht es schon fast wie in einem Schloß zu, was etwa die Dienstboten betrifft. Geldadel eben.


    Hierauf bezieht sich auch das „problemlos und unkompliziert“ - denn genau so ist das Verhältnis zwischen Alex und Noelle von Anfang an, da hätte ich - auf beiden Seiten - eigentlich etwas mehr Ressentiments erwartet. Andererseits, es ist eben kein „hochliterarischer“ Roman, da kann ich solche Ungenauigkeiten dann ganz gut akzeptieren. Mit den Figuren kam ich sehr gut klar, ich empfand sie als in sich schlüssig beschrieben. Die Handlung entwickelte sich folgerichtig zum Ziel hin, das man vermutlich schon aus dem Klappentext folgern kann. Doch auch das gehört zu so einem Roman, in dem der Weg das Ziel ist.


    Auch dieses Buch - wie schon das erste der Autorin - würde ich eher als Winter- denn als reines Weihnachtsbuch einstufen, obwohl Weihnachten durchaus eine gewichtige Rolle im Handlungsverlauf spielt. Nach den knapp vierhundert Seiten habe ich das Buch zufrieden und mit leiser Melancholie, daß die Erzählung nun (schon) aus ist, zugeklappt. Der Roman kommt sicher auf die „Wiederlesen-Liste“ - und das nächste Buch der Autorin wird gleich nach Erscheinen seinen Weg in meine Bibliothek finden. Besseres läßt sich an dieser Stelle eigentlich nicht sagen.



    Mein Fazit


    Ein Wohlfühlwintervorweihnachtsbuch, in dem der Weg das Ziel ist, welches ein paar vergnügte Lesestunden zum Abschalten bietet und den Leser gut gelaunt wieder in die Wirklichkeit entläßt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")