Tage des Lichts - Ulrike Renk

  • Über die Autorin (Amazon)

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

    Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga und ihre Ostpreußen-Saga sowie zahlreiche historische Romane vor.

    Mehr Informationen zur Autorin unter http://www.ulrikerenk.de




    Produktinformation (Amazon)

    Format: Kindle Ausgabe

    Dateigröße: 1865 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 576 Seiten

    Verlag: Aufbau Digital; Auflage: 1 (21. Januar 2020)

    Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

    Sprache: Deutsch

    ASIN: B07KRKWN31


    Ein sehr gut recherchierter historischer Roman

    England 1939. Ruth hat es geschafft, denn sie hat die nötigen Papiere besorgen können, die ihrer Familie die Ausreise nach England ermöglichen. Sie wollen zusammen erreichen, dass die Verwandten auch noch kommen können, doch England erklärt Deutschland den Krieg. Ruth denkt, dass sie in Sicherheit ist. Aber was passiert, wenn die Deutschen England angreifen? Sie tut alles dafür, nach Amerika fliehen zu können. Doch da ist der Krieg, der ihre Pläne zunichte zu machen droht…


    Meine Meinung

    Dies ist der dritte Teil einer, auf einer wahren Begebenheit beruhenden Geschichte um Ruth Meyer und ihre Familie, einer Jüdin, die zum Glück noch rechtszeitig ausreisen konnte und ihre Familie nachzuholen versuchte. Es ist eine spannende Geschichte über die NS-Zeit und genau wie die Vorgängerbände war auch dieses Buch wieder spannend von Anfang bis zum Ende. Durch den angenehmen Schreibstil war es leicht und flüssig zu lesen und barg auch keine Unklarheiten im Text. Ich habe schnell wieder in die Geschichte hineingefunden, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Auch wenn ich selbst keinen Krieg erlebt habe. Ruths Angst, dass ihre Eltern und ihre Schwester nicht rechtzeitig ausreisen könnten, zumal ihr Vater in Dachau inhaftiert war und nur 24 Stunden Zeit für die Ausreise hatte kann ich sehr gut verstehen. Über ihre Arbeitsgeberin in England war ich wirklich manchmal erbost, denn sie halste Ruth alles auf, was sie selbst nicht machen wollte. Ruth schuftete. Sie tat mir sehr leid. In diesem Buch geht es in der Hauptsache um Ruth, ihre Eltern und ihre Schwester. Ein paarmal gab es auch Kapitel, die sich um den Rest der Familie in Krefeld sowie um die Familie Aretz drehten. Auch diese Kapitel waren sehr interessant und ich kann Herrn Aretz, den es ja wirklich gab, nur bewundern. Ich Nachwort kann man dies auch nachlesen, was mir auch wieder sehr gut gefallen hat. Und am Anfang des Buches gibt es ein Personenverzeichnis. Dies und die Informationen im Nachwort finde ich unbedingt notwendig für einen solchen (historischen) Roman. Dafür danke ich der Autorin, denn es wird nicht immer so gehandhabt. Mich hat dieses Buch gefesselt und mich regelrecht in seinen Bann gezogen. Es hat mir sehr gut gefallen und mich auch genauso gut unterhalten und zum Nachdenken gebracht. Ich bin sehr gespannt, wie es im vierten Band ‚Träume aus Samt‘ weitergehen wird. Von mir eine absolute Leseempfehlung sowie die volle Bewertungszahl.


    ASIN/ISBN: B07KRKWN31

  • Inhalt: Sommer 1939: Ruth Meyer konnte aus Deutschland fliehen, lebt und arbeitet jetzt auf einer Farm in England.

    Sie selbst ist vorerst in Sicherheit, jedoch macht sie sich große Sorgen um ihre Familie in Deutschland und versucht alles in ihrer Macht stehende um deren Ausreise nach England zu ermöglichen.


    Meine Meinung: Dies ist bereits der dritte Teil um das jüdische Mädchen Ruth Meyer und schließt nahtlos an die Vorgängerbände an.

    Um als Leser alle Hintergründe der Ereignisse rund um die Familie Meyer zu verstehen, empfiehlt es sich m.M. nach mit dem ersten Band zu beginnen.


    Auch dieses Buch hat mir wieder sehr gut gefallen. Ruth ist zu einer starken Persönlichkeit geworden, die an zwei Seiten bis ans Ende ihrer Kräfte gehen muss. Da ist zum einen der harte, anstrengende Alltag auf der Farm mit den vielen Pflichten und Aufgaben, zum anderen die Sorge um ihre Lieben zu Hause in Deutschland, die sie sowohl physisch als auch psychisch erschöpfen.


    Fazit: Ulrike Renk hat wieder einen fesselnden Roman geschrieben, der auf dem erhalten gebliebenen Tagebuch der „echten“ Ruth Meyer beruht.

    Ich warte schon gespannt auf den vierten und abschließenden Teil der Serie!


    8 Punkte

  • Nach Band 2 „Zeit aus Glas“ geht es nahtlos vom August 1939 bis 28. Juli 1940 mit Band 3 in England weiter.


    Ruth Meyer bemüht sich immer noch intensiv um die Ausreise ihrer Eltern aus Deutschland nach England. Sie hat sich mittlerweile mit dem Leben auf dem Hof der Sandersons arrangiert. Mit Farmer Freddy versteht sie sich ausgesprochen gut. Er ist freundlich, unterstützt sie und stärkt ihr den Rücken, damit sie die Unfreundlichkeiten seiner Frau besser ertragen kann. Seine Frau Olivia hingegen besticht mit negativen Tugenden. Sie ist eitel, neidisch, hysterisch, gehässig und egoistisch. Das Leben auf dem Land gefällt ihr überhaupt nicht, schwere und lästige Arbeiten lässt sie prinzipiell von Ruth erledigen. Sie fühlt sich mehr dazu berufen, stundenlang mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren oder fadenscheinige Erledigungen vorzugeben, um vom Hof wegzukommen. Töchterchen Jill fühlt sich eher zu Ruth hingezogen.


    Zur Ankunft der Eltern in Harwich wird Ruth von Freddy begleitet und sie ist entsetzt über das verhärmte und schlechte Aussehen ihres Vaters nach seinem Aufenthalt im Konzentrationslager. Die Eltern finden zuerst bei Verwandten Unterkunft, bevor sie eine eigene kleine Wohnung beziehen können, die sie mit den mittlerweile eingetroffenen, eigenen Möbeln einrichten. Zum Chanukka-Fest lässt Olivia gnädigerweise Ruth ein paar Tage zu den Eltern reisen. Inzwischen kreisen die Gespräche nur noch um den ausgebrochenen Krieg, die ständige Verdunklung, den Fliegeralarm und die Lebensmittelrationierungen. Mittlerweile wurden im Ort und auf der Farm der Sandersons junge Mädchen samt Lehrerinnen aus der Stadt einquartiert, die natürlich neue, zusätzliche Probleme mit sich bringen.


    Und auch in dieser schwierigen Situation ist Edith Nebel wieder an der Seite von Ruth und unterstützt sie jetzt hinsichtlich der Ausreisebemühungen nach USA und es wird spannend, wann und ob es noch gelingt, für alle eine Schiffspassage nach Amerika zu bekommen.


    Zwischendurch erfährt man immer wieder in kurzen Absätzen von den Geschehnissen in Deutschland und den zurückgebliebenen Angehörigen bzw. Freunden.




    Wie immer bei einer Buchreihe empfiehlt es sich, in der richtigen Reihefolge zu lesen. Aber Ulrike Renk hat Neueinsteiger nicht alleine gelassen. Anfangs wiederholt sie immer wieder einiges an Hintergrundwissen nach dem Motto „Was bisher geschah“, damit auch sie der Geschichte folgen können. Im Nachwort macht die Autorin wieder sehr interessante Anmerkungen und man merkt einfach, mit wie viel Herzblut diese Reihe geschrieben wurde.


    Der vorliegende Band umfasst nur eine kurze Zeitspanne und daher erfährt der Leser sehr viel über das tägliche Leben von Ruth während dieser Zeit in England. Für ihr Alter musste sie aus der Situation heraus sehr schnell erwachsen werden. Nach wie vor verdient sie absolute Bewunderung, denn sie ist mutig, lässt sich nicht unterkriegen, kämpft um ihre Lieben, fügt sich klaglos in das harte Leben auf dem Hof ein, am Ende lernt sie auch wieder das Lachen und ganz wichtig – sie schreibt ihr Tagebuch weiter. Nach der Ankunft der Eltern wird auch deren bedrückendes und eingeschränktes Leben geschildert mit den ständigen Sorgen und Ängsten. Wie die anderen Bände auch, ist es wahrlich kein Wohlfühlbuch, aber ich finde es sehr wichtig, daß durch Ruths Tagebuch die Ereignisse authentisch und bewegend geschildert werden können, auch wenn es jetzt in Romanform erfolgt. Dadurch bekommt man als Leser einen detaillierten Einblick in den eingeschränkten Alltag und als Warnung, daß dies nie mehr geschehen darf!


    Mir hat auch dieser Band – trotz des bedrückenden Themas - wieder sehr gut gefallen. Ich warte gespannt auf Band 4 und den Abschluß der Geschichte!

  • Ruth hat es geschafft, sie ist in England angekommen und hat dort Arbeit. Jetzt muss sie ihre Familie aus Deutschland so schnell wie möglich nachholen. Das Buch schließt nahtlos an den Vorgänger Zeit aus Glas an. Ruth hat es geschafft die Einreisegenehmigung für ihre Eltern und ihre Schwester zu bekommen, doch jetzt muss es schnell gehen, denn der Krieg kann jeden Tag ausbrechen und dann wird es unmöglich die Familie nach England zu bringen.


    Da die Geschichte, die wir hier lesen dürfen dem wahren Schicksal von Ruth Meyer nachempfunden ist, ist eigentlich klar was passieren wird. Wer die Vorgängerbücher gelesen hat weiß durch die jeweiligen Nachworte bereits, dass Ruth erst 2017 verstorben ist. Trotzdem schafft Ulrike Renk es die Spannung hoch zu halten. Man fiebert mit, ob die Eltern es wohl rechtzeitig schaffen werden und auch später, als es dann darum geht nach Amerika auszuwandern.


    Was mich wieder sehr beeindruckt hat war, wie die Autorin es schafft, das Gefühlsleben der Charaktere sichtbar zu machen. Unsereins denkt sich ja, dass Ruth jetzt keine Angst mehr haben muss, sie hat es nach England geschafft, dort wird ihr nichts passieren. Allerdings ist das unser Wissensstand. Die Menschen damals wussten nicht was kommt und eine Invasion von Nazi-Deutschland wäre im Rahmen des Möglichen gewesen. Niemand wusste was kommen würde und zusätzlich stand man die Angst um die aus, die zurück bleiben mussten und nach Kriegsbeginn keine Chance mehr hatten das Land zu verlassen. Gerüchte um das was mit den Juden passierte machten damals schon die Runde, aber genaueres wusste man nicht, verlässliche Nachrichten aus Deutschland gab es nicht mehr.


    Umso erstaunlicher ist es, wie Ruth ihr Schicksal meistert. Die Arbeit auf dem Hof ist hart und Ruth muss alles neu lernen. Ihre Arbeitgeberin ist missgünstig, egoistisch und ungerecht, aber deren Ehemann steht zu Ruth und erleichtert ihr so manches Mal das Leben. Wie erwachsen Ruth ist wird klar, als drei Schülerinnen im gleichen Alter auf den Hof evakuiert werden, denen man sehr anmerkt, welch angenehmes Leben sie bis jetzt führen konnten. Über all dem Alltagsleben schwebt immer die Angst. Angst um die Familie, die die in Deutschland geblieben sind und vor einer Invasion.


    Mich hat dieses Buch wieder sehr beeindruckt, hat es mir doch wieder eine neue Facette des Lebens damals veranschaulicht. Ich bin gespannt auf Band vier und freue mich auf das Wiedersehen mit Ruth und ihren Verwandten.


    10 von 10 Punkte

  • Die siebzehnjährige Ruth hat in England einen Job auf dem Hof der Sandersons angenommen, weil das die einzige Möglichkeit war, ihre Familie aus Deutschland herauszuholen. Sie hat es geschafft, die notwenigen Papiere zu beschaffen und kann dann nur noch warten. Doch das ist nicht so einfach. Sie hat Angst um ihre Familie. Doch es gelingt, ihre Eltern und ihre Schwester Ilse kommen kurz vor Kriegsbeginn in England an. Aber in Deutschland sind immer noch ihre Großeltern, ihre Tante und ihr Cousin Hans. Es ist nur ein kurzes Wiedersehen. Vertragsgemäß muss Ruth weiter auf dem Hof bleiben, während ihre Familie in Slough darauf warten wird, dass sie nach Amerika reisen können. Doch die Deutschen kommen immer näher und Ruths Ängste werden größer. Sie will zu ihrer Familie.

    Ich verfolge die Geschichte der jüdischen Familie Meyer von Anfang an. Jeder weiß, was seinerzeit in Deutschland geschehen ist. Es aber zu hautnah mitzuerleben und zu wissen, dass es diese Familie wirklich gegeben hat und dass dieser Roman auf den Tagebüchern von Ruth Meyer basiert, macht es noch erschreckender.

    Ruth ist noch so jung und sollte ein unbeschwertes leben haben, doch sie übernimmt viel Verantwortung für ihre Familie. Sie geht nach England und arbeitet hart, um ihrer Familie die Ausreise aus Deutschland zu ermöglichen. Man kann sich vorstellen, was in ihr vorgeht. Olivia Sanderson ist nicht besonders nett zu Ruth und macht ihr das Leben schwer. Sie ist auch froh, als sie Ruth Familie nach wenigen Tagen wieder los ist. Wenigstens aber ist Freddy Sanderson verständnisvoll und unterstützt Ruth soweit es ihm möglich ist. Aber auch die gutherzige Daisy, die hin und wieder für die Sandersons arbeitet, ist eine große Hilfe für Ruth. Auch Edith Nebel und ihr Mann, die wir ja schon aus dem Vorgängerband kennen, unterstützen Ruth und ihre Familie immer wieder. Als es auf dem Hof Einquartierung von drei Mädchen und ihrer Lehrerin gibt, wird die Arbeit für Ruth noch mehr. Außerdem muss sie sich gegen Vorurteile zur Wehr setzen.

    Ruth macht sich viele Gedanken und ist schneller erwachsen geworden, als sie es unter normalen Umständen geworden wäre. Man hat ihr viel genommen und sie weiß nicht, ob sie noch einmal richtig glücklich sein kann.

    Die Familie in Deutschland hat es aber noch schwerer. Sie sind gefangen im eigenen Land und den Repressalien ausgesetzt. Zum Glück ist die Familie Aretz immer noch eine große Unterstützung. Aber auch sie müssen manchmal gegen ihre Überzeugung handeln und auch für sie ist es gefährlich.

    Die Geschichte um die Meyers ist emotional und bedrückend. Wir sollten uns immer wieder erinnern, damit so etwas nicht wieder passiert. Leider ist die Realität schon wieder bedrohlich.


    10/10

  • Ruth ist in England angekommen und beginnt ihre Arbeit auf der Farm.

    Das ist eine vollkommen andere Welt für sie - viel Arbeit, eine fremde Sprache, alleine.

    Ich bewundere Ruth sehr, sie ist sehr stark und schafft es auch hier, das Beste aus der Situation zu machen.

    Was getan werden muss, wird getan.

    Obwohl sie natürlich innerlich oft fast verzweifelt und auch unendlich leidet.

    Als es ihre Familie nach England geschafft hat wird der Wunsch aller, endlich nach Amerika auswandern zu können, immer größer.

    Bis dahin dauert es aber noch etwas...….

    Zwischendurch erfährt man wie es den Zurückgebliebenen in Deutschland geht.

    Diese machen schlimme Zeiten durch und erhalten nur Hilfe durch Aretz, den früheren Chauffeur der Familie.

    Das Buch endet mit der Überfahrt nach Amerika, alle können aufatmen und auf eine bessere Zukunft hoffen.

    Darüber werden wir im nächsten Band erfahren.

    Ich freue mich schon darauf.

  • Ruth ist vor den Nazis nach England geflohen. Doch das Leben dort auf dem Land ist hart für das Stadtkind. Dennoch lässt Ruth nichts unversucht, um sich einzufinden und auch noch ihre Eltern aus Nazi-Deutschland herzuholen...


    "Tage des Lichts" ist der dritte Band der vierteiligen Saga, um die jüdische Familie von Ruth Meyer, die unter Hitler verfolgt werden. Auch wenn die Autorin die wichtigsten Informationen der Vorbände wiedergibt, würde ich nicht empfehlen dieses Buch ohne Vorkenntnisse zu lesen.

    Doch ansonsten fand ich es spannend Ruth weiter folgen zu können. Das Buch ist weniger aktionsgeladen als die beiden Vorgänger. Ruth findet sich in das Leben auf dem Bauernhof ein. Das ist die eigentliche Geschichte. Für mich ein typischer Zwischenband. Ich kenne den vierten Teil noch nicht, aber ich habe mich beim Lesen teilweise gefragt, ob man die Handlung nicht auch hätte straffen können, um einen Band einzusparen. Ich bin gespannt, wie ich nach der Lektüre von Band 4 denke. Denn doch mancher Längen will ich doch unbedingt wissen, wie die Geschichte nun ausgeht.


    Wenn man nicht unbedingt einen Roman über die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung erwartet, ist es auch nicht uninteressant. Das Leben auf dem Lande und die Sicht auf die britische Außenpolitik ist gut beschrieben. Auch der Holocaust findet Platz, in dem vor allem über Vorurteile, Antisemitismus philosophiert wird, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Außerdem kehren wir auch zu Ruths weiterem Familienkreis zurück und erfahren etwas über das Schicksal der Menschen in Nazi-Deutschland. So gibt es immer mal wieder Abwechslung vom britischen Hofalltag.


    Doch zusammenfassend kam der dritte Band nicht an seine Vorgänger heran.

  • „Tage des Lichts“ ist bereits der dritte Band der Seidenstadt-Saga von Ulrike Renk über die jüdische Kaufmannsfamilie Meyer während des zweiten Weltkriegs. Im Vordergrund der Handlung steht wieder die älteste Tochter Ruth, die es aufgrund der lebensbedrohlichen Entwicklung in ihrer Heimat nicht mehr aushielt und sich als Haushaltshilfe in England bewarb. Zudem erhofft sie sich, im Ausland bessere Chancen auf die Genehmigung einer Familienzusammenführung zu haben und so auch ihre Eltern und ihre Schwester retten zu können.


    Das Buch schildert sehr ausführlich Ruths erste Wochen in der englischen Provinz auf einem kleinen Bauernhof. Was als Rettung erhofft wurde, entwickelte sich aufgrund Ruths Notlage zu einer quälenden Ausnutzung durch ihre Chefin auf dem Bauernhof. Ruths Durchhaltevermögen, aber auch ihr Lerneifer sind insgesamt bewundernswert. Die bei anderen Büchern oft geäußerte Kritik zu angeblich unrealistischen Schilderungen geht aber hier ins Leere, da die komplette Serie auf Ruths realen Tagebüchern aufbaut.


    Sehr ergreifend und stellenweise auch sehr lehrreich. Eine wunderbare Serie.10 Punkte gibt es von mir.


    Ich freue mich auf den vierten Band dieser Serie „Träume aus Samt“, der am 18. August 2020 erscheinen wird.

  • Buchmeinung zu Ulrike Renk – Tage des Lichts


    „Tage des Lichts“ ist ein Roman von Ulrike Renk, der 2020 bei Aufbau Digital um bei Aufbau TB erschienen ist. Dies ist der dritte Band der großen Seidenstadt-Saga.


    Zum Autor:

    Ulrike Renk, geboren 1967 in Detmold, zog ein paar Jahre später mit Eltern und Bruder nach Dortmund, wo sie auch die Schule besuchte. Studienaufenthalt in den USA, Studium der Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie an der RWTH Aachen. Sie ist Mutter von vier Kindern. Heute lebt sie mit ihrem Mann, dem jüngsten Sohn, zwei Alaskan Malamute, drei ordinären Hauskatzen und zwei indischen Laufenten, in Krefeld am Niederrhein und arbeitet als freie Autorin.


    Klappentext:

    England, 1939. Ruth hat es geschafft – sie hat die nötigen Papiere für ihre Familie besorgt, die endlich nach England ausreisen darf. Zusammen wollten sie alles in Bewegung setzen, um ihre Verwandten noch nachzuholen. Aber dann erklärt England Deutschland den Krieg. Ruth wähnte sich bislang in Sicherheit, aber was geschieht, wenn die Deutschen das Land nun angreifen? Sie setzt alles daran, dass sie zusammen nach Amerika fliehen können. Doch der Krieg droht ihre Pläne zunichtezumachen ...


    Meine Meinung:

    Die Geschichte der Ruth Meyer geht weiter. Sie wird meist aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt. Dadurch werden ihre Emotionen sehr deutlich und der Leser merkt zunehmend, wie schwer die Trennung von ihrer Familie auf ihr lastet. Ab und zu werden Kapitel aus anderen Sichtweisen erzählt, um zum Beispiel die Entwicklung in Krefeld nachzuzeichnen. Gerade diese Krefelder Szenen verdeutlichen die schrecklichen Entwicklungen in Deutschland. Auch die Ausreise der Eltern sorgt nur für kurze Entspannung bei Ruth, denn England hat Deutschland den Krieg erklärt. Dies verschärft die Probleme der Familie Meyer deutlich, denn sie wissen, was passiert, wenn sie in deutsche Hände geraten. Somit hat Ruth ein neues Ziel, für das sie nun kämpft – die Ausreise nach Amerika. Fast nebenbei erfährt der Leser von den Auswirkungen des Krieges auf das tägliche Leben. Etliche Engländer fürchten, unter den deutschen Juden könnten Spione sein.

    Die bedrückende Grundstimmung wird durch eine wenige positive Elemente aufgelockert und hin und wieder schimmert eine Prise trockenen Humors durch. Es ist beeindruckend, welche Kraft von dieser jungen Frau ausgestrahlt wird. Trotzdem wird deutlich, welchen Belastungen sowohl körperlicher als auch seelischer Art Ruth Meyer ausgesetzt ist.


    Fazit:

    Ruth Meyers Schicksal wird kraftvoll und gefühlsstark nachgezeichnet. Von mir gibt es vier von fünf Sternen (75 von 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Ich habe auf dieses Buch gewartet, weil ich die Familie weiter begleiten wollte, endlich wissen wollte, wie denn alles zuende geht.


    Mittlerweile muss ich sagen, das ich einige Male unterbrechen musste, da ich die Familie durch meine eigene Familie (Namen und Gesichter) ausgetauscht habe. Durch mein anderes Hobby, die Ahnenforschung und die Erforschung meiner Familien, habe ich eine Menge Infos zu der damaligen Zeit gehabt. Ich habe auch Tagebücher/Briefe aus dieser Zeit aus meiner Familie gefunden. Das alles zusammen, haben mich ziemlich mitgenommen, das musste ich erst einmal sacken lassen.


    Nach und nach konnte ich dann wieder die Familie begleiten, ich bewundere Ruth für ihre Art, das alles anzufassen und zu ertragen, ich hasse Olivia für ihre arrogante Art, ich liebe Edith für ihre unerschütterliche Arbeit, dieser Familie zu helfen.


    Ich habe jetzt, mit einigen Tagen Abstand das Gefühl, die Geschichte dieser und auch meiner Familie ist noch nicht zu Ende erzählt. Ich warte auf das nächste Buch.


    Da das alles für mich sehr realistisch geschrieben ist, gebe ich 10 von 10 Punkten. Gerne werde ich das Buch auch weiter empfehlen.

  • Ulrike Renk: Tage des Lichts. Das Schicksal einer Familie. Seidenstadt-Saga, Band 3, Berlin 2020, Aufbau-Verlag, ISBN 978-3-7466-3566-8, Softcover, 560 Seiten, Format: 13,3 x 4,3 x 20,5 cm, Buch: EUR 12,99 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch erhältlich.


    „Flüchtlinge waren wie Blätter auf einem Teich. Manchmal hatten sie Glück und erreichten das Ufer, manchmal nicht, dann gingen sie unter – sang- und klanglos. Niemand wollte sie haben, manche Staaten nahmen sie nur zähneknirschend auf, andere gar nicht. Dabei wollten sie, die Flüchtlinge, nur eines – leben. Irgendwie. Es sollte ein Grundrecht sein, aber das war es nicht.“ (Seite 514)


    Ich sage es auch beim dritten Band noch mal: Diese Familiengeschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Auch wenn die Autorin sich ein paar dichterische Freiheiten genommen hat: Im Wesentlichen ist das alles so passiert. Und manchmal ist das Leben ungerecht.


    Fürs Erste gerettet!

    Frinton-on-Sea/Essex, England, im Sommer 1939: Mit dem Mut der Verzweiflung, viel Glück und der Hilfe von Freunden und Verwandten hat es die siebzehnjährige jüdische Kaufmannstochter Ruth Meyer geschafft, aus Krefeld herauszukommen und in England eine Stellung als Dienstmagd auf einem Bauernhof zu ergattern. Niemand hat bemerkt, dass sie eigentlich zu jung ist für dieses Programm.


    So. Fürs Erste gerettet! Doch Ruth trägt nicht nur für sich allein die Verantwortung sondern auch für ihre nicht sonderlich praktisch veranlagte Familie in Deutschland: für Eltern, Großeltern, die jüngere Schwester, für die Tante, deren Mann sich schon vor geraumer Zeit nach Palästina abgesetzt hat, und für ihren Vetter Hans. Sie alle will Ruth nach England holen.


    Das klingt zunächst illusorisch, doch mit Hilfe der einflussreichen und gut vernetzten Londoner Politikergattin Edith könnte das tatsächlich gelingen. Die ist zwar ein bisschen undurchsichtig aber sehr verlässlich. In der Vergangenheit hat sie Ruth schon öfter geholfen – und nicht nur ihr.


    Ruths Abhängigkeit wird ausgenutzt

    Ruths Aufenthalt in England – und damit die mögliche Rettung ihrer Familie – ist an den Arbeitsvertrag bei der Familie Sanderson in Frinton-on-Sea gebunden. Wenn sie diesen Job innerhalb eines Jahres verliert, muss sie wieder zurück nach Deutschland. Und so wird aus der privilegierten Gymnasiastin, die selbst in einem Haushalt mit Dienstboten aufgewachsen ist und nur Grundkenntnisse in Haus- und Landwirtschaft hat, über Nacht ein demütiges und hart arbeitendes „Mädchen für alles“.


    Landwirt Freddy Sanderson ist freundlich und geduldig, sogar mit Ruths ausbaufähigen Englischkenntnissen. Töchterchen Jill ist ein Schatz – aber die Frau des Hauses, Olivia, ist eine Spinatwachtel sondergleichen: faul, eitel, launisch, anspruchsvoll und gehässig. Auch wenn sie nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, hat sie schnell kapiert, dass Ruth ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Sie lässt das Mädchen schuften bis zum Umfallen und lässt ihren Frust an ihr aus. Gut, Olivia, hat sich ein anderes Leben erträumt als das einer Bäuerin in Frinton-on-Sea, aber das dürfte eigentlich nicht zu Ruths Problem werden.


    Traumziel USA

    Ruth Meyer, die in ihrem alten Leben so eigensinnig und streitbar war, hat inzwischen jegliches Selbstvertrauen verloren und lässt sich alle erdenklichen Gemeinheiten bieten. Sie klammert sich an den Gedanken, dass der Spuk ohnehin bald vorüber ist: Wenn ihre Familie sicher in England angekommen ist und wenn sie endlich kündigen darf, dann ist sie hier schneller weg als Olivia gucken kann.


    England soll ohnehin nur eine Zwischenstation für die Meyers sein. Ihr Ziel sind die USA.


    Was wird aus Ruths Familie?

    Aber was ist, wenn England den Deutschen den Krieg erklärt und Ruths Familie gar nicht mehr ausreisen kann? Oder wenn sie’s mit Müh und Not ins Land schaffen und hier dann auch nicht sicher sind, weil die Nazis England angreifen?



    Beklemmende Szenen in Krefeld

    Die Szenen in Krefeld sind sehr beklemmend. Auch weil nun der eine oder andere aus dem Familienclan Entscheidungen bereut, die er aus Liebe, Naivität oder Gründen der Moral getroffen hat. Jetzt wird ihnen klar, dass es gescheiter gewesen wäre, das Land zu verlassen, als das noch relativ leicht möglich gewesen ist.


    Obwohl ich Ruth Meyer-Elcotts Lebensgeschichte in groben Zügen kenne, habe ich beim Lesen mitgefiebert als Ruth wie auf heißen Kohlen saß und um ihre Familie bangte: Werden es ihre Angehörigen rechtzeitig nach England schaffen oder kommt der Krieg dazwischen? Was wird aus Ruths Freunden und Verwandten in Deutschland – oder wohin auch immer sie es inzwischen verschlagen hat? Klappt das mit der Schiffspassage in die USA?



    Unterschwellige Angst

    Es gibt keine große Action in dem Roman. Hier geht es um die Angst und Sorge, die in Ruths hartem Alltag ständig präsent sind. Auch wenn es für Ruth phasenweise ganz gut läuft, brummt immer unterschwellig der Horror mit, ganz egal, was sie gerade macht. Und doch verliert sie nie die Hoffnung. Sie will leben, und sie will ihre Familie retten. Dafür ist sie bereit, so ziemlich alles zu tun.


    Immer wieder dachte ich, Leute, das ist ein Teenager! Das ist doch viel zu viel Verantwortung für so ein junges Mädchen. Jemand sollte sich um sie kümmern, nicht sie sich um den gesamten Familienclan. Aber so war es eben.


    Gruselig sind manche Parallelen zur Gegenwart, die man unweigerlich zieht. Ich frage mich, was Ruth Meyer wohl zu der einen oder anderen aktuellen Entwicklung auf der Welt gesagt hätte.


    Eine neue Heimat?

    Im vierten und letzten Band der Reihe wird Ruth noch einmal ihren Mut und ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen. Ob ihr Wunsch in Erfüllung gehen wird, den sie im vorliegenden Band so sehnsüchtig ausspricht? Ich möchte irgendwann ankommen. Ich möchte eine neue Heimat haben. Einen Ort, an dem ich mich sicher fühle.“ (Seite 400) Ich wünsche es ihr von Herzen.


    Die Autorin

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion. Mehr Informationen zur Autorin unter http://www.ulrikerenk.de.


    ASIN/ISBN: 3746635667

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • "Tage des Lichts" ist der 3. Teil der Familiensaga rund um Ruth Meyer und ihre Familie. Der Roman startet übergangslos vom 2. Band aus, was mir sehr gut gefallen hat. Es gibt nur einige ganz kurze eingestreute Rückblicke, ansonsten wird die Geschichte einfach weiter erzählt.


    Nachdem ich anfangs im ersten Band keinen großen Lesesog verspürt hatte, hat sich das immer mehr verändert, je weiter ich in die Familiengeschichte eingetaucht bin. Gerade den 3. Band konnte ich kaum noch aus den Händen legen, so sehr habe ich mit Ruht mitgefiebert. Was musste diese junge Frau in England schuften und das unter wirklich unschönen Bedingungen, dazu immer die Angst, was wohl mit ihrer Familie in Deutschland passiert und ob sie es schafft, alle rechtzeitig und damit vor dem nahenden Kriegsbeginn nach England zu holen. Die Entwicklung, die Ruth dabei durchlaufen musste, war zu jeder Zeit glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt.


    Ulrike Renk ist es hervorragend gelungen die schlimme Zeit einzufangen und zu vermitteln. Im Hintergrund erfährt man auch immer, wie sich die politische Lage von Jahr zu Jahr verändert und verschärft hat.


    Die auf wahren Erlebnissen beruhende Reihe sollte man unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen, damit man alles nachvollziehen kann. Ich bin sehr gespannt, wie es im 4. Teil der Seidenstadt-Saga weitergeht und vergebe hier sehr gerne 10 von 10 Sternen.