Totenlied - Tess Gerritsen

  • ASIN/ISBN: 3837139891


    Originaltitel: Playing with Fire


    Worum es geht
    Die amerikanische Musikerin Julia Ansdell entdeckt in einem römischen Antiquariat ein altes Notenblatt mit einem ihr unbekannten Walzer, der eine eigenartige Faszination auf die junge Frau ausübt. Doch jedesmal, wenn sie das Stück zu Hause spielt, geschieht ein schlimmes Unglück. Schließlich ist Julia davon überzeugt, dass auf der Musik ein Fluch lastet, der das Wesen ihrer dreijährigen Tochter Lily negativ beeinflusst. Um der geheimnisvollen Herkunft der Komposition auf die Spur zu kommen, reist Julia mit ihrer Freundin Gerda nach Venedig. Die beiden Frauen ahnen nicht, dass sie mit ihren Nachforschungen einen einflussreichen Gegner auf den Plan rufen.


    Meine Meinung
    Das geheimnisvoll-düstere Cover dieses Hörbuches ist mir sogleich ins Auge gesprungen, und auch der Name der Autorin hat mich an spannende Lesestunden mit dem Ermittlerduo Rizzoli & Isles erinnert. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass mich ein derart fesselnder Roman erwartet, der mich von den ersten Minuten an vollkommen in seinen Bann gezogen hat.
    Die Protagonisten fand ich sehr glaubwürdig und sympathisch dargestellt. Die sensible Musikerin Julia und ihr rational denkender Ehemann Rob gehen ganz unterschiedlich mit den verstörenden Ereignissen um, die über die kleine Familie hereingebrochen sind, und jeder versucht auf seine Art, damit fertig zu werden. Besonders gut hat mir jedoch der Handlungsstrang gefallen, der den Hörer in die Zeit des 2. Weltkrieges entführt, und die berührende Geschichte von Lorenzo und Laura erzählt, die die Musik zueinanderführte. Sehr einfühlsam, in einer fast poetischen Sprache, berichtet die Autorin von dieser großen Liebe, von Verfolgung und Deportation, von tiefster Verzweiflung und ebenso großer Menschlichkeit.
    Ihren Vorsatz, nicht nur den Opfern der Judenverfolgung im Venedig der 1940-er Jahre ein Denkmal zu setzen, sondern auch den stillen Helden des Widerstandes, hat Tess Gerritsen mit diesem Roman ganz wunderbar in die Tat umgesetzt. Im Nachtrag zum historischen Hintergrund wird die Frage beantwortet, wie sich die Italienliebhaberin zu diesem Buch inspirieren ließ, und informiert auch über die vielen realen Ereignisse, die sie darin verarbeitet hat.
    Meiner Ansicht nach folgt die Lösung sämtlicher Rätsel am Ende der Geschichte einem logisch durchaus nachvollziehbaren Konzept, das keine Fragen offen lässt. Mein einziger Kritikpunkt hat weder mit Inhalt noch Stil zu tun, sondern bezieht sich auf die Wahl der Sprecherin. Mit der sonoren Stimme Mechthild Großmanns konnte ich mich bis zum Ende beim besten Willen nicht anfreunden. Allerdings lag dies nicht an deren dunklen Timbre, sondern an der seltsamen Art des Vortrags, die der ernsten Grundstimmung des Buches überhaupt nicht gerecht wird, und mich (ich schreibe es nur ungern) an die Intonation einer Märchentante erinnerte. Aufregende Textstellen hat Frau Großmann meiner Meinung nach viel zu langsam und träge gelesen, wodurch die Dynamik der Handlung überhaupt nicht zur Geltung gebracht wird.

    Die wunderschöne, von Tess Gerritsen komponierte Melodie „Incendio“ (Feuersbrunst), mit der die Geschichte endet, sorgt für einen ungewöhnlichen und ergreifenden Abschluss.
    Wer die knallharte Thriller-Autorin einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen und sich von ihren vielseitigen Talenten beeindrucken lassen möchte, dem sei dieser Roman - wegen des fulminanten Schlussakkordes – vor allem als Hörbuch wärmstens empfohlen.

    Dafür gibt es von mir grandiose <3<3<3<3<3:!:von 5.