Die Frau, die zu sehr liebte - Hera Lind

  • ASIN/ISBN: 3453357825


    Worum es geht
    Nach 20 Ehejahren verliebt sich die Arztgattin und dreifache Mutter Linda Albrecht mit Mitte vierzig Hals über Kopf in den charismatischen Bankdirektor Frank Hellwein. Noch einmal möchte sie sich umworben und geliebt fühlen, nicht nur gebraucht, wie in ihrer Ehe mit Jochen. Allen Bedenken zum Trotz verlässt Linda ihren biederen Ehemann und gründet mit ihrer großen Liebe die perfekte Patchworkfamilie. Anfangs trägt Frank seine Linda geradezu auf Händen, und bietet ihr neben einem Leben als Familienmanagerin jeden erdenklichen Luxus. Er verwöhnt sie mit aufregenden Reisen, teurem Schmuck und chicer Kleidung.

    Doch bald beginnt die glänzende Fassade zu bröckeln, und Linda gerät in einen Albtraum, aus dem es kein Erwachen mehr gibt.


    Meine Meinung
    Hera Lind hat mit ihrem Buch einen äußerst fesselnden Roman vorgelegt, der mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat. Sinn- und Lebenskrisen Mitte vierzig sind ja durchaus keine Seltenheit, weshalb ich Lindas Sehnsucht nach einem aufregenden Liebesabenteuer gut verstehen kann. Charakterlich finde ich sie sehr gut dargestellt, als einst ungeliebtes Kind, als funktionierende Ehefrau und fürsorgliche Mutter, die schließlich blind vor Liebe komplett den Boden unter den Füßen verliert. Mit Frank scheint ihr nichts unmöglich, treu steht sie immer zu ihm, und gibt alles, um die Familienidylle zu wahren.
    Frank hingegen ist eine recht undurchsichtige Persönlichkeit. Seine freundliche und unkomplizierte Art, die anfangs auch die Kinder zu begeistern vermochte, weicht immer öfter grundlosen Wutausbrüchen, die seine Lieben ratlos zurücklassen. Natürlich könnte man Linda Naivität und Blauäugigkeit vorwerfen, ebenso verständlich ist aber auch ihr Bestreben, jede Unstimmigkeit sofort wieder auszubügeln. Schließlich hat Linda mit der Trennung von Jochen viel riskiert, Familien und Freundschaften zerstört. Der triste Alltag darf bei ihnen einfach nicht - wie in jeder x-beliebigen Beziehung - die Oberhand gewinnen.
    Der charmante Frank findet seine Bestätigung nicht nur als erfolgreicher Banker, er ist auch sportlich sehr ehrgeizig, braucht gesellschaftliche Anerkennung und die Bewunderung des weiblichen Geschlechts. Vor allem aber muss die Frau an seiner Seite in allen Belangen mit seinen hohen Ansprüchen mithalten können, während er sich mit den Problemen, die der Alltag in einer großen Familie eben mit sich bringt, rasch überfordert fühlt.
    Hera Lind hat nicht nur das anfängliche himmelstürmende Glücksgefühl ihrer Protagonistin sehr glaubhaft beschrieben, sondern auch die ersten Kratzer im Lack, die Zweifel und Ängste, das Verleugnen, die Selbstvorwürfe, und schließlich das Eingestehen ihres Scheiterns. Wüsste ich nicht, dass der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht, hätte ich das Ende als irreal bezeichnet, als zu dick aufgetragen, und die Fantasie der Autorin als allzu blühend abgetan. Anscheinend ist es aber doch das Leben selbst, das die unglaublichsten Geschichten schreibt, und auch nicht - wie in vielen Romanen - auf alle offenen Fragen eine befriedigende Antwort zu geben hat.
    Der Autorin gebührt für ihr Buch meiner Meinung nach höchstes Lob. Aus jeder Zeile ist spürbar, dass sie mit viel Engagement und großem Einfühlungsvermögen an ihr Projekt herangegangen ist. Mir gefällt Hera Linds Stil überhaupt sehr gut, da sie nicht nur spannend und humorvoll zu erzählen versteht, sondern die Gefühle ihrer Figuren auch sehr ehrlich wiederzugeben vermag. Besonders gut kann man sich als Leserin ja mit etlichen Szenen aus dem Alltag der Protagonistin identifizieren und sich denken: Ja, genauso habe ich mich in ähnlichen Situationen auch schon gefühlt.

    Für diese interessante, flüssig erzählte und leicht lesbare Geschichte zum Mitfühlen und Mitfiebern gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung und natürlich gerne die volle Punktezahl <3<3<3<3<3:!: