Der Gesang der Fledermäuse - Olga Tokarczuk

  • Hörbuch, Lesung. 520 Min.

    Originaltitel: Prowadz swoj plug przez kosci umarlych

    Aus dem Polnischen von Doreen Daume


    Kurzbeschreibung:

    Ein Dorf an der polnisch-tschechischen Grenze. Im Sommer tummeln sich hier wohlhabende Warschauer. In den Wintermonaten fliehen die meisten Einwohner das windumtoste Hochplateau im Glatzer Kessel. Die alleinstehende Englischlehrerin Janina Deszeijko widmet sich in den langen dunklen Tagen ihren astrologischen Studien und der Übersetzung von Gedichten des verehrten Willam Blake. Man hält die alte Dame für verschroben, wenn nicht gar für verrückt, auch weil sie die Gesellschaft von Tieren der von Menschen vorzieht. Dann gibt es einen Toten. Janinas ungeliebter Nachbar Big Foot ist grausam erstickt, in seiner Kehle steckt der Knochen eines Tiers. Und es bleibt nicht bei dieser einen Leiche. Janina hat einen starken Verdacht und ermittelt auf eigene Faust. Aber ist sie wirklich auf der richtigen Spur?

    Komödie, Fabel, Thriller, politischer Essay, literarisches Spiel – dieser Roman passt in keine Schublade. Auf ebenso komische, wie erschütternde Weise zeigt Tokarczuk gemeinsam mit ihrer hinreißend-schrulligen Heldin, wie sehr es unserer Gesellschaft an Empathie und Respekt mangelt, ob unsere Mitmenschen oder der Natur gegenüber, und erzählt zugleich eine rasante Kriminalgeschichte reich an skurrilem Witz.


    Über die Autorin:

    Olga Tokarczuk, 1962 geboren, studierte in Warschau Psychologie; sie ist freie Schriftstellerin und hat einen eigenen Verlag. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet. .

    Für UNRAST wurde Olga Tokarczuk 2008 mit dem Nike-Literaturpreis ausgezeichnet. DER GESANG DER FLEDERMÄUSE ist als deutsch-polnische Koproduktion zur Verfilmung vorgesehen (Regie: Agnieszka Holland). 2015 erhielt Olga Tokarczuk den Internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz-Zgorzelec. 2019 erhält sie den Nobelpreis für Literatur 2018.


    Über die Übersetzerin:

    Doreen Daume (1957-2013), übersetzte seit 1999 polnische Literatur, u. a. von Bruno Schulz, Czesław Miłosz, Ewa Lipska, Mariusz Grzebalski, Piotr Sommer, Andrzej Kopacki. Für ihre Übersetzungen wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2008 mit dem Österreichischen Staatspreis.


    Über die Sprecherin:

    Angelika Thomas, geboren 1946, war nach Theaterengagements an der Berliner Schaubühne, in Bremen und Köln ab 1980 eine feste Größe am Hamburger Thalia-Theater. Auch in Film und Fernsehen ist sie seit vielen Jahren präsent und spielte unter anderem in Verfilmungen von Dora Heldts Romanen, in »Die Manns – Ein Jahrhundertroman«, in zahlreichen Krimis sowie in »Und wer bekommt den Hund« mit.


    Mein Eindruck:

    Dieser Roman der polnischen Literaturnobelpreisträgers funktioniert für mich gut als Hörbuch, da die Perspektive der leicht skurrilen Protagonistin Janina Deszeijko ganz im Vordergrund stehen und die Sprecherin Angelika Thomas diese Rolle vollkommen ausfüllt. Ihre Stimme passt gut zu Janina und geben der Figur zusätzliches Profil.

    Auch in den Dialogen kann die Sprecherin überzeugen.


    Den Romananfang schätze ich besonders. Die pensionierte und zurückgezogene Janina wird von ihrem Nachbarn aufgesucht, der einen Mann tot aufgefunden haben. Es ist der Jäger Bigfoot, der zu Lebzeiten ein unangenehmer Zeitgenosse war. Gemeinsam kümmern sie sich um die Leiche. Der Mann ist einem Knochen erstickt. Mysteriös. Liegt hier ein Verbrechen vor? Oder war es die Rache der Tiere?


    Janina ist nicht nur ehemalige Ingenieurin und Lehrerin sondern auch Astrologin und auch Tierschützerin. Die Sterne und Horoskope spielen eine große Rolle für sie. Vielleicht etwas viel auf einmal und leicht übertrieben, hatte ich gedacht, aber wenn die Figur so komplex angelegt sein soll, warum nicht.


    Zwar wird nach guten Anfang schon bald kein großer Wert mehr auf einen stringenten Handlungsfaden gelegt, aber Janinas Überlegungen und Gesprächen über die Situation lassen einen dabei bleiben.

    Auf Spannung wird nicht direkt gesetzt. So sind auch einige Abschnitte dabei, in denen diverse philosophische Theorien behandelt werden, die an mir vorbeigehen. Aber der Großteil des Textes konnte mich interessieren.


    Ob man das Buch genießen kann oder nicht hängt sicher stark davon ab, ob man die Hauptfigur und ihre Wahrnehmung der Welt mag. Für viele ist sie die verschrobene Alte

    Ich habe einiges für Figuren übrig, die leicht außerhalb stehen. Sie ist keine ganz und gar Außenseiter, aber mit eigenständiger Persönlichkeit, die nicht angepasst ist. Ihre Gemütslage bestimmt den Text.

    Hinzu kommt der winterliche Schauplatz an der polnisch-tschechischen Grenze, der viel Atmosphäre erzeugt. Viele Passagen spielen sich abends oder nachts ab, das gibt dem Text eine dunkle Stimmung, die durch manchmal auch humorvolle Szenen abgemildert wird.


    Sprachlich konnte mich das Buch überzeugen. Ich habe das Gefühl, das auch die leider schon verstorbene Übersetzerin Doreen Daume gute Arbeit geleistet hat.


    Die Sprecherin Angelika Thomas lässt sich angemessen Zeit, aber in knapp 9 Stunden liest sie das ganze Buch.


    ASIN/ISBN: 3742415530