Mein Fall – Josef Haslinger

  • 144 Seiten, gebunden

    S. FISCHER


    Kurzbeschreibung:

    »Nie habe ich von Pater G. erzählt, aus Angst, man könne mir anmerken, dass ich sein Kind geblieben bin.«


    »Meine Eltern hatten mich der Gemeinschaft der Patres anvertraut, weil mich dort das Beste, das selbst sie mir nicht geben konnten, erwarten würde. Ich habe sie heimlich oft verflucht, weil sie mich nicht darauf vorbereitet hatten, was dieses Beste sei …« Als Zehnjähriger wurde Josef Haslinger Schüler des Sängerknabenkonvikts Stift Zwettl. Er war religiös, sogar davon überzeugt, Priester werden zu wollen, er liebte die Kirche. Seine Liebe wurde von den Patres erwidert. Erst von einem, dann von anderen.


    Ende Februar 2019 tritt Haslinger vor die Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Dreimal muss er seine Geschichte vor unterschiedlich besetzten Gremien erzählen. Bis der Protokollant ihn schließlich auffordert, die Geschichte doch bitte selbst aufzuschreiben


    Über den Autor:

    Josef Haslinger, 1955 in Zwettl/Niederösterreich geboren, lebt in Wien und Leipzig. Seit 1996 lehrt Haslinger als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 1995 erschien sein Roman ›Opernball‹, 2000 ›Das Vaterspiel‹, 2006 ›Zugvögel‹, 2007 ›Phi Phi Island‹. Sein letztes Buch ›Jáchymov‹ erschien im Herbst 2011. Haslinger erhielt zahlreiche Preise, zuletzt den Preis der Stadt Wien, den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels und den Rheingau Literaturpreis. 2010 war er Mainzer Stadtschreiber.


    Mein Eindruck:

    Die virtuelle Leipziger Buchmesse umfasst unter anderen auch ein Interview mit Josef Haslinger über dieses Buch. Das hatte mich bewegt, dieses Buch zu kaufen.


    Josef Haslinger dokumentiert in diesem Buch seinen Fall des Missbrauch im Stift Zwittl in Österreich. Es sind die sechziger Jahre. Er war als 10jähriger als Sängerknabe dahin gekommen und wurde von einem Pater sexuell missbraucht.


    Haslinger schwieg jahrelang über die Vorfälle. Erst als Pater Gottlieb Starb ist Haslinger 2019 an die Öffentlichkeit gegangen. Man verseht durch diesen Text seinen Zwiespalt, der vielleicht auch in Stimmungen der Zeit lag.


    Der Text wechselt zwischen heute und der Vergangenheit hin und her. Das ist gut durchkomponiert.

    Wie es Haslingers Temperament entspricht, ist dieser Bericht sachlich, manchmal trocken, dennoch emotional nachvollziehbar gehalten. Obwohl es kein Roman ist, hat der Autor sein Thema in diesem Bericht auch literarisch verarbeite.

    ASIN/ISBN: 3100300580