'Der Wal und das Ende der Welt' - Seiten 182 - 269

  • Es ist also tatsächlich ein Buch über eine Pandemie. Ich bin echt überrascht, denn ich hatte mir unter Klappentext und Titel etwas anderes vorgestellt.

    Das Ende der Welt - aus dem Titel - war für mich eigentlich nur eine Ortsangabe für das kleine Dorf in Cornwall. Aber es ist wohl doch mehr.

    Da ich selber schon in Cornwall war - und es wunderschön finde - fühle ich mich in dem kleinen Dorf mit seinen Bewohnern fast zuhause und kann verstehen, dass sie sich jetzt abschotten wollen. Und keine Seele verloren gehen soll. Es ist toll, wie sie alle zusammenhelfen und das Lager füllen. Wie die Wal-Aktion. Keiner fragt lange, alle packen mit an.


    Dass Joe's Chefin tatsächlich in Joe's Armen stirbt, puh, wer hätte das gedacht. Sehr dramatisch. Was passiert nun mit den beiden Männern im Turm.


    Es ist natürlich trotz der Parallelen und trotz der fundierten Recherche eine Parabel - das versuche ich nicht aus den Augen zu verlieren. Und ich vergleiche natürlich mit unserer realen Situation und ich bin froh, dass es Unterschiede gibt. Vor allem die Mortalitätsrate "unseres" Virus ist nicht so hoch. Gott sei Dank. Die These, dass Corona von Menschen gemacht wäre, gibt es ja auch schon. Aber ich kann - und will das nicht glauben. Vor allem, da es ja jetzt alle Länder der Erde befallen hat. Und wer wäre so doof, so ein Virus freizusetzen, wenn er kein Gegenmittel hat. Okay, könnte ein Versehen gewesen sein. Aber auch hier hoffe ich mal, dass das nicht so ist. Auch andere Viren haben den Menschen ja schon überrollt. Und wieder die Erkenntnis, dass Corona nur ein Probedurchlauf für Schlimmeres ist. Nicht, dass ich mich jetzt total davor fürchte (würde auch nichts bringen). Und ich kann auch nicht für 10 Wochen Essen in meiner Wohnung horten. (Braucht man da echt 300 Dosen =O). Mir geht es bei der Geschichte eher darum, wie eine Gemeinschaft zusammenrückt und zusammenhält. Ich hoffe mal, dass es keine Quertreiber im Dorf gibt (auch wenn das unrealistisch ist, die gibt es ja überall).


    Möchte ich das Buch abbrechen? Nein, ist viel zu gut geschrieben. Geht es mir nahe. Ja, sehr. Und ich bin froh, dass ich es nicht alleine lese.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Da ich selber schon in Cornwall war - und es wunderschön finde - fühle ich mich in dem kleinen Dorf mit seinen Bewohnern fast zuhause und kann verstehen, dass sie sich jetzt abschotten wollen. Und keine Seele verloren gehen soll. Es ist toll, wie sie alle zusammenhelfen und das Lager füllen. Wie die Wal-Aktion. Keiner fragt lange, alle packen mit an.

    :gruebel Die Aktion mit dem riesigen Hamstervorrat ist verständlich, aber auch sehr egoistsich. Klar soll das eigene Dorf und die Bewohner geschützt werden, aber kann man dem Elend der Nachbarn dann zusehen. Ich bin gespannt, ob der Fokus sich im Laufe des Buches weitet, ober ob Ironmonger auf St. Piron konzentriert erzählt. Die Bewohner könnten sich auch auf das stützen, was nahe liegt, z.B. den Fischfang. Zumindest zum Teil.

    Interessant, dass Joe auf Klopapier verzichtet, da es zu viel Platz wegnimmt. :lache


    Wie schon vermutet, war die Walrettung eine Übung für die nun bedrohliche Lage. Das Leben in einem Dorf scheint in einer solchen Krise ein besserer Ort, der Zusammenhalt dichter, das soziale Netz engmaschiger. Aber was ist, wenn die Krankheit sich dort eingenistet hat?

    Die sozialen Strukturen in St. Piron scheinen auf jeden Fall zu stimmen, das ist beeindruckend.

    Dass Joe's Chefin tatsächlich in Joe's Armen stirbt, puh, wer hätte das gedacht. Sehr dramatisch. Was passiert nun mit den beiden Männern im Turm.

    Das ist nun wirklich spannend. Die zwei haben sich ja ziemlich schnell zusammengerauft. Auch hier zeigt sich, dass die beiden Männer in der Notsituation zusammenrücken. An ein Quarantänelager habe ich gar nicht gedacht, als Joe das Turmzimmer herrichtete. Eher als Kommandozentrale während der Essensverteilung. Aber diese Weitsicht zahlt sich jetzt aus.


    Haltet ihr die Verbarrikadierung für sinnvoll bzw. gerechtfertigt?

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • :gruebel Die Aktion mit dem riesigen Hamstervorrat ist verständlich, aber auch sehr egoistsich. Klar soll das eigene Dorf und die Bewohner geschützt werden, aber kann man dem Elend der Nachbarn dann zusehen.

    Vor allem kann es nicht funktionieren - diejenigen unter den Nachbarn, die nicht von der Krankheit geschwächt sind, werden alles versuchen, um an Essen zu kommen. Da ist die Schicht Zivilisation nur sehr, sehr dünn. Keiner verhungert still und freiwillig, während der Nachbar noch Essen hat.


    Haltet ihr die Verbarrikadierung für sinnvoll bzw. gerechtfertigt?

    Es fehlt ein wenig an Alternativen. Ist ja auch nix anderes als eine Quarantäne, um zu vermeiden, dass bisher nicht Infizierte angesteckt werden.


    Das Buch geht mir echt nah.

  • Auch ich hatte vorher nicht damit gerechnet, dass es ein Buch über eine Pandemie wird. Das Ende der Welt hatte ich als Bild gesehen, was es letztlich ja jetzt scheinbar auch ist. Nur wofür es steht...


    Es kommt auf die Perspektive an, ob es Egoismus, Zusammenhalt, Hamstern oder Vorsorge, was auch immer da in dem kleinen Dorf passiert. Sowohl im Großen (ganzes Dorf) als auch im Kleinen (zwischen den einzelnen Personen). Mit Hauptaugenmerk natürlich jetzt auf Joe und Alvin Hocking. Das wird sicher noch eine spannende Beziehung, vielleicht eine Art zweite Chance im Vergleich zu seiner Mutter und Schwester. Durch den verkorksten Urlaub wurde die Zwangsquarantäne ja aufgebaut.


    Niedlich finde ich die Versuche, Joe zu verkuppeln :lache

  • Mit einem Buch über eine Pandemie hatte ich auch nicht gerechnet, anders hätte ich das Buch zu diesem Zeitpunkt wohl eher nicht gelesen, obwohl es mir im Moment gerade wegen der Aktualität sehr gut gefällt.


    Ich bin sehr gespannt, wie es mit den beiden im Kirchturm weitergeht, gut gehen kann das auf die Dauer nicht, der Pfaffer scheint ja eh ein schwieriger Typ zu sein und dann diese Extremsituation ...


    Bei der Hamsteraktion habe ich mich die ganze Zeit gefragt, was denn mit Trinkwasser ist? Joe scheint ja von einem totalen Systemausfall auszugehen, also auch kein Strom und ohne Strom kein Leitungswasser.

    Dann nützen die besten Konserven nicht mehr.

    Haltet ihr die Verbarrikadierung für sinnvoll bzw. gerechtfertigt?

    Auf jeden Fall, sowohl was die Beiden im Kirchturm angeht, als auch den Versuch das komplette Dorf abzuriegeln, wenn ein Ort so abgelegen ist, dass das möglich erscheint, sollte man den Satndortvorteil nutzen.

  • Ich finde es schon sinnvoll, das Dorf zu schützen. Bei aller Hilfsbereitschaft darf man auch nicht die Augen davor zumachen, wie sehr die Not Menschen verändert.


    Für mich ist es zwar auch eine Geschichte über eine Pandemie, aber auch mindestens ebenso eine über Beziehungen von Menschen untereinander. Die einzelnen Personen zeigen dauernd neue Seiten und keiner verändert sich so sehr wie Joe.

  • Das ist nun wirklich spannend. Die zwei haben sich ja ziemlich schnell zusammengerauft. Auch hier zeigt sich, dass die beiden Männer in der Notsituation zusammenrücken. An ein Quarantänelager habe ich gar nicht gedacht, als Joe das Turmzimmer herrichtete. Eher als Kommandozentrale während der Essensverteilung. Aber diese Weitsicht zahlt sich jetzt aus.


    Haltet ihr die Verbarrikadierung für sinnvoll bzw. gerechtfertigt?

    Gerechtfertigt sicher - aber solange die zwei da drin sind gibt es keine Essensverteilung. Also heißt es abwarten und Fisch essen. :)


    Ich fand es auch ein wenig egoistisch, alles für dieses kleine Dorf einzukaufen und dann das Dorf abzuriegeln. Ich habe es aber als Metapher gesehen für das, was die Länder jetzt ja alle machen. Grenzen dicht und erst mal ans eigene Volk denken. Und das finde ich - mit Einschränkungen - okay. Einschränkungen mache ich natürlich was Hilfeleistungen an Material und ärztlicher Versorgung betrifft. Da darf es keine Grenzen geben. Und der Warenverkehr sollte fließen. Aber es ist ja eine sehr aggressive Grippeform, also erst mal Abschottung.

    Klingt jetzt sicher fatalistisch und bitterböse, aber der Vorteil an einer sehr agressiven Form ist, dass sie schnell viele Menschen infiziert und wenn alle einmal infiziert waren, sind die, die es überleben hoffentlich immun.


    Jetzt, wo wir selber eine Pandemie haben, sind wir LeserINNEN ja tatsächlich Fachleute und können über die Strategien nachdenken und welche die beste wäre. :bonk

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Vor allem kann es nicht funktionieren - diejenigen unter den Nachbarn, die nicht von der Krankheit geschwächt sind, werden alles versuchen, um an Essen zu kommen. Da ist die Schicht Zivilisation nur sehr, sehr dünn. Keiner verhungert still und freiwillig, während der Nachbar noch Essen hat.

    HIer ist es die Schnelligkeit, die wahrscheinlich Schutz bieten könnte. Wenn schnell alles zusammenbricht - auch die Medien - dann weiß niemand, dass das Dorf so viel Lebensmittel hat. Und dann könnte der Plan gelingen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Bei der Hamsteraktion habe ich mich die ganze Zeit gefragt, was denn mit Trinkwasser ist? Joe scheint ja von einem totalen Systemausfall auszugehen, also auch kein Strom und ohne Strom kein Leitungswasser.

    Dann nützen die besten Konserven nicht mehr.

    Stimmt. Strom und Wasser sind auch sehr wichtig.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Vor allem muss man dran denken, dass das Dorf sehr isoliert liegt. Wenn die etwas einkaufen wollen, müssen sie meilenweit fahren. Und was passiert, wenn man das nicht mehr darf? Oder nur sehr eingeschränkt darf?


    Ich finde es richtig, dass Joe Vorräte beschafft hat. Zu wissen, was so ungefähr auf ihn zukommt und nichts zu tun wäre unverantwortlich.

  • Ich finde es richtig, dass Joe Vorräte beschafft hat. Zu wissen, was so ungefähr auf ihn zukommt und nichts zu tun wäre unverantwortlich.

    Ich habe mich nur gewundert, dass er geahnt hat, dass Strom und Wasser fehlen werden und er nicht daran gedacht hat, sondern Lebensmittel einkauft. Also zum Beispiel Gasflaschen kauft, Wasservorräte anlegt oder Medikamente besorgt.

    Einen Vorrat anzulegen ist nur allzu menschlich.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • So wahnsinnig durchdacht war seine Bevoratungsaktion ja eh nicht, sonst hätte er vorher überlegt, was es im Dorf eh an Nahrungsmitteln gibt usw.

    Ich hatte das Gefühl, er ist der typische junge Analyst. Sitzt immer vor seinem Programm, lässt sich Pizza und Chinesisches Essen kommen und hat noch nie auf Vorrat, zum Selberkochen und schon gar nicht für so viele Menschen eingekauft. Mein Ältester wäre da auch überfordert. Der würde nur Spagetti und Pesto kaufen. Davon kann der sich wochenlang ernähren. :lache

    Ah und Bier. Grundnahrungsmittel in Bayern.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mein Ältester wäre da auch überfordert. Der würde nur Spagetti und Pesto kaufen. Davon kann der sich wochenlang ernähren. :lache

    Ah und Bier. Grundnahrungsmittel in Bayern.

    Bei meinen wären es wahrscheinlich Spiralnudeln und Tomatensoße (alternativ Käsesoße) aus dem Glas. Zumindest bei den beiden Jüngeren. Der Älteste kann durchaus ein paar Gerichte richtig gut kochen und experimentiert auch ganz gern mal.

  • Bei meinen wären es wahrscheinlich Spiralnudeln und Tomatensoße (alternativ Käsesoße) aus dem Glas. Zumindest bei den beiden Jüngeren. Der Älteste kann durchaus ein paar Gerichte richtig gut kochen und experimentiert auch ganz gern mal.

    Bei mir ist es der jüngere. Biologe. Der kocht super und vor allem ausländisch. :) Ganz die Mama. :rofl

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das Buch lässt mich gar nicht mehr los - wie gut, dass ich heute immer weiterlesen kann. :grin


    Die Parallelen sind bemerkenswert. Und es gibt so viele Kleinigkeiten, die die aktuelle Situation im Buch spiegeln. Joes Gespräch mit Mallory Books z.B., bei dem der Arzt ihm erzählt, dass Singapur dichtgemacht wurde. Ich habe am letzten Montag mit einer Freundin telefoniert, die beruflich mit Singapur zu tun hat, und sie hat eine ähnliche Formulierung gewählt. :wow


    Joe wird bei seinen Hamsterkäufen von blindem Aktionismus getrieben. Er weiß, er muss was tun und vergisst dabei die vorhandenen Ressourcen. Das ist aber auch irgendwo verständlich, schließlich ist er erst seit kurzem Mitglied der Dorfgemeinschaft und als Stadtmensch vergisst er womöglich einfach die Eigenversorgung auf dem Land. Dennoch schätze ich ihn sehr für sein Vorgehen und dass er dabei auch an seine direkten Mitmenschen denkt.


    Ich bin schon sehr gespannt, wie die Menschen des Dorfes untereinander agieren werden, ob sie weiterhin an einem Strang ziehen werden oder ob nicht doch ein Quertreiber die nötige Ruhe und Zuversicht zerstören wird. Ist die Dorfgemeinschaft stark genug zusammenzuhalten oder zerbröselt sie? (Im Moment tippe ich auf die erste Möglichkeit.) Wie werden sie auf einen Einfluss von außerhalb reagieren und wird es einen solchen überhaupt geben?


    Die Grippe ist mit Janie ja bereits in St. Piran angekommen. Warum sie sich ins Auto gesetzt und ausgerechnet Joe aufgesucht hat, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Aber wahrscheinlich gibt es gar keinen konkreten Grund dazu. Oder ich hab ihn schlicht überlesen. :D


    Ich finde nach wie vor, dass das ganze Setting, in das die Geschichte eingebettet ist - das Dorf, die Menschen, die darin wohnen -, einen guten Kontrast zur heraufziehenden Katastrophe bildet. Und diesen Kontrast, diese nahezu pittoreske Dorfidylle, braucht es für mich auch, damit ich diesen Roman aktuell weiterlesen möchte/kann. Ein solches Szenario in welcher Großstadt auch immer würde ganz anders aussehen, das wäre gewiss von weitreichenderem Egoismus und Trostlosigkeit geprägt. Das wäre nicht auszuhalten.

    Und ich bin froh, dass ich es nicht alleine lese.

    :write

    Ich finde es auch gut, dass ich meine Gedanken zum "Erlesenen" doch loswerden kann. "Begleitetes Lesen" sozusagen. :knuddel1