Obstblütenträume - Cordula Gravensteiner

  • Cordula Gravensteiner: Obstblütenträume. Roman, Berlin 2020, Ullstein Taschenbuch, ISBN 978-3-548-06076-7 cm, Softcover, 300 Seiten, Format: 12 x 2,5 x 18,7, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (A), Kindle: EUR 8,99.


    „Paula schniefte (…). Warum konnte bei ihr nie etwas glattlaufen? Sie schlitterte von einer Katastrophe in die nächste, so, als sei sie ständig auf der Suche nach dem nächsten Fettnäpfchen, in das sie stolpern könnte. Die letzten Wochen hatten sie völlig ausgelaugt, körperlich, aber auch emotional. Sie fühlte sich wie ein Wrack.“ (Seite 268)


    Wie so viele Väter hat auch der Düsseldorfer Rechtsanwalt Sassendorf hohe Erwartungen an seine Kinder und eine genaue Vorstellung davon, wie sie ihr Leben zu führen haben. Bei seinen beiden Söhnen Jan und Jakob konnte er sich damit durchsetzen. Sie haben Jura studiert und sind in die väterliche Kanzlei eingetreten, obwohl sie ganz andere berufliche Interessen hatten.


    Paulas Vater erwartet Unmögliches

    Sassendorfs Anforderungen an seine einzige Tochter Paula, 30, sind besonders unrealistisch.

    Doch wie sehr sie sich auch abstrampelt, sie kann es weder ihrem Vater noch ihrem Lebensgefährten jemals recht machen.


    Von der Betriebswirtin zur Biobäuerin

    Als Paulas Großvater Mattes zum Pflegefall wird, schmeißt sie in Düsseldorf alles hin und zieht auf seinen Bauernhof in die Eifel. Ihr Wunschtraum: das landwirtschaftliche Anwesen, an dem sonst kein Familienmitglied Interesse hat, später zu übernehmen. Sie möchte aus dem unrentablen Milchbetrieb einen Ferienbauernhof machen mit Ziegenherde, Bio-Produkten, Marmelade aus eigenem Obst und ein paar Blockhütten als Unterkunft für Feriengäste. Ihr Bruder Jakob möchte eigentlich mit einsteigen, traut sich aber nicht, bei seinem Vater zu kündigen. Außer Paula, Jakob und den Großeltern hält nämlich alle Welt die Sache mit dem Bio-Ferienhof für eine Rossidee.


    Auch wenn Paula finanziell nicht auf Rosen gebettet ist und Bruder Jakob den Allerwertesten nicht hochkriegt – nach dem Tod des Großvaters legt sie los und krempelt den Hof um. Hilfe hat sie von ihrem Mitarbeiter Finn, von Großmutter Claire und dem Handwerker Theo Freimuth, den ihr ein alter Freund vermittelt hat.


    Freunde mit gewissen Vorzügen

    Zwischen Paula und Theo sprühen vom ersten Moment an die Funken, aber mehr als „Freundschaft mit gewissen Vorzügen“ ist für beide nicht drin, da sind sich einig. Sie haben noch an ihren vorherigen Beziehungen zu knabbern.


    Wären sie wirklich ein Paar mit konkreten Zukunftsplänen, könnte Paula Theos Hilfe akzeptieren, als sie unversehens in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten gerät. Aber sie will Theos Darlehen nicht annehmen.


    Eine Werbeveranstaltung in Gestalt eines großen Hoffestes soll die Wende bringen.

    Auf Kerle ist kein Verlass!

    Als Leserin ahnt man aber schon, dass bei Pechvogel Paula wieder alles schiefgehen wird. Und in der Tat … ein unvorhergesehenes Ereignis könnte für ihr Projekt das endgültige Aus bedeuten und für sie den finanziellen Ruin. Theos Reaktion darauf bestätigt ihre bisherige Erfahrungen: Ob Väter, Brüder oder Liebhaber - auf Kerle ist einfach kein Verlass!


    War’s das jetzt mit dem Hof und dem charmanten Handwerker? Oder kommt Paula doch wieder aus diesem Schlamassel heraus? Aus eigener Kraft ganz bestimmt nicht. Da müsste schon ein Wunder geschehen – oder zwei oder drei.


    Die tatkräftige Paula beim Verwirklichen ihres Traums vom Bio-Bauernhof zu begleiten ist eine Freude! Die Frau ist denkbar uneitel, nicht zimperlich, traut sich alles zu und kann ordentlich zupacken. Man leidet mit ihr, wenn wieder mal alles den Bach runtergeht, denn mittlerweile teilt man ihre Visionen und wünscht ihr so sehr, dass ihre Pläne Wirklichkeit werden. Durchdacht ist es ja, was sie plant. Es kommt nur immer alles anders.


    Als Leser*in, die doppelt so alt ist wie die Heldin, dachte ich manchmal: „Mädchen, prüf’ die Papiere von deinem Hof. Alle! Such dir notfalls einen Experten, der dir hilft. Deine Verwandten haben was vom Land verstanden, aber nicht viel vom Wirtschaften!“ Doch Paula ist gerade mal 30. Da hätte ich diese Erfahrung und dieses Grundmisstrauen auch noch nicht gehabt.


    Ist Theo überhaupt ein Traummann?

    Manchmal hatte ich, unabhängig vom Alter, leichte Schwierigkeiten, die Beweggründe der Akteure nachzuvollziehen. Gut, dass Paula in Sachen Vertrauen vorgeschädigt ist und manchmal überreagiert, kann ich verstehen. Die Männer in ihrem Leben haben sie schon oft im Stich gelassen. Aber ist ein Kerl, der so viel zu verbergen scheint wie Theo, überhaupt ein Traummann? Da würde ich mich ständig angstvoll fragen, was noch alles rauskommt, wenn er wieder Mal verstummt und auf Tauchstation geht. Dem würde ich auch nicht über den Weg trauen. Aber er behandelt Paula so viel besser als ihr Ex es je getan hat, dass sie das vermutlich einfach ignoriert.


    Dass Paulas Vater nicht kreativer ist, als seine Tochter seine Hilfe braucht, hat mich schockiert.

    Aber vielleicht war er an einer Lösung ihres Problems gar nicht interessiert und es ging ihm nur darum, sie dafür zu bestrafen, dass sie ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen lebt. Ich hätte den Kerl jedenfalls würgen können! Und den launischen Theo manchmal auch.


    Unterhaltsame Verwicklungen

    Die Frauen in diesem Roman sind deutlich pragmatischer und toleranter als die Männer, aber dafür wesentlich emotionaler … was auch nicht immer zielführend ist. Wenn Männlein und Weiblein sich immer so anstellen, bis sie endlich miteinander klarkommen, ist es direkt ein Wunder, dass unsere Art noch nicht ausgestorben ist. ;-) Für die Leser*innen sind diese komplizierten Verwicklungen aber sehr unterhaltsam, vor allem dann, wenn sie selbst eine Affinität zum Landleben haben.


    Die Autorin

    Cordula Gravensteiner lebt im Kölner Süden. Den Ausgleich zum Großstadtdschungel findet sie mit Mann und Hund in der rauen Eifel, wo sie durch Spaziergänge bei Wind und Wetter ihren inneren Akku füllt. Leben mit allen Sinnen ist ihr Motto, welches sie am liebsten durch leckeres Essen, Singen unter der Dusche oder dem Ausdenken von Geschichten unterstreicht.


    ASIN/ISBN: 3548060765

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Paula hat den Hof ihrer Großeltern übernommen und möchte daraus einen Biobauernhof mit Urlaubsbetrieb aufbauen. Dafür hat sie alle investiert, was sie hatte und sich verschuldet. Eigentlich läuft alles gut, allerdings darf nichts passieren. Nur wie es im Leben so ist, klappt genau das nicht. Mehrere Unfälle treiben Paula kurz vor die Insolvenz. Sie ist kurz davor zu verzweifeln, aber sie kann auf ihre Freunde zählen, die ihr beistehen und mit Ideen und Tatkraft helfen. Und nicht nur die Freunde sind für sie da, auch Theo, der Schreiner, ist für sie da. Allerdings ist die Gefühlslage schwierige, tragen beiden doch allerlei Päckchen aus der Vergangenheit mit sich herum, die eine Beziehung erst einmal schwierig machen.


    Obstblütenträume ist das erste Buch von Cordula Gravensteiner, das bei einem Verlag veröffentlicht wurde. Mir hat die Geschichte um Paula richtig gut gefallen, sie steht mit beiden Beinen im Leben und hat klare Vorstellungen von ihrer Zukunft. Nur in Sachen Beziehung ist sie sehr unsicher. Das konnte ich anhand ihrer Vorgeschichte gut nachvollziehen. Auch Theo fand ich gut beschrieben und seine Verhaltensweisen nachvollziehbar. Die Nebenfiguren fand ich toll beschrieben und gut integriert. Besonders Paulas Mutter hat mir gut gefallen, mit ihrer liebenswürdigen und bestimmenden Art, der sich keiner entziehen kann.


    Der einzige Kritikpunkt ist, dass die Unfälle eigentlich etwas zu glimpflich ablaufen. Bei dem was passiert müssten die Konsequenzen eigentlich schwerer sein. Aber das ist eigentlich meckern auf hohem Niveau. Mir hat das Buch viel Spaß gemacht und es hat mich gut unterhalten.


    Von mir daher eine Leseempfehlung und den Dank an die Autorin für die Begleitung der Leserunde.


    8 von 10 Punkte

  • "Obstblütenträume" ist der Erstling der Autorin Cordula Gravensteiner.


    Darin geht es um die junge Paula, die sich nach einer gescheiterten Beziehung beruflich umorientiert und den Obstbauernhof ihrer Großeltern übernimmt.


    Mit viel Elan und Engagement haucht sie dem alten Hof neues Leben ein, doch die Finanzierung ist bis auf den letzten Hosenknopf knapp durchkalkuliert und bereitet ihr schlaflose Nächte. Vor allem nach einem Unfall, nachdem sich herausstellt, daß es für den Trecker keine entsprechende Versicherung gab, liegen ihre Nerven blank.


    Doch dank ihres Umfelds - ihrer Mémère, ihrem Knecht Finn, ihren Freunden Jupp, Mariele und Lisa und auch ihrer Mutter - läßt sie sich nicht unterkriegen. Und dann ist da noch Theo, der eigentlich "nur" ihre Gästehäuser bauen sollte, und doch soviel mehr für sie wird. Doch beide bringen "Altlasten" mit ein. Werden sie es schaffen, diese zu überwinden?


    Im Rahmen einer Leserunde haben wir diesen Roman gelesen. Ich habe mich dabei sehr gut unterhalten: die Autorin versteht es, die Örtlichkeiten wie z.B. die Käserei und die Streuobstwiesen, aber auch die herzliche Mémère vor dem Auge des Lesers zum Leben zu erwecken. Diese Beschreibungen haben mir sehr gut gefallen. Auch, daß es bei Liebesszenen nicht zur Sache ging (diese Beschreibungen gehen mir einfach zu oft völlig in die Hose... :-D ), sondern es bei Andeutungen blieb, fand ich sehr zum Rest des Romans passend.


    Die Hauptprotagonisten fand ich gut beschrieben. Natürlich haben sich nicht immer alle so verhalten, wie ich es gerne gehabt hätte, es waren aber auch keine so ausgewiesenen Nervensägen dabei, die mir die Lektüre verleidet hätte. Und die Nebenfiguren, die mir ein weni zu blaß waren, kann man ja gerne in einem Folgeroman in den Vordergrund rücken *mit dem Zaunpfahl wink*.

    Alles in allem fand ich dies einen schön wegzuschmökernden Sommerroman, dem ich gerne gute 8 Eulenpunkte gebe. Genau das Richtige für einen Nachmittag im Garten oder auf dem Balkon.


    Kleiner Kritikpunkt - nicht am Roman selbst, sondern allgemein: den Prolog hätte es im Nachhinein gar nicht gebraucht. Das Buch kann für sich selbst stehen und braucht gar nicht so einen reißerischen Einstieg.


    Würde die Autorin noch ein Weilchen schreiberisch auf dem Hof verbleiben, wäre ich wieder mit dabei... ;-)


    An dieser Stelle auch noch mal einen herzlichen Dank an Cordula04 für das Begleiten der Leserunde. :blume

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Aber wie sagte Mariele immer so schön? Willst du Gott lachen sehen, dann mach einen Plan. Und das hatte sich erst gerade wieder bewahrheitet. (Seite 184)


    Meine Meinung


    Pläne macht die Hauptfigur Paula deren einige, und wie das obige Zitat andeutet, hat Gott (oder die Autorin?) nichts Besseres zu tun, als darüber zu lachen. Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Aber letztlich sind es genau diese „Planänderungen“, die das Lesen zum Vergnügen machen. Meistens jedenfalls.


    Dieses „meistens“ bezieht sich vor allem auf den Prolog, der extrem dramatisch daher kommt und auf mich eher beklemmend denn Leselust machend wirkt. Im Nachhinein, wenn die bewußte Szene im Buch kommt, ist die im Romanumfeld - für mein Empfinden - gar nicht so schlimm, was mich zu der Überlegung veranlaßte, was der Prolog eigentlich soll. Denn so einen „reißerischen Anfang“ hätte das Buch für meine Begriffe gar nicht nötig gehabt. Aber vielleicht bin ich nur zu altmodisch, um nicht zu verstehen, daß man in der heutigen Zeit solche „Aufhänger“ braucht. Wie dem auch sei - im Nachhinein ist das der einzige wirklich Kritikpunkt, der mir zu dem Buch eingefallen ist.


    Denn ansonsten entwickelt sich das Buch so, wie es Titel, Titelgestaltung und Buchrückentext vermuten lassen, was ich als rundum positiv empfinde, bedeutet es doch nichts Anderes, als daß das Buch meine Erwartungen getroffen und mir einige schöne Lesestunden bereitet hat.


    Besonders positiv aufgefallen ist mir, weshalb ich es extra erwähnen möchte, daß die Bettszenen sehr zurückhaltend geschrieben und nur angedeutet wurden - ein ausnehmend wohltuender Unterschied zu so manch anderen modernen Roman. Ferner ist mir kein einziger Satzfehler aufgefallen - ein Lob an Lektorat und Korrektorat.


    In meiner früheren Außendienstzeit bin ich auch durch bzw. in die Eifel gekommen, so empfand ich es als überaus angenehm, beim Lesen auf mir bekannte Ortsnamen zu stoßen; recht schnell hatte ich eine Landschaftsvorstellung vor meinem inneren Auge. Was nicht heißt, daß ich nicht irgendwann doch einen Atlas zu Rate gezogen und mir die Gegend genauer angesehen bzw. lokalisiert habe.


    Auch wenn das für mich eher nichts wäre, konnte ich doch nachvollziehen, weswegen Paula ihr bisheriges Leben aufgegeben und auf dem Familienbauernhof ein ganz anderes begonnen hat. Man merkt richtig, daß dies genau das ist, wofür sie geschaffen ist. Nach dem Tod des Großvaters muß sie sehr schnell in die Rolle der Alleinchefin hineinwachsen, was ihr dank der tatkräftigen Hilfe der Großmutter wie auch des Gehilfen Finn gut gelingt. Dem Leser wird recht bald klar, daß Theo, den sie zum Ausbau der Blockhütten anheuert, nicht nur dafür gut ist. Aber beide haben mehr oder weniger schief gegangene Beziehungen hinter sich und sind daher entsprechend vorsichtig. Was eine zu große Vorsicht und ein zu weniges Reden miteinander allerdings für Folgen zeitigen kann - auch das zeigt sich unweigerlich im Verlauf der Handlung.


    Diese entwickelt sich ziemlich folgerichtig, auch wenn die Figuren manchmal etwas genervt haben - doch auch das paßte zu ihnen, so daß das eigentlich nicht zu kritisieren ist. Eher im Gegenteil. Das Leben auf einem Bauernhof wurde für meine Begriffe (ich habe da eher wenig Ahnung) gut dargestellt, der Ausbau der Hütten ging allerdings ziemlich flott und problemlos vonstatten. Aber auch das mag sein; mit „Bau“ habe ich nur Erfahrungen mit Altbauten - und da fangen die Probleme an, wenn man mit den Arbeiten beginnt. Hier sind es jedoch neue Blockhäuser, die vermutlich schon entsprechend geplant wurden - da geht dann alles glatt.


    Wie das so ist, gibt es auch einige Rückschläge, auch die im Nachhinein „passend“ bzw. realistisch. Selbst das im Prolog schon angeführte Unwetter, das ich allerdings - ich wiederhole mich - im Verlauf der Romanhandlung als deutlich weniger schlimm empfand als im Prolog.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und die Erwartungen, die ich daran hatte, voll erfüllt. Das Ende ist zwar in sich abgeschlossen, aber es bleibt genug Raum für weitere Geschichten aus der Eifel rund um den Bauernhof in Höfen. Ich hoffe, die Autorin wird auch diese erzählen - ich würde sie auf jeden Fall gerne lesen wollen.



    Mein Fazit


    Die Höhen und Tiefen am Beginn der „Karriere“ als Biobäuerin in der Eifel haben mir überaus angenehme Lesestunden bereitet.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das Cover zeigt eine romantische Tafel, mit vielen Blumen und unbequemen Stühlen und in schöner geschwungener Schreibschrift den haptisch erhabenen Buchtitel. Von mir aus hätte ich nie zu dem Buch im Buchhandel gegriffen, denn unbekannte Autorin und ein Klappentext, der jetzt nicht sonderlich spannend ist. Auch hätte mich beim Kauf in der Buchhandlung die Schriftgröße zögern lassen, etwas größer ist augenfreundlicher. Wenn ich schon die Typographie erwähne, muss ich auch kurz darauf eingehen, dass dem Roman einige Absätze gut getan hätten. Freie Zeilen die den Text etwas unterteilt hätten, denn leider hat das Buch auch keine Kapitel. Sehr zugute halte ich, wie Autorin und Verlag gelungen ist, ein Buch ohne störende Rechtschreibfehler in Druck zu geben. Hier wurde akribisch Korrektur gelesen – es geht also doch im Jahr 2020.


    Der Roman spielt auf dem Land, in der mir unbekannten Eifel. Die Betriebswirtin Paula bewirtschaftet seit einigen Monaten den Biobauernhof ihrer Großeltern. Auf dem Weg zur Landwirtin stellt sie etliches um, setzt neue Schwerpunkte, investiert viel und lernt durch learning by doing fast täglich dazu. Die Autorin beschreibt sehr eindrucksvoll und bildhaft das Geschehen auf dem Hof und lässt uns in Paulas Innerstes schauen. Ihre sehr sympathische und liebenswerte belgische Großmutter lebt weiterhin auf ihrem Hof, sorgt für satte Mägen, bestärkt, tröstet und unterstützt ihre Enkelin. Der einzige Hofprofi Finn, ein junger Mann, liebt seinen Job, guckt nicht auf die Uhr wann Feierabend ist und ist auch gern an seinen Wochenenden zusätzlich zur Stelle. Paula hat neben der tollen Großmutter auch einen sehr guten Rückhalt bei ihrer Mutter und ihren Freunden.


    Der Roman ist flüssig geschrieben, es gibt auf den 300 Seiten Unterhaltung mit kurzen heftigen Wendungen, aber es bleibt vorausschaubar Wenn auch der Prolog eine dramatische Szene der letzten 100 Seiten schildert, ist diese im Zusammenhang gelesen, zwar immer noch schlimm und bedrohlich, doch mit dem Wissen der Seiten zuvor für die weitere Dramaturgie im Buch passend.


    Es ist für mich ein mittelklassiges Zwischendurchbuch. Vergleiche ich den Roman mit den Büchern, die ich den letzten Monaten gelesen habe, wird dieser bei mir schnell in Vergessenheit geraten und ich würde viele Bücher, die ich lieber gelesen habe, daher eher weiterempfehlen. Manchmal ist es für Bücher auch der falsche Lesezeitpunkt, man lässt sich weniger fallen, hat mehr Erwartungen und es muss auch für mich mal Bücher geben, die mir mal weniger gut gefallen.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • In dem Erstlingswerk von Cordula Gravensteiner geht es um Paula. Paula kommt aus der Stadt und übernimmt nach einer gescheiterten Beziehung und dem Tod des Großvaters den Bauernhof ihrer Großeltern in der Eifel. Voller Eifer beginnt sie, dem Hof neues frisches Leben einzuhauchen. Mit wenig Kapital versucht sie erst einmal über die Runden zu kommen, doch mehrere Missgeschicke und Unfälle machen das Ganze zu einem mehr als sehr schwierigen Projekt.


    „Obstblütenträume“ ist ein schönes Wohlfühlbuch. Eine wunderschöne Gegend, leckeres Essen. leckere Getränke. Man kann die Liebe der Autorin zu dieser Region und allem drum und dran dort direkt riechen, schmecken, sehen und lieben. Cordula Gravensteiner hat die große Begabung der bildlichen Beschreibung, so dass man sich dort gleich wohlfühlt und sofort seine Koffer packen möchte um in eins der Holzhütten zu ziehen.


    Es wurden Protagonisten erschaffen, die besonders durch ihre Ecken und Kanten sympathisch rüber kommen . Man lernt sie alle sehr gut kennen und fühlt mit ihnen. Egal ob mit Paula, Theo, der Großmutter und all den anderen Nebencharakteren. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte, seinen eigenen Charakter, seinen eigenen Dickkopf, seine eigene Liebenswürdigeit ... alle zusammen machen diese Geschichte rund, dynamisch, lebendig, liebenswert. Auch wenn die Nebencharaktere nicht viel Platz im Roman hatten, hatte man das Gefühl, auch sie ein ein gut kennenzulernen.


    Ein Wohlfühlbuch, eine kleine Auszeit. Entspannte leicht wegzulesende Sommerlektüre zum Wohlfühlen. Und damit nicht alles nur Friede, Freude, Eierkuchen ist, braucht so ein Buch halt auch Probleme verschiedenster Art: Wetter, Liebe, Familie, Geld. Aber am Endepasst dann alles wieder. Obwohl man ziemlich schnell weiß wie das Buch ausgeht, wird man trotzdem sehr gut unterhalten.


    Ich hatte sehr angenehme Lesestunden und somit für mich eine klare Leseempfehlung. Ich hoffe, wir werden noch einiges von der Autorin zu lesen bekommen.


    8 von 10 Eulenpunkte.

    :lesend Derek Meister - Rungholts Sünde

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    Hörbuch: Mario Giordano - Tante Poldi und die schwarze Madonna

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

    SuB: 317

  • Ich mag Bücher in diesem Stil. Für mich sind das meine typischen Sommerbücher. Leicht, locker und schnell zu lesen, ohne dass man viel überlegen muss. Nein, das ist nicht negativ gemeint. Die schweren Wälzer lese ich lieber im Herbst/Winter.


    Die Geschichte rund um Paula und deren Hof hat mir sehr gefallen. Ich mag es, wenn beim Lesen Bilder im Kopf entstehen, ich mag Landschaftsbeschreibungen. Hier passt alles.


    Das Ende schreit förmlich nach einer Fortsetzung, welche ich gerne lesen würde.


    Mein Kritikpunkt bezieht sich auf die überschaubare Personenanzahl. Die Geschichte kommt doch mir sehr wenigen Menschen aus, wovon viele auch nur angedeutet werden, nicht persönlich vorkommen. Hier wäre daher schon viel Stoff für eine Fortsetzung vorhanden.

    Sind wir gespannt, ob wir die Autorin auf den Geschmack bringen konnten. Vielen Dank für das Begleiten der Leserunde.

  • Der Roman Obstblütenträume handelt von Paula, die sich auf dem Hof Ihrer Großeltern eine neue Existenz aufbaut.


    Mir hat der Roman sehr gut gefallen.


    Die Charaktere und die Umgebung, der Hof, alles war anschaulich beschrieben, so dass man sich sehr gut zurecht gefunden hat und gut unterhalten wurde.


    Über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen.


    Vielen Dank für die Leserunde.

  • Auch hier nochmal ein herzliches Dankeschön an Cordula04 und den Verlag für die Bereitstellung der Leseexemplare und die Begleitung der Leserunde.


    Ich habe die Geschichte um Paula und ihren Bauernhof in der Eifel sehr gern gelesen. Für mich war es ein leichtes Sommerbuch, welches mich, für die Zeit der Handlung, an den Ort des Geschehens entführt hat. Die Bildsprache der Autorin ist wirklich gewaltig. Ich konnte mir die Personen und die Umgebung wunderbar vorstellen. Ich hatte zeitweise das Gefühl, die Geschichte direkt zu erleben, statt sie "nur" zu lesen.


    Das Ende ist für mich schlüssig, doch auch ich würde gern eine Fortsetzung lesen. Stichwort: Finn... Der hat es mir einfach angetan :wave

  • Obstblütenträume - der Titel des Buches und auch das Cover deuten auf einen leicht zu lesenden "Frauenroman" hin.

    Und so habe ich das Buch auch im Großen und Ganzen empfunden.

    Paula, die Protagonistin, ist nach einer schweren Beziehungs-Enttäuschung auf den Hof ihrer Großeltern in der Eifel geflüchtet.

    Diesen hat sie übernommen und große Pläne damit - Ferienwohnungen, Käserei, Cafè, Obstanbau etc.

    In ihrem Kopf ist vieles schon greifbar nur fehlt es noch etwas am nötigen Kleingeld.

    Natürlich kommt ein neuer Mann ins Spiel, es treten Probleme durch Unwetter, Unfälle etc. auf.

    Dazu kommen familiäre Probleme mit dem Vater......

    Aber dieser Roman wäre nicht ein Roman aus diesem Genre wenn es am Schluss kein Happy End geben würde. ;-)

    Das Buch ist kurzweilig geschrieben, positiv hervorzuheben ist wirklich, dass es keine Rechtschreibfehler gibt, Kapitel übrigens auch nicht.

    Die Landschaft in der Eifel wurde schön beschrieben, diese Gegend würde ich jetzt sehr gerne mal persönlich sehen.

    Paula selbst war mir nicht immer so richtig sympathisch, das hat mich natürlich schon etwas beeinflusst und ich habe das Buch relativ langsam gelesen.

    Ich würde so 6,5 von 10 Punkten vergeben.