Adrian McKinty - Alter Hund, neue Tricks

  • engl. Original: Hang On St Christopher

    ISBN 978-3-518-47060-2

    Erste Auflage 2020


    Klappentext

    Belfast, 1992. Der ehemalige Detective Inspector Sean Duffy ha sich unlängst mit seiner Familie nach Schottland abgesetzt. In Irland ist er nur noch tageweise. Als ein Landschaftsmaler ermordet wird, muss Duffy ein paar Extratage dranhängen. Alles sieht nach Autodiebstahl mit tödlichem Finale aus, aber Duffy lässt sich nicht mit einfachen Lösungen abspeisen und gräbt tiefer. Bis er selbst von allen Seiten unter Beschuss gerät.


    Über den Autor

    Adrian McKinty, geboren 1968 in Belfast, zählt zu den wichtigsten nordirischen Krimiautoren. Nach einem Philosophiestudium an der Oxford University verschlug es ihn nach New York und Denver, wo er verschiedenste Jobs annahm, vom Barkeeper bis zum Rugbycouch. Nach einigen Jahren in Melbourne, Australien, lebt der preisgekrönte Autor mit seiner Familie heute wieder in New York.

    Mein Fazit

    Wieder einmal ein Krimi aus der Sean-Duffy-Reihe, der mir unheimlich gefallen hat und den ich quasi inhaliert habe.


    1992 ist nicht nur die Politik im Wandel, sondern auch die Arbeitsmittel der Polizei. Ein sprichwörtlicher Generationenwechsel steht an, denn neben der guten alten Polizeiarbeit stehen auch die ersten „modernen“ mittel der Forensik zu Verfügung. Auch die Technik insgesamt verändert sich. Die neuen Polizeianwärter gehen mit diesen neuen Methoden sehr viel selbstverständlicher um, als der gute alte Sean Duffy. Dieser wirkt dagegen teilweise wirklich wie ein Dinosaurier. Ich finde, diesen Wandel, diese Änderungen spürt man durch das ganze Buch hindurch. Denn natürlich ändert auch die Gegenseite ihre Vorgehensweise, ändern sich Gründe für den Krieg und mitunter auch Ansichten.

    Aber McKinty hat es geschafft, seinen Helden über die gesamte Reihe hinweg immer authentisch wirken zu lassen. Und so ist die Sean Duffy aus diesem Band zwar durchaus ein wenig besonnener, hat aber immer noch eine vorlaute große Klappe, legt den Finger in Wunden und schafft es noch immer ganz ausgezeichnet sich den größten Ärger einzuhandeln. Und dabei wird es mir mit dieser Figur niemals langweilig. Völlig egal, ob er den schlechten Musikgeschmack der restlichen Welt bemäkelt, sich über klassische Musik auslässt oder einer Gruppe Skinheads eine Lektion erteilt. Bei besonders zynischen Betrachtungen habe ich mich schon dabei ertappt, zu grinsen.


    Der Krimi hat mich mitgerissen, ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Ich habe bei McKinty nie das Gefühl eine lange Anlaufphase zu benötigen. Für mich ist das Verhältnis zwischen Spannung und normaler Erzählung genau richtig gewählt. Obwohl er keine wirklich gemeinen Cliffhanger einbaut, will ich einfach nur permanent wissen, wie es weitergeht. Und in was Duffy sich jetzt wieder verstrickt hat.

    Auch das Drumherum stimmt für mich. Die Beschreibungen von Stadt und Leuten, von den ärmeren Vierteln und dem sozialen Gefüge vermitteln mir ein Bild, dass ich mir als Leser sehr gut vorstellen kann.


    Adrian McKinty hat es mit seinen Krimis außerdem geschafft, mich für die politischen Hintergründe seiner Reihe zu interessieren und ich habe dank ihm einige Wissenslücken schließen können.


    ASIN/ISBN: 9783518470602


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  • Was für ein blöder Titel dachte ich mir und war zunächst skeptisch, zumal ich kein einziges Buch dieses Autors kannte. Doch schon bei der Leseprobe, war meine Neugier geweckt und das Buch wurde zu einer Entdeckung...



    Sean Duffy ist nur noch Teilzeitpolizist und muss 6 Tage im Monat arbeiten bis zu seiner Rente in einem Jahr. Als Teilzeitpolizist, darf er keine Mordfälle mehr bearbeiten und pendelt von seinem neuen Wohnsitz in Schottland zu seinem Haus und seiner Plattensammlung in Nordirland. Als ein Maler tot aufgefunden wird und kein Ermittler greifbar ist, der den vermutlichen Autodiebstahl aufklärt, überredet sein Chef Duffy, die Überstunden zu bezahlen. Gemeinsam mit seinem ebenso auf Teilzeit angesetzten Partner fangen die beiden an zu ermitteln und merken schnell, dass dieser Fall nichts mit Autodiebstahl zu tun hat.....



    Was sich nach einem Allerweltskrimi anhört, wäre hier wirklich vollkommen falsch, da alleine schon die Sprachwahl und die Erzählform etwas besonderes sind. McKinty hat ein Gefühl für Worte ,seine Charaktere sind durchdacht und haben das gewisse etwas, das sich von anderen Büchern abhebt. Er lässt einem tief in die Atmosphäre von Nordirland eintauchen, versteht es scherzhaft immer wieder darauf hinzuweisen, das vor jedem einsteigen ins Auto, erst nachgeschaut wird ob eine Bombe unter dem Auto angebracht ist und erzählt mit einer Leichtigkeit von einem "Helden" im Rentenalter, der sich zu keinem Zeitpunkt unterkriegen lässt oder der Situation nicht gewachsen wäre.



    Natürlich ist er nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik aber gerade durch seinen altmodischen Dickkopf macht das Buch richtig Spaß und verfolgt kerzengerade einen Strang, der auch absolut logisch zu sein scheint. Gerade die Form von , ich will Dich zwar umbringen, aber irgendwie gefällst du mir trotzdem und wenn es nicht klappt, werden wir halt Freunde, lässt das Buch innerhalb von wenigen Tagen einfach nur durchrauschen. Ich werde mir auf jeden Fall die älteren Bücher besorgen, aber dieses Buch kann mühelos ohne jegliche Vorgeschichte gelesen werden und überzeugt in jeder Hinsicht !

  • Adrian McKinty - Alter Hund, neue Tricks (Band 8 der Serie um Sean Duffy)

    Übersetzer: Peter Torberg


    Inhalt:


    Nordirland 1992: Sean Duffy hat noch 25 Monate bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung, und bis dahin arbeitet er nur noch ein paar Tage im Monat als Reservepolizist bei der Carrickfergus RUC. Leider wird es nichts damit, dort die Zeit einfach mit Papierkram abzusitzen: da sonst kein anderer Polizist verfügbar ist, muss er zum Schauplatz eines Mordes fahren und die Ermittlungen aufnehmen. Ein Kunstmaler wurde getötet, sein Auto gestohlen. Es sieht ganz nach einem missglückten Autodiebstahl aus, bei dem der Besitzer die Autodiebe überrascht hatte. Doch Duffy und sein langjähriger Partner Sergeant Crabbe sind misstrauisch, und sie haben recht damit - der Tote ist nicht der, für den man ihn gehalten hat. In Duffy erwacht der alte Spürsinn und er will der Sache auf den Grund gehen, doch die Ermittlungen führen ihn an Orte und zu Menschen, die sehr gefährlich werden ...


    Meine Meinung:


    Ich bin schon lange Fan dieser Reihe und ich freue mich immer über einen neuen Band. Dieses Buch ragt aus dieser Reihe in puncto Spannung und Qualität heraus - es ist in meinen Augen eines der besten daraus.


    Die Übersetzung ist großartig, der Sprachwitz bleibt erhalten und ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass Duffy mir die Geschichte ins Ohr erzählt. Es ist ungeheuer authentisch.


    Der Fall selbst ist spannend aufgebaut, das Ende sehr überraschend. In einem rasanten Showdown fliegt Duffy um die halbe Welt und was da am Ende auf ihn wartet, hätte ich nicht gedacht. Ob die Auflösung des Falles nun realistisch ist oder nicht, sie ist zumindest logisch, wenn sie mich auch etwas zu sehr an eine Verschwörung denken lässt. Aber vielleicht gibt es das wirklich.


    Am besten ist aber immer noch die Figur des Sean Duffy: Wenn der einmal eine Fährte aufgenommen hat, verfolgt er sie geradeaus und ohne zu überlegen, in welche politisch gefährlichen Ecken sie ihn führt. Im Ernstfall diskutiert er auch schon mal mit einem Skinhead, der ihn mit einem Baseballschläger verprügeln will, über Schlüsselsätze aus einem Song der Sex Pistols. Was ihn aber nicht immer vor Verletzungen retten kann.


    Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.


    Ich habe dieses Buch von vorablesen.de als kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, was meine Meinung aber nicht beeinflusst hat.

  • Der „katholische Bulle“ Sean Duffy schiebt 1992 eine ruhige Kugel. Er lebt als Familienvater im (vergleichsweise) ruhigen Schottland. Die „Troubles“ in Belfast scheinen Geschichte zu sein, die IRA ist zwar groß im Kino, aber in der Realität weniger präsent auf den Straßen, da viele Mitglieder ins Exil gegangen sind.


    Sean arbeitet nur wenige Tage im Monat beim Carrickfergus CID. Das ruhige Leben hat ein Ende, als ein Landschaftsmaler bei einem Autodiebstahl stirbt. Duffy und sein sidekick Crabbie sind wieder gefragt: Ihre Ermittlungen ergeben, dass der Beruf des Landschaftsmalers das wahre Wesen der Agitation des Toten verschleiern sollte – eine heiße Spur führt ins „Mutterland“ Irland, die IRA existiert noch…


    Ich liebe die Reihe rund um den Ermittler Sean Duffy. Der Roman „Alter Hund, neue Tricks“ bietet beste Unterhaltung, der Protagonist ist kein Hitzkopf mehr und gehört trotzdem nicht zum alten Eisen. Ich mochte auch die popkulturellen Bezüge sehr gern, ich kann mich noch gut an die Schwemme der „IRA – Blockbuster (mit Brad Pitt oder Harrison Ford in den Hauptrollen)“ im Hollywood der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts erinnern. Wie in manchen Filmen hat der amerikanische Geheimdienst auch in „Alter Hund, neue Tricks“ seine Finger im Spiel, was für Spannung sorgt.


    Vom eigentlichen Handlungsverlauf will ich an dieser Stelle nichts verraten, um nicht zu spoilern. Die Lektüre lohnt sich aber nicht nur für Fans. En passant bekommt man auch Einblick in die anglo-irische Zeitgeschichte. Der Krimi bietet also nicht nur schnöde Unterhaltung, und die trockene Art des „katholischen Bullen“, der als Ich-Erzähler durch das Geschehen führt, ist einfach klasse:




    „Als Teilzeitinspector, der dienstfrei hatte, war es wohl meine Pflicht, nachzuschauen, ob ich helfen könnte, oder nicht?Scheiß drauf.Ich bestellte mir noch ein Pint Guinness und kehrte an meinen Platz zurück. Ich las die Gedichte von Ciaran Carson, die ich gekauft hatte, und einen neuen Versband von Paul Muldoon. Eine angenehme Art, eine Stunde zu verbringen: Guinness trinken, während sich die Polizisten und Randalierer draußen gegenseitig bewarfen.Als ich mein Bier ausgetrunken hatte und die Crown Bar verließ, war es unheilvoll still draußen.“


    Adrian McKinty gelingt es, mit sprachlichen Mitteln eine ganz bestimmte Atmosphäre zu evozieren; daher hebt sich „Alter Hund, neue Tricks“ angenehm von der Krimi – Massenware, die momentan auf den Markt geworfen wird, ab.

    ASIN/ISBN: 3518470604


    Fazit: „Alter Hund, neue Tricks“ ist der mittlerweile achte Band rund um Sean Duffy, auch sein Kollege Crabbie ist wieder mit von der Partie. Ein Thriller ganz nach meinem Geschmack! Gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Intelligente und spannende Unterhaltung


    Buchmeinung zu Adrian McKinty – Alter Hund, neue Tricks


    „Alter Hund, neue Tricks“ ist ein Kriminalroman von Adrian McKinty, der 2020 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Peter Torberg erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet „Hang On St Christopher“.


    Zum Autor:

    Adrian McKinty, geboren 1968 in Belfast, zählt zu den wichtigsten nordirischen Krimiautoren. Nach einem Philosophiestudium an der Oxford University verschlug es ihn nach New York und Denver, wo er verschiedenste Jobs annahm, vom Barkeeper bis zum Rugbycoach. Nach einigen Jahren in Melbourne, Australien, lebt der preisgekrönte Autor und Journalist mit seiner Familie heute wieder in New York.

    Peter Torberg, geboren 1958 in Dortmund, studierte in Münster und Milwaukee (Wisconsin). Seit 1990 arbeitet er hauptberuflich als Übersetzer. 2015 wurde er Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.


    Klappentext:

    Belfast, 1992. Der ehemalige Detective Inspector Sean Duffy hat sich unlängst mit seiner Familie nach Schottland abgesetzt. In Belfast ist er nur noch tageweise. Doch als ein Landschaftsmaler ermordet wird, muss Duffy ein paar Extratage dranhängen. Alles sieht nach Autodiebstahl mit tödlichem Finale aus: Jemand hatte es auf den Jaguar des Opfers abgesehen, wurde überrascht, eine Waffe ist losgegangen. Doch ein Blick auf die Werke des Malers wirft die Frage auf, wie er damit genug Geld für einen Luxuswagen hatte verdienen können. Und wieso hat er regelmäßig eine Telefonnummer in der Republik Irland angerufen? Eine Nummer, die zu IRA-Funktionären im Exil führt. Duffy lässt sich nicht mit einfachen Lösungen abspeisen und gräbt tiefer. Bis er selbst von allen Seiten unter Beschuss gerät …


    Meine Meinung:

    Ich mag die Figur Sean Duffy ungemein. Die Mischung aus eher elitären Vorlieben im Musik- und Kunstbereich in Verbindung zu seiner eher rustikalen Ermittlungsweise hat etwas. So kommt er auch mit Leuten alter Schule gut zurecht und sieht in der neuen Generation Polizisten eher etwas Negatives. Dann gibt es seine Familie in Schottland, die er sehr liebt, die aber auch für Ruhe und Beschaulichkeit steht. Ab und zu fehlt ihm die Extraration Adrenalin, die ihm nur in gefährlichen Situationen zukommt. Nun zu Beginn der 90-er Jahre haben sich einige IRA-Funktionäre hinter die Grenze zurückgezogen und üben dort ihr Wirken fast ungestört aus. Den britischen Ermittlern begegnet immer wieder eine Mauer des Schweigens. Es ist bewundernswert, wie die alten Hasen damit umgehen und trotzdem zu Fortschritten kommen. Auch wenn es meist Laufarbeit ist, die geschildert wird, bleibt es durchgehend spannend. Im weiteren Verlauf wird es lebhafter und Duffy muss seine Kämpferqualitäten zeigen. Bei der Auflösung kommt auch eine politische Komponente ins Spiel und die Idee „Patt ist gut, damit können wir schon eine Zeitlang gut leben“ passt zu diesem Buch. Sean Duffy tut, was er tun muss und der Schutz der Familie hat nun oberste Priorität.

    Der Schreibstil ist meist umschreibend, wird aber bei Bedarf auch sehr direkt. Die Figuren sind wunderbar komplex mit vielen Grautönen, vielleicht mit Ausnahme der Jungpolizisten. Selbst der Hardliner auf Seiten der IRA hat einige Gemeinsamkeiten mit Sean Duffy.


    Fazit:

    Dieses Buch lebt von vielen Gegensätzen, einen Plot mit Überraschungen und komplexen Figuren mit vielen Grautönen. Deshalb vergebe ich gerne die Höchstnote fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten). Dazu gibt es eine Leseempfehlung für die Freunde intelligenter Kriminalromane.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln