Anne Stern – Fräulein Gold: Schatten und Licht

  • Das Berlin der Zwanziger wird lebendig


    Buchmeinung zu Anne Stern – Fräulein Gold: Schatten und Licht


    „ Fräulein Gold: Schatten und Licht“ ist ein historischer Roman von Anne Stern, der 2020 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von Anne Thalbach gelesen und ist 2020 im Argon Verlag erschienen.


    Zum Autor:

    Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik promovierte sie in deutscher Literaturwissenschaft und arbeitete als Lehrerin in der Lehrerbildung.

    Sprecher:

    Anna Thalbach stand bereits mit sieben Jahren das erste Mal für einen Kinofilm vor der Kamera. Seitdem arbeitet sie gleichermaßen erfolgreich für Theater, Film und Fernsehen. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ist Anna Thalbach eine der gefragtesten Hörbuchsprecherinnen.

    Klappentext:

    1922: Hulda Gold ist gewitzt und unerschrocken und im Viertel äußerst beliebt. Durch ihre Hausbesuche begegnet die Hebamme den unterschiedlichsten Menschen, wobei ihr das Schicksal der Frauen besonders am Herzen liegt. Der Große Krieg hat tiefe Wunden hinterlassen, und die junge Republik ist zwar von Aufbruchsstimmung, aber auch von bitterer Armut geprägt. Hulda neigt durch ihre engagierte Art dazu, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Zumal sie bei ihrer Arbeit nicht nur neuem Leben begegnet, sondern auch dem Tod. Im berüchtigten Bülowbogen, einem der vielen Elendsviertel der Stadt, kümmert sich Hulda um eine Schwangere. Die junge Frau ist erschüttert, weil man ihre Nachbarin tot im Landwehrkanal gefunden hat. Ein tragischer Unfall. Aber wieso interessiert sich der undurchsichtige Kriminalkommissar Karl North für den Fall? Hulda stellt Nachforschungen an und gerät dabei immer tiefer in die Abgründe einer Stadt, in der Schatten und Licht dicht beieinanderliegen.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch vermittelt viel Atmosphäre und zusammen mit der Sprecherin werden die Figuren lebendig. Die Charaktere sind mit vielen Grautönen gezeichnet und bieten deshalb auch viele Überraschungen. Berufsbedingt ist Hulda recht selbstständig und kommt viel in ihrem Viertel herum. Sie hat ein Auge für ihre Umwelt und führt selbst auch kein sorgloses Leben, aber es reicht immer noch und das ist mehr als bei vielen anderen Berlinern. Privat läuft es gerade nicht so gut. Da lernt sie den Kommissar Karl North kennen. Beide ermitteln auf ihre eigene Weise und sind sich menschlich nicht unsympathisch. Im Alltagsleben tauchen erste Ressentiments gegenüber Juden auf und vielerorts herrscht ein Klassendenken. Hulda und Karl arbeiten beide in Berufen, in denen sie auf Menschen aus mehreren Schichten treffen. Der Leser erfährt von traurigen Einzelschicksalen, erlebt glückliche Momente mit und begleitet eine Hulda, zu deren Wortschatz das Wort Angst nicht gehört. Sie wirkt sehr sympathisch, weil sie den Dingen auf den Grund gehen will. Ähnlich ist es mit Karl North, der zunehmend auch Herz zeigt. Die Grundstimmung ist eher dunkel, aber humorvolle Zwischentöne lockern das triste Geschehen immer wieder auf. Das Berlin der frühen 20-er Jahre wird mit seinen Vor- und Nachteilen lebendig und alle Figuren versuchen so viel wie möglich davon abzubekommen. Der Kriminalfall spielt zu Beginn kaum eine Rolle, rückt aber zunehmend in den Fokus und sorgt für einige Spannungsmomente.



    Fazit:

    Das Berlin der 20-er Jahre wird in diesem Buch lebendig und ein Kriminalfall dient als Bindeglied. Spannende Figuren und eine interessante Handlung sorgen für einen Lese- und Hörgenuss. Die Vorleserin Anna Thalbach mach einen ausgezeichneten Job. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3839818125

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln