​Bis wir uns wiedersehen - Catherine Bailey​

  • Bis wir uns wiedersehen - Catherine Bailey

    Eine Mutter, ihre geraubten Kinder, der Plan, Hitler umzubringen




    Autorin

    Catherine Bailey, Bestsellerautorin und Dokumentarfilmregisseurin, arbeitete für "Bis wir uns wiedersehen" sehr eng mit der Familie der 2010 verstorbenen Fey von Hassell zusammen, insbesondere mit dem ältesten Sohn Corrado.



    Inhalt

    Sippenhaft für die Familien der Attentäter vom 20. Juli: die wahre Geschichte der Fey von Hassell

    Innsbruck, Dezember 1944: Die beiden Söhne der Diplomatentochter Fey von Hassell werden von der SS entführt und an einen unbekannten Ort verschleppt. Währenddessen wird ihre Mutter zusammen mit Angehörigen der Familien Stauffenberg, Goerdeler und anderen, die am Attentat auf Hitler beteiligt waren, durch verschiedene Konzentrationslager im Deutschen Reich geschleust.

    Catherine Bailey zeichnet in ihrem Sachbuch ein reichhaltiges und tiefes Porträt der Fey von Hassell und erweckt die Geschichte zum Leben:

    Verzweifelte Suche: Was geschah mit den im Zweiten Weltkrieg verschwundenen Kindern?

    Catherine Bailey arbeitete eng mit der Familie der 2010 verstorbenen Fey von Hassell zusammen. Die Autorin wertete unzählige Tagebücher, Briefe und historische Dokumente aus, um sich ein umfassendes Bild vom Kriegsende und den Wirren der Nachkriegszeit zu machen. Ihr Sachbuch zeigt das Panorama des deutschen Widerstands, der italienischen Resistenza und des Chaos im untergehenden Tausendjährigen Reich . Ein Geschichtskrimi allererster Güte: voller Spannung, Dramatik und menschlicher Tragödien!



    Meine Meinung

    Vorab - die richtige Kategorie zu finden, ist nicht ganz einfach. Einerseits handelt es sich um eine Art Biographie über Fey von Hassell, andererseits ist es gleichzeitig auch eine Beschreibung der Geschichte der Zeit, des Widerstandes, der sogenannten "Sippenhäftlinge", der Familien, die mit den "Attentätern" des 20. Juli 1944 verwandt waren, der italienischen Resistance, sowie eine Art Biographie über Ulrich von Hasselll - dem Vater Feys.

    Insofern fand ich dann doch die Sachbuch - Geschichte Einteilung etwas gelungener, da es sich um mehr, als eine reine Biographie handelt.



    Das Buch beginnt damit, daß in Österreich/Innsbruck zwei kleine Jungen in ein Kinderheim der Nationalistischen Volkswohlfahrt überführt werden. Die Geschichte des Kinderheims, das vorher unter anderem ein Sanatorium, Heim der anthroposophischen Gesellschaft war, besonders von Heß gerne besucht.

    Anschließend führt uns der Weg nach Brazzà in Norditalien, Robert Foster, ein Befehlshaber der Desert Air Force erreicht ein altes Gutshaus, indem er untergebracht werden soll. Sieht Bilder der Vorbesitzer und interessiert sich für deren Geschichte, was wohl aus ihnen geworden sei. Eine Frau mit einem älteren Herrn, zwei kleinen Jungen.

    Anschließend erfährt der Leser die Geschichte von Ulrich von Hassell, später dann ein wenig aus dem Teil des Landes, nahe Undine.


    Etwas später dann folgt die Geschichte Fey von Hassells, der Tochter des Widerständlers Ulrich von Hassell. Bis dahin ist es etwas unstet geschrieben, man könnte sagen, nicht ganz chronologisch .

    Dann geht es langsam mit der intensiveren Beschreibung des Werdeganges Feys von Hassel los. Ihre Geschichte, ihrer Ehe, den Kindern und kommt dann zu dem langen Leidensweg der Verschleppung, bzw. Verhaftung als Mitglied eines der "Attentäter" des 20.Juli 1944. Auch wenn Ulrich von Hassell gar nicht in den Plan involviert war, wurde er trotzdem dessen angeklagt.


    Zwischendurch gibt es immer wieder sogenannte - ich nenne sie mal - Seitenschlenker, eben auch zur Familie Feys, später dann auch zu vielen anderen der Festgenommenen "Sippenhäftlinge". Gerade die Familie Stauffenberg war darunter - entferntere Verwandte, sowie ein Bruder, ebenso die Familie Goerdeler und noch einige andere.

    Jeder, der auch nur in noch so weiter Verwandtschaft zu den "Attentätern" stand, war in Gefahr, durch die Gestapo aufgegriffen und verschleppt zu werden.


    Soweit zum Inhalt.



    Mir gefiel das Buch nach einer kleinen Durststrecke, da ich anfangs durch die vielen verschiedenen Blicke auf Italien, Österreich und Menschen und Rückblicke aus verschieden Augen, den Beginn doch ein wenig überfrachtet fand.

    Nachdem die Geschichte flüssiger wird, sich mehr auf Fey und ihre Verschleppung konzentriert, empfand ich es von Seite zu Seite spannender und interessanter.

    Die "Sippenhäftlinge" lernen einander kennen, werden sozusagen von Ort zu Ort, KZ zu KZ verfrachtet. Sie sollen einem geheimen Plan Himmlers dienen, der den Krieg bereits als verloren sieht und sich so ein "Pfand" verschaffen möchte, mit den Alliierten verhandeln zu können.

    In den KZs werden sie als "Prominente Gefangene" behandelt, gleich neben den anderen Gefangen - bekommen davon aber wenig mit, da sie streng abgeriegelt werden..


    Da ich bisher "nur" die Geschichte des "Stauffenberg Attentats" als solches kannte, zwar wußte, daß es Sippenhaft gibt, fand ich es hochinteressant zu lesen, wieviele Sippenhäftlinge es gab, wer überhaupt dazu gezählt wurde - wie fürchterlich diese behandelt wurden - ständige Angst vor Hinrichtung, Ungewißheit über ihr Schicksal, das ihrer Kindern, die ihnen in vielen Fällen weggenommen wurden.

    Für mich war das eine Art neues Kapitel der schrecklichen NS Zeit.


    Der Schreibstil ist gut, nach einiger Zeit kam ich, wie gesagt besser in das Buch und kann es jetzt sehr empfehlen, vor allem, wenn man dieses Kapitel noch nicht so kennt, sich ein Bild davon zu machen.

    Die Autorin hat recherchiert, ist mit dem Sohn von Fey in Verbindung getreten, hat Tagebücher studiert und daraus ist dann dieses biographische Werk über Fey, ihren Vater, die Widerständler und ihrer Familien entstanden.



    Fazit

    Ein sehr interessantes Buch über die Geschichte der Angehörigen von Widerständlern gegen das dritte Reich und im Besonderen die Biographie der Fey von Hasssell, die mit vielen anderen als Sippenhäftling verschleppt wurde, in ständiger Gefahr und in Ungewißheit über ihre beiden Söhne, die ihr weggenommen wurde, lebte.

    Für Geschichtsinteressierte auf jeden Fall empfehlenswert.





    ASIN/ISBN: 3806242186

  • Nachdem das Attentat von Stauffenberg gegen Hitler fehlschlagen ist, ändert sich das Leben von Fey von Hassell dramatisch. Ihre zwei und vier Jahre alten Söhne werden von der SS entführt und in einem Waisenhaus in Wiesenhof untergebracht. Während die am Attentat beteiligen Personen zum Tode verurteilt werden, werden ihre Angehörigen festgenommen und kommen ins KZ. Auch Fey gehört dazu, da ihr Vater Ulrich von Hassell an dem Attentat beteiligt war. Sie wird am Ende des Krieges befreit. Doch was ist aus ihren Kindern geworden?

    Catherine Bailey erzählt eine bewegende und dramatische Geschichte, aber sie tut es auf eine sachliche und etwas trockene Art, so dass ich immer ein wenig distanziert blieb. Aber vielleicht ist es nur so möglich, das Schreckliche auszuhalten. Es ist eine Geschichte, die auf Tatsachen beruht. Mit der Unterstützung von Fey von Hassells Familie konnte die Autorin anhand von Dokumenten diese Geschichte aufschreiben.

    Fey von Hassells Vater ist Diplomat. Sie ist verheiratet mit dem italienischen Adlige Detalmo Pirzio-Biroli und lebt in der Nähe von Venedig. Ihr Mann ist im italienischen Widerstand. Nach dem missglückten Attentat ändert sich Ihr Leben drastisch. Ihre Söhne Corrado und Roberto werden nach der Entführung ins Waisenhaus gebracht und sie erhalten neue Identitäten. Sie sollen auf Befehl von Himmler später von linientreuen Familien adoptiert werden. So ging es vielen Kindern und ihren Familien.

    Es ist menschenverachtend, wie die Nazis die Menschen für ihre Zwecke missbrauchten haben. Nach Belieben haben sie Familien auseinandergerissen. Je mehr der Untergang des Reiches zu erkennen war, umso verzweifelter und furchtbarer wurden die Aktionen des Regimes. Bewundernswert ist es, dass es Menschen gab, die diesem Wahnsinn ein Ende setzen wollten, ungeachtet der Risiken, die das für sie und ihre Familien mit sich brachten.

    Dieses Buch ist ein erschütterndes Zeitzeugnis über eine dunkle, furchtbare Epoche. Empfehlenswert, wenn auch nicht leicht zu lesen.


    8/10