Helene Sommerfeld – Das Leben, ein ewiger Traum

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Stadt des Glanzes, Stadt des Elends

    Berlin 1920: Kurz nach den dunklen Kriegsjahren geht es in der großen Stadt drunter und drüber. Als frischgebackene Polizeiärztin lernt Magda Fuchs zunächst nur die Schattenseiten der glitzernden Metropole kennen. Schon bald stellt sie jedoch fest, dass dies die Zeit von Frauen ist, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. So wird ihr die Fürsorgerin Ina eine Freundin, die sich ebenso wenig um Konventionen schert wie Rechtsanwältin Ruth. Einen regelrechten Kampf gegen die Tradition führt auch Celia, die sich aus einer erzwungenen Ehe zu befreien sucht. Die blutjunge Doris jedoch träumt davon, berühmt zu werden. Inmitten der kaltherzigen Millionenstadt muss sich Magda behaupten. Als sie es am wenigsten erwartet, verändert eine schicksalhafte Begegnung alles …


    Autoren (Quelle: Verlagsseite)

    Helene Sommerfeld ist das Pseudonym eines in Berlin lebenden Autoren-Ehepaars. Ihre Trilogie um die Ärztin Ricarda Thomasius hat ihre Leser mitten ins Herz getroffen und landete auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Die fesselnde Kombination aus historischer Genauigkeit und leidenschaftlichen und glaubwürdigen Figuren machen die Romane von Helene Sommerfeld zu einem mitreißenden Leseerlebnis.


    Allgemeines

    Erster Band der Trilogie „Die Polizeiärztin“

    Erscheinungstermin: 18. März 2021 bei der dtv Verlagsgesellschaft als TB mit 544 Seiten
    Gliederung: Motto - 20 mit Überschriften versehene Kapitel – Nachwort – Personenverzeichnis

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Berlin, 1920 bis 1922


    Inhalt

    Nachdem die Ärztin Magda Fuchs unter tragischen Umständen ihren Mann verloren hat, verlässt sie ihre Heimatstadt Hildesheim und nimmt in Berlin eine Anstellung als Polizeiärztin an. Dort gehört die regelmäßige Untersuchung von Prostituierten zu ihren Aufgaben, im Zuge ihrer Arbeit bekommt sie Einblick in die Lebensumstände armer Familien, in denen oft Gewalt an der Tagesordnung ist, worunter besonders die Kinder leiden.

    Celia von Liebenau ist die Tochter von Magdas Pensionswirtin, sie wurde von ihrer Mutter noch vor ihrer Volljährigkeit mit einem wohlhabenden, aber ungeliebten Mann verheiratet, obwohl sie sich immer gewünscht hatte, Medizin zu studieren wie ihr Vater.

    In der Pension wohnt auch die junge Doris Kaufmann, die als Verkäuferin arbeitet und davon träumt, berühmt zu werden. Für bestimmte Männer ist das gutgläubige Mädchen eine leichte Beute.

    Ruth Jessen ist eine Anwältin, die von Celia damit beauftragt wird, diese aus ihrer aufgezwungenen Ehe zu befreien, sie ist eine äußerst unkonventionelle Frau.


    Beurteilung

    Der erste Band der Trilogie „Die Polizeiärztin“ schildert das Leben und die Gesellschaft in Berlin zu Beginn der 1920er Jahre. Während die einfachen Menschen in prekären Verhältnissen hausen, häusliche Gewalt und Hunger an der Tagesordnung sind und Kinder nicht selten verwahrlosen, genießt die wohlhabendere Schicht nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ihr Leben in vollen Zügen und lässt es sich in Restaurants und Tanzlokalen gut gehen. Die Frauen haben sich seit den Kriegsjahren bisher ungekannte Freiheiten erkämpft, sie sind häufig berufstätig und studieren. Sie bewegen sich zwischen traditionellen Moralanschauungen und einem zunehmend selbstbestimmten Leben. Anhand der vier weiblichen Protagonisten erhält der Leser einen guten Einblick in das Leben von Frauen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Am intensivsten wird dabei auf das Leben der Polizeiärztin Magda und der unwilligen Ehefrau Celia eingegangen. Magda trifft bei ihrer Arbeit immer wieder auf vernachlässigte Kinder, die – oft nach Straftaten in ihrer Familie – zu Pflegemüttern/Pflegeeltern gebracht oder der öffentlichen Fürsorge übergeben werden. Die Ärztin fühlt sich diesen Kindern gegenüber verpflichtet, gemeinsam mit der Fürsorgerin Ina versucht sie, für die Kinder eine sichere Unterbringung zu gewährleisten und für psychisch verstörte Minderjährige eine Behandlung zu organisieren.

    Die Charaktere der vier Frauen sind individuell ausgestaltet, die Verfolgung ihrer anschaulich beschriebenen Lebenswege vermittelt einen lebendigen Eindruck des Lebens in der deutschen Hauptstadt vor hundert Jahren.

    Neben den fiktiven Hauptfiguren treten auch ein paar reale historische Frauenpersönlichkeiten auf, die seinerzeit für Aufsehen und Skandale sorgten.

    In ihrem Nachwort geben die Autoren Hintergrundinformationen zur Epoche der „Goldenen Zwanziger“, außerdem ist ein Personenverzeichnis nachgestellt, das im Vorspann vielleicht besser platziert wäre.


    Fazit

    Ein lesenswerter Auftakt einer Trilogie über das Leben von Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten im Berlin der 1920er Jahre!

    8 Punkte


    ASIN/ISBN: 3423262974


    Vorzeitige Rezension mit Genehmigung durch Vorablesen

  • Ein Roman über starke Frauen im Berlin der 1920er Jahre - sehr lesenswert!!

    "Das Leben, ein ewiger Traum" von Helene Sommerfeld ist im März 2021 als Taschenbuch mit 544 Seiten bei dtv erschienen. Es handelt sich um den Auftakt einer Trilogie.


    Helene Sommerfed ist das Pseudonym eines Berliner Autoren-Ehepaares, das bereits sehr erfolgreich z.B. mit der "Die Ärztin"-Serie war.


    Schon die Aufmachung des Romans ist sehr gelungen und liebevoll gestaltet mit dem Stadtplan Berlins aus jener Zeit zu Beginn und des durchaus bisweilen hilfreichen Personenverzeichnisses am Schluß.


    Magda Fuchs fängt nach dem schmerzhaften Verlust ihres Mannes ein ganz neues Leben an. Sie lässt ihre Heimat und alles Bisherige hinter sich und nimmt in Berlin den Posten einer Polizeiärztin an.

    Magda findet ein Zimmer in einer kleinen Pension für alleinstehende, ehrbare Frauen und dort sowie bei ihrer Arbeit im Gefängnis kreuzen einige Frauen ihren Weg, die sich ebenfalls durchs Leben kämpfen müssen, dies aber mit Ehrgeiz und Stärke zu tun vermögen!


    Mit Celia verbindet Magda bald eine Menge, und bei ihrer Arbeit engagiert sie sich enorm, da ihr die ärmlichen Verhältnisse und die Schicksale der Insassinnen sehr nahe gehen und am Herzen liegen.


    Das Autorenduo hat einen detailliert recherchierten historischen Roman aus dem Nachkriegsberlin der 20er Jahre geschrieben, der wirklich abwechslungsreiche und tolle Lesestunden bereitet.


    Die Erzählperspektive wechselt sich ab, die Hauptprotagonistinnen haben jede für sich eine schicksalhafte Geschichte und ihre ganz eigenen Probleme zu stemmen.

    Dabei sind sie ganz unterschiedlich, was den Plot sehr unterhaltsam macht.


    Die damaligen Zeiten, kurz nach dem Krieg, als auf der einen Seite Armut und Hunger dominierten, auf der anderen Seite aber Vergnügungen, Alkohol und ein leichtes Lotterleben nicht unüblich waren, wurden hier aussagekräftig dargestellt haben mich schon immer fasziniert.


    Kombiniert mit viel Lokalkolorit und dem unverkennbaren Dialekt, der sich vor allem in den niederen Gesellschaftsshchichten widerspiegelt, hat das Ehepaar einen wirklich sehr lesenswerten historischen Roman geschrieben, den ich absolut empfehlen kann.

    Ich freue mich schon auf den zweiten Band um Magda Fuchs!

  • Magda Fuchs will sich nach einem Schicksalsschlag nun in ihre neuen Aufgaben als Polizeiärztin stürzen. Dabei lernt sie die anderen Seiten von Berlin kennen, denn es gibt neben der Glitzerwelt auch große Not. Sie will sich nun für die Schwächsten der Gesellschaft, nämlich die verwahrlosten Kinder, einsetzen. Ina Dietrich hat als Fürsorgerin ebenfalls mit diesen armen Kindern zu tun. Die Frauen freunden sich an. Aber auch die Rechtsanwältin Ruth Jessen kümmert sich nicht um Konventionen und die junge Celia von Liebenau möchte gerne Medizin studieren, aber sie muss erst einmal aus der Zwangsehe mit einem viel älteren Bankier freikommen.

    Dies ist der erste Band der Trilogie „Die Polizeiärztin“ und er hat mir gut gefallen. Der Schreibstil liest sich sehr angenehm.

    Das Berlin der Zwanziger Jahre bietet so viele Facetten. Können die jungen Frauen, die das Schicksal zusammengeführt hat, hier ihren Weg gehen und ihr Leben selbstbestimmt leben?

    Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Magda bekommt in ihrem Job einiges zu sehen und ernüchtert stellt sie fest, das Berlin für die Ärmsten der Armen keine Chancen bietet. Sie versucht mit ihren Freundinnen etwas dagegen zu tun. Mir haben diese Frauen gut gefallen, die in einer männerdominierten Umgebung ihren Weg gehen wollen und sich dabei nicht um Konventionen kümmern.

    Es ist erschreckend mitzuerleben, wie viel Gewalt und Armut es gibt. Interessant fand ich aber, wie die Polizeiarbeit in dieser Zeit verläuft. Die Kenntnisse über eine vernünftige Spurensicherung setzt sich erst langsam durch und auch die Rechtsmedizin steckt noch in den Anfängen. Doch von den neuen Methoden halten viele Polizisten nichts. Es ist verwunderlich, dass man unter diesen Bedingungen überhaupt Täter überführen konnte.

    Es ist ein packender, aber auch ziemlich düsterer Roman, der neugierig macht auf die Fortsetzung.


    8/10

  • Magda Fuchs will nach einem schweren Schicksalsschlag in Berlin ein neues Leben anfangen. Die Stelle als Polizeiärztin kommt ihr da gerade recht, auch wenn sie nicht wirklich auf diese Arbeit vorbereitet ist. Die allgegenwärtige Armut und vor allem das Leid der Kinder, die ausgebeutet werden, wo es nur geht, gehen ihr sehr nahe. So freundet sie sich auch schnell mit Fürsorgerin Ina an und versucht wenigstens im Kleinen zu helfen. In Kommissar Kuno Mehring findet sie einen Mitstreiter bei der Polizei.


    Celia ist in ihrer Ehe unglücklich und sucht nach einem Weg, doch noch ihr Medizinstudium anzutreten und Doris sucht in der großen Stadt ihr Glück als Schauspielerin.


    Helene Sommerfeldt ist das Pseudonym eines Berliner Autorenpaars, dem es ganz wunderbar gelingt, den Flair des Berlins am Anfang der zwanziger Jahre einzufangen. Besonders die Rechte der Frauen und Kinder liegen in diesem Roman im Fokus und die Vernetzung der Frauen, die sich ein Stück Freiheit erobern wollen und sich dabei gegenseitig unter die Arme greifen.


    Mich hat das Buch durchgehend gefesselt und mir sind die Protagonistinnen bis auf Doris, die mir ein wenig zu blass blieb, ans Herz gewachsen. Ich konnte von Anfang an mit Magda, Celia und Ina mitfiebern und am Ende fügt sich auch alles gut zusammen. Obwohl es am Ende des eigentlichen Buches einen fiesen Cliffhanger gibt, habe ich das Buch versöhnt beendet, ist doch der Anfang des nächsten Bandes, der demnächst erscheinen wird, als Leseprobe mit im Buch. So konnte zumindest der erste Schock gleich wieder gemindert werden.


    Ich kann dieses Buch nur empfehlen, mir hat es einige vergnügte und kurzweilige Lesestunden beschert.

    9 von 10 Punkte

  • Licht und Schatten


    Polizeiärztin Magda Fuchs – das Leben, ein ewiger Traum, Roman vom Autoren-Ehepaar Helene Sommerfeld, EBook erschienen bei dtv.
    Einstiegsband der Polizeiärztin-Serie
    Magda Fuchs verlässt nach einem grausamen Schicksalsschlag ihre Heimat um in Berlin als Polizeiärztin ein neues Leben zu beginnen. Dort lernt sie jedoch bald die Schattenseiten der glitzernden Metropole kennen. Doch auch sie erkennt, dass es eine Zeit ist in der Frauen ihre Stärken entdecken, besonders gehen ihr die Schutzlosesten der Gesellschaft die Kinder zu Herzen, zusammen mit der Fürsorgerin Ina und Kommissar Kuno Mehring setzt sie alles daran ihr Leid zu mindern.
    Das Buch besticht durch die bildhaft geschilderte Zeit in Berlin in den beginnenden Goldenen Zwanzigerjahren, eine Riesenstadt voller Reichtum, bitterster Armut, Glanz, Gewalt, Licht und Schatten. Besonders die anschaulich dargestellten armseligen Verhältnisse in denen die Ärmsten vor allem die Kinder hausen, haben mich betroffen gemacht. Die einzelnen Kapitel haben Titelüberschriften, die den Inhalt zusammenfassen. Ein ausführliches Personenregister ist zu Beginn des Romans platziert, sehr hilfreich bei der Fülle der agierenden Charaktere, leider kann ein solches Personenverzeichnis bei einem EBook nur umständlich benutzt werden. Das Autorenduo schreibt flüssig und im auktorialen Erzählstil, zu jeder Zeit kann der Überblick über das Geschehen vom Lesenden bewahrt werden. Gewöhnungsbedürftig fand ich anfangs die abrupten Szenenwechsel.
    Ein opulentes Buch gefüllt mit sehr vielen interessanten und vielfältigen Figuren, allesamt tief charakterisiert. Die kleine Elke, das milieugeschädigte Apfelmädchen Kulle, die nach Ruhm gierende Doris, die verwöhnte und behütete Celia, die in größte Schwierigkeiten kommt, besonders sympathisch auch die zupackende Ina oder die patente und herzensgute Köchin Liesl. Über Doris, die zum Glanz werden wollte, oder die undurchschaubare mit Standesdünkel behaftete Pensionsbesitzerin Agnes Fahrland. Meine Lieblingsfiguren, die Protagonistin Magda, stark und kompetent, die die Grätsche, zwischen Mitgefühl und nach Polizeivorschriften zu handeln, hervorragend meistert. Dazu der kluge und menschliche Kommissar Mehring, ein sympathisches Duo. Ich habe im Buch so viele Menschen ins Herz geschlossen, Magdas Familie z.B., Josefine und ihre Eltern und hoffe sie in den weiteren Büchern wiederzusehen.
    Ein weiterer interessanter Aspekt sind die historischen Figuren die dem Leser Buch begegnen, die Fotografin Frieda Riess oder die Bildhauerin Renée Sintenis, die Skulpturen für die Damenhandtasche schuf. Ein Buch voller Zeit- und Lokalkolorit, ich hatte manchmal das Gefühl mittendrin zu sein in der Spreestadt, der Kulturmetropole der 20er Jahre. Cafés, Tanz und Varieté aber auch auf den Hinterhöfen der Armen.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, hat mich bestens unterhalten, die Spannung war gleichbleibend hoch. Die Charaktere waren voller Leben und handelten zu jeder Zeit glaubwürdig. Oft wird die wörtliche Rede verwendet, nicht selten auch in Berliner Mundart, die es schafft, mich vollständig in die Handlung und die Umgebung zu involvieren, lebendig und glaubwürdig die Geschichte darzustellen. Ein derber Cliffhanger hat mich auf den Folgeband neugierig gemacht. Ein gelungener Serienauftakt. Von mir 10 Punkte.