Martin Krüger - Waldeskälte

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    In Eigerstal, einem kleinen Bergdorf in den Schweizer Alpen, verschwindet spurlos ein junges Mädchen. Leutnant Valeria Ravelli übernimmt die Ermittlungen und kehrt in ihren Heimatort zurück. Sie hat noch eine persönliche Rechnung offen: Vor 21 Jahren wurden schon einmal drei Mädchen verschleppt. Zwei wurden ermordet. Die Einzige, die zitternd und ohne Erinnerung aus der Waldeskälte heimfand, war Valeria selbst. Sie ist überzeugt: Der Täter gehört zur Dorfgemeinschaft, damals wie heute. Um ihm auf die Spur zu kommen, muss Valeria in den Nebel ihrer Vergangenheit zurückkehren.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Martin Krüger studierte in Frankfurt Rechtswissenschaften. Seine mittlerweile vier Bände umfassende Thrillerreihe um die Ermittler Winter und Parkov wurde zum Bestsellererfolg. Er lebt mit seiner Familie und zwei Hunden in den sonnigen Weinbergen in Rheinland-Pfalz.


    Allgemeines

    Erscheinungstermin: 24. August 2021 bei HarperCollins als broschiertes TB mit 448 Seiten
    Gliederung: Prolog – Zwei Hauptteile, insgesamt 65 Kapitel

    Erzählung in der dritten Person, größtenteils aus der Perspektive von Valeria Ravelli

    Handlungsort und -zeit: Eigerstal in den Schweizer Alpen, in der Gegenwart, mit Rückblenden um 21 Jahre


    Inhalt

    Leutnant Valeria Ravelli arbeitet in Zürich in einer Abteilung zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens. 21 Jahre, nachdem sie ihr Heimatdorf Eigerstal in den Schweizer Alpen für immer verlassen hat, wird sie von ihrem Jugendfreund Elias Mattei kontaktiert. In Eigerstal ist ein junges Mädchen, seine Nichte Nora, verschwunden, im Wald hat man einen brutal getöteten Hirsch aufgefunden, auf einem Felsen am Fundort hat jemand die Zeichnung eines steinbockähnlichen Teufels hinterlassen. Diese Vorfälle erinnern an einen schrecklichen Fall, der sich vor 21 Jahren in Eigerstal unter ähnlichen Vorzeichen abgespielt hat: Damals wurden drei vierzehnjährige Mädchen, darunter Valeria, entführt. Ihre beiden besten Freundinnen Sophie und Stephanie wurden ermordet, nur Valeria überlebte, sie konnte sich jedoch nie daran erinnern, was während der Zeit ihrer Entführung passiert war. Die Polizei verdächtigte Xaver Baumann, einen leicht geistig behinderten jungen Mann, dem man die Morde aber nicht nachweisen konnte. Die Dorfbewohner sind dagegen seit 21 Jahren davon überzeugt, dass in den Wäldern um Eigerstal der Teufel umgeht, zumal in den letzten zwei Jahrzehnten in der Gegend überdurchschnittlich viele Tiere und Menschen an Krankheiten gestorben sind.

    Valeria beschließt, sich den Dämonen ihrer Vergangenheit zu stellen und alles zu versuchen, um die junge Nora zu retten…


    Beurteilung

    „Waldeskälte“ besticht durch einen überaus atmosphärischen Erzählstil, die anschaulichen Landschaftsbeschreibungen der dunklen, feuchten und nebelverhangenen Wälder um Eigerstal schaffen eine bedrohliche Kulisse, vor der sich eine spannende und stellenweise unheimliche Handlung vollzieht. Etwas gewöhnungsbedürftig sind zunächst die Passagen, in denen Valerias Gedanken in der zweiten Person Singular ausgedrückt werden, wie z.B. „Jemand verfolgt dich, jemand ist hinter dir her.“.

    Parallel zum ansässigen Kommissar Birkner ermitteln Valeria, Elias und Chloe Munston, eine schon damals involvierte Kommissarin, im aktuellen Vermisstenfall sowie dem cold case. Valeria, Chloe und Elias glauben nicht, dass es sich bei der schaurigen Gestalt mit Geweih, die wiederholt nachts in den Wäldern um ein stillgelegtes Bergwerk gesichtet wird, um den Teufel handelt, sie vermuten vielmehr, dass es sich um einen oder mehrere sehr menschliche Täter handelt, deren Motive sie herausfinden müssen. Dazu ist es unerlässlich, dass Valeria sich an die verdrängten Erlebnisse erinnern kann. Zu diesem Zweck begibt sie sich allein in die Wälder und folgt den Pfaden ihrer Jugend – ein Vorgehen, das in seiner Leichtsinnigkeit nicht sehr realistisch wirkt!

    Die Charaktere der Romanfiguren sind gut und weitgehend glaubwürdig ausgearbeitet, auch der Kriminalfall, dessen Aufklärung nicht zu früh absehbar ist, ist intelligent konstruiert und in Bezug auf die Motivlage durchaus aktuell.


    Fazit

    Atmosphärische und spannende Krimi-Unterhaltung, sehr lesenswert!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 374990152X


    Vorzeitige Rezension mit Genehmigung durch Vorablesen

  • Atmosphärischer Thriller


    Leutnant Valeria Ravelli hat sich aufgrund ihres Fleißes und ihrer ehrgeizigen, unnachgiebigen Arbeitsweise bereits mit Mitte 30 einen Namen bei Interpol gemacht. Nur allzu gut kennt sie die düsteren menschlichen Abgründe, von Menschenhandel bis Missbrauch. Was jedoch die wenigsten wissen: Valerias Bruder Rafael wurde einst von der Mafia ermordet und Valeria selbst überlebte in ihrer Jugend nur knapp eine Entführung – während ihre beiden besten Freundinnen in den unheimlichen Wäldern des heimatlichen Eigerstals bestialisch ermordet wurden. An die damaligen Ereignisse konnte Valeria sich nie erinnern, weder als traumatisierte Jugendliche noch als toughe erwachsene Ermittlerin. Nun allerdings holen die Schatten der Vergangenheit sie mit einem Schlag ein: Elias, ihr Freund aus Kindestagen, fleht sie an, in das kleine Bergdorf zurückzukehren und ihm bei der Suche nach seiner Nichte Nora zu helfen. Das Mädchen ist über Nacht verschwunden und im Ort häufen sich dieselben grausamen Symbole eines blutigen Steinbock-Kopfes, die auch vor 21 Jahren, als Valeria verschleppt worden war, für Angst und Schrecken sorgten. Der Täter war nie gefasst worden – hat er womöglich die ganze Zeit im Dorf gelebt und auf Valerias Rückkehr gelauert? Das gegenseitige Misstrauen in der Gemeinschaft wächst und bald weiß auch Valeria, die ohnehin mit ihren eigenen Ängsten zu kämpfen hat, nicht mehr, wem sie trauen darf. Die wichtigste Frage aber bleibt: Gibt es noch Hoffnung für Nora?


    Das in kühlen Blautönen gehaltene Cover passt perfekt zur Handlung! Dieser packende Thriller aus der Feder von Martin Krüger hat mich aufgrund der stimmungsvollen Beschreibungen komplett in seinen Bann gezogen und in die Handlung eintauchen lassen. Die unglaublich bildhaften Schilderungen des bedrohlichen, unwirtlichen Klimas, der schroffen Gebirgshänge, des regennassen, von Nebel durchzogenen Waldes samt seiner Geräusche, Gerüche und Gefahren im dornigen Unterholz verursachten mir eine Gänsehaut und gebannt genoss ich - aus der Sicherheit meines kuscheligen Lesesessels - die schaurige Atmosphäre. Das Setting ist meisterhaft in die Geschichte eingeflochten worden, im Grunde ist es DAS prägende Element der Story. Erzählt wird in der dritten Person, wobei es auch gelegentliche Rückblicke in die Vergangenheit von Valeria sowie einer weiteren Ermittlerin (Chloe Muston) gibt.


    Valeria ist eine kluge, distanzierte, aber nicht unsympathische Hauptfigur, mit der es sich leicht mitfiebern lässt. Einerseits pragmatisch, routiniert und durch ihren Job relativ emotional abgehärtet, andererseits voller Ängste und nicht aufgearbeiteter Emotionen. Sie wird noch immer von Albträumen geplagt und hat zu ihrer in Eigerstal lebenden Mutter seit Jahren keinen Kontakt mehr. Zurück in der Heimat unterlaufen ihr aufgrund ihrer persönlichen Hintergrundgeschichte zudem mitunter gefährliche Fehler, die sie normalerweise nicht machen würde. Der Spannungsaufbau gefiel mir insgesamt sehr gut, lediglich das große, dramatische Finale zog sich für meinen Geschmack etwas in die Länge.


    Fazit: Spannung pur – ich habe das rund 450 Seiten umfassende Werk (erschienen bei HarperCollins, August 2021) an einem einzigen Tag verschlungen und freue mich schon auf Valerias nächsten Fall! Klare Leseempfehlung für alle Fans von Thrillern, die auch ohne übermäßiges Blutvergießen auskommen.

  • In dem kleinen Bergdorf Eigerstal in den Schweizer Alpen ist ein Mädchen verschwunden. Bereits zwanzig Jahre zuvor verschwanden schon einmal Mädchen. Von dreien kehrte nur eine zurück – Valeria Ravelli. Sie kann sich bis heute nicht erinnern, was damals wirklich vorgefallen ist, aber sie ist sich sicher, dass der Täter jemand aus dem Dorf sein muss. Inzwischen ist sie bei Interpol, doch sie übernimmt den Fall und kehrt dahin zurück, wohin sie eigentlich nie mehr wollte. Wenn sie das Mädchen finden will, ist Eile geboten, denn Nebel scheint alles zudecken zu wollen.

    In diesem Thriller herrscht eine düstere und bedrohliche Atmosphäre. Dafür sorgen nicht nur die Wetterbedingungen, sondern auch die Menschen, die verschlossen und Fremden gegenüber misstrauisch sind.

    Die Vergangenheit hat Valeria bis heute nicht losgelassen. Obwohl sie eines der Opfer war, fühlt sie sich auf eine Weise auch schuldig. Sie ist aber nicht wirklich nahbar und so funktioniert die Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei anfangs auch nicht besonders. Dann stößt auch noch Chloe Muston dazu, die damals die Ermittlung geführt hat und den Täter nicht dingfest machen konnte. Auch sie hat der Fall nie losgelassen. Eine interessante Persönlichkeit ist auch Elias, der Valeria informierte.

    Was den Täter zu seinen Taten bewogen hat, bleibt lange verborgen. Die unterschwellige Spannung ist immer zu spüren, doch erst zum Schluss hin nimmt die Spannung wirklich Fahrt auf und endet mit einem dramatischen Showdown.

    Mir hat dieser Thriller gut gefallen und ich könnte mir weitere Fällt für Valeria Ravelli vorstellen.


    8/10