Winterrezepte aus dem Kollektiv – Louise Glück

  • Luchterhand, 2021

    80 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Die neuesten Gedichte der Literaturnobelpreisträgerin sind schnörkellos, reduziert und lassen einen doch nicht mehr los. Sie wenden sich an ein Individuum, schwellen an zu einem Chor und weisen auf das große Ganze, das Kollektiv. Lebensgeschichten sind in ihnen verborgen, Segen und Fluch des Alterns, die Kunst, einen Bonsai zu beschneiden, der Tod der Schwester, die Labsal der wärmenden Sonne, deren Helligkeit sich an den dunklen Schatten ermessen lässt, die sie wirft.


    Inhalt:

    Gedicht

    Die Verleugnung des Todes

    Winterrezepte aus dem Kollektiv

    Winterreise

    Nachtgedanken

    Eine endlose Geschichte

    Presidents Day

    Herbst

    Neuer Auftrieb

    Die untergehende Sonne

    Ein Satz

    Eine Kindergeschichte

    Eine Erinnerung

    Nachmittage und frühe Abende

    Lied


    Über die Autorin:

    Louise Glück hat bisher dreizehn Gedichtbände und zwei Essaysammlungen veröffentlicht. 2020 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Glück erhielt u. a. auch den Pulitzerpreis, den Bollingen Prize und den National Book Award. Sie lehrt an der Yale und der Stanford University und lebt in Cambridge, Massachusetts.


    Mein Eindruck:

    Tag und Nacht kommen

    Hand in Hand wie ein Junge und ein Mädchen


    So beginnt Winterrezepte aus dem Kollektiv, das erste Buch von Louise Glück seit sie den Literaturnobelpreis gewonnen hat. Es ist zweisprachig. Dem Original auf Englisch folgt jeweils die deutsche Übersetzung von Uta Gosmann.

    Man muss sich auf diese ruhigen Gedichte einlassen, die oft nah am Prosagedicht sind. Jedes von ihnen besitzt ein originelles Element.


    Louise Glück ist 78 Jahre alt und In einigen Gedichten geht es um das Altern.

    Zum Beispiel in Winterreise, in der die Erzählerin ihre ältere Schwester anscheinend im Altersheim besucht. Wir amüsieren uns prächtig beim Altwerden ist ihr Tenor, doch es folgt eine leise Melancholie. Neben der Gegenwart lebt gedanklich auch die Kindheit auf.

    Oder in Nachtgedanken: Die Dichterin erkennt, es lebt niemand mehr, der sich an mich als Baby erinnert.

    Die Schwester taucht öfter auf, z.B. auch in Neuer Auftrieb.

    In dem 4seitigen Gedicht Die Verleugnung des Todes verliert die Icherzählerin ihren Pass und wird vom Hotel nicht aufgenommen. Mit einer alten Decke breitet sie sich unter den Orangenbäumen aus, für Jahre und das Leben vergeht.

    Das Titelgedicht besteht aus 4 Teilen.

    Etwas aus dem Rahmen fällt das Gedicht Die untergehende Sonne über Entstehung von Kunstwerken.

    Das gilt auch für das abschließende „Lied“.



    Die Qualität der Übersetzung ist in vielen Kritiken umstritten. Die Übersetzungen sind weit davon entfernt, freie Nachdichtungen zu sein. Im Gegenteil sind sie nah am Wortlaut der Originale. Dadurch wird Glücks selbst gewählte Schlichtheit der Gedichte noch mehr unterstrichen.

    Bei Louise Glück stehen psychologische Momente im Vordergrund, die sprachliche Ausschmückungen verbieten.



    ASIN/ISBN: ‎3630876803