Ferne Gestade – Abdurazak Gurnah

  • Penguni, 2022

    Gebundene Ausgabe

    416 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Es ist ein später Novembernachmittag, als Saleh Omar auf dem Flughafen Gatwick landet. In einer kleinen Tasche, dem einzigen Gepäck, das der Mann aus Sansibar bei sich trägt, liegt sein wertvollster Besitz: eine Mahagonischachtel mit Weihrauch. Eben noch war Omar Inhaber eines Geschäftes, er besaß ein Haus, war Ehemann und Vater. Jetzt ist er ein Asylbewerber, und Schweigen ist sein einziger Schutz. Während Omar von einem Beamten ins Verhör genommen wird, lebt nicht weit entfernt, zurückgezogen in seiner Londoner Wohnung, Latif Mahmud. Auch er stammt aus Sansibar, hatte jedoch bei der Flucht aus seiner Heimat einst den Weg über den »sozialistischen Bruderstaat« DDR gewählt. Als Mahmud und Omar Jahre später in einem englischen Küstenort aufeinandertreffen, entrollt sich beider Vergangenheit: eine Geschichte von Liebe und Verrat, von Verführung und Besessenheit, und von Menschen, die inmitten unserer wechselvollen Zeit Sicherheit und Halt suchen. Ein differenzierter Blick auf die Themen Exil und Erinnerung, so bewegend wie meisterhaft erzählt.


    Über den Autor:

    Abdulrazak Gurnah (geb. 1948 im Sultanat Sansibar) wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er hat bislang zehn Romane veröffentlicht, darunter »Paradise« (1994; dt. »Das verlorene Paradies«; nominiert für den Booker Prize), »Admiring Silence« (1996; »Donnernde Stille«), »By the Sea« (2001; »Ferne Gestade«; nominiert für den Booker Prize und den Los Angeles Times Book Award), »Desertion« (2006; »Die Abtrünnigen«; nominiert für den Commonwealth Writers' Prize) und »Afterlives« (2020; »Nachleben«; nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction). Gurnah ist Professor emeritus für englische und postkoloniale Literatur an der University of Kent. Er lebt in Canterbury.


    Über den Übersetzer:

    Thomas Brückner (geb. 1957 in Görlitz) studierte Afrikanistik, Literatur- und Kulturwissenschaft in Leipzig. Nach seiner Habilitation arbeitete er als akademischer Lehrer und hatte Gastprofessuren in Deutschland und Schweden. Seit 1994 ist er freier Übersetzer u. a. von Ngũgĩ wa Thiong’o, Ivan Vladislavić, Abdulrazak Gurnah, Syl Cheney-Coker, Meja Mwangi und Wayétu Moore.


    Mein Eindruck:

    In einer langen, schlaflosen Nacht habe ich diesen komplexen, tiefsinnigen Roman des Literaturnobelpreisträger ausgelesen. Schneller als erwartet kann ich nun also von dem Leseerlebnis berichten.

    Zunächst sei aber noch gesagt, dass der Roman im Original 2001 geschrieben wurde und jetzt erneut in deutsche Sprache bei Penguin erschienen ist.


    Ein 65jähriger Mann aus Sansibar kommt in England an und bittet als Flüchtling um Asyl. Er nutzt einen fremden Namen und verheimlicht zunächst, dass er Englisch spricht.

    So kommt ein weiterer Mann aus Sansibar ins Spiel, Latif Mahmud, der als Übersetzer fungieren soll. Auch er ist vor Jahren aus Sanisbar geflüchtet, zunächst in die DDR, dann nach England.

    Sie treffen aber erst Monate später aufeinander und es stellt sich heraus, dass sie einander kennen und es eine gemeinsame Vergangenheit gibt.

    Die Flüchtlingsgeschichten sind intensiv geschildert.


    Es ist also ein Roman über Flucht und Exil, aber schließlich merkt man, dass da noch mehr hinter steckt.

    Die gegenwärtige Handlung spielt in London, aber Sansibar und die Vergangenheit ab ca. 1960 ist allzeit da und im Vordergrund.

    Den Hauptteil des Buches nimmt daher ein langes Gespräch zwischen Omar und Latif ein, indem die ganze lange und verwickelte Geschichte um zwei Familien, die in einem Drama endete, erzählt wird.


    Jetzt bleibt nur zu warten, bis endlich weitere Romane von Abdulrazak Gurnah in deutscher Sprache wieder oder erstmals veröffentlicht werden.



    ASIN/ISBN: 3328602607