Andrej Kurkow - Graue Bienen

    • Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 5. Edition (24. Februar 2021)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Taschenbuch ‏ : ‎ 448 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3257245548
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257245547


    Kurzbeschreibung:

    Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen – sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können.


    Über den Autor:

    Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen (er spricht insgesamt elf Sprachen), war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Sein Roman ›Picknick auf dem Eis‹ ist ein Welterfolg. Kurkow lebt als freier Schriftsteller in der Ukraine und arbeitet auch für Radio und Fernsehen.


    Meine Meinung:

    Der Ukraine-Krieg hat mich zu diesem Buch greifen lassen. Zudem war es neulich eine Empfehlung in meiner Buchhandlung.

    Ich wollte wissen, wie die Bewohner mit der Situation umgehen, dass Krieg in ihrem Land herrscht. Dieses Buch ist bereits vor einigen Jahren vor dem aktuellen Krieg erschienen und die Rahmenhandlung ist der Einmarsch der Russen in den Donbass und die Besetzung der Krim.


    Drei Jahre ist es nun schon her, dass die Russen einmarscht sind. Sergej lebt in dem kleinen Ort Malaja Starogradowka im Donbass, zusammen mit seinem "Feind" Pascha. Alle anderen Bewohner sind bereits weggezogen, denn es gibt keinen Strom mehr, die Frontlinie zwischen der ukrainischen Armee und den prorussischen Separatisten verläuft nur wenige Kilometer entfernt und eine der drei Straßen des Dorfes ist durch einen Minenkrater unbefahrbar geworden. Die beiden Männer haben sich eingerichtet, besuchen sich gegenseitig, beobachten sich, sind aber auch mehr als eine Zweckgemeinschaft, sie geben einander Halt. Die Tage sind eintönig und wir erleben einige von Sergejs Erinnerungen mit.


    Als jedoch die Einschläge näher kommen und es Frühjahr wird, zieht Sergej mit seinen Bienen für die Sommersaison weiter. Er begegnet Menschen, die sehr hilfsbereit sind, denn er kommt ja aus der grauen Zone. Andererseits wird ihm auch mit Misstrauen begegnet, ob er nun für die Russen sei oder für die Ukrainer, was an seinem Autokennzeichen nicht leicht erkennbar ist.

    Er findet einen Platz, wo er seine Bienenkörbe abstellen kann und lernt in dem dortigen Dorf eine Frau kennen, die ihn gerne halten würde. Nach einem Zwischenfall muss er erneut umsiedeln und landet sogar auf der Krim, bei der Familie eines Bienenzüchters, den er vor etlichen Jahren mal kennen gelernt hat. Die Tataren sind jedoch ein ganz anderer Schlag Mensch und ich fand es interessant, ihnen zu begegnen.


    Das Buch ist in einem ruhigen Stil geschrieben, Sergej ist ein ausgeglichener Mann, dem wenig anhaben kann, er macht immer das Beste aus allem. Natürlich sorgt er sich auch, doch größtenteils ist er gelassen und nimmt das Leben, wie es kommt. Seine Bienen sind ihm das Wichtigste im Leben und darüber kommt er auch mit anderen in Kontakt. Die Schilderungen der Erfahrungen mit den Russen, die Grenzkontrollen und besonders die Schikanen auf der Krim fand ich bewegend. Trotzdem schafft es der Autor, ein wenig ruhige Gelassenheit zu verströmen, aber trotzdem die Situation nicht zu beschönigen.


    Mir hat es wirklich gut gefallen.


    ASIN/ISBN: 3257245548