Jens Balzer – Schmalz und Rebellion: Der deutsche Pop und seine Sprache (2022)

    • Herausgeber ‏ : ‎ Duden; 1. Edition (16. Mai 2022)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 224 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3411756691
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3411756698


    ASIN/ISBN: 3411756691


    Über den Autor:

    Jens Balzer, geboren 1969, ist Autor und Kulturjounalist für ZEIT, Rolling Stone und radioeins. Gemeinsam mit Tobi Müller kuratiert er den Popsalon am Deutschen Theater Berlin. Seine jüngsten Bücher sind: »Pop. Ein Panorama der Gegenwart« (2016), »Pop und Populismus. Über Verantwortung in der Musik« (2019), »Das entfesselte Jahrzehnt. Sound und Geist der 70er« (2019) sowie »High Energy. Die Achtziger – das pulsierende Jahrzehnt« (Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste im August 2021).


    Inhaltsangabe:

    Über Sex kann man nur auf Englisch singen? So hieß es jedenfalls einst bei Tocotronic. Jens Balzer beleuchtet das spannungsreiche Verhältnis von Popmusik und deutscher Sprache: Die ersten Rockbands singen natürlich auf Englisch, als Rebellion gegen die spießigen Eltern. Politische Liedermacher entdecken Mundarten und Dialekte. In der Neuen Deutschen Welle wird das Spiel mit der Sprache ironisch und kunstvoll. Im Hip-Hop der Gegenwart zeigt sich, wie divers, vielstimmig und auch widersprüchlich die Gesellschaft geworden ist. So entsteht eine Geschichte der Sprache im deutschen Pop – und wie nebenbei eine Gesellschafts- und Kulturgeschichte. Vor allem aber gibt es viele erstaunliche, oft bizarre, manchmal unglaubliche Songtexte (wieder-)zuentdecken.


    Meine Kritik:

    Die Geschichte der deutschen Populärmusik beginnt (in diesem Buch) in der Nachkriegszeit der 1950er Jahre mit zaghaften Schlagern und den Fernwehträumen der Deutschen. Weiter geht es mit den experimentierfreudigen 60ern und Siebzigern, wo sich erst Beatbewegungen und später dann Gegenströme dazu entwickeln. Einige Zeit lang ist Englisch groß in Mode, bevor sich die Musiker wieder an der deutschen Sprache versuchen. In den Achtzigern kommt es zu Punkbewegungen in Ost und West, bevor in den Neunzigern die Hamburger Schule auf den Plan tritt und im neuen Jahrtausend der Hiphop seinen Triumphzug einfährt.

    Jens Balzer hat sein rund 200 Seiten starkes Sachbuch der Übersicht halber in zahlreiche Kapitel samt dazugehöriger Kapitelüberschriften unterteilt, wodurch die Zuordnung leicht fällt und man auch beim späteren noch maligen Nachlesen nicht lange nach der gewünschten Textstelle suchen muss. Ohne Zweifel hat der Autor Ahnung von Musik und schafft es so mühelos, verschiedene kulturelle Zusammenhänge herzuleiten. Zur besseren Veranschaulichung werden im Buch zahllose Liedtexte verwendet und an ihren Beispielen die jeweiligen musikalischen Entwicklungen erklärt. Die Achtziger Jahre, die popkulturell ein wichtiges Jahrzehnt waren, werden meiner Meinung nach etwas zu kurz abgehandelt. Die Neue Deutsche Welle wird lediglich als kleine Randbemerkung abgetan. Deutschrock-Bands wie die Toten Hosen oder Die Ärzte werden nicht einmal erwähnt. Auch der deutsche Alternative-Rock der Neunziger und des neuen Jahrtausends gehen sträflich unter. Hier hätte ich mir von Balzer durchaus mehr Informationen gewünscht. Trotz dieser Mankos ist es immer noch ein gutes Buch, das jeder Musikinteressierte gerne mal zur Hand nehmen darf.