Dashiell Hammett – Der dünne Mann

  • Auch an Klassikern geht die Zeit nicht spurlos vorbei


    Buchmeinung zu Dashiell Hammett – Der dünne Mann


    ›Der dünne Mann‹ ist ein Kriminalroman von Dashiell Hammett, der 2004 bei Diogenes in der Übersetzung von Tom Knoth erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet ›The Thin Man‹ und ist 1934 erschienen.


    Zum Autor:

    Samuel Dashiell Hammett (geboren 27. Mai 1894 bei Great Mills, Saint Mary’s County, Maryland; gestorben 10. Januar 1961 in New York) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Peter Collinson. Hammett gilt noch vor Raymond Chandler als der Begründer des amerikanischen Kriminalromans (hardboiled novel).

    Klappentext:

    Nick Charles hat sich geschworen, um keinen Preis der Welt wieder einen Fall zu übernehmen. Schließlich klärt er als Privatmann auf, womit er sich beruflich nicht befassen möchte.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Buch merkte ich erneut, dass ein Prunkstück meiner Jugend viel von seinem Reiz verloren hat. Die Geschichte ist rein aus der Sicht der Hauptfigur Nick Charles geschildert und besteht fast ausschließlich aus Dialogen. Auffällig ist der stete Alkoholkonsum von Nick und auch seiner Frau Nora. Stets hat Nick einen Drink zur Hand und lange Zeit hat man den Eindruck, dass er gar nicht ermitteln will, sondern die Ereignisse über sich ergehen lässt. Erst am Ende präsentiert er die Auflösung, die er seiner Frau danach im Detail erklärt. Vieles basiert auf Annahmen und Wahrscheinlichkeiten, aber sonst würde der Täter ja irgendwann unbestraft verschwinden.

    Die Figuren sind durch die Bank nicht sonderlich sympathisch gezeichnet, selbst die Hauptfiguren nicht. Nick Charles ist ein verehrter Meisterdetektiv, der den Jahreswechsel an der Ostküste verbringen will und eigentlich nicht mehr ermittelt. Ungewöhnlich, vor allem für die damalige Zeit, ist das Verhältnis zwischen Nick und Nora, das von großem Vertrauen geprägt ist. Nick ist oftmals von attraktiven Damen umschwärmt und Nora hat dies akzeptiert, macht sogar Scherze darüber. Hin und wieder diskutieren sie den Stand der Ermittlungen und zeigen Möglichkeiten auf. Der Schreibstil ist eher leger und mit trockenem Humor durchsetzt. Die Stärke des Titel ist das Bild der amerikanischen Gesellschaft und seine Verknüpfungen in den Figuren. Vieles ist anrüchig und nicht in Ordnung und sorgt für eine dunkle Stimmung. Vermisst habe ich lange Zeit einen soliden Spannungsbogen, denn Nick Charles will ja eigentlich nicht ermitteln.


    Fazit:

    Dieser Klassiker hat mit der Zeit etwas von seinem Reiz verloren, ist aber immer noch ein Zeitdokument. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3257202954

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Empfehle „Rote Ernte“ – schnell, hart, kompromisslos, also das, was die Hard-Boiled-Schule ausmacht.

    Die vielen Drinks, nun ja, gehört dazu. Chandler, Hammett und (der grandiose) Jim Thompson – sie hatten mindestens am Ende ihres Lebens massive Alkoholprobleme.

    Hammett hat, glaube ich, seine Sachen in unglaublicher Geschwindigkeit geschrieben, zwei bis vier Wochen, glaube ich, so ähnlich wie Simenon, der für seine Teile auch immer nur zwei Wochen brauchte.