Klaus Püschel, Bettina Mittelacher - Der Tod gibt keine Ruhe - Faszinierende Fälle der Rechtsmedizin
 |
ASIN/ISBN: 3831907358 |
"Manchmal glaube ich, ich hätte schon alles gesehen", sagt Klaus Püschel, Professor der Rechtsmedizin in Hamburg und bis vor kurzem Leiter des dortigen Instituts für Rechtsmedizin.
Über 60 000 Sektionen, 1,2 Millionen mal Leichenschau (30 000 Fälle im Jahr)
"Und trotzdem, immer wieder mal stehe ich vor einem Toten und sage: das gibt's doch nicht, das hatten wir ja noch nie!"
Leider gilt das auch für die Täterphantasie. Sich auch in psychisch kranke Täter hineindenken, ihre Vorgehensweise verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen, gehört zu den anspruchsvollen Aufgaben der "Medical Detektives".
Püschel kann das, ist weithin bekannt auch aus Fernsehreihen wie "Anwälte der Toten" und ein international gefragter Gutachter und einer der Stars der Gilde.
Aber nicht nur Tötungsdelikte sind Aufgabe der Rechtsmediziner, alle Arten vom Besonderheiten bei Todesfällen werden untersucht.
Da werden bei Organspiegelungen die Organwände durchbrochen, lösen Katheterisierungen tödliche Blutungen aus, oder es gehen Operationsnähte wieder auf.
"Bemiss deine Lebenszeit, für so vieles reicht sie nicht", sagt Seneca,
Klaus Püschel mag diesen Spruch.
In einer Großstadt wie Hamburg gibt es kaum eine Art zu Tode zu kommen, die nicht passiert, vom Stich einer Biene über die versehentlich tödliche Strangulation durch eine Domina, bis zu herbeigeführten Explosionen, die halbe Straßenzüge in Schutt legen.
Schießereien und schwere Körperverletzung sind beinahe alltäglich. Doch interessanterweise, so wissen die Rechtsmediziner, passieren die meisten Totschlags- und Morddelikte am heimischen Herd und nicht eben wenige in idyllischen Landgemeinden. "The evil is ever and everywhere", singt die EAV, Klaus Püschel könnte das bestätigen.
In diesem Buch kommen wir ganz nahe heran an den virtuellen Sektionssaal, Püschel erklärt uns seine ungewöhnlichsten und schwierigsten Fälle:
- Massenmord- Postmortale Computertomographie gibt Aufschluss über die "Chinesenmorde von Sittensen" ,eines der schwersten Nachkriegsverbrechen an einer großen Zahl von Menschen.
- Die Bandenkriege auf St.Pauli-
Verbrechen mit Kriegswaffen.
- Störungen der Totenruhe -
"The Bodysnatcher" in Ohlsdorf.
- Mord auf Bestellung -
Echte Profis schießen 2 mal, nicht öfter.
- Übertötung
In den meisten Fällen haben Opfer und Täter eine persönliche Beziehung. Der "große Unbekannte " oder der " Schwarze Mann" sind eher die Ausnahme.
Fazit:
Hier weiß einer, wovon er spricht, einer mit 40 Jahren Erfahrung und das merkt man in jeder Zeile. Püschel ist kein Schaumschläger, kein Sensationsverkäufer. Mit ruhiger hanseatischer Art und knochentrockenem Humor führt er die Leser (m/w/d) behutsam an sein gewöhnungsbedürftiges Fach heran. Der Rechtsmediziner kann wunderbar erklären, z.B. wozu die Ninhydrinprobe taugt, was die Phenophtaleinprobe nachweist, oder was es denn nun auf sich hat mit dem "Genetischen Fingerabdruck", mittels Polymerase- Ketten- Reaktion. Er erklärt die Thanatologie, das Erkennen des Todeszeitpunkts, Bestimmung des Mageninhalts und die so wichtige Toxikologie mit ihren Nachweismethoden.
Seine Mitautorin ist Bettina Mittelacher, Kriminaljournalistin und Ur-Urenkelin von keinem geringeren als Theodor Storm.
Das nordische Duo harmoniert sehr gut und der Text liest sich so spannend wie der Krimi, der er ja auch ist. Nur in echt!
Wer hier also ein Lehrbuch befürchtet, der sei beruhigt, dieses Buch ist sehr viel spannender, als die meisten Thriller, die ich gelesen habe und das waren schon so einige.
Absolute Leseempfehlung!
