Ein Licht der Hoffnung - Marion Kummerow

  • ASIN/ISBN: 1803145919


    Von Amazon übernommen:


    Berlin, 1941: Margarete Rosenbaum arbeitet als Hausmädchen für einen hochrangigen Nazi. Als die Villa ausgebombt wird, ist sie die einzige Überlebende und wird fälschlicherweise für die Tochter des Hauses gehalten. Sie ergreift die unerwartete Chance auf Freiheit. Mit falschen Papieren flüchtet sie in ein anderes Leben, ständig in Angst, entdeckt zu werden. Als der Sohn ihres ehemaligen Arbeitgebers, SS-Oberscharführer Wilhelm Huber, sie in Paris aufspürt, fürchtet sie das Schlimmste. Doch seltsamerweise gibt er ihre wahre Identität nicht preis und hält stattdessen seine schützende Hand über sie. Aber kann sie dem vermeintlichen Feind das Letzte, was ihr noch geblieben ist, anvertrauen: ihre Sicherheit, ihr Leben, und ihre Würde? Oder wird Wilhelm sie am Ende doch verraten?


    Die Geister, die ich rief...


    „Ein Licht der Hoffnung“ von Marion Kummerow war mein erster Roman dieser Autorin (wobei mir eine Freundin schon „Eine Stadt der Hoffnung“ sehr empfohlen hatte) – aber bestimmt nicht mein letzter!

    Zum Inhalt: Margarete Rosenbaum arbeitet 1941 als Hausmädchen bei Familie Huber. Das Problem: Herr Huber ist ein hochrangiger Nationalsozialist, quasi mit Adolf Hitler auf Du und Du, seine beiden Söhne sind aktive SS-Angehörige – und Margarete ist Jüdin und Herr Huber hat ihr bereits die Deportation angedroht...

    Bei einem Bombenangriff auf Berlin wird die Villa vollkommen zerstört, das Ehepaar Huber und ihre Tochter Annegret tödlich getroffen (die Söhne sind nicht anwesend). Margarete überlebt und im Bruchteil von Sekunden trifft sie eine Entscheidung: sie tauscht ihre Strickjacke mit dem gelben Stern mit Annegrets Jacke und nimmt deren Kennkarte an sich. Aber die überlebenden Söhne stellen eine Gefahr dar, deshalb flüchtet Margarete (als Annegret) zu ihrer Tante Heidi nach Leipzig. Dort wird sie zwar von Wilhelm – dem jüngeren Huber-Sohn – gefunden, aber er gibt ihren Identitätsraub nicht weiter... Trotzdem entschließt sich Margarete, zu einer Freundin ihrer Tante in das „freie Frankreich“, nach Toulouse zu fliehen. Sie „strandet“ jedoch leider in Paris – so mehr sei aber an dieser Stelle nicht verraten...

    Die Autorin hat eine fesselnden, bildhaften Schreibstil, der mich sehr gut in die Geschichte eintauchen ließ, so konnte ich wiederholt gemeinsam mit Margarete durch Paris flanieren. Es finden immer wieder überraschende Wendungen statt, mit denen ich nicht gerechnet hatte – kurzum: es blieb stets spannend! Öfter habe ich mir Sorgen gemacht, dass Margarete „auffliegen“ könne und habe gemeinsam mit ihr gezittert...

    Die historischen Ereignisse sind gründlich recherchiert, so dass wir uns z.B. auf der Romanebene mit den Ergebnissen der Wannsee-Konferenz auseinandersetzen (müssen), weil Marion Kummerow die nationalsozialistische Terminologie benutzt oder die Huber-Söhnen ihr nationalsozialistisches Gedankengut darstellen lässt – für unsere heutigen Augen / Ohren sehr abschreckend und ekelhaft, aber gerade deshalb immer wieder erwähnenswert (gegen das Vergessen!).

    Aber Margarete wird auch vor schwierige Entscheidungsfragen gestellt: „Hatte der Mensch das Recht, sich selbst zum Richter über Leben und Tod zu erheben? Wer war sie, dass sie gegen das Gebot „Du sollst nicht töten“ verstieß? Stellte sie sich damit nicht auf die gleiche Stufe wie die Nazis?“ (S.249)

    Diese Frage nimmt die Autorin in ihrem Nachwort (für mich bisher außergewöhnlich: als Brief an die Leser*innen formuliert) noch einmal auf: „Eines der moralischen Dilemmas, mit denen sich Margarete auseinandersetzen muss, ist die Frage, ob man Menschenleben gegeneinander aufwiegen kann. Da sie diejenige ist, die unterdrückt wird, glaubt sie natürlich, dass ihr Leben genauso wertvoll ist wie das von Annegret. Aber was ist, wenn sie entscheiden darf, wer stirbt und wer lebt? Kann ein Mensch dieses Recht überhaupt haben?“ (S. 274)

    Ich schätze es sehr, wenn ich in Büchern – außer der Geschichte an sich, die mich gut unterhalten hat – Fragen finde, die mich zum Nachdenken anregen – und über die Zeit des Nationalsozialismus können wir ja eigentlich nie genug nachdenken... Deshalb gibt es von mir eine klare Leseempfehlung für dieses Buch!

    Kleine Anmerkung zum Schluss: und ja, ich denke, dass Margarete wohl noch weiterhin mit den Geistern leben muss, die sie gerufen hat, ...

  • Mazel tov, Margarete

    Die Familie Huber sind eingefleischte und ranghöhere Nazis, die die Jüdin Margarete als billige Haussklavin halten. Ihre Söhne Reiner und Wilhelm sind ebenfalls bei der SS und hassen die Juden. Wilhelm, der in Paris stationiert ist, fährt zur Beerdigung nach Berlin. Er ist der einzige der Familie, der mitbekommt, dass das jüdische Hausmädchen Margarete die Identität von seiner Schwester Annegret angenommen hat. Als er sie in Paris wieder trifft, will er die Chance nutzen, um an Annegrets Erbe zu kommen.

    Das wunderschöne Buchcover passt inhaltlich sehr gut zu dem ebook, da die Hauptgeschichte letztendlich in Paris spielt. Für einen historischen Roman ist das ebook jedoch relativ dünn (etwas mehr als 300 Seiten) und an manchen Stellen hätte ich mehr Tiefgang gewünscht. Die Kapitel an sich haben eine angenehme Länge.

    Fazit:

    Dieses ebook, das der Auftakt einer Trilogie ist, ist packend geschrieben und ich hatte beim Lesen einige unterhaltsame Stunden.

  • Ein gelungener Auftakt der historischen Trilogie von Marion Kummerow

    Vor allem das Buchcover und der Buchtitel haben mich auf das ebook neugierig gemacht. Man springt sofort in die Geschichte und wünscht sich, dass die Jüdin Margarete, die sich als die Tochter ihres rücksichtslosen Arbeitgebers, Herrn Huber, ausgibt, die Nazi-Zeit heil übersteht.

    Hubers Sohn, Wilhelm, der in Paris sein Leben genießt, scheint mir ein typischer Mitläufer zu sein, der die Gunst der Stunde nutzen will, als er seine falsche Schwester trifft. Er hat einerseits die Ideologie der Nazis verinnerlich, andererseits erkennt er jedoch, je länger er mit Margarete zusammenlebt, dass sie eine liebenswerte attraktive junge Frau ist, in die er sich letztendlich verliebt. Ich fand Reiner Huber, Wilhelms älterer Bruder und rechte Hand von Heydrich, von Anfang an unsympathisch, da er – auch seiner Ehefrau gegenüber - menschenverachtend agiert.

    Ich finde, dass Marion Kummerow einen tollen Schreibstil hat und ihr der Auftakt dieser Trilogie gelungen ist.