Rowohlt, 2023
544 Seiten
OT: The seven moons of Maali Almeida
Übersetzt von Hannes Meyer
Kurzbeschreibung:
Colombo, Sri Lanka, Anfang der Neunzigerjahre. Maali Almeida, ein verkappt schwuler Kriegsfotograf und Zocker, erwacht eines Morgens im Jenseits, das eine himmlische Einwanderungsbehörde zu sein scheint. Während sein toter Körper gerade im Beira Lake versinkt, hat Maali keinen blassen Schimmer, von wem und warum er umgebracht wurde. Mitten im Bürgerkrieg ist die Liste der Verdächtigen leider bedrückend lang, wovon all die Geister und Dämonen, die ihn ab jetzt begleiten, ebenfalls ein furchterregendes Lied singen können. Doch auch im Leben nach dem Tod ist Zeit ein knappes Gut: Sieben Tage bleiben Maali, um herauszufinden, was geschehen ist. Und noch etwas treibt ihn um: Wie kann er mit den beiden ihm am nächsten Menschen Kontakt aufnehmen, um ihnen mitzuteilen, wo die Negative einiger hochbrisanter Fotos versteckt sind, die Sri Lanka in Aufruhr versetzen und der Welt zeigen sollen, was in seiner Heimat geschieht?
Über den Autor:
Shehan Karunatilaka wurde 1975 in Galle im Süden Sri Lankas geboren. Aufgewachsen in Colombo, wo er heute wieder lebt, studierte er in Neuseeland und lebte und arbeitete in London, Amsterdam und Singapur. 2010 erschien sein Debütroman Chinaman, für den er u.a. mit dem Commonwealth Prize ausgezeichnet wurde. Außerdem schreibt er Rocksongs, Drehbücher und Reiseliteratur und veröffentlichte in verschiedenen internationalen Medien wie The Guardian, Newsweek, Rolling Stone, GQ und National Geographic. Er zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen Sri Lankas.
Über den Übersetzer:
Hannes Meyer wurde 1982 in Preetz bei Kiel geboren. Er studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen und arbeitet seit 2007 als freier Übersetzer. Er übersetzte u.a. Bücher von James Franco und Philip Kerr.
Mein Eindruck:
Endlich habe ich auch den Booker-Award-Preisträger von 2022 gelesen und es war ein spätes Highlight im Jahr.
Die Bürokratie des Nachlebens ist streng. Nur sieben Monde hat der Protagonist Maali Zeit, herauszufinden, wer ihn ermordet hat und was mit seinen brisanten Fotos wird, die er als Kriegsfotograf gemacht hat. Daher hat das Buch auch 7 Kapitel plus einem letzten epilogartigen.
Es gäbe aber noch mehr Motive für den Mord, wenn man den Roman als Krimi lesen möchte. Maali war ein Spieler, liebte das Risiko und lebte seine Homosexualität aus. Das ist in Sri Lanka illegal.
Es ist die Zeit des Bürgerkriegs in Sri Lanka.
In erster Linie ist das Buch daher für mich eins, das unheimlich viel über Sri Lanka und dem Leben dort in den Achtziger Jahren erzählt, mit all seinen Verwicklungen und verschiedenen Gruppierungen, dem Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen, den tamilischen Separatisten und einflußnehmende Länder bis hin zur CIA.
Das Ganze mündete vielfach in Kriegsverbrechen großen Ausmaßes.
Man muss froh sein, dass Sri Lanka heutzutage friedlich ist.
Gelegentlich kann der abwechslungsreiche Text auch mal sperrig sein, aber überwiegend kann man den Einfallsreichtum des Autors nur bewundern.
Das hat vielleicht dazu beigetragen, das ich den Roman so rasant durchlesen konnte.
Dieser Roman ist so reichhaltig und mit einer überbordenden Sprache ausgestattet, dass es eine Freude ist.
Was kann man zum Schluß noch über das Buch sagen?
- Das Cover der deutschen Ausgabe entspricht dem der Originalausgabe. Das schätze ich.
- Die Übersetzung ist okay, aber im Original, wovon ich auch einige Passagen gelesen habe, erscheint mir die Sprache noch kraftvoller.
- Und den Roman gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Hans Löw. Das macht auch einen guten Eindruck.
ASIN/ISBN: 3498003690 |