Wir hätten uns alles gesagt - Judith Hermann

  • Klappentext (Amazon):


    Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis – Wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit.

    Wie in ihren Romanen und Erzählungen fängt Judith Hermann ein ganzes Lebensgefühl ein: Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit.



    Meine Rezension:


    Schweigen


    Ein Buch über das Leben einer Schriftstellerin, ein Buch über den Alltag, das Schreiben, das Erleben – so in etwa habe ich mir das vorgestellt aufgrund des Klappentextes. Ich hätte das nicht tun sollen, denn gekommen ist alles anders.


    In diesem Buch lässt Judith Hermann ihr Leben Revue passieren, sie fängt mittendrinnen an, springt zurück in ihre Kindheit und vorwärts ins Jetzt, mit ihren über fünfzig Jahren. In loser Abfolge berichtet sie in oft reduzierten Sätzen über Dagewesenes und Geträumtes, lässt Erinnerungen ineinanderfließen, die sich zusammenfügen zu dem, was bleibt von einem Leben. [Während ich das schreibe, daran zurückdenke, bin ich gar nicht sicher, ob das tatsächlich stattgefunden hat. Kindle, Pos. 547] Dabei bleibt aber alles nebulos, denn eigentlich will sie gar nichts sagen, nichts erzählen vom traumatisierten Kind eines depressiven Vaters, einer Familie von Verrückten. [Kindle, Pos. 1497] Final bleibt es dabei, zu schweigen, nichts preisgeben zu können oder zu wollen, nichts außer einer Collage von einzelnen Bildern, die von Psychotherapie, Wohnen in Berlin und Sommern am Meer handeln, von einer Wahlfamilie und der Abgeschiedenheit während der Pandemie. All dem fehlt aber jegliche Lebendigkeit, ich verspüre beim Lesen keine Gefühle, nur Ohnmacht ob der Tristesse und Melancholie, welche in jedem einzelnen Satz mitschwingt. Wenn das Hermanns Botschaft ist, dann kommt sie bei mir nicht an.


    Obwohl ich mich aufgrund anderer Leserstimmen zum Werk Judith Hermanns gefreut habe auf diese Lektüre, kann ich damit leider nicht wirklich umgehen, das Verschwiegene bleibt mir verborgen.



    Titel Wir hätten uns alles gesagt

    Autor Judith Hermann

    ASIN B0BJN226WT

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (208 Seiten, 26. Februar 2025) und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 15. März 2023

    Verlag Fischer


    ASIN/ISBN: B0BJN226WT

  • Titel: Wir hätten uns alles gesagt

    Autorin: Judith Hermann

    Verlag: S. Fischer

    Erschienen: März 2023

    Seitenzahl: 192

    ISBN-10: 3103975104

    Preis: 22.73 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis.


    Die Autorin:

    Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Ihrem Debüt »Sommerhaus, später« (1998) wurde eine außerordentliche Resonanz zuteil. 2003 folgte der Erzählungsband »Nichts als Gespenster«. Einzelne dieser Geschichten wurden 2007 für das Kino verfilmt. 2009 erschien »Alice«, fünf Erzählungen, die international gefeiert wurden. 2014 veröffentlichte Judith Hermann ihren ersten Roman, »Aller Liebe Anfang«. 2016 folgten die Erzählungen »Lettipark«, die mit dem dänischen Blixen-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurden. Für ihr Werk wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. 2021 erschien der Roman »Daheim«, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde, und für den Judith Hermann mit dem Bremer Literaturpreis 2022 ausgezeichnet wurde.


    Meine Leseeindrücke:

    Bislang hielt ich Judith Hermann immer für eine eher langweilige Autorin und so dachte ich bei mir: Eine letzte Chance gebe ich ihr noch. Und ich muss sagen: Sie hat mich nicht enttäuscht und auch nicht gelangweilt. Vielmehr hat mich dieses Buch überzeugt. Ruhig und besonnen schreibt sie. Sie nimmt ihre Leser mit auf der Reise durch ihre Gedankenwelt.

    Und ich staune schon ein wenig wie man sich doch täuschen kann. Dieses Buch ist alles – langweilig aber ist es nicht.

    Dieses Buch ist ein gelungener Contrapunkt zu unser jetzigen Welt aus Oberflächlichkeiten und Dümmlichkeiten.

    Eine klare Leseempfehlung von mir.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.