Claudia Rimkus: Nordstrøm – Die Jagd. Ostsee-Krimi, Hameln 2025, CW Niemeyer Buchverlage GmbH, ISBN 978-3-827-19279-0, Klappenbroschur, 464 Seiten, Format: 19 x 12,5 x 2,8 cm, Buch: EUR 17,00, Kindle: EUR 9,99.
„Wenn wir es mit mehreren Tätern
zu tun haben, erschwert das unsere Ermittlungen.“
„Nicht unbedingt“, widersprach Erik. „Je mehr Leute in eine Sache involviert
sind, umso mehr Schwachstellen könnte es […] geben. Menschen machen Fehler. –
Viele Menschen machen mehr Fehler.“ (Seite 338)
„Die Agentur“: Detektei plus Beratungsstelle
Hat die abenteuerlustige Globetrotterin Sara Sachs (36) das Falsche studiert? Die Juristin stellt nämlich fest, dass es ihr auf Dauer zu langweilig ist, zwischen Kanzlei und Gericht zu pendeln. Sie wirft ihren Job hin und fährt erst einmal zum Nachdenken an die Ostsee. Auf Rügen erfährt sie zufällig, dass „die Agentur“ von Dr. Erik Nordstrøm einen juristisch versierten Mitarbeitenden sucht.
Was diese Agentur macht, ist ziemlich abgefahren: Es ist ein Mix aus einer Detektei und einer Beratungsstelle mit Hilfsangeboten. Sie ermittelt vorzugsweise in Mord- und Vermisstenfällen und setzt da an, wo die Polizei nicht weiterkommt oder die Akten schon geschlossen hat.
Vor vier Jahren hat Dr. Erik Nordstrøm, 39, seine Stelle als Polizeipsychologe aufgegeben und diese Firma gegründet. Warum? Dahinter steckt eine sehr persönliche und tragische Geschichte, die sich uns erst nach und nach erschließt.
Sara Sachs bewirbt sich spontan
Sara Sachs bewirbt sich spontan und wird ebenso spontan eingestellt.
„Der Chef“ hält sie für geeignet und hat keinen Bock, weitere Vorstellungsgespräche zu führen. Eine Wohnung kommt zusammen mit dem Job: Das riesige Anwesen, auf dem unter anderem die Agentur residiert, gehört Nordstrøms Familie. Sara zieht ins Gästehaus
und arbeitet sogleich an den aktuellen Fällen mit. Nicht alles, was sie da tut, hat auch was mit der Juristerei zu tun. Die 6 Agentur-Mitarbeiter:innen müssen flexibel sein, wenn sie Fälle bearbeiten wie diese:
Ein Mord und ein Vermisstenfall
Eine Rentnerin vermisst ihre zwei erwachsenen Neffen. Dass der jüngere ohne Vorankündigung ein Weilchen untertaucht, ist nichts Neues. Der taugt nichts. Doch der ältere führt ein solides, geregeltes Leben. Wenn er plötzlich wochenlang verschwindet und nicht einmal seinen Arbeitgeber informiert hat, dann muss etwas passiert sein. Die Polizei unternimmt aber nichts,
wenn Erwachsene ihr gewohntes Umfeld verlassen. Wer volljährig ist, kann das ohne weiteres tun.
In die Welt der Reichen und Schönen geht es, als der Landtagsabgeordnete Rolf Vonhagen tot im Nationalpark Jasmund aufgefunden wird – erschossen mit einer Armbrust und grausam verstümmelt. Seine Witwe, eine Bekannte von Nordstrøms Ziehmutter Vera, beauftragt die Agentur mit der Aufklärung des Falls.
Sie traut den Leuten von der Agentur mehr zu als der Polizei, weil sie einen größeren Handlungsspielraum haben und „kreativer“ vorgehen können als die Beamten.
Verblüffende Zusammenhänge
Die Agentur ermittelt jetzt also in zwei größeren Fällen. Weil für die Polizeibeamten die verschwundenen Neffen kein Fall sind, bemerken sie auch nicht, was für Nordstrøms Team ganz offensichtlich ist: dass nämlich die Vermisstenfälle mit dem Mord an dem Politiker zusammenhängen. Nur wie genau, das wissen die Agenturleute auch noch nicht.
Wir Leser:innen erfahren ein bisschen mehr als die handelnden Personen und können uns in etwa zusammenreimen, was den Männern zugestoßen ist. Wir wissen zwar nicht, wer dahintersteckt, verstehen aber das Konzept – und wir sehen, dass Nordstrøm & Kollegen in einem entscheidenden Punkt auf dem Holzweg sind. Am liebsten würden wir das Team warnen!
Erst als es weitere Mordfälle nach demselben Modus Operandi gibt und Nordstrøm persönlich bedroht wird, beginnt er zu verstehen, aus welcher Richtung der Wind weht …
Auftakt zu einer Serie
Wenn das ein Serien-Auftakt ist – wunderbar! Ich bin dabei. Nordstrøm schart eindrucksvolle Leute um sich und hat ein Händchen für verzwickte Fälle.
Bei Sara zeigt sich schnell, dass sie an einen konventionellen Bürojob verschwendet wäre.
Die weitgereiste Försterstochter aus dem Harz hat sich im Lauf der Zeit einige hochinteressante Fertigkeiten angeeignet. Sie kann auch „Action“! Das Einzige, was sie definitiv nicht kann, ist kochen. Aber das ist in ihrem Job zum Glück auch nicht gefragt.
Wer jetzt erwartet, dass aus dem engagierten Agenturchef und der patenten Juristin ein Paar wird … nein, so vorhersehbar sind wir hier nicht unterwegs! „Der Chef“ hat mit seinen Dämonen zu kämpfen und die private Sara ist sehr schwer einzuschätzen.
Am Schluss habe ich nicht bei allen Leuten verstanden, warum sie getan haben, was sie getan haben. Ich sehe in diesen Fällen einfach kein zwingendes Motiv. Aber vielleicht wird das in einem Folgeband aufgelöst, denn, wie gesagt, das sieht hier nach einer Serie aus.
Zu meiner großen Freude gibt’s gleich zu Anfang des Buchs ein ausführliches Personenverzeichnis. Wenn mehr als ein Dutzend Figuren agieren, hilft das ungemein bei der Orientierung. Vor allem bei einem Serien-Einstieg, bei dem ja naturgemäß viel vorgestellt und erklärt werden muss.
Die Autorin
Claudia Rimkus lebt und genießt ihren Unruhestand in ihrer Geburtsstadt Hannover. Sie hat zwei Kinder und drei Enkel. Seit ihrer Jugend schreibt sie Gedichte, Kurzgeschichten und Romane. Ihre ersten Erzählungen wurden erfolgreich als Fortsetzungsromane in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und den angeschlossenen Lokalzeitungen veröffentlicht. Trotz aller Spannung sind ihre Werke stets mit Humor gewürzt. Als Ausgleich zur Schreibtischarbeit ist die Autorin gern mit der Kamera unterwegs. Das genaue Beobachten ihrer Umwelt inspiriert sie sowohl beim Fotografieren als auch beim Schreiben. Ihre Fotos haben mehrere Preise gewonnen.
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ASIN/ISBN: 382719279X |