Tove Blaustedt - Permafrost: Dämmerung

  • Herausgeber: Traumtänzer-Verlag (6. Januar 2025)

    Taschenbuch: ‎400 Seiten

    ASIN: ‎ B0DSGH1PX8


    Kurzbeschreibung


    Von der Freundin betrogen und verlassen, setzt der Physikstudent Leo eine wichtige Klausur in den Sand. Dadurch platzt sein Traum von einem Auslandssemester im sonnigen Kalifornien.

    Ausgerechnet auf der Insel Spitzbergen in der Nähe des Nordpols ist noch ein Platz frei. Monatelange Kälte und winterliche Dunkelheit? Leo ist nicht begeistert.


    Zu seiner Überraschung fühlt er sich in der gemeinschaftlichen Atmosphäre mit den Bewohnern und Studierenden aus aller Welt gleich wohl. Dazu trägt vor allem der attraktive Tourguide Tom bei, der Leo von der ersten Begegnung an fasziniert. Zwischen Schneemobilfahrten, Polarlichtern und Eisbärwachen entdeckt Leo allerdings auch dunkle Geheimnisse seiner Mitmenschen, die diese um jeden Preis verbergen wollen. Und nicht nur das Tauen des Permafrostes kann in der Arktis eine tödliche Gefahr bedeuten …


    Autorin


    Tove Blaustedt, Jahrgang 1984, war schon immer vielseitig interessiert, weshalb sie an einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften noch ein sprachwissenschaftliches Studium gehängt hat. Als Ausgleich zu ihrem zahlenlastigen Beruf taucht sie nach Feierabend lesend und schreibend in die Welt der Literatur ab. In ihren Romanen kombiniert sie (queere) Liebesgeschichten mit Krimi-/Spannungselementen und lässt ihre Handlungen gern vor einer ungewöhnlichen Kulisse stattfinden. Ihr Debütroman Kontrollierter Höhenflug (2022 im Traumtänzer-Verlag erschienen) erzählt die Geschichte eines jungen Stabhochspringers im Sportinternat. Permafrost-Dämmerung ist ihr zweiter Roman und handelt von einem Auslandssemester auf Spitzbergen in der Arktis. Der Ort hat sie als Touristin begeistert, auch wenn sie froh ist, selbst keinem Eisbären begegnet zu sein.


    Rezension


    Permafrost-Dämmerung von Tove Blaustedt ist kein romantisierter Abenteuerroman. Es ist eine stille, eindringliche Geschichte über Kälte, Einsamkeit – und darüber, wie sich trotzdem neue Nähe und Hoffnung entfalten können.


    Im Zentrum steht Leo, ein gescheiterter Physikstudent, der statt eines sonnigen Kalifornien-Aufenthalts im arktischen Spitzbergen strandet. Longyearbyen, eine Siedlung zwischen Eis, Dunkelheit und langsamem Verfall, wird zum Schauplatz seines persönlichen Neuanfangs. Was zunächst wie Strafe wirkt, wird zum Raum für Veränderung.


    Blaustedt schildert die Arktis ohne Kitsch. Kein Ort der Sehnsucht, sondern ein raues, ehrliches Setting. Die Einsamkeit, die klirrende Luft, das Monotone der Dämmerung werden spürbar. Und doch entsteht gerade aus dieser Härte heraus eine leise Form von Geborgenheit – besonders in der vorsichtigen Liebesgeschichte zwischen Leo und dem Tourguide Tom. Blaustedt erzählt diese Annäherung mit einer wohltuenden Langsamkeit, die sich absetzt vom üblichen Erzähltempo vieler Romane: kein falsches Drama, keine plötzlichen Geständnisse, sondern kleine, glaubwürdige Schritte.

    Auch die großen Themen klingen mit: Klimawandel, das Schmelzen des Permafrosts, die Bedrohung durch freigesetzte Gefahren, die schon immer unter der Oberfläche lagen. Blaustedt bindet diese Bedrohung klug in den Hintergrund ein – präsent, aber nie aufdringlich.


    Stilistisch bleibt sie klar, unprätentiös, nah an ihren Figuren. Nur an wenigen Stellen gerät der Text etwas zu weitschweifig – kleine Längen in einem ansonsten beeindruckend balancierten Roman.

    Fazit: Permafrost-Dämmerung ist eine Einladung, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen – geographisch wie emotional. Ein stilles Buch über Verlust, Neuanfang und darüber, wie Widerstandskraft manchmal im leisesten Moment entsteht.


    9/10 - Ein stiller, kraftvoller Roman, der zeigt, dass auch in der kältesten Einsamkeit Liebe und Hoffnung überleben können.


    ASIN/ISBN: B0DSGH1PX8