Angelika Godau: Jackpot mit vier Eseln, Türkei für Anfänger, Band 4, Zweibrücken 2024, Independently Published, ISBN 979-8-32753568-8, Softcover, 229 Seiten, Format: 12,7 x 1,32 x 20,32 cm, Buch: EUR 12,99, Kindle: EUR 3,99.
„Warum ich seit einem halben Jahr […] Eigentümer eines Hotels in Side bin, ist eine lange, irre Geschichte. Sie gehört genau zu diesen Merkwürdigkeiten […], die mir ständig passieren.“ (Seite
Yusuf Karamak, Ende 40, der türkische Berufskraftfahrer, der kein Wort türkisch spricht, wurstelt sich seit Monaten als Hotelier in Side durch. Hilfe hat er von seiner deutschen Frau Marie, seinen Eltern und sogar von der 90jährigen Großmutter, „Nene“, die als Übersetzerin fungiert. Tochter Dilek (18) arbeitet unter Murren und Knurren als Zimmermädchen, Sohn Elyas (23) macht nix als Ärger. Alle paar Tage hat er eine neue haarsträubende Geschäftsidee und eine neue große Liebe.
Neustart in Side: Fluch oder Segen?
Wenn Karamaks ihre Nachbarn Mustafa und Zeynep nicht hätten und ihren bestens vernetzten künftigen Schwiegersohn Duran, wären sie ihn ihrer Wahlheimat nicht überlebensfähig. Noch immer fragen sie sich, ob es ein Fluch oder ein Segen war, dass sie in Deutschland ihre Zelte abgebrochen haben um sich ins Abenteuer Türkei zu stürzen. Das gleiche gilt auch für ihre Freundschaft mit dem Schlagerstar Cem. Seine Kontakte eröffnen der Familie Karamak ungeahnte Möglichkeiten, was Werbung und Öffentlichkeitsarbeit angeht. Aber was Cem in bester Absicht initiiert, hat die fatale Tendenz, völlig aus dem Ruder zu laufen. Und so hat er stets alle Hände voll zu tun, seine Freunde aus Schwierigkeiten herauszupauken, in die sie ohne ihn niemals geraten wären. 😊
Oma will unbedingt nach Las Vegas
Aktuell hat sich Cem in eine Fernseh-Produktionsfirma eingekauft und arbeitet an einer TV-Doku-Reihe, die Menschen Wünsche erfüllt. Kandidatin der Pilotfolge ist Yusufs Oma, Nene. Die wollte schon immer mal nach Las Vegas
und dort ordentlich die Sau rauslassen. Alles im Rahmen, natürlich. Alkohol würde die gläubige Muslima zum Beispiel niemals trinken.
Die Oma ist noch fit, aber sie ist eben 90, und die Familie macht sich Sorgen, ob eine so lange Reise gut für sie ist. Zwar hat sie Enkelin Dilek dabei und Cem samt seinem Fernsehteam, aber das bringt nicht viel. Da muss eher die Oma auf ihre Begleiter aufpassen. Am liebsten würden Karamaks der Oma die Reise ausreden, vor allem Yusuf. Der will sowieso immer alle beschützen und hat einen Hang zur wohlmeinenden Einmischung.
Einmischen oder heraushalten? – Gute Frage!
Doch wann ist es klug und sinnvoll, einem intelligenten erwachsenen Menschen in seine Angelegenheiten hineinzureden? Sollte man das überhaupt jemals tun?
Nachbar Mustafa, der sich nicht an die vom Arzt verordnete Diät hält, nimmt Yusufs diesbezügliche Kommentare als Sorge um seine Gesundheit zur Kenntnis und setzt sich charmant darüber hinweg. Das „Söhnchen“ meint’s ja nur gut!
Yusufs erwachsene Kinder sind da nicht so gnädig und seine Oma erklärt ihm unmissverständlich, dass sie sich in ihrem Alter nichts mehr vorschreiben lässt, schon gar nicht von ihren Nachkommen.
Ehefrau Marie kann ihren Gatten gerade noch davon abhalten, sich in die Familienangelegenheiten eines Hotelgäste-Paars „einzubringen“. Das Konzept „nicht mein Zirkus, nicht meine Affen“ ist dem Neu-Hotelier offensichtlich fremd. Es ist nicht leicht, ein guter Mensch zu sein, wenn einen die anderen ständig daran hindern!
Beziehungs-Chaos beim Personal
Wo Yusuf sich gerne herausgehalten hätte: aus dem Beziehungs-Chaos seiner Angestellten. Wegen einer heimlichen Affäre drohen gleich zwei Hochzeiten zu platzen. Jetzt wird von ihm als Chef, der ja die Verantwortung für seine Leute trägt, verlangt, dass er die Sache irgendwie in Ordnung bringt. Aber wie?
Kulturell betrachtet ist Yusuf ein Deutscher. Er hat keinen Schimmer, welches Verhalten in dieser Situation von ihm erwartet wird.
Seine Familie ist aus verschiedenen Gründen auch nicht geeignet um aufgebrachte Angehörige zu beruhigen und eine schlaue Lösung aus dem Hut zu zaubern. Ob der clevere Oberkellner Mehmet und Yusufs väterlicher Freund Mustafa dafür die richtigen sind …?
Und alles verdanken sie Cem
Unterdessen haben Oma und Dilek einen Mordsspaß in Las Vegas. Das haben sie alles Cem und seiner Produktionsfirma zu verdanken. Die kommt für sämtliche Kosten auf. Davon bekommt Familie Karamak in Side nicht viel mit. Die hat gerade ganz andere Sorgen:
Yusuf muss sich von einer gefährlichen Begegnung mit einer psychisch auffälligen Person erholen – im Krankenhaus. Auch das hat er – indirekt – seiner Freundschaft mit Cem zu „verdanken“. Und wieder stellt sich die Frage: Segen oder Fluch?
Für die Video-Juxbotschaft, dass die Oma in einem Casino ein paar Millionen gewonnen haben soll, haben Karamaks im Moment keinen Nerv. Der Wahnsinn tobt an allen Fronten:
Yusuf ist gesundheitlich schwer angeschlagen, und nun sind auch noch die zwei Esel der Familie von der Weide verschwunden …
Yusufs Mutter, die zickige Hatice, hat jetzt sehr oft Gelegenheit, mit säuerlichem Gesicht zu fragen. „Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“ Und die Leser überlegen sich, wie in jedem Band, wie die Romanhelden dieses Chaos jemals wieder sortiert bekommen wollen.
Humorvoll und unterhaltsam
Band 4 ist humorvoll und unterhaltsam, wie wir es von dieser Reihe gewohnt sind. Ein bisschen zum Nachdenken kommt man dabei auch. Die hier immer wieder aufkommende Frage, ob und wann man sich in das Leben anderer einmischen sollte, ist der näheren Betrachtung wert. Ein bisschen was über Land und Leute erfährt man ebenfalls. Und im Anhang gibt es ein Rezept für eines der leckeren Gerichte, mit denen die Gäste in Yusufs Hotel verwöhnt werden. (Ausprobiert und für gut befunden!)
Dass Band 4 noch nicht das Ende der Reihe ist, ist klar. Dazu sind am Schluss zu viele Fragen offengeblieben. Mich interessiert vor allem, was wirklich in Las Vegas los war. Und was der Sohn des Hauses gerade wieder mit großer Begeisterung vermasselt. Bei diesem jungen Mann habe ich öfter mal das Bedürfnis, kopfschüttelnd zu fragen: „Was hast du denn jetzt wieder angestellt?“
Bei Yusuf habe ich dieses Bedürfnis nie. Der gerät durch seine Gutmütigkeit zwar ab und an in üble Situationen, aber er ist nie verantwortungslos. Und er ist verflixt gut darin, sich mit Freundeshilfe dort wieder herauszukämpfen. Doch keine Sorge, liebe Leser: Die Atempausen sind nur kurz. Die nächsten Katastrophen folgen auf dem Fuße. Pech für Yusuf, spannend und lustig für uns.
Die Autorin
Angelika Godau, geboren in Oberbayern, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt und fast 10 Jahre lang in der Türkei. Sie hat als Journalistin gearbeitet, Psychologie studiert und in Mannheim eine eigene Praxis betrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, zwei Hunden und einer Katze in Zweibrücken, schreibt Bücher und engagiert sich im Tierschutz.
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ASIN/ISBN: B0D6454V3Q |