Stephen Spotswood: Secrets Typed in Blood, Pentecost and Parker, Band 3, London 2023, Headline Publishing Group, ISBN 978-1-0354-0946-4. Softcover, 368 Seiten, Format: 12,9 x 2,8 x 19,7 cm, Taschenbuch: EUR 13,70, Kindle: EUR 2,99, auch als Hardcover und Hörbuch lieferbar.
„She handed to me [a shoebox,
its lid held on tight by a thick rubber band]. I read the handwritten label taped
to the top.
„The ‚Creep File‘?“
„We don’t give Holly all the letters […],“ Marlo explained. „I read through
everything first and set aside the … well, the odd ones.“ (Seite
181)
Offenbar ist nach den ersten beiden Bänden dieser Krimireihe Schluss mit den deutschen Übersetzungen. Wer wissen will, wie es mit den New Yorker Detektivinnen Lillian Pentecost und Willowjean „Will“ Parker weitergeht, wird auf Englisch weiterlesen müssen.
Morde nach literarischem Vorbild
New York City 1947: Bei den Privatdetektivinnen Pentecost & Parker wird eine Schriftstellerin vorstellig: Holly Quick, Anfang 30, hat ein etwas sonderbares Anliegen. In den vergangenen Monaten hat es in der Stadt drei Mordfälle gegeben, die genau so begangen wurden, wie sie es vorab in ihren Kurzgeschichten beschrieben hatte. Anscheinend imitiert hier ein realer Mörder ihre Kunst.
Zur Polizei will die Autorin nicht gehen. Sie arbeitet unter verschiedenen männlichen Pseudonymen und möchte nicht, dass ihre Identität bekannt wird. Und auch sonst hat sie gute Gründe, anonym zu bleiben. Zu den Mordopfern hatte sie keine Verbindung und sie kann sich diese makabren „Plagiate“ überhaupt nicht erklären.
Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten geht Privatdetektivin Lillian Pentecost auf sämtliche Sonderwünsche der Schriftstellerin ein und übernimmt den Fall.
Ein Subunternehmer recherchiert
Zum Ärger ihrer Mitarbeiterin Will Parker beauftragt Ms. Pentecost einen „Subunternehmer“ damit, über die drei Mordfälle zu recherchieren,
während Will als aufgebrezelte Sekretärin undercover in einer Anwaltskanzlei arbeiten muss, um einen besonders perfiden Fall von Erpressung aufzuklären. Sie sitzt also im Büro herum und langweilt sich, während Privatdetektiv Darryl Klinghorn den ganzen Spaß hat.
Klinghorn mag ein bisschen schmierig sein, aber die Dossiers, die er über die Mordopfer anlegt, sind allererste Sahne.
Auf den ersten Blick haben die drei Ermordeten – eine Lebensmittelkontrolleurin, ein arbeitsloser Mechaniker und ein Trödler – nichts gemeinsam. (Obwohl … mir hat sich da schon eine gewisse Vermutung aufgedrängt!) Eine Verbindung zu Holly Quick ist ebenfalls nicht erkennbar.
Die Detektivinnen bezahlen den Kollegen für seine Recherchen und schicken ihn weg. Das wurmt ihn, denn er hätte jetzt schon gern den Fall mit aufgeklärt. Also ermittelt er auf eigene Faust weiter. Keine gute Idee …!
Schmutzige kleine Geheimnisse
In diesem Fall kommen Pentecost und Parker mit ihren Ermittlungen einfach nicht voran. Jeder, der mehr über die Vorgänge wissen könnte, scheint ängstlich ein Geheimnis zu hüten, das mit der Mordserie überhaupt nichts zu tun hat. Das macht die Nachforschungen schwierig. Und die Polizei, mit der sie sonst recht gut zusammenarbeiten, können sie dieses Mal auch nicht zurate ziehen. Im Gegenteil: Aufgrund der umfänglichen Geheimhaltungsvereinbarungen mit ihrer Klientin müssen sie sogar ihren alten Freund, Lieutenant Nathan Lazenby, belügen. Das kann die beiden ihre Lizenz kosten! Davor hat Will Parker eine Heidenangst. Ein herkömmlicher Bürojob wäre für sie die Hölle. Und mit ihren Hilfsprogrammen für Frauen wär’s dann auch vorbei.
Wer hatte all die geheimen Informationen?
Spätestens nach der Sichtung von Holly Quicks „Fanpost“ ist klar: Hinter diesen Morden kann kein rationaler Grund stecken. Der Täter tanzt nach einer Melodie, die nur er selbst hört. Aber wer ist es? Einer der Verdächtigen? Oder jemand, den die Detektivinnen bis jetzt noch gar nicht auf dem Schirm haben? Wie auch immer: Diese Person müssen sie unbedingt finden, ehe sie sich weitere Kurzgeschichten zum tödlichen Vorbild nimmt!
Jetzt wird’s richtig interessant: Denn um diese spezielle Fanpost schreiben und die Taten begehen zu können, muss der Mörder über eine Reihe von Informationen verfügen, die nicht allgemein zugänglich sind. Wer kommt dafür in Frage?
In welchem Dunstkreis sich der Mörder bewegen dürfte, ahnt man vielleicht, doch wer genau dahintersteckt und warum, zeigt sich erst beim hochdramatischen Showdown …
Unkonventionelle Heldinnen, viel „Personal“
Es gibt ein Personenverzeichnis, trotzdem rennen hier eine Menge Leute herum, die man entweder aus den vorigen Bänden kennen sollte, oder die man sich selbst merken muss, weil sie nicht im Verzeichnis vorkommen. Ich habe ziemlich viel geblättert.
In den vorigen Bänden gab es auch viel Personal, aber das war leichter im Blick zu behalten. Man wusste: Das ist A, der verfolgt Plan B und handelt entsprechend. Hier fand ich es schwieriger, weil einige Figuren gar nicht selbst agieren, sondern nur über sie geredet wird. Ich glaube auch nicht, dass es an der Sprache liegt, denn so langsam, dass ich unterwegs die Eigennamen vergessen würde, bin ich beim Lesen englischer Bücher nicht.
Während des Lesens dachte ich manchmal: „Bin ich froh, dass ich das nicht ins Deutsche übersetzen muss!“ Den etwas schnodderigen Ton, in dem Will im Stil der Schwarzen Serie über ihre Fälle berichtet, würde ich nicht ohne weiteres treffen.
Auch wenn ich diesen Band personell ein wenig verwirrend fand: Ich mag die zwei unkonventionellen Detektivinnen und bleibe der Reihe erst einmal treu. Band 4 habe ich bereits hier, Band 5 gibt es auch schon.
Der Autor
Stephen Spotswood ist ein preisgekrönter Autor von Theaterstücken, Journalist und Theaterpädagoge. Zusammen mit seiner Frau, der Jugendbuchautorin Jessica Spotswood, ihrer Katze und einer stetig wachsenden Büchersammlung lebt und arbeitet er in Washington, D.C.
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ASIN/ISBN: 1035409461 |