Nagel&Kimche, 2025
304 Seiten
OT: The Stone Face
Kurzbeschreibung:
Als Teenager verlor Simeon Brown bei einem rassistischen Angriff ein Auge. Seitdem lebt der junge afroamerikanische Journalist in seiner Heimatstadt Philadelphia in einem Zustand quälender Spannung. Nach einer gewalttätigen Begegnung mit weißen Matrosen beschließt Simeon, nach Paris zu ziehen, das als sicherer Zufluchtsort für schwarze Künstler und Intellektuelle bekannt ist, und schon bald ist er im Bann der Stadt des Lichts, wo er tun und lassen kann, was er will, ohne Angst zu haben. Durch Babe, eine andere schwarze amerikanische Emigrantin, findet er neue Freunde, und bald verliebt er sich in eine polnische Schauspielerin, die ein Konzentrationslager überlebt hat. Gleichzeitig beginnt Simeon jedoch zu ahnen, dass Paris nicht das rassismusfreie Wunderland ist, das er sich vorgestellt hat: Die französische Regierung bemüht sich, die Revolution in Algerien zu unterdrücken, und Algerier werden regelmäßig von der französischen Polizei angehalten und durchsucht, geschlagen und verhaftet...
Über den Autor:
William Gardner Smith (1927–1974) wurde in Philadelphia geboren. Er schrieb insgesamt fünf Romane, in denen er sich mit dem US-amerikanischen Rassismus auseinandersetzte. Smith ver- brachte viele Jahre seines Lebens in Paris.
Über den Übersetzer:
Gregor Runge, geboren 1981, studierte unter anderem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und lebt in Berlin. Zu den von ihm übersetzen Autoren gehören etwa E.M. Forster, F. Scott Fitzgerald und Christopher Isherwood.
Mein Eindruck:
Zurzeit habe ich wirklich einen Lauf, denn schon wieder habe ich einen Roman gelesen, der mich beeindruckt hat und noch dazu ist es die Entdeckung eines mir bisher nicht bekannten, amerikanischen Autors. William Gardner Smith, der nur 47 Jahre alt wurde, hat hier ein Buch aus dem Jahr 1963 geschrieben, das immer noch von Relevanz ist.
Ich vermute stark, dass er seiner Hauptfigur Simeon Brown Gedanken und Emotionen mitgegeben hat, die er selbst erlebt hatte.
Der Autor wie auch seine Figur hatten Philadelphia verlassen, um nach Paris zu gehen und dem allgegenwärtigen Rassismus der USA zu entgehen. Paris wirkt da paradiesisch. Aber mit der Zeit merkt Simeon am Beispiel der Algerier, die zur Zeit des Algerienkriegs brutal behandelt werden, dass auch Paris nicht frei von einem untergründigen Rassismus ist. Der Autor aber lässt insbesondere seine Figur sich selbst prüfen. Immer wieder durchdenkt er die Situation. Simeon genießt Paris und seine Liebe zur Jüdin Maria, die das Konzentrationslager überlebte, aber er fragt sich auch, ob er sich in den USA nicht mehr in der Bürgerrechtsbewegung engagieren müsste.
Mir gefällt am Buch besonders das der Protagonist alles immer wieder nachdenkt und reflektiert, auch wenn es keine leichte, eindeutige Lösung für ihn gibt.
Gardner Smith gestaltet vielfach Szenen, die Simeon ins Geschehen der Zeit einbinden.
Ein einordnendes Nachwort rundet das Buch ab und erzählt Fakten aus dem Leben des Autors, erwähnt auch Richard Wright und James Baldwin, die beide auch in Paris waren.
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ASIN/ISBN: 331201350X |