'Die Schwarzgeherin' - Seiten 260 - 346

  • In diesem Abschnitt geht es ja noch mal so richtig „zur Sache“... 8|


    Theres ist sich selbst nicht sicher, wer Marias Vater ist und sucht nach Merkmalen bei Maria.


    Berührend fand ich die Szene, als Theres zur sterbenden Elisabeth gerufen wird – und Maria stellt sich die richtigen Fragen zu dem, was einst passiert ist. Elisabeth gibt ihren Segen zur Verbindung zwischen Maria und Leopold, doch ich denke mir, dass Leopold seine Nacht mit Theres immer verschwiegen hat.


    Hilde Brunner will den Johann auch - aber sie ist eine durch und durch unangenehme Person. Hier frage ich mich, ob das Schreckliche, was der Maria dann zustößt, mit ihrem Wissen und Einverständnis zugestoßen ist? Man wünscht dem Albrecht nur, für seine widerliche Tat beim Heimweg in die nächste Schlucht zu stürzen. Bei solchen Szenen gerät mein Blut echt in Wallung - wie manche Männer meinen, sich so etwas einer Frau gegenüber herausnehmen zu dürfen. Ich dachte mir auch: vielleicht sieht er (und seine Schwester!) das als Bestrafung für Maria an, dass sie sich anmasst, den Johann heiraten zu wollen. :fetch


    Traurig finde ich – in den Rückblenden – dass Maria und ihr Vater innerhalb von nur wenigen Tagen die Mutter, das neugeborene Brüderchen und den letzten noch lebenden Bruder verloren haben. Dieser Schmerz trennt sie erst und ist letztlich auch der Hintergrund des „Ehepaktes“ mit dem Xantner. Doch schön finde ich, dass der Lachermeyer nicht zuletzt auch deswegen keine neue Frau im Haus will, weil er nicht möchte, dass diese die Stieftochter schlecht behandelt.


    Dass Theres beim Leichenschmaus erfährt, dass ihr Vater gestorben ist, bringt noch mal eine ganz neue Wende: Sie findet die Briefe, aus denen ersichtlich wird, dass Xaver ein unehelicher Sohn von Pangratz ist. Das heißt, die Kinder sind auf jeden Fall miteinander verwandt. Wenn nicht Halbgeschwister, so doch Cousin und Cousine. Sie findet allerdings auch heraus, dass er wohl Spielschulden hat und Frau/en und Kind/er. Da zerbricht auch nach all den Jahren etwas in ihr, denn sie muß sich doch noch einmal ernsthaft damit auseinandersetzen, ob seine Liebesworte und Versprechungen nicht doch nur heiße Luft waren, um sie auszunehmen und dabei Spaß zu haben. :gruebel


    Ich frage mich inzwischen bei den Szenen im November 1883 mit dem Fremden, wo sich diese abspielen. Ist der Lachermeyerhof wirklich unbewohnt? Inzwischen bin ich sogar fest davon überzeugt, dass der Fremde der Xaver ist. Na, dass der sich noch mal dorthin zurücktraut, wo er soviel Schaden angerichtet hat. Ob das gut ausgehen wird? Jetzt bin ich um so gespannter, wie sich alles auflösen wird... :gruebel


    Mir fällt übrigens immer wieder auf, dass sowohl bei Leopold als auch bei Theres immer wieder vom "Alten" oder "der Alten" gesprochen wird. Dabei sind sie noch kaum 40. Ausgesehen werden haben sie aber sicher älter als heute 60jährige aussehen. Und die Lebenserwartung zu dieser Zeit und bei diesem kargen Leben war sicher auch nicht hoch. Da wird es vermutlich nur wenige gegeben haben, die das 60. oder gar 70. Lebensjahr gefordert haben. Harte Arbeit, wenig essen und viele Geburten forderten unbarmherzig ihren Tribut.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Mir fällt übrigens immer wieder auf, dass sowohl bei Leopold als auch bei Theres immer wieder vom "Alten" oder "der Alten" gesprochen wird. Dabei sind sie noch kaum 40. Ausgesehen werden haben sie aber sicher älter als heute 60jährige aussehen. Und die Lebenserwartung zu dieser Zeit und bei diesem kargen Leben war sicher auch nicht hoch. Da wird es vermutlich nur wenige gegeben haben, die das 60. oder gar 70. Lebensjahr gefordert haben. Harte Arbeit, wenig essen und viele Geburten forderten unbarmherzig ihren Tribut.

    Oh, danke, dass du das ansprichst, das war mir auch aufgefallen ... mit 40 Jahren von einer alten Frau zu sprechen ... puh, dann bin ich mit 60 Jahren ja wirklich steinalt ;)

  • Berührend fand ich die Szene, als Theres zur sterbenden Elisabeth gerufen wird

    Es gibt in diesem Buch sehr viele Figuren, denen ich ambivalent gegenüber stehe. Aber auch die ein oder andere, die ich uneingeschränkt wunderbar finde. Menschlich wunderbar. Dazu gehört die Elisabeth. Wie tragisch, dass ausgerechnet sie für die Dramaturgie sterben muss. :( Und sie hat den Mann geheiratet, der für mich das Leuchtfeuer in diesem "dunklen"Buch ist. Das hat mich richtig glücklich gemacht, die Vorstellung, dass der Leo und die Elisabeth geheiratet haben und eine ruhige, liebevolle Ehe geführt haben. Kein Wunder, dass auch der Johann so ein netter geworden ist.


    Dass die Leut ständig das Sterben der Theres in die Schuhe schieben, finde ich echt bescheuert. Warum sind die Leute denn so doof? Sie predigen doch ständig vom lieben Gott, der das in der Hand hätte. Also dann ist doch nicht die Theres schuld. Und bei solchen Krankheiten kann man ja sowieso nicht von Schuld sprechen. Den Tod gab es doch bei den einfach Menschen damals schon immer. Und niemand, nicht mal der Doktor, konnte helfen. Das ist einfach die blanke Missgunst, die aus den Dörflern spricht. Der Ärger, dass eine Frau es sich erdreistet hat, alleine oben auf dem Berg ein Kind zu bekommen und gut zu überleben.:pille

    Mir fällt übrigens immer wieder auf, dass sowohl bei Leopold als auch bei Theres immer wieder vom "Alten" oder "der Alten" gesprochen wird.

    Das finde ich bisserl doof. Also es sind wohl die Älteren gemeint, aber mit 38 und vor allem, wenn der Vater der Theres ja sogar noch gelebt hat, da ist sie noch keine Alte. Aber wahrscheinlich ist das am Land auch so gewesen, dass man auf dem Hof von den Alten und den Jungen sprach, wenn es zwei erwachsene Genereationen auf dem Hof gab. Das klingt bekannt für mich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Schwarzgeherin - Regina Denk



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Dass jetzt klar ist, dass der Johann und die Maria auf jeden Fall nicht zusammenkommen können ist genauso tragisch wie ich es befürchtet hatte. Diese Liebe nimmt kein gutes Ende. Und da die Maria jetzt auch noch vergewaltigt wurde

    bin ich gerade frustriert, denn ich sehe keinen Hoffnungsschimmer mehr im Buch.

    Auch die Theres wird nie mehr den Leo heiraten. Ich sehe nur einsame traurige Menschen am Ende der Geschichte, die alle ohne ihre große Liebe werden leben müssen. Mir drängt sich immer mehr der Film "Legenden der Leidenschaften" auf. Ein fürchterlich guter und früchterlich trauriger Film. Ich glaub, da hab ich gefühlt durchgeheult ab der Mitte des Film.


    Wahnsinnig gut beschrieben wird unter anderem die Sprachlosigkeit dieser dörflichen Gemeinschaft. Also vor allem in den Familien und wenn es um Liebe, Vertrauen, Nähe geht. Bei den Garstigkeiten sind sie dafür derber und direkter und hemmungsloser. Voraus das wohl resultiert? Ist es der Wunsch, nur keine Schwäche zu zeigen? Weil das Leben so hart ist? Weil keine Zeit darfür ist? Weil es so wenig positives, leichtes gibt?

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Schwarzgeherin - Regina Denk



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Aber auch die ein oder andere, die ich uneingeschränkt wunderbar finde. Menschlich wunderbar. Dazu gehört die Elisabeth. Wie tragisch, dass ausgerechnet sie für die Dramaturgie sterben muss. :( Und sie hat den Mann geheiratet, der für mich das Leuchtfeuer in diesem "dunklen"Buch ist. Das hat mich richtig glücklich gemacht, die Vorstellung, dass der Leo und die Elisabeth geheiratet haben und eine ruhige, liebevolle Ehe geführt haben. Kein Wunder, dass auch der Johann so ein netter geworden ist.


    Dass die Leut ständig das Sterben der Theres in die Schuhe schieben, finde ich echt bescheuert. Warum sind die Leute denn so doof?

    Ja, die Elisabeth war eine der "Guten" in diesem Buch. Auch die Gritscherin hat es immer gut gemeint mit der Theres. Ich denke mir immer: wenn Theres ein wenig ruhiger gewesen wäre, nicht ganz so der Freigeist, der sie nun einmal war... dann hätte genau so ihre Ehe verlaufen können: ruhig, vertraut, sicher - eine solide Beziehung. Und es wäre auch nicht das erste Mal gewesen, wenn aus einer Freundschaft am Ende doch noch Liebe gewachsen wäre. Vielleicht nicht so mit Feuerwerk, aber vielleicht mit ein paar sanften Schmetterlingen. Aber es hat halt nicht sollen sein.


    Ja, dass die Leut immer der Theres die Schuld in die Schuhe schieben ist halt die einfachste Lösung. Erst warten sie, bis es (fast) schon zu spät ist und dann erwarten sie, dass die Theres die Kranken einfach so wieder gesund zaubert... :rolleyes: Da die meisten ihr sowieso ihre Lebensweise verübeln, ist das für sie das simpelste: anstatt sich vielleicht zu überlegen, ob sie früher nach dem Arzt oder der Theres schicken hätten sollen, einfach mit dem Finger auf sie zeigen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Auch die Theres wird nie mehr den Leo heiraten. Ich sehe nur einsame traurige Menschen am Ende der Geschichte, die alle ohne ihre große Liebe werden leben müssen. Mir drängt sich immer mehr der Film "Legenden der Leidenschaften" auf. Ein fürchterlich guter und früchterlich trauriger Film. Ich glaub, da hab ich gefühlt durchgeheult ab der Mitte des Film.

    hollyhollunder

    Ich bin übrigens gespannt, wie Du letztlich das Ende findest, über das ich an dieser Stelle selbstredend nicht eine Silbe verliere, damit ich Dich nicht noch mal spoilere ;).


    Ja, diese Sprachlosigkeit fand ich ebenso gut beschrieben wie Du. Ich denke wie Du, mit dem harten Leben damals haben sich die Menschen mit Gefühlen wie Liebe, Vertrauen und Nähe einfach schwer getan. Gefühle zeigen, Nähe zulassen, auch Tränen - dazu war kein "Platz". Ich denke auch dadurch, dass der Tod viel präsenter war (die hohe Kindersterblichkeit, die doch viel geringere Lebenserwartung, der häufige Tod bei Geburt oder im Kindbett...), sind die Menschen einfach abgehärtet gewesen. Vielleicht war es auch Selbstschutz: wer Gefühle zeigt, läßt auch Schwäche zu. Aber Schwäche kann in so einem kargen Leben gefährlich sein, um darin zu bestehen. :gruebel


    Bei "harten" Gefühlen wie Hass, Neid, Stolz besteht diese Gefahr wohl eher nicht: :gruebel Ich denke auch, man steht vor den anderen "stärker" da, wenn man jemanden zusammen bellt als ihn in den Arm zu nehmen. :gruebel

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Puh, was für ein Abschnitt. 8| Nach und nach erfährt man so enige Familiengeheimnisse und man versteht immer besser wie alles zusammenhängt.

    Ich frage mich inzwischen bei den Szenen im November 1883 mit dem Fremden, wo sich diese abspielen. Ist der Lachermeyerhof wirklich unbewohnt? Inzwischen bin ich sogar fest davon überzeugt, dass der Fremde der Xaver ist. Na, dass der sich noch mal dorthin zurücktraut, wo er soviel Schaden angerichtet hat. Ob das gut ausgehen wird? Jetzt bin ich um so gespannter, wie sich alles auflösen wird... :gruebel

    Ich bin gerade etwas verwirrt und daher setze ich das lieber als Spoiler rein:


    Das finde ich bisserl doof. Also es sind wohl die Älteren gemeint, aber mit 38 und vor allem, wenn der Vater der Theres ja sogar noch gelebt hat, da ist sie noch keine Alte. Aber wahrscheinlich ist das am Land auch so gewesen, dass man auf dem Hof von den Alten und den Jungen sprach, wenn es zwei erwachsene Genereationen auf dem Hof gab. Das klingt bekannt für mich.

    Über den Begriff "die Alte" etc. bin ich auch schon gestolpert. Für uns klingt das schon sehr eigentümlich. Aber ich habe es mir dann so erklärt, dass damals die Leute nicht ganz so alt geworden sind wie heute und auch, dass es im regionalen Sprachgebrauch so üblich gewesen sein könnte. Heutzutage würden wir den Jüngeren was husten, wenn sie uns so bezeichnen würden. :chen


    hollyhollunder

    Ja, diese Sprachlosigkeit fand ich ebenso gut beschrieben wie Du. Ich denke wie Du, mit dem harten Leben damals haben sich die Menschen mit Gefühlen wie Liebe, Vertrauen und Nähe einfach schwer getan. Gefühle zeigen, Nähe zulassen, auch Tränen - dazu war kein "Platz". Ich denke auch dadurch, dass der Tod viel präsenter war (die hohe Kindersterblichkeit, die doch viel geringere Lebenserwartung, der häufige Tod bei Geburt oder im Kindbett...), sind die Menschen einfach abgehärtet gewesen. Vielleicht war es auch Selbstschutz: wer Gefühle zeigt, läßt auch Schwäche zu. Aber Schwäche kann in so einem kargen Leben gefährlich sein, um darin zu bestehen. :gruebel


    Bei "harten" Gefühlen wie Hass, Neid, Stolz besteht diese Gefahr wohl eher nicht: :gruebel Ich denke auch, man steht vor den anderen "stärker" da, wenn man jemanden zusammen bellt als ihn in den Arm zu nehmen. :gruebel

    Das mit der Sprachlosigkeit habt ihr beide gute auf den Punkt gebracht und ich empfinde das genauso. :write Wenn ich aber so darüber nachdenke, finde ich, dass das noch gar nicht so lange her ist, dass es bei uns so war. Mein Vater - ein herzensguter Papa - und seine Brüder waren doch auch eher verschlossene Männer und über Trauer etc. wurde so gut wie gar nicht gesprochen. Das könnte gut damit zusammen hängen, wie sie aufgewachsen sind. Die Verhältnisse damals waren noch gar nicht so viel anders wie bei Theres und Co. In den Bergen sind damals die Uhren halt noch langsamer gegangen. :zwinker

    Ja, dass die Leut immer der Theres die Schuld in die Schuhe schieben ist halt die einfachste Lösung. Erst warten sie, bis es (fast) schon zu spät ist und dann erwarten sie, dass die Theres die Kranken einfach so wieder gesund zaubert... :rolleyes: Da die meisten ihr sowieso ihre Lebensweise verübeln, ist das für sie das simpelste: anstatt sich vielleicht zu überlegen, ob sie früher nach dem Arzt oder der Theres schicken hätten sollen, einfach mit dem Finger auf sie zeigen.

    Menschen brauchen doch immer einen Schuldigen und da hat sich Theres als in ihren Augen Abtrünnige einfach angeboten. Es ist doch auch heute noch oft so, dass man Außenseitern gerne etwas in die Schuhe schiebt. Da könnte ich aus der Haut fahren. Ja, Theres hat Fehler gemacht. Aber wer nicht? Ich finde es gar nicht mehr so abwegig und noch weniger unverständlich, dass Theres sich verbittert zurückgezogen hat. Sie hätte es doch sowieso niemandem richtig machen können. Je länger ich darüber nachdenke, umso näher rücke ich wieder an Theres heran.

  • Ayasha


    Was den Xaver angeht...


    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Batcat : Ah, danke... jetzt hast du mich auf einen Gedanken gebracht, den ich hier aber sicherheitshalber nicht aufschreibe. :zwinker


    Am besten ich mache pünktlichst Feierabend, so dass ich dann auf dem Heimweg endlich weiterlesen kann. :-]

  • Batcat : Ah, danke... jetzt hast du mich auf einen Gedanken gebracht, den ich hier aber sicherheitshalber nicht aufschreibe. :zwinker


    Am besten ich mache pünktlichst Feierabend, so dass ich dann auf dem Heimweg endlich weiterlesen kann. :-]

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Schwarzgeherin - Regina Denk



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)