Brigitta Rudolf: Dogs & Crime. Drei Hundekrimis in einem Band, Hamburg 2025, BoD Books on Demand GmbH, ISBN 978-3-7693-9837-3, Softcover, 408 Seiten (große, gut lesbare Schrift), Format: 12,7 x 2,13 x 20,32 cm, Buch: EUR 17,90, Kindle: EUR 8,99.
Krimis, in denen der Held seine Polizeilaufbahn in den Sand gesetzt hat und jetzt ein prekäres Dasein als Privatdetektiv fristet, haben immer einen Hauch von „Schwarzer Serie“, Philip Marlowe und so. Das trifft auch auf die drei Kurzkrimis im vorliegenden Band zu. Privatdetektiv Harry „Düse“ Düsediekerbäumer, Mitte 40, ist darin die menschliche Hauptfigur.
Nicht der Detektiv erzählt, sondern sein Hund
Ein Augenzwinkern kommt in die Geschichten, weil nicht der coole Detektiv selbst über seine spektakulärsten Fälle berichtet, sondern sein Mischlingshund Donny. 😉 Der nimmt kein Blatt vor die Schnauze.
Düse mag den coolen Macker spielen, aber Donny entlarvt ihn gnadenlos als einen Mann mit Herz, der ihn einst vor einem schlimmen Schicksal bewahrt hat, und der immer noch an seiner Ex-Ehefrau Marlene hängt, auch wenn diese längst wieder glücklich liiert ist.
In Beziehungsangelegenheiten ist Düse sowieso ein hoffnungsloser Fall. Das meint jedenfalls sein Hund. Der Mann kapiert einfach nicht, dass seine tüchtige Assistentin Thea total in ihn verschossen ist. Wahrscheinlich wegen Marlene … Donny hätte Thea gern als neues Frauchen, doch seine Meinung ist hier leider nicht gefragt.
Beruflich muss Donny eher selten helfend eingreifen, da hat sein Herrchen alles im Griff. Der Hund geht aber gern zu Außenterminen mit und sieht sich interessiert an, wie andere Menschen leben. „Normale“ Leute wie Düse und dessen persönliches Umfeld sind für ihn schon sonderbar genug. Reiche Leute sind noch mal ’ne andere Hausnummer! Was ist das beispielsweise für ein komisch angezogener Mann an der Eingangstür? Ein Butler? Und der macht was? Im Ernst? Donny staunt.
„Privatdetektei Morgenrot“
Es verirren sich tatsächlich wohlhabende Menschen in Düses schäbige „Privatdetektei Morgenrot“! Seine Honorare muss man sich ja erst mal leisten können! Firmeninhaber Gunther Seewald ist einer dieser vermögenden Klienten. Er hat einen Fehler begangen und sich dadurch erpressbar gemacht.
Die Mehrheit der Firmenanteile hat ihm sein Kompagnon, Claus Schuster, schon abgeluchst. Jetzt bekommt Seewald auch noch Drohbriefe! Von Schuster? Der braucht zwar immer Geld, hätte aber nichts davon, Seewald etwas anzutun.
Steckt am Ende Frau Seewald dahinter? Ist sie hinter sein Geheimnis gekommen und will sich jetzt rächen? Oder weht der Wind aus einer ganz anderen Richtung?
Düse, Donny und Thea nehmen Seewalds private und berufliche Kontakte genau unter die Lupe. Auch Erwin, Düses alter Kumpel bei der Polizei, lässt sich widerwillig dafür einspannen. Bald kennt sich keiner der Ermittler mehr aus. Was für ein Durcheinander! Wer hat was mit wem? Wer ist warum auf wen nicht gut zu sprechen? Sodom und Gomorra!
Dann geschieht in Seewalds Umfeld ein Mord! Das kann kein Zufall sein und ist für die Privatdetektei eindeutig eine Nummer zu groß. Und am Schluss ist vieles ganz anders, als wir alle gedacht haben.
„Donnys große Stunde“
Eine Freundin von Assistentin Thea wird in der Detektei vorstellig: Ihre Chefin wird vermisst. Elke Wieland, Inhaberin eines Modehauses, ist ein umgänglicher und hilfsbereiter Mensch. Es gibt für niemanden einen Grund, ihr Übles zu wollen. Na ja, obwohl … Ihr Ehemann hat eine kriminelle Vergangenheit und aus dieser Zeit vielleicht noch ein paar dubiose Bekannte. Hat er Elke verschwinden lassen?
Wir Leser:innen wissen es besser:
Elke Wieland ist entführt worden und es gibt eine Lösegeldforderung. Doch etwas an diesem Fall ist merkwürdig. Düse ist sicher, dass hier keine Profis am Werk sind. Und wenn Amateure nervös werden, sind sie unberechenbar und gefährlich …
„Wirbel in der Kunstszene“
Kunstsammler Dietrich Thiesbrummel kommt zu Düse, weil er beim Transport eines Gemäldes überfallen und beraubt worden ist. Das wertvolle Bild ist weg! Warum er damit nicht zur Polizei geht? Nun ja, der Kauf war nicht so ganz legal. Das braucht Düse aber nicht zu kümmern. Er soll gegen ein gutes Honorar das Kunstwerk wieder herbeischaffen und basta.
Assistentin Thea wittert Gefahr und rät Düse dringend davon ab, den Auftrag anzunehmen. Den Luxus kann er sich aber finanziell nicht leisten. Er ermittelt.
Thea wird jedoch mit ihrer Ahnung recht behalten.
Düse stößt bei seinen Ermittlungen auf Kunstliebhaber, die ein perfides Geschäftsmodell ersonnen haben. Und wenn seine „informellen Ermittlungsmethoden“ jetzt auffliegen, kann ihm nicht mal mehr Polizei-Kumpel Erwin helfen …
Krimis, kurz und knackig
Diese Kurzkrimis haben ihren Reiz. Das Genre ist dem Leser vertraut, die Autorin muss nicht viel erklären. Die Storys kommen schnell zum Punkt und man muss sich beim Lesen keine -zig Nebenhandlungen merken. Man kann miträtseln und kommt dabei der Aufklärung des Falles meist recht nahe. Die ungewöhnliche Perspektive – Ermittlungsarbeiten aus der Sicht eines Hundes – bringt ein bisschen frischen Wind in die guten alten Detektivgeschichten.
Tiefschürfende Charakterzeichnungen bringt man so natürlich nicht unters Volk, aber das war sicher auch nicht Ziel der Sache. Das hier ist Unterhaltung mit Spannung und Witz. Was wir über die Hauptfiguren erfahren, reicht aus, um sie zu verstehen und zu mögen. Und wenn sie in Zukunft weitere Fälle übernehmen, bin ich gerne wieder dabei.
Die Autorin
Brigitta Rudolf lebt mit ihrem Mann und Kater Tiger in einer kleinen Stadt am Wiehengebirge. Dogs & Crime ist das 33. Buch der Autorin. In ihren Kriminalgeschichten helfen Tiere bei den Ermittlungen. Die Kriminalgeschichten sind nicht ganz ernst gemeint. Außerdem hat die Autorin Tiergeschichten, Weihnachtsgeschichten und verschiedene Geschichten aus dem Leben veröffentlicht.