Ein Kräutergarten zum Verlieben - Jule Böhm

  • Jule Böhm: Ein Kräutergarten zum Verlieben. Roman, Hamburg 2025, HarperCollins, ISBN 978-3-365-01005-1, Softcover, 382 Seiten, Format: 2,5 x 3,6 x 18,4 cm, Buch: EUR 13,00, Kindle: EUR 10,99.



    Zurück auf den elterlichen Hof


    Liv Derksen, 31, langweilt sich in ihrem Job als angestellte Apothekerin. Das will sie nicht für den Rest ihres Arbeitslebens machen! Sie kündigt ihre Stelle in Münster und zieht sich erst einmal auf den elterlichen Bauernhof am unteren Niederrhein zurück. Seit dem Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren ist das Anwesen verwaist. Einen Pächter haben sie und ihre Schwester Maike (29) nicht gefunden. Jetzt wollen sie den Hof verkaufen. Doch um einen guten Preis zu erzielen, müssen sie erst einmal alles ausräumen und Haus und Nebengebäude ein bisschen aufhübschen.


    Liv und Maike unter einem Dach … wird das gutgehen? Als Kinder haben sich die Schwestern gut verstanden, doch als Erwachsene haben sie sich auseinandergelebt und den Kontakt zueinander verloren. Liv weiß nicht mal, was Maike beruflich macht.


    Ausräumen, aufbrezeln, verkaufen


    Als Glücksfall erweist sich Jasper, ein Tischler auf der Walz, den Maike anschleppt und der willens ist, seine Expertise bei den Renovierungsarbeiten einzubringen. Na ja: Im Moment ist es ja eher „Home Staging“, ein oberflächliches Aufmotzen der Immobilie für den anstehenden Verkauf. Doch je weiter diese Arbeiten fortschreiten, desto eher kann sich Liv vorstellen, den Hof zu behalten, Kräuter anzubauen, Kräuterprodukte wie Tees, Salben, Seifen, Cremes etc. herzustellen und zu verkaufen. Vielleicht könnte sie sogar Seminare geben! Doch für dieses Mammutprojekt müsste sie sich mächtig verschulden, und besonders risikofreudig war sie noch nie.


    Zwischen Liv und Jasper beginnt es zu knistern. Dass das eine Affäre auf Zeit sein wird, ist beiden bewusst und es ist für sie in Ordnung.

    Das Familienleben der Derksens war immer ein bisschen … schwierig. Es gibt da ein paar recht düstere Geheimnisse. Wohin ist vor 20 Jahren der Vater der beiden Mädchen verschwunden? Und was ist aus Mutters Schwester Regina geworden? Liv und Maike kennen sie nur von alten Fotos, gesprochen wurde über sie nie.


    Alte Briefe: Was wurde aus Tante Regina?


    Das Schicksal der Tante klärt sich, als Jasper bei den Renovierungsarbeiten einen Stapel alter Briefe findet, die sie natürlich alle lesen. Sie haben also tatsächlich weitere Angehörige! Liv versucht, mit ihren unbekannten Verwandten Kontakt aufzunehmen. Oh, dachte ich, das ist aber ein Risiko!


    Mit Spannung und Interesse habe ich verfolgt, wie die Leute auf dem Derksen-Hof träumen, planen, rechnen, renovieren und immer wieder mit neuen „Überraschungen“ zu kämpfen haben. Und weil Liv, die mit dem Gefühl, allein auf der Welt zu stehen, in ihre alte Heimat gekommen ist, hier eine Art Ersatzfamilie findet, habe ich inständig gehofft, dass ihr Traum vom „Kräuterhof“ auch wirklich wahr wird. Selbst wenn sie es anfangs nicht glauben will: Dieses Anwesen ist ihr Zuhause.


    Livs Traum vom Kräuterhof


    Kriegt Liv die Finanzierung des Kräuterhofs gestemmt? Ist ihr Geschäftskonzept überhaupt tragfähig? Oder müssen die Schwestern den Hof doch noch verkaufen? Was macht Maike Derksen eigentlich beruflich? Sie lässt sich da ja nicht in die Karten schauen. Ist Jaspers Misstrauen gegenüber der Derksen-Familie angebracht? Und ist es nicht ein Jammer, dass er „aus Prinzip“ weiterziehen will, egal, wieviel ihm an Liv und ihrem Projekt liegt? Wenn’s nach Jaspers Hund ginge, dem Riesenschnauzer-Mix Flönz, würden sie auf dem Hof bleiben. Aber wer fragt schon den Hund?


    In diesem Roman passiert das Leben mit all seinen Unwägbarkeiten. Mit dem Thema „Familiengeheimnisse“ ist man bei mir immer richtig und mit einer Story über Immobilienprojekte sowieso. Bei einem Bauvorhaben ist es von der Komödie zum Drama meist nicht weit. Und es kann ganz schön spannend werden: Klappt’s oder klappt’s nicht?


    Erfreulich normale Personen


    Ja, und das Zwischenmenschliche ist natürlich auch wichtig. Die Figuren in diesem Buch sind erfreulich „normal“ und überwiegend unzickig. Selbst denen, die ihre berechtigten Interessen sehr ungeschickt vertreten, konnte ich nicht böse sein. So sind die Menschen eben. Es gibt nicht nur Diplomaten auf der Welt.


    Auch wenn die Schwestern sich damit abgefunden haben, dass manche Vorfälle aus der Vergangenheit ihrer Familie nie restlos geklärt werden wird: Das mit dem Vater, das hätte ich schon gerne genauer gewusst …


    Die Autorin


    Jule Böhm ist ein richtiges Naturkind und hat es als kleines Mädchen geliebt, die Felder und Wälder ihrer Heimat zu durchstreifen. Sie studierte Germanistik und Musik und arbeitete als Kauffrau im Gesundheitswesen. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und drei wunderbare Enkel. So richtig auftanken kann sie am besten bei ausgedehnten Spaziergängen mit ihrer Labradorhündin Tilla, sei es in der Eifel, am Rhein oder dem wunderschönen Ostfriesland. Jule Böhm schreibt auch unter dem Pseudonym Cordula Gravensteiner.


    ASIN/ISBN: 336501005X

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner