Viola Eigenbrodt: Lindis und der verschwundene Honigtopf. Keltenkrimi für Kinder (ab 10 J.), Leonberg 2025, Independently Published, ISBN 979-8-29045126-8, 130 Seiten, Format: 10,16 x 0,84 x 15,24 cm, Buch: EUR 7,80, Kindle: EUR 2,69.
Als Leserin ist mir wichtig, dass hinter einer guten Geschichte auch eine fundierte Sachkenntnis steckt, selbst bei Kinderbüchern. Beim vorliegenden Band ist dies auf jeden Fall gewährleistet: Die Autorin ist ausgebildete Archäologin, hat eine Anzahl von Kriminalromanen für Erwachsene veröffentlicht, und sie gibt Schreib-Workshops sowie Archäologiekurse für Kinder. Ihren Keltenkrimi kann man also guten Gewissens interessierten jungen Leser:innen in die Hand geben.
Wer hat dem Häuptling den Honigtopf geklaut?
Die Geschichte spielt vor rund 2000 Jahren im südwestdeutschen Strohgäu. Im Keltendorf Taigh ist die Hölle los: Dem jähzornigen Häuptling Bendix hat man den wertvollsten Besitz gestohlen: eine griechische Amphore, gefüllt mit einem besonderen, heilkräftigen Honig. Das gestohlene Objekt war so wertvoll wie Gold! Bendix tobt.
Von den Dorfbewohnern hätte niemand gewagt, dem Häuptling etwas wegzunehmen. Er ist ein Bär von einem Mann, mit dem man sich besser nicht anlegt. Seine schlaue Tochter Veda (11) und ihre gleichaltrigen Freunde Finn – der Sohn des Schmieds – und Lindis – der Ziehsohn der Druidin Kundra – haben schon einen Verdacht: Fahrende Händler waren im Dorf und mindestens einer davon war auch im Haus des Häuptlings. Da hat er den Honigtopf womöglich gesehen, seinen Wert erkannt und ihn mitgehen lassen.
Waren es die fahrenden Händler?
Den Händlern trauen die Dorfbewohner alles Schlechte zu, selbst das Entführen von Kindern. Es kann doch kein Zufall sein, dass gleichzeitig mit dem Honigtopf auch eine junge Dienerin aus dem Haushalt des Häuptlings verschwunden ist!
Da sich die erwachsenen Dorfbewohner zwar furchtbar aufregen aber keinerlei Anstalten machen, etwas zu unternehmen, wollen nun Veda und die beiden Jungs den gestohlenen Honigtopf und die verschwundene Dienerin zurückholen.
Heimliche Erkundungen im Römerlager
Die Händler, so erfahren sie, sind inzwischen zum nahegelegenen Römerlager weitergezogen. Da kann man als junger Kelte nicht einfach so hineinlatschen. Entweder es gelingt ihnen, sich gänzlich unbemerkt umzusehen – oder sie brauchen eine verflixt gute Geschichte!
Ihren Familien gegenüber behaupten die drei, sie gingen zum Fischen, denn natürlich würden die Eltern diese gefährliche Mission sofort unterbinden.
Eine erschreckende Begegnung
Wir haben es befürchtet: Unbemerkt bleiben sie nicht! Einer der römischen Legionäre wird auf Lindis aufmerksam und behauptet, ihn zu kennen. Das kann gar nicht sein, denn die Kinder kommen nie in die Nähe der Soldaten. Andererseits … Lindis ist ja nicht wirklich einer von ihnen.
Die Druidin hat ihn vor ein paar Jahren aufgelesen und als Ziehsohn angenommen. Damals hat er noch eine andere Sprache gesprochen und keine Erinnerung an sein bisheriges Leben gehabt. Sein Gedächtnis ist, von ein paar schlaglichtartigen Momenten abgesehen, auch nie zurückgekehrt.
Lindis ist völlig durcheinander. Ist denn an der Geschichte des Römers was dran? Was im Moment jedoch viel wichtiger ist: Werden die drei jungen Amateurdetektive ihr Abenteuer heil überstehen? Und werden sie die Amphore und die Dienerin finden und nach Hause bringen können?
Spannung, Geheimnisse, interessante Figuren
Das handliche kleine Büchlein bietet Krimispannung, jede Menge Geheimnisse und interessante Figuren: Die gebildete, unkonventionelle Druidin, die mehr von der Welt gesehen hat als alle Dörfler zusammen, ist den Leuten suspekt. Dabei ist sie freundlich und gibt ihr Wissen gerne weiter, vor allem an die Kinder.
Wenn jemand ein bisschen anders ist als es von ihm erwartet wird, hat Druidin Kundra damit kein Problem.
Dass ihr Ziehsohn Lindis sich bei ihr das Weben und Nähen abgeguckt hat und Freude daran findet, ist für sie ebenso in Ordnung wie Vedas Interesse am Schmieden. Und Finn, der Sohn des Schmieds, muss sich bei ihr auch nicht für sein künstlerisches Talent schämen. Sein Vater hält es für unmännlich und für Zeitverschwendung, dass sein Sohn zeichnet. Die Druidin dagegen akzeptiert die Eigenheiten ihrer Mitmenschen.
Zeitreise in die Vergangenheit
Kein Wunder, dass die Kinder so gerne mit ihr zusammen sind! Ihr kann man alle Fragen stellen und sie wird sie klug und geduldig beantworten. Nicht nur die Kinder im Buch lernen viel von der Druidin – auch wir Leser. Durch das, was sie erklärt und erzählt und durch die Schilderung des Alltags im Keltendorf wird der Krimi auch zu einer Zeitreise in eine ferne Vergangenheit.
Ein kleines Glossar am Schluss erklärt Begriffe, die den jungen Lesern vermutlich nicht geläufig sind. Die unbekannten Vokabeln bremsen aber nicht den Lesefluss. Vieles erschließt sich auch aus dem Zusammenhang.
Als Reihe geplant
Die Keltenkrimis sind als Reihe geplant. In den Folgebänden, wenn uns die Welt der Kelten schon ein bisschen vertrauter geworden ist, bleibt wahrscheinlich noch mehr Raum für die Kriminalfälle und die Abenteuer der drei Kinder. Hoffentlich erfahren wir auch bald, wer Findelkind Lindis wirklich ist und wie es ihn zu den Kelten nach Taigh verschlagen hat. Als Leser:in hat man das Gefühl, dass Kundras Schildkröte Hera das alles – und noch vieles mehr – ganz genau weiß. Nur sagen kann sie’s eben nicht.
So stellt sich ChatGPT anhand der Beschreibung aus dem Buch Bendix‘ Honigtopf vor.
Die Autorin
Viola Eigenbrodt hat Archäologie studiert und war viele Jahre als freie Journalistin für Kulturseiten verschiedener deutscher Tageszeitungen und Magazine tätig. Sechs Jahre lebte sie in Südtirol, Meran, und begann dort, erste Geschichten, Märchen und Biografien zu verfassen. Seit Sommer 2012 ist sie wieder in Deutschland und lebt seit 2018 mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Sie arbeitet für Volkshochschulen der Region und als Dozentin für kreatives Schreiben. Wichtig ist ihr dabei vor allem die Arbeit mit Kindern.
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ASIN/ISBN: B0FGDMS543 |