Herausgeber: Eigenverlag (04. Juni 2025)
Taschenbuch: 151 Seiten
ASIN:
Kurzbeschreibung
Das Papierkreuz – ein Roman von Raphael Pohland über das Verstummen und die Kraft, die zwischen Schweigen und Rauschen zu Leben beginnt.
Alois wächst auf einem abgelegenen Hof in einem erstickenden System aus religiösem Fanatismus, körperlicher Bestrafung und sprachlicher Auslöschung auf. Seine Mutter ist besessen von Reinheit und Kontrolle, sein Onkel ein gewaltbereiter Fanatiker, der Pfarrer ein stiller Sadist.
Als Alois zum ersten Mal seine Lust und seine eigene Stimme spürt, im Rascheln des Papiers, im Knistern der Haut, im stummen Schweigen der Dinge, wird er brutal bestraft. Zurück bleibt nur ein inneres Rauschen und die Flucht.
Alois flieht in die Stadt Usmert, ein zerfallendes, postindustrielles Labyrinth aus Beton, Lärm und Gleichgültigkeit. Inmitten der Trostlosigkeit trifft er auf Azimut, einen Punk mit Hund, auf Vakuum, eine Frau, die sich leer gemacht hat, und auf das Rauschen des Radios – eine Frequenz, die Alois wieder mit seinem Inneren verbindet. In den Geräuschen der Stadt, im Brummen der Transformatoren, im Verzerren der Stimmen entdeckt er eine neue Sprache jenseits der Worte.
Das Papierkreuz ist ein sprachgewaltiger, radikal poetischer Roman über Verstummen und Wiederfinden, über Körper, Gewalt, Scham, religiöse Macht und das Rauschen als letzter Widerstand gegen das Vergessen. Für Leser, die keine Antworten, sondern Erschütterung suchen.
Ein Evangelium des Verstummens. Düster. Zart. Unerträglich schön.
Autor
Raphael Pohland schreibt, malt und gestaltet. Nach jahrelangen Tätigkeiten im Design- und Agenturumfeld, arbeitet er heute hauptberuflich im Marketing eines Stuttgarter Softwareunternehmens.
raphaelpohland Punkt de
Rezension
Was macht ein Mensch, wenn ihm die Sprache genommen wird, nicht im übertragenen Sinn, sondern buchstäblich? Wenn jedes Wort, jeder Gedanke, jedes Fühlen unterdrückt wird, im Namen der Religion, mit Gewalt, mit Schweigen, mit Schuld?
Das Papierkreuz von Raphael Pohland liest man nicht mal eben weg. Es ist hart, tut weh und beschäftigt. Wir begleiten Alois, der in einem religiös-fanatischen Umfeld aufwächst, wo Liebe an Reinheit geknüpft ist und der Glaube mit Gewalt durchgesetzt wird. Eine Mutter, die alles kontrollieren will. Ein Onkel, der den Glauben als Waffe benutzt. Ein Pfarrer, der Grauen verbreitet.
Als Alois beginnt, sich selbst zu spüren, seine Stimme, seine Lust, seine Gedanken: wird das nicht gern gesehen, also wird er gebrochen. Was bleibt, ist ein inneres Rauschen. Kein Platz mehr für Vertrauen. Keine Sprache mehr für das, was er fühlt. Nur der Versuch, irgendwie zu überleben.
Pohlands Stil ist poetisch, fast zärtlich und steht im krassen Kontrast zu den dunklen Bildern, die er zeichnet. Das macht den Text intensiv. In Usmert, einer postindustriellen Stadt, findet Alois neue Menschen, andere Formen der Verbindung, eine neue Sprache jenseits der Worte. Vielleicht kein klassisches Happy End. Aber eine Ahnung davon, dass auch aus seelischen Bruchstücken etwas Neues entstehen kann.
Ich sage es wie es ist, dieser Roman lässt einen nicht los. Er macht sprachlos, wütend, traurig und gleichzeitig beeindruckt er mich. Weil er zeigt, was Sprache auslösen kann, was Schweigen anrichtet und wie tief religiöser Fanatismus schneiden kann. Für mich ist Das Papierkreuz ein wirklich starker Roman. Raphael Pohland gelingt es, Schmerz in Sprache zu verwandeln. Leseempfehlung!
10/10
Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/08/das…und-fanatismus/