Limmat, 2025
224 Seiten
Kurzbeschreibung:
Gadi lebt als Dozent für hebräische Sprache in Zürich, als sein Vater in Israel im Sterben liegt. Über dreissig Jahre hatte er keinen Kontakt mehr zu ihm. Wider Willen reist er ans Krankenbett des Vaters, nach seinem Tod bleibt ein unbequemes Erbe: eine Tasche mit Tagebüchern und Aufzeichnungen sowie der letzte Wunsch, die Hälfte seiner Asche solle in den Tigris gestreut werden. Als Gadi in einem der Hefte zu lesen beginnt, begegnet ihm nicht nur ein unbekannter Vater, sondern auch ein dunkles Kapitel der irakischen Geschichte: die Vertreibung der dort seit über zweitausend Jahren ansässigen jüdischen Bevölkerung unter tatkräftiger Hilfe der Nationalsozialisten. 1934 in Bagdad geboren, erlebte Gadis Vater die Ausgrenzung bis zu den Pogromen und der Flucht nach Israel. Trotz seiner Widerstände kann sich Gadi nicht mehr von der Geschichte seines Vaters lösen und beschliesst, mit der Urne nach Bagdad zu reisen. Ein eindrücklicher Roman von grosser Wucht über ein Stück irakischer Geschichte, das untrennbar mit der deutschen und europäischen Vergangenheit verbunden ist.
Über den Autor:
Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und aufgewachsen in Qalat Sukar (Nasirija), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert. Er publizierte drei Bücher über arabische Literatur, bevor er 2002 wegen eines Theaterstücks aus dem Irak fliehen musste. 2018 erschien sein erster Roman «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch». Seither sind die Romane «Im Fallen lernt die Feder fliegen» (2020) und «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt» (2022) erschienen. Für seine Werke wurde Usama Al Shahmani vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Terra-Nova-Schillerpreis. Seine Texte wurden ins Italienische, Französische und Englische übersetzt. Usama Al Shahmani lebt in Zürich.
Mein Eindruck:
Und wieder ein literarisches Buch über einen Vater. Usama Al Shahmani schreibt über einen Mann in Zürich, der vom Tod seines von ihm lange entfremdeten Vaters hört. Das gibt ein emotional widerstrebendes Gefühl. Eigentlich wollte er nichts mehr mit seinem Vater zu tun haben, da der die Familie verlassen hatte, als er noch Kind war. Aber dann ist er doch bereit, den letzten Wunsch des Vaters zu erfüllen: Die Asche im Irak im Tigris zu zerstreuen.
Der Vater war jüdischer Iraker und zur zeit des deutschen Nationalsozialismus schwappte Antisemitismus auch in den Irak rüber. Der Vater ging später nach Israel, wo er auch starb. Durch Aufzeichnungen, die der Sohn liest, erfährt man vom Leben im Irak in dieser Zeit.
Das Buch wirkt streckenweise wie das Ergebnis einer Recherche. Trotz des poetischen Titels empfand ich den Stil des Autors als ruhig und verhalten.
Es ist lesenswert, aber so zwingend wie frühere Bücher des Autors habe ich es nicht empfunden.
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ASIN/ISBN: 3039260936 |