Blutbrot – Miriam Unterthiner

  • ‎Edition Laurin, 2025

    72 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Der Theatertext "Blutbrot" beschäftigt sich mit der nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Südtirol geleisteten Fluchthilfe. In Zuge dessen wurden zwischen 1945 und ca. 1950 Nationalsozialist:innen wie unter anderem Adolf Eichmann, Josef Mengele und Gerhard Bast über den Brennerpass, die sogenannte Grüne Grenze, von Österreich nach Italien gebracht, mit Hilfe von Südtiroler:innen, die ihre geheimen (Schmuggler-)Wege gegen Bezahlung teilten. In "Blutbrot" leistet die Kollektivfigur "DasDorf" diese Fluchthilfe, spricht jedoch nicht darüber und verweigert sich der Aufarbeitung der eigenen Taten. "DasDorf" beschäftigt sich stattdessen mit dem Brot, spricht im Kollektiv ausschließlich über Brot. Doch je mehr Nationalsozialist:innen die Grüne Grenze passieren, desto mehr Spuren hinterlassen sie, nicht nur im Dorf, sondern auch in dessen Landschaft, den Feldern und schließlich im Brot. So ist es auch die Landschaft, die nicht länger wegsehen kann und "DasDorf" mit der eigenen Vergangenheit, den eigenen Taten konfrontiert. In "Blutbrot" wird die Frage gestellt, wie ein in der Landschaft stattgefundenes Verbrechen sich auf sie auswirkt, einwirkt, sie verändert. Ebenso wird nach dem Raum, auf dem es stattfindet, gefragt und diesem als solchen eine Sprache gegeben.


    Über die Autorin:

    Geboren 1994 in Brixen, lebt in Wien. Studierte Philo­sophie und Germanistik in Innsbruck und Wien sowie Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst und Szenisches Schreiben bei Drama Forum. Für „Va†erzunge“ erhielt sie das Dramatiker:innenstipendium der öster­reichischen Bundesregierung.


    Mein Eindruck:

    Selten lese ich mal einen Theatertext, doch dieses Buch habe ich auf der Longlist des Debütpreis des Österreichischen Buchpreis entdeckt und es hat mich thematisch gleich interessiert.

    Am Ende des Kriegs sind viele hochrangige Nazis über Südtirol geflohen, oft in Richtung Südamerika.

    Dabei wurde ihnen von Südtiroler Bevölkerung geholfen, teils aus Überzeugung, teils aus Geldgier.

    Von dieser Rattenlinie hatte ich schon gehört. Miriam Unterthiner beleuchtet, wie diese Schuld der Fluchthilfe sich auf Menschen und Umgebung auswirkte.

    Dazu passt auch das Zitat am Anfang aus Kontaminierte Landschaften von Martin Pollack.

    Die Figuren des Stücks nennen sich DasDorf, Das Schweigen, Das Brot und als Autorin wirkt sie selbst auch mit.

    Der Text ist gut lesbar und man kann sich gut vorstellen, wie er auf der Bühne wirkt.


    ASIN/ISBN: 3903539503