Heike Wolpert, Ann-Kathrin Busse: Vier Pfoten für ein Wunder (ab 6 J.), Bretten 2025, Lindemanns VERLAG & AGENTUR, ISBN 978-3-96308-258-0, Hardcover, 221 Seiten mit 57 s/w-Illustrationen von Ann-Kathrin Busse, Format: 12,6 x 2,1 x 19,6 cm, EUR 16,99.
„Ich habe gelernt: Es ist mit den Menschen wie mit den Hunden. Es gibt nette und es gibt doofe. Man muss halt immer aufpassen, denn manchmal merkt man nicht gleich, welche Sorte man vor sich hat.“ (Mischlingsrüde Fiete auf Seite 18)
Erwachsene Leserinnen und Leser kennen den hier ermittelnden „Polizeikater“ Socke vielleicht aus Heike Wolperts Hannover-Krimis. Dort „helfen“ er und seine Katzenkumpels gern seinem Menschen, Kriminalhauptkommissar Flott, bei dessen Ermittlungen. Im vorliegenden Kinderbuch werden natürlich keine Mörder gejagt. Kater Socke und seine Freunde suchen nach einem vermissten Mädchen. Doch von vorn:
Darjas Weihnachtswunsch: Tierheim-Hund Fiete
Hannover in der Adventszeit - Die sechsjährige Darja hat schon einiges durchgemacht: Erst musste sie mit ihrer Familie ihre Heimat verlassen, und jetzt ist auch noch ihr Vater verstorben. Nachbarin Chris, Tierärztin und die Ehefrau von Kriminalhauptkommissar Peter Flott, versucht, sie ein bisschen von ihrem Kummer abzulenken. Sie nimmt die kleine Tierfreundin mit in das Tierheim, in dem sie ehrenamtlich als Tierärztin tätig ist.
Das ist ein voller Erfolg! Die Kleine verliebt sich regelrecht in den Mischlingsrüden Fiete, der als „Scheidungswaise“ Schlimmes erlebt hat. Hier treffen sich zwei, die das Schicksal schon in früher Jugend arg gebeutelt hat und die sich jetzt gegenseitig Halt geben.
Auf einmal hat Darja nur noch einen einzigen Weihnachtswunsch: Fiete soll bei ihnen einziehen! Ihre Mutter Olena, die alles tun würde, um ihre Tochter wieder glücklich zu sehen, erklärt sich einverstanden und leitet mit Hilfe der Tierärztin Chris das Nötige in die Wege.
Nach Mutters Okay geht alles schief
Doch dann geht alles schief! Olena wird arbeitslos und sieht sich außerstande, unter diesen Bedingungen auch noch für einen Hund zu sorgen. Sie kann den Herzenswunsch ihrer Tochter nun leider nicht erfüllen.
Kater Socke und seine Artgenossen aus dem Viertel kennen und lieben die kleine Darja. Sie jetzt noch trauriger zu erleben als sie ohnehin schon war, weil ihr Fiete im Tierheim bleiben muss, geht ihnen zu Herzen.
Jetzt wär‘ ein Wunder recht
Darja versteht die Welt nicht mehr! Hat der Weihnachtsmann im Supermarkt nicht gesagt, dass zum Weihnachtsfest Wünsche wahr werden? Warum hat das Christkind in ihrem Fall jetzt einen Rückzieher gemacht? Wenn man nur mal mit dem Christkind reden könnte! Vielleicht würde dann ja das passieren, was die Leute hier ein „Weihnachtswunder“ nennen.
Auch Hund Fiete könnte ein Wunder gut gebrauchen, denn er scheint genau zu wissen, dass sein Traum von einem neuen Zuhause bei Darja nun geplatzt ist. Er liegt nur noch apathisch herum und frisst nicht mehr. Sogar seine allerliebsten Leckerlis verweigert er!
Darja ist verschwunden!
Und dann ist Darja auf einmal verschwunden!
Die halbe Nachbarschaft – Mensch und Tier – suchen nach ihr. Und wenn so ein kleines Kind vermisst wird, wird natürlich auch die Polizei aktiv. Der Verdacht liegt nahe, dass das Mädchen auf dem Weg zu Fiete ins Tierheim ist, doch dort taucht sie nicht auf.
Jetzt schlägt die Stunde von Polizeikater Socke und seiner treuen Mitstreiterin, der Tigerkätzin Clooney. Und damit kommt der Humor in diese ernste Geschichte. Kater Socke hat immer einen Plan und würde wahnsinnig gern professionell und strukturiert vorgehen, wie er sich das von seinem Menschen abgeguckt hat. Doch Clooney ist eifrig bei der Sache, aber impulsiv und leicht abzulenken durch alles, was irgendwie essbar ist.
Ihr Appetit ist ungefähr so groß wie ihre Selbstüberschätzung. Die beiden Katzen streiten sich, wie man es aus den Hannover-Krimis kennt, besonders, wenn Clooney wieder mal einen aufwändig geplanten Einsatz versemmelt, weil sie unbedingt eine Zwischenmahlzeit einnehmen muss.
„Polizeikater“ Socke hat einen Verdacht
Wenn sich die Tiere nur besser mit den Menschen verständigen könnten! Dann könnte Socke seinem Kommissar einfach sagen, wo er das verschwundene Mädchen vermutet, und die Zweibeiner könnten sich um diese Angelegenheit kümmern. Geht aber nicht. Also machen sich Socke und Clooney allein auf den Weg und können nur hoffen, dass wenigstens einer der Menschen zum selben Schluss kommt wie sie.
Liegt Socke mit seiner Theorie überhaupt richtig? Wird er das Mädchen finden? Und gibt’s vielleicht doch noch eine Möglichkeit, dass Fiete bei Darja und Olena einziehen kann …?
Die Autorin streut von Anfang an kleine Hinweise darauf ein, wie sich diese Geschichte doch noch zum Guten wenden könnte. Ich kann mir vorstellen, dass es zu Zwischenrufen wie beim Kasperltheater kommt, wenn man den Kleinsten das Buch vorliest. „Macht doch dies!“ – „Sucht doch da!“ Manchmal denken Kinder und Katzen eben kreativer und schneller als die erwachsenen Zweibeiner. (Zumindest als die Erwachsenen in diesem Buch. 😉 )
Ernste Menschen-Probleme, lustige Katzen-Kabbeleien
Die Kombination aus ernsten menschlichen Problemen und den lustigen Kabbeleien der selbst ernannten Katzen-Detektive funktioniert im Kinderbuch genauso wie in den Krimis für Erwachsene - was mich jetzt nicht sonderlich überrascht.
Gleich am Anfang des Buchs verschafft uns ein Verzeichnis der handelnden Menschen und Tiere einen Überblick. Im Wesentlichen geht’s um drei Tiere und fünf Menschen. Das ist auch für sehr junge Leserinnen und Leser überschaubar.
Falls die Kinder noch zu klein sind, um das Buch selbst zu lesen, sollten sie dem Vorlesenden auf jeden Fall über die Schulter blicken dürfen. Die detaillierten Bleistiftzeichnungen der Illustratorin sind absolut phantastisch! Manche Motive würden sich bestimmt als eingerahmter Wandschmuck sehr gut machen – oder auch als Aufdruck auf einem T-Shirt.
Fiete - Abb.: (c) Lindemanns Verlag & Agentur, Illustration: Ann-Kathrin Busse, Foto: E. Nebel
Clooney - Abb.: (c) Lindemanns Verlag & Agentur, Illustration: Ann-Kathrin Busse, Foto: E. Nebel
Heike Wolpert und Ann-Kathrin Busse sind ein Spitzenteam, und ich kann mir durchaus weitere illustrierte Abenteuer von Kater Socke & Co für diese junge Zielgruppe vorstellen.
Die Autorin
Heike Wolpert. Aufgewachsen im baden-württembergischen Bad Mergentheim lebt sie seit über 30 Jahren in Hannover, wo sie 2013 ihre Liebe zum Schreiben entdeckte, als ihr Kater Socke zulief. Dieser wurde zu einem der Protagonisten ihres ersten Krimis, dem weitere folgten. Seit 2022 schreibt sie außerdem eine regelmäßige Kolumne in der Zeitschrift Our Cats mit dem vielsagenden Titel „Immer Ärger mit dem Personal“. Es geht bei ihr auch mal ohne Katze - aber nie ohne Humor. www.heike-wolpert.de
Die Illustratorin
Ann-Kathrin Busse ist Künstlerin und Biologin. Sie arbeitet seit über 30 Jahren als Malerin und freie Illustratorin in Pfinztal. Sie selbst bezeichnet ihre Kunst als „Malerei mit Augenzwinkern“. Ihre Bilder waren bisher in zahlreichen Ausstellungen, Büchern und Kalendern in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz zu sehen. www.ann-kathrin-busse.de und https://busse-cat-art.de/
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ASIN/ISBN: 3963082585 |