Hier wollte ich Matthias ja wirklich gründlichst durchschütteln – die Warnungen seiner Schwester Helga treffen zu: er kann nicht mit persönlichen Rückschlägen umgehen, hält sich für einen Versager und wird Renate gegenüber richtig ekelhaft. Selbstmitleidig und trotzig, wie ein kleines Kind.
Ich weiß nicht, ob ich in so einem Fall die Größe hätte, so auf ihn zuzugehen wie Renate. Aber sie scheint den richtigen Ton getroffen zu haben.
Onkel Heinrich macht sich Sorgen um seinen guten Freund Willy Harms, der – obwohl verheiratet und zwei Töchter – wegen Homosexualität angezeigt wurde. Warum sorgt sich Onkel Heinrich so? Ist auch er schwul? Ich denke nicht, dass Renate ein Problem damit hat. Aber man merkt ja hier im gesamten Abschnitt, wie rückständig die Gesetzgebung noch ist: es gibt noch den 175er- und den Kuppelparagraphen, Vergewaltigung in der Ehe ist noch nicht strafbar und so wie es aussieht, kann auch eine Scheidung nur vom Mann ausgehen.
Die Beziehung der Patientin Hedwig Zierrauh ist auch so ein furchtbarer Fall von Gewalt in der Ehe, bei der die Frau dann allerdings – was ungewöhnlich ist und vielleicht ihrer Herkunft als Wolfskind geschuldet – beginnt, sich zu wehren und ihrem Peiniger letztlich sogar körperlich überlegen. Allerdings wunderte ich mich hier, dass Renate da bei der Diagnosestellung so „mitspielt“, um ihrer Patientin die Scheidung zumindest ein Stück näher rutschen zu lassen.
Ich finde die Themenvielfalt auch ungemein spannend. Um die Handlung mit Renate und Matthias herum gibt es soviel wie Frauenrechte, der erst sehr langsam aufkeimende Umweltgedanke, Gewalt in der Ehe, Homosexualität...
Was Elfriede angeht... die kommt doch
in diesem Abschnitt gar nicht vor, oder bin ich jetzt völlig
verwirrt? Bitte Seitenzahl angeben. ![]()
Schön, dass euch die Handlungsstränge so gut gefallen. Mir ist es bei dieser Reihe ja wichtig, eher ein Sittengemälde der Zeit zu zeigen, anstatt einen einzigen Strang, der durchgeht. Ich wollte einfach ein relativ normales Leben mit vielen Baustellen darstellen, um die Zeit und auch Renates damalige Schwierigkeiten und Freuden zu zeigen.
Das ist Dir auch unglaublich gut gelungen - es verdeutlicht einem wieder einmal mehr, wieviel wie in den letzten Jahrzehnten erreicht wurde. Und auch, wie wichtig es ist, dass wir uns nicht wieder rückwärts bewegen.
Was Onkel Heinricht angeht, verstehe ich Renates ersten Schreck schon gut: zum einen, weil sie ihn ihr ganzes Leben lang nicht als homosexuell wahrgenommen hat und da - falls sich das bewahrheiten sollte, wovon ich ausgehe - erst umdenken muss. Und zum anderen, weil das natürlich etwas ist, dass zu jener Zeit durchaus zu ernsthaften Problemen führen kann.
Ich habe auch kein Problem mit LGBTQ+ - bin aber ebenfalls der Meinung, dass zu intime Zärtlichkeitsbekundungen für mich in die eigenen vier Wände gehören, völlig unabhängig von Geschlechtszugehörigkeit oder Sexualität. Im Kino sass mal ein (heterosexuelles) Paar vor mir, dass derart miteinander zugange war, dass es mich wirklich gestört hat. Ich hab mich zwar schrecklich prüde dabei gefühlt, aber da war für mich eine Komfortgrenze deutlich überschritten, auch wenn es noch lange nicht so weit ging wie bei beowulf
(Danke dafür, ich hatte lustiges Kopfkino von Dir während der Vorführung...
).