Claudia Rimkus: Morden für Einsteiger. Hannover-Krimi, Hameln 2025, CW Niemeyer Buchverlage GmbH, ISBN 978-3-8271-9214-1, Klappenbroschur, 323 Seiten, Format: 19 x 12,5 x 1,9 cm, Buch: EUR 14,00, Kindle: EUR 9,99.
„Wieder einmal nagen Zweifel an mir – mehr als jemals zuvor. Darf ich mir anmaßen, mich zum Richter über Leben und Tod zu erheben? Ausgerechnet ich? Wer bin ich denn? Eine kleine Anwaltsangestellte mit einem übergroßen Gerechtigkeitssinn.“ (Seite 297)
Ein klassischer Krimi, in dem die Aufklärung eines Verbrechens im Mittelpunkt steht, ist das nicht. Die Geschichte wird uns aus der Perspektive der „Täterin“ geschildert. Ich würde sagen, es handelt sich um eine unterhaltsame, leicht schwarzhumorige Thriller-Komödie.
Caro legt Wert auf Gerechtigkeit
Hannover in der Vorweihnachtszeit: Keine Frage, die Ich-Erzählerin, Carolin Gerber, 38, ist ein guter Mensch. Sie unterstützt nach Kräften ihre Geschwister, sie kümmert sich um ihre verwitwete Mutter und im Bedarfsfall auch um die sechsjährige Tochter ihrer alleinerziehenden Nachbarin. Manchmal hilft sie auch in der Freiwilligen-Agentur aus, in der sich ihre Mutter engagiert. Schon als Kind hatte sie ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, und so verwundert es nicht, dass sie als Rechtsanwaltsfachangestellte arbeitet.
Ihre Arbeit und das Leben im Allgemeinen haben sie allerdings gelehrt, dass Rechtsprechung oft nicht das widerspiegelt, was sich der Normalbürger unter Gerechtigkeit vorstellt. Da laufen die größten Ganoven frei herum, weil man ihnen nichts nachweisen kann oder weil zwielichtige Anwälte sie herausgepaukt haben. Und warum, bitte, darf Carolins Schwager seit Jahren ungestraft Frau und Kinder misshandeln? Ohne ihn, findet Carolin, wäre die Familie besser dran.
„Der kann weg!“ – Caros Todesliste
Aus einer Laune heraus erstellt die passionierte Krimileserin nun eine Liste mit Menschen, die ihrer Meinung nach unbedingt ins Jenseits befördert werden müssten:
der prügelnde Schwager, die saumselige Hausverwalterin, der kriminelle Rechtsverdreher - und noch ein paar weitere Gestalten, bei denen sich
auch der Leser denkt: Ja, gut, kann weg!
Nur kommt Carolin jetzt auf die unselige Idee, diesbezüglich nachhelfen zu wollen.
Mit ihrem Schwager fängt sie an. Ihn nach Feierabend auf seiner Baustelle abzupassen und zu erledigen, dürfte ja kein Problem sein.
Doch so leicht wie im Krimi ist das Töten im wahren Leben nicht. Das ist ihr vor uns Leser:innen ziemlich peinlich.
Aller Anfang ist schwer
„Sorry. Das tut mir wirklich leid. Sie müssen schon so lange auf meine erste Leiche warten. Bedenken Sie aber Folgendes: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Als Quereinsteiger hat man es in keinem Beruf leicht. Man braucht eine gewisse Zeit der Einarbeitung.“ (Seite 185)
Dass sie gerade jetzt dem attraktiven Kriminalkommissar Mark Rosner in die Arme läuft und ihn unwiderstehlich findet, ist ihrer Killer-Karriere nicht förderlich. Die große Frage ist: Soll sie ihre Todesliste nun vergessen und mit ihrem Polizisten glücklich werden, oder soll sie weitermachen, weil man manchmal eben Schlechtes tun muss, um etwas Gutes zu bewirken?
Mit ihren Freunden und Verwandten kann Carolin dieses Dilemma nicht diskutieren, und so lässt sie uns Leser:innen an ihren Überlegungen teilhaben. Wir sollen jetzt urteilen: Sind wir für Gerechtigkeit? Ja! Wollen wir, dass sich die sympathische Romanheldin des mehrfachen Mordes schuldig macht? Nein! – Was nun? Einen Mittelweg gibt es nun mal nicht.
Das Schicksal hat einen makaberen Humor
Doch wer hätte gedacht, dass das Schicksal einen so makaberen Humor hat? Fast ist man versucht, selbst auch so eine Liste zu erstellen. Vielleicht klappt’s ja!
Der Leser sympathisiert mit der Heldin und wünscht ihr nur das Allerbeste, auch wenn er moralische Bedenken bezüglich ihrer Todesliste hat. Man fiebert bei Carolins Unternehmungen mit und fragt sich bei jeder ihrer Aktionen bange, was denn wohl jetzt wieder dazwischenkommen wird. Das macht die Geschichte spannend. Witzig wird sie durch die Art, in der Carolin uns von den Ereignissen erzählt. Und ein bisschen kommen wir beim Lesen auch ins Grübeln: über gut, böse und alles dazwischen.
Unterhaltsame Thriller-Komödie
Ganz ernst nimmt sich die Geschichte nicht. So viele Zufälle wären im realen Leben undenkbar. Aber eine allzu große Realitätstreue ist auch gar nicht das Ziel dieser Thriller-Komödie. Das Buch will uns auf intelligente Weise unterhalten, und genau das tut es.
So gerne ich Carolin und ihren Polizisten mag – Serienpotential sehe ich hier nicht. Bei einer Fortsetzung wäre die überraschende Grundidee einfach nicht mehr überraschend. Als „alleinstehendes“ Werk habe ich dieses Buch aber sehr genossen.
Die Autorin
Claudia Rimkus lebt und genießt ihren Unruhestand in ihrer Geburtsstadt Hannover. Sie hat zwei Kinder und drei Enkel. Seit ihrer Jugend schreibt sie Gedichte, Kurzgeschichten und Romane. Ihre ersten Erzählungen wurden erfolgreich als Fortsetzungsromane in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und den angeschlossenen Lokalzeitungen veröffentlicht. Trotz aller Spannung sind ihre Werke stets mit Humor gewürzt. Als Ausgleich zur Schreibtischarbeit ist die Autorin gern mit der Kamera unterwegs. Das genaue Beobachten ihrer Umwelt inspiriert sie sowohl beim Fotografieren als auch beim Schreiben. Ihre Fotos haben mehrere Preise gewonnen.
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ASIN/ISBN: 3827192145 |