Zeit der Scham – Martin Pollack

  • Essays und Reportagen


    Residenz-Verlag, 2025

    288 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Martin Pollacks „Zeiten der Scham“ versammelt Essays und Reportagen des leidenschaftlichen Kämpfers für Demokratie und offene Gesellschaft. Der Band bietet eine sorgfältige Auswahl von Texten aus den letzten Jahren – packende Reportagen aus Ländern wie der Ukraine, Belarus oder der Republik Moldau, aber auch Aufrufe zum Widerstand und bewegende Reden gegen das Vergessen des Holocaust. Immer wieder setzt sich Martin Pollack auch mit der schwierigen Geschichte seiner eigenen Familie auseinander. Und in seinen letzten, bereits von Krankheit gezeichneten Jahren hat er sehr persönliche Beobachtungen aus seinem geliebten burgenländischen Garten, Geschichten von Apfelbäumen, Jahreszeiten und allerlei Getier verfasst.


    Über den Autor:

    Martin Pollack, geboren 1944 in Bad Hall, gestorben am 17. Januar 2025 in Wien. Studium der Slawistik und osteuropäischen Geschichte. Übersetzer polnischer Literatur, Journalist und Autor, 1987– 1998 Korrespondent des SPIEGEL in Wien und Warschau. Zahlreiche Preise, u. a. den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (2007) und den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2011). Lebt im Südburgenland und in Wien. Zuletzt erschienen: „Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater“ (2004), „Wer hat die Stanislaws erschossen? Reportagen“ (2008), „Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien“ (2010), „Kontaminierte Landschaften“ (2014), „Topografie der Erinnerung“ (2016).


    Mein Eindruck:

    Dies ist das letzte Buch des großen Essayisten Martin Pollack, der leider Anfang 2025 verstarb. Es versammelt verschiedene Texte.

    Ein sehr reichhaltiges Buch, in dem Martin Pollack direkt und sehr genau von sehr relevanten Themen erzählt. Oft lässt er eigene Erfahrungen, z.B. durch die eigene Familie einfließen.


    Martin Pollack konnte über vieles schreiben. Aber es gibt nichts in diesem Buch, was nicht erzählenwert ist.

    Gleich als erste gibt es den Vortrag „Wir müssen Wderstand leisten“ von 2018. Das war seine Dankesrede zur Verleihung des Johann-Heinrich-Merck-Preises.

    Der vielleicht wichtigste Text ist von 2023: Ukraine. Die Instrumentalisierung der Geschichte. Hier zieht Pollack Zusammenhänge des russischen Angriffskriegs zur Vergangenheit und findet deutliche Worte. Den Schluß aus diesem Text möchte ich kurz zitieren und unterstreichen.

    „Es ist unser aller Pflicht, ihm (Putin) endlich Einhalt zu gebieten, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, sonst machen wir uns mitschuldig und werden am Ende selbst zu Opfern.“


    Es ist als Erstveröffentlichung auch Pollacks letzer Text enthalten: Opsi

    Darin schreibt er über seinen Großvater. Ein Großvater, der sich liebevoll um seinen Enkel kümmerte, und doch gleichzeitig auch ein unverbesserlicher, überzeugter Anisemit und Nazi bis zum Schluß war. Erschütternd.


    Ich denke, dass es nicht viele Autoren wie Martin Pollack mehr geben wird, der nie die Wahrheiten scheute und Abgründe überwand. Martin Pollack fand Worte für das oft Unausprechliche.



    ASIN/ISBN: ‎3701718067