Stefan Linder - Der verschwundene Herr Hoffmann

  • Herausgeber: Miles-Verlag (12. August 2025)

    Taschenbuch: ‎400

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3967760979


    Kurzbeschreibung


    Vom Feldjägerfeldwebel und langjährigem Personenschützer des Generalinspekteurs der Bundeswehr im Kampf gegen die 3. Generation der Roten Armee Fraktion (RAF) bis zum Leiter der Vermisstenstelle nach der Flutkatastrophe an der Ahr spannt sich die Dienstzeit des Autors über vier Jahrzehnte Zeitgeschichte. An der Schaltzentrale militärischer Macht erlebte er den Zusammenbruch des Eisernen Vorhanges und die Wiedervereinigung Deutschlands. Als Kriminalbeamter des Landes Rheinland-Pfalz ermittelte er in spektakulären Fällen, Morden und Cold Cases. Auch an den Ermittlungen im Ahrtal nach der größten Naturkatastrophe, die dieses Land je gesehen hat, war er beteiligt. All dies schildert der Autor neben vielen kleinen Verbrechen und bedrückenden Tatorten. Er gibt einen Einblick in die kriminalpolizeiliche Arbeit, wie sie wirklich stattfindet.


    Autor


    Stefan Linder, Kriminalhauptkommissar a. D., ist seit 2025 pensioniert und lebt in der Nähe von Koblenz.


    Rezension


    Bei dem Buch dachte ich an kühle Einsatzberichte, nüchterne Polizeiabläufe, ein bisschen Statistik, eben das, was man oft bekommt, wenn jemand aus dem Dienst schreibt. Aber Stefan Linder zerlegt diese Vorstellung sofort. „Der verschwundene Herr Hoffmann“ ist kein distanzierter Rückblick, sondern eine erstaunlich persönliche Reise durch vier Jahrzehnte im Dienst.


    Schon die frühen Kapitel haben abgeholt: Seine Zeit als Feldjägerfeldwebel und Personenschützer des Generalinspekteurs wirkt wie ein Blick durchs Schlüsselloch in eine Epoche, von der ich vieles nur am Rand mitbekommen habe. Kalter Krieg, RAF, politische Spannungen kurz vor der Grenzöffnung: Linder war mittendrin, und das merkt man auch.


    Später wechselt das Buch in die Ermittlungsarbeit als Kriminalkommissar und da geht es erst so richtig los. Spektakuläre Fälle, alltägliche Routinen, Wendungen, die man so nicht kommen sieht, Cold Cases, belastende Einsätze und die harte Arbeit im Ahrtal nach der Flut. Was mir dabei besonders gefallen hat: Linder zeigt, wie Ermittlungen wirklich aussehen, mit all ihren Pausen, Fehlern, Erfolgen und aber auch Rückschlägen.


    Linder beschreibt genau, wie sehr ihn Opfer, Angehörige und ganze Schicksale berührt haben. Und er spricht offen über Belastungen, wie man es aus diesem Bereich eher selten kennt, ehrliche Einblicke in ein Leben, das viel abverlangt hat. Gleichzeitig nimmt er kein Blatt vor den Mund, wenn es um starre Strukturen und systemische Probleme geht.


    Der Stil ist klar, verständlich, manchmal trocken-humorvoll, immer reflektiert. Und genau dadurch schafft er eine Nähe, die viele True-Crime-Bücher nicht erreichen. Denn hier schreibt jemand, der wirklich dort stand, wo andere nur recherchieren.


    Für mich ist „Der verschwundene Herr Hoffmann“ ein spannendes, ehrliches und erstaunlich berührendes Buch. Für alle, die wissen wollen, wie Polizeiarbeit wirklich aussieht und für alle, die True-Crime mögen: absolute Empfehlung.