Wiedersehen in Rajasthan von Ute Krause

  • Über die Autorin

    Ute Krause, 1960 geboren, wuchs in der Türkei, Nigeria, Indien und den USA auf. An der Berliner Kunsthochschule studierte sie Visuelle Kommunikation, in München Film und Fernsehspiel. Sie ist als Schriftstellerin, Illustratorin, Drehbuchautorin und Regisseurin erfolgreich. Ihre Bilder- und Kinderbücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und für das Fernsehen verfilmt. Ute Krause wurde u.a. von der Stiftung Buchkunst und mit dem Ver.di-Literaturpreis ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.


    Kurzbeschreibung

    Hamburg 1999: Nach dem Tod ihrer Mutter reist Paula nach Rajasthan, wo sie als Kind einige Jahre gelebt hat. Dort lernte sie damals die Familie Khandal kennen, bei der sie, anders als in ihrer Familie, Wärme und Geborgenheit erfahren hat. Doch Paulas Mutter und Gesa Khandal beendeten die Freundschaft plötzlich. Nun will Paula herausfinden, was aus den Khandals geworden ist, denn der Bruch hat in ihrem Leben Spuren hinterlassen.


    Indien 1935: Gesa zieht als Ehefrau von Ravi, in den sie sich in Berlin verliebte, nach Rajasthan. Schon bald muss sie erfahren, dass Ravi ein Geheimnis hütet, das ihr Leben ins Wanken bringt. Dennoch lernt sie, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und freundet sich mit Paulas Familie an.

    So unterschiedlich die Leben der beiden Frauen auch sind, so tief sind sie doch auf rätselhafte Weise miteinander verbunden …


    Meine Rezension

    Paula reist nach dem Tod ihrer Mutter Marion auf den Spuren ihrer Kindheit nach Indien. Sie durfte dort als Kind eine Zeit erleben, die sie geprägt hat. Nun sucht sie nach den Freunden von damals und nach einer Antwort auf die Frage: was ist damals passiert, dass sich die Freundinnen Marion und Gesa so plötzlich entzweit haben?


    In Rückblenden erfahren wir dabei Gesas Geschichte, von ihrer Einwanderung nach Indien in den 30er Jahren ebenso wie Paulas Geschichte in den 60er Jahren, als sich die Schicksale der beiden Familien für eine gewisse Zeit miteinander verflechten.


    Dabei erleben wir viel Schmerz und Leid: Gesa ist gefangen in einer unglücklichen Ehe; Paula wächst in einer zutiefst dysfunktionalen und lieblosen Familie auf, auch mit ihrem manipulativen Ex-Partner hat sie mehr Ärger als Glück erlebt.


    Ich bin sehr ambivalent, was dieses Buch angeht. Auf der einen Seite habe ich es gerne gelesen. Die Beschreibungen der Autorin von Land und Leuten fand ich wunderschön, sehr farbenprächtig und gut gelungen. Vor dem Auge des Lesers entsteht ein wunderschönes Bild von Indien.


    Doch das Indien dieser Zeit ist eigentlich gar nicht schön: Frauen haben so gut wie keine Rechte und sind, wenn man so will, Eigentum ihrer Ehemänner. Übergriffe auf Frauen und Belästigungen sind an der Tagesordnung – wobei ich sagen muss, leider ist das auch heute ja noch viel zu oft so.


    Das Buch hat sich wirklich gut und flüssig wegschmökern können, aber letztlich war es mir einfach zuviel Drama. Aus jeder Person und jeder Situation wurde wirklich konsequent das Maximum an Leid herausgeholt.


    ACHTUNG: den Spoiler bitte wirklich nur lesen, wenn ihr auch das Buch komplett durch habt!


    Das war etwas, das war mir einfach zu sehr „over the top“. Alles, was passierte, war nicht nur schlimm, es war „SCHLIMM!!!!“ Da hätte mir ein bißchen mehr Ausgeglichenheit und Balance, was Gut und Böse angeht, besser gefallen.


    Leider habe ich bisher die Autorin in unserer Runde ein wenig vermisst, das empfinde ich als sehr schade, sie hätte sicher viel Interessantes über Indien zu berichten gehabt. Aber vielleicht schaut sie ja noch vorbei.


    Es fällt mir hier wirklich schwer, ein faires Urteil zu fällen, da ich hin- und hergerissen bin zwischen unterhaltsamer Lektüre und dem „too much drama“. Letztlich würde ich auf einer 10er Skala eine gute 7 vergeben.


    Die Autorin kann gut, fesselnd und unterhaltsam schreiben, aber ich hätte mir hier gewünscht, dass nicht jeder einzelne Protagonist ein wirklich "dramatisches Drama" erlebt, ein wenig mehr Positivität hätte mir besser gefallen.


    ASIN/ISBN: 3453275098

    Lieben Gruß,


    Batcat batsmile.gif


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Es kommt nicht oft vor, daß ich ein Leserundenbuch abbreche - dieses hier zählt dazu. Es war mir schlicht zu düster, zu deprimierend, zu hoffnungslos. Bevor nun der große Widerspruch einsetzt: ich habe das Buch beim Lesen so empfunden, auf mich hat es so gewirkt. Es ist also ein höchst subjektiver Eindruck. Bücher, die so auf mich wirken, lese ich in aller Regel nicht zu Ende (zumindest fällt mir aus dem Stegreif kein solches ein, das ich fertig gelesen hätte). Normalerweise informiere ich mich vor dem Lesen, ob das betreffende Buch etwas für mich ist. Hier klang der Klappentext durchaus interessant, allerdings ging daraus in keiner Weise hervor, wie schlimm es werden würde.


    Batcat hat in ihrer Rezi einiges zum Inhalt geschrieben, so daß ich mich hier nicht wiederholen muß.


    Aus jeder Person undjeder Situation wurde wirklich konsequent das Maximum an Leidherausgeholt.

    Das trifft den Nagel auf den Kopf. Und es wurde so herausgeholt, daß ich es jeweils in deprimierender Perspektive empfunden habe. Ich habe schon viele Bücher mit schlimmem Inhalt gelesen (selbst, wenn sympathische Hauptfiguren am Ende tot waren), die mich dennoch nicht so „heruntergezogen“ haben wie dieses. Daher habe ich nach etwa der Hälfte und ohne Aussicht auf Besserung die Reißleine gezogen und abgebrochen.


    HINWEIS

    Für das Buch gibt es sicherlich Interessenten, die es lesen möchten, denn die Geschmäcker sind zum Glück ja verschieden. Ich gebe mein Exemplar gegen Portoersatz gerne ab, auch ins EU-Ausland. Da ist das Porto dann halt ziemlich hoch. Bei Interesse bitte PN an mich.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")