Herausgeber: Eigenverlag (26. September 2025)
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ASIN/ISBN: B0FSW8ZRL8 |
Kurzbeschreibung
Kaum hat sich die Menschheit auf Juno niedergelassen und die ersten Hürden der Kolonisierung überwunden, steht ihre Existenz erneut auf dem Spiel: Ein Asteroid rast auf den Planeten zu – und droht alles Leben zu vernichten.
Nisha und Enyo haben endlich zueinander gefunden. Doch während er sich auf Juno ein neues Leben aufbaut, zieht es sie immer wieder hinauf zur Arcadia. Was will sie dort oben - geht sie ihm etwa aus dem Weg?
Gemeinsam mit Hailley, die noch immer von ihren Albträumen geplagt wird, suchen Nico und Elona fieberhaft nach einem Weg, den Einschlag zu verhindern. Doch die Zeit wird knapp – und ihre Chancen stehen schlecht.
Und während Sol seiner großen Liebe nachtrauert, droht sein Traum in einer alles verschlingenden Katastrophe unterzugehen.
Der packende Abschluss der Juno-Trilogie.
Autor
Steven Lee Anderson ist ein deutschsprachiger Autor für Science-Fiction Romane. Die Juno-Trilogie ist sein erster Science-Fiction-Epos.
Schon in jungen Jahren mit der Alien-Filmreihe konfrontiert, wuchs die Liebe zur Science Fiction und nach ersten Versuchen etwas ähnliches wie Alien zu kreieren, entstand nach vielen vollgeschriebenen und weggeworfenen Seiten schließlich die Juno-Trilogie.
Steven hat umfassende Erfahrung auf den Gebieten der Informatik, Machine Learning und Web Development.
https://www.buechertreff.de/bt-out/?url=ht…lee-anderson.de
Rezension
Kaum hat sich die Menschheit auf Juno eingerichtet, kaum sind die ersten Siedlungen entstanden und die anfänglichen Probleme der Kolonisierung halbwegs unter Kontrolle, zieht schon die nächste existenzielle Bedrohung auf. Ein Asteroid rast auf den Planeten zu und droht, alles Leben auszulöschen: Menschen, Hoffnungen, Zukunftspläne inklusive. Was wie ein schlechter Witz klingt, ist bitterer Ernst. Juno, eben noch Symbol für einen Neuanfang, wird plötzlich selbst zum möglichen Grab der Menschheit.
Zwei Jahre sind seit den Ereignissen aus „In der neuen Welt“ vergangen. Die Siedler haben sich eingerichtet, Strukturen gebildet und sich leider erneut gespalten. Alte Muster aus der Zeit auf der Erde sind zurückgekehrt. Besonders deutlich zeigt sich das an der Abspaltung der chinesischen Fraktion, die versucht, ihr Glück allein zu machen. Doch bald wird klar, dass das eigene Habitat die Menschen nicht ausreichend ernähren kann. Hilfe von außen wird ausgeschlagen, die Isolation verstärkt. Statt Zusammenhalt wächst Misstrauen, statt Kooperation wieder Nationalismus. Und genau in diesem Moment steht mit dem herannahenden Asteroiden alles auf dem Spiel.
Parallel dazu begleiten wir bekannte Figuren weiter auf ihrem Weg. Nisha und Enyo haben endlich zueinandergefunden. Er versucht, auf Juno ein neues Leben aufzubauen, so etwas wie Frieden zu finden. Sie hingegen zieht es immer wieder zurück zur Arcadia. Für Enyo wirkt es, als würde sie ihm ausweichen. Hailley wird noch immer von Albträumen geplagt, während Nico und die KI Elona fieberhaft nach einer Möglichkeit suchen, den Einschlag zu verhindern. Und über allem steht Sol, der seiner großen Liebe nachtrauert, während sein Traum von einer geeinten Menschheit auf Juno langsam zu zerbrechen droht.
„Juno: Sols Traum“ ist der Abschluss der Trilogie und das merkt man diesem Band auch an. Steven Lee Anderson fährt hier noch einmal alles auf, was die Reihe ausgemacht hat: große Bedrohungen, moralische Fragen, menschliche Schwächen und die ständige Frage, ob die Menschheit überhaupt in der Lage ist, aus ihren Fehlern zu lernen. Im Vergleich zu den vorherigen Bänden ist der dritte Teil der mit Abstand spannendste.
Was mir besonders gefallen hat, ist der thematische Kern dieses Finales. Wieder einmal steht nicht die Technik im Vordergrund, nicht der große wissenschaftliche Kniff, sondern der Mensch selbst. Der Asteroid ist zwar die unmittelbare Bedrohung, aber das eigentliche Problem bleibt das Gleiche wie schon auf der Erde: Spaltung, Machtdenken, das Festhalten an alten Strukturen. Anderson zeigt sehr deutlich, dass ein neuer Planet allein keinen neuen Menschen schafft.
Die Story rund um die auseinanderdriftenden Fraktionen, insbesondere die Isolation der chinesischen Siedler, fand ich stark. Das fühlt sich unangenehm realistisch an. Anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen, zieht man sich zurück, schottet sich ab und verschärft damit die Lage nur noch weiter.
Auch auf Figurenebene funktioniert der Band überwiegend sehr gut. Viele Charaktere haben ihren Platz auf Juno gefunden, andere hängen noch immer in der Vergangenheit fest. Enyo gehört für mich zu den Figuren, die hier eine schöne Entwicklung durchmachen. Sein Wunsch nach einem einfachen, ehrlichen Leben steht im Kontrast zu seiner Vergangenheit.
Nisha bleibt eine ambivalente Figur, was mir gefallen hat. Sie ist stark, kompetent, aber auch getrieben. Auch Hailley und Nico sind wieder stärker eingebunden, vor allem durch die verzweifelte Suche nach einer Lösung für das Asteroidenproblem. Der Druck, unter dem sie stehen, ist spürbar, die Hoffnung schwindet von Kapitel zu Kapitel.
Das große Plus dieses Bandes ist eindeutig die Spannung. Der drohende Einschlag hängt wie ein Damoklesschwert über der gesamten Handlung. Anderson versteht es gut, dieses Gefühl der Ausweglosigkeit aufzubauen. Die Chancen stehen schlecht, Zeit bleibt kaum, und selbst die besten Pläne wirken wie ein Glücksspiel. Gerade dieser permanente Druck sorgt dafür, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.
Allerdings ist „Sols Traum“ nicht frei von Kritikpunkten. Ein Aspekt, der für mich etwas zwiespältig war, ist die unerwartete Hilfe, die der Menschheit im Laufe der Geschichte zuteilwird. Ohne zu sehr zu spoilern: Für meinen persönlichen Geschmack hätte es diese Wendung nicht zwingend gebraucht. Die Geschichte hätte auch ohne diesen Kniff anders funktionieren können. Das ist aber ganz klar Geschmackssache.
Ähnlich ging es mir mit der Herkunft des Asteroiden und den wissenschaftlichen Erklärungen dazu. Hier wird stellenweise etwas konstruiert, vielleicht sogar ein wenig zu sehr „an den Haaren herbeigezogen“. Für mich war das ein Punkt, bei dem ich innerlich kurz gestutzt habe. Der Geschichte insgesamt schadet das allerdings kaum, weil der emotionale und thematische Kern stark genug ist, um solche Schwächen aufzufangen.
Im Vergleich zum ersten Band bleibt auch hier die Figurentiefe nicht immer auf dem Niveau, das möglich gewesen wäre. Einige Nebenfiguren hätten mehr Raum verdient. Das zieht sich als kleiner Schwachpunkt durch die gesamte Trilogie und ist auch im Finale spürbar. Gleichzeitig muss man Anderson zugutehalten, dass er eine große Geschichte mit vielen Figuren zu einem runden Abschluss bringt und das gelingt ihm insgesamt gut.
Das Finale selbst ist spannend, emotional und weitgehend befriedigend. Die offenen Fragen werden beantwortet, Konflikte zugespitzt und nicht alles geht glatt aus. Besonders gefallen hat mir, dass der Autor nicht den einfachen Weg wählt, Juno bleibt ein Ort der Hoffnung, aber keine Utopie. Der Traum von einer besseren Menschheit bleibt fragil und genau das macht das Ende glaubwürdig.
Unterm Strich ist „Juno: Sols Traum“ ein starker Abschluss einer ambitionierten Science-Fiction-Trilogie. Der dritte Band bietet die höchste Spannung, greift zentrale Themen der Reihe noch einmal auf und führt sie konsequent zu Ende. Trotz kleiner Schwächen in der wissenschaftlichen Herleitung und bei einzelnen Figuren überzeugt das Gesamtbild. Die Juno-Trilogie erzählt weniger von fremden Welten als von uns selbst, von unseren Fehlern, Ängsten und der Frage, ob wir wirklich bereit sind, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Für mich ist Juno eine sehr gelungene Science-Fiction-Reihe, die nicht perfekt ist, aber dennoch sehr überzeugt hat. Wer Science-Fiction mag, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und große Fragen stellt, statt nur auf Action zu setzen, sollte hier unbedingt zugreifen. Für Genre-Fans ist das definitiv eine Empfehlung.
